Jƍgan-Erdbeben 869

Jƍgan-Erdbeben 869
Jƍgan-Erdbeben 869 (Japan)
Jƍgan-Erdbeben 869 (Japan)
Datum 9. Juli 869
Magnitude 8,1–8,4 MW
Epizentrum 38° 0â€Č 0″ N, 143° 45â€Č 0″ OKoordinaten: 38° 0â€Č 0″ N, 143° 45â€Č 0″ O
Land Japan
Tsunami ja
Tote ≈ 1000

Das Jƍgan-Erdbeben 869 (japanisch èČžèŠłćœ°éœ‡ Jƍgan jishin), auch Jƍgan-Sanriku-Erdbeben (èČžèŠłäž‰é™žćœ°éœ‡, Jƍgan Sanriku jishin) genannt, war eines der stĂ€rksten Erdbeben mit Tsunamis in der Geschichte Japans und ereignete sich am 9. Juli[1] 869 (traditionelles Datum: Jƍgan 11/5/26) vor der Sanriku-KĂŒste.

Das Ereignis wird in der im Jahr 901 zusammengestellten Reichschronik Nihon Sandai Jitsuroku (Band 16) wie folgt beschrieben:

「äș”月[
]ć»żć…­æ—„ç™žæœȘă€‚é™žć„„ć›œćœ°ć€§éœ‡ć‹•ă€‚æ”ć…‰ćŠ‚æ™éš æ˜ ă€‚é ƒäč‹ă€‚äșșæ°‘ć«ć‘Œă€‚äŒäžèƒœè”·ă€‚æˆ–ć±‹ä»†ćŁ“æ­»ă€‚æˆ–ćœ°èŁ‚ćŸ‹æźȘă€‚éŠŹç‰›é§­ć„”ă€‚æˆ–ç›žæ˜‡èžă€‚ćŸŽéƒ­ć€‰ćș«ă€‚é–€æ«“ćą»ćŁă€‚é œèœéĄ›èŠ†ă€‚äžçŸ„ć…¶æ•°ă€‚æ”·ć˜Żć“źćŒă€‚èČäŒŒé›·éœ†ă€‚é©šæż€æ¶Œæœźă€‚æłćŸŠæŒČé•·ă€‚ćżœè‡łćŸŽäž‹ă€‚ćŽ»æ”·æ•°ćƒç™Ÿé‡Œă€‚æ”©ă€…äžèŸ§ć…¶æ¶ŻäżŸçŸŁă€‚ćŽŸé‡Žé“è·Żă€‚æƒŁç‚ș滄æșŸă€‚äč—èˆč䞍æčŸă€‚ç™»ć±±é›ŁćŠă€‚æșșæ­»è€…ćƒèš±ă€‚èł‡ç”Łè‹—çšŒă€‚æź†ç„Ąć­‘éș焉.」

„5. Monat [
] 26. Tag: Ein großes Beben traf die Provinz Mutsu. Der Himmel war von taghellen Erscheinungen [vgl. Erdbebenlicht] durchzogen. Nach kurzer Zeit hallten die Schreie der Menschen. Niedergeworfen, war man nicht fĂ€hig wieder aufzustehen. Einige wurden von zusammenstĂŒrzenden GebĂ€uden zerdrĂŒckt und starben, andere wurden vom aufreißenden Boden verschluckt und starben. Pferde und Rinder erschraken, liefen umher und zertrampelten sich gegenseitig. UnzĂ€hlige Bauwerke wie Burgmauern, LagerhĂ€user, Tore, TĂŒrme, ZĂ€une und Mauern stĂŒrzten ein. Das Meer toste wie Donner, große Wellen strömten heran und bewegten sich auf großer LĂ€nge flussaufwĂ€rts. In kĂŒrzester Zeit erreichten sie die Burgstadt. Das Meer ließ einige hundert Meilen verschwinden und man wusste nicht wo die KĂŒste [= das Inland] aufhörte. Die Felder und Straßen wurden zum Ozean. Es war keine Zeit, die Boote zu besteigen oder in die Berge zu fliehen. Etwa tausend Menschen ertranken. Persönlicher Besitz und die Saat wurden fast vollstĂ€ndig zerstört.“[2]

Die in dem Bericht beschriebene Burgstadt wird hĂ€ufig mit derjenigen um die Burg Taga (heute in der Gemeinde Tagajƍ) identifiziert,[3] die damals Provinzhauptstadt (kokufu) war. Zudem wurden archĂ€ologische Hinweise auf ihre Zerstörung fĂŒr das 8./9. Jahrhundert gefunden.[3]

Basierend auf den beschriebenen SchĂ€den fĂŒr diesen Ort, die auf eine seismische IntensitĂ€t von mindestens der Stufe 5 schließen lassen, wird vermutet, dass das Erdbeben eine Magnitude von 8,3 hatte. Eine Simulation durch Minoura et al. von 2001 lokalisierte das Erdbeben zwischen 37° und 39° N, 143° und 144,5° O, wobei die Verwerfung etwa 200 km lang, 85 km breit war und in 1 km Tiefe stattfand. Der Tsunami besaß demnach dann eine Höhe von etwa 8 m.[3] Satake et al. bestimmten 2008 die Verwerfung mit einer LĂ€nge von 100 bis 200 km und einer Breite von 100 km bei einer Momenten-Magnitude MW 8,1 bis 8,4.[4] Die Erdbeben-Datenbank des National Geophysical Data Center der US-amerikanischen NOAA gibt eine OberflĂ€chenwellen-Magnitude von MS 8,6 an.[5]

Geologische Untersuchungen fanden marine Sedimentablagerungen, die auf diesen Tsunami zurĂŒckzufĂŒhren sind, in der Ebene zwischen dem heutigen Sendai und Sƍma mehr als 4–4,5 km landeinwĂ€rts. Allerdings lag die Ebene damals etwa einen halben Meter niedriger als heute. Dies bestĂ€tigt die beschriebenen großflĂ€chigen Überflutungen und die hohe Zahl der Todesopfer (verglichen mit der Tatsache, dass die Gegend damals weit weniger und nur sehr verstreut besiedelt war).[3][6] So wird fĂŒr das 8. Jahrhundert fĂŒr diese zweitbevölkerungsreichste Provinz eine Bevölkerung von 186.000 angenommen.[7]

Zudem wurden Hinweise auf zwei Ă€hnlich verheerende, vorangegangene Tsunamis mit Ă€hnlichen Auswirkungen gefunden: einen zwischen 910 und 670 v. Chr. und einen zwischen 140 v. Chr. und 150 n. Chr. Basierend darauf wird angenommen, dass derartige Tsunamis diese KĂŒstengegend etwa alle 800 bis 1100 Jahre,[3] bzw. unter Hinzunahme des Keichƍ-Sanriku-Erdbebens 1611 alle 450–800 Jahre[8] treffen. Minoura et al. meinten 2001, dass ein Ă€hnlich starker Tsunami, der etwa 2,5–3 km ins Land eindringe, zu erwarten sei.[3] Diese Vorhersage wurde hĂ€ufig mit dem Tƍhoku-Erdbeben und -Tsunami vom 11. MĂ€rz 2011 identifiziert und dieses wiederum dem Jƍgan-Erdbeben gleichgestellt.[6][8][9][4]

Siehe auch

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. ↑ Es wird hĂ€ufig auch der 13. Juli angegeben, was jedoch eine anachronistische Anwendung des Gregorianischen Kalenders darstellt.
  2. ↑ Kƍji Minoura: æŽ„æłąçœćźłăŻçč°ă‚Šèż”す. In: UniversitĂ€t Tƍhoku (Hrsg.): ăŸăȘăłăźæœ. Nr. 16, 30. Juni 2001 (Volltext)., Übersetzung angelehnt an Masatoshi Ishii: Information History: Research.
  3. ↑ a b c d e f K. Minoura, F. Imamura, D. Sugawara, Y. Kono, T. Iwashita: The 869 Jƍgan tsunami deposit and recurrence interval of large-scale tsunami on the Pacific coast of northeast Japan. In: Journal of Natural Disaster Science. Band 23, Nr. 2, 2001, S. 83–88 (jsnds.org [PDF]).
  4. ↑ a b Koji Okumura: Interplate megathrust earthquakes and tsunamis along Japan Trench offshore Northeast Japan. (PDF; 233 kB) In: Home of Geography. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 24. September 2015; abgerufen am 17. August 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemĂ€ĂŸ Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.homeofgeography.org
  5. ↑ Significant Earthquake. National Geophysical Data Center, National Oceanic and Atmospheric Administration, abgerufen am 17. August 2011 (englisch).
  6. ↑ a b Masatoshi Ishii: Information History: Research. In: ChuoOnline. Yomiuri Shimbun, 6. Mai 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 8. Mai 2011; abgerufen am 17. August 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemĂ€ĂŸ Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.yomiuri.co.jp
  7. ↑ Cornelius J. Kiley: Provincial administration and land tenure in Heian Japan. In: Donald H. Shively, William H. McCullough (Hrsg.): The Cambridge History of Japan. Volume 2: Heian Japan. Cambridge University Press, 1999, ISBN 0-521-22353-9, S. 255 (eingeschrĂ€nkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. ↑ a b Kenji Satake: The Giant off Tohoku earthquake of 11 March 2011. (PDF; 9 kB) AGU – Natural Hazards Focus Group, 16. MĂ€rz 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 1. MĂ€rz 2012; abgerufen am 15. August 2015 (englisch).
  9. ↑ Project Study on the Effective Countermeasures against Earthquake and Tsunami Disasters Bulletin (No. 4). (PDF) Japan International Cooperation Agency, Mai 2011, S. 1, abgerufen am 17. August 2011 (englisch).