Charles-F.-Adams-Klasse

USS Tattnall (DDG-19) 1990 im Suezkanal
USS Tattnall (DDG-19) 1990 im Suezkanal
Übersicht
Typ Zerstörer
Einheiten 29 gebaut, 0 in Dienst
Namensgeber Marineminister Charles Francis Adams
Dienstzeit

1960 bis 1992 (US Navy)

Technische Daten
Verdrängung

4500 Tonnen

Länge

133,20 Meter

Breite

14,30 Meter

Tiefgang

6,10 Meter

Besatzung

20 Offiziere, 363 Mannschaften

Antrieb

2 Dampfturbinen, 2 Wellen, 70.000 PS

Geschwindigkeit

30+ Knoten

Reichweite

1600 Seemeilen (3000 km) bei 30 Knoten, 6000 Seemeilen (11.000 km) bei 14 Knoten

Bewaffnung

1 Starter für Luftabwehrraketen und Seezielflugkörper
1 Starter ASROC
1 Dreifach-Torpedowerfer
2 Geschütze 127 mm

Die Charles-F.-Adams-Klasse war eine Klasse von Lenkwaffenzerstörern, von der für die United States Navy 23 Einheiten gebaut wurden. Jeweils drei weitere wurden auf US-Werften für die Bundesmarine und für die Royal Australian Navy gefertigt. Vier der USN-Schiffe wurden 1991 von Griechenland übernommen. Die ab 1960 in Dienst gestellten Einheiten wurden Anfang der 1990er (USN) respektive um die Jahrtausendwende (andere Betreiber) außer Dienst gestellt.

Geschichte

Die Claude V. Ricketts im Dock

Bau

Die Planung zum Bau der Zerstörer der Charles-F.-Adams-Klasse begann Mitte der 1950er Jahre. Ursprünglich sollten die Schiffe lediglich leicht verbesserte Einheiten der Forrest-Sherman-Klasse darstellen, entsprechend wurden die Rumpfnummern der ersten acht Einheiten als DD-952 bis DD-959 gewählt. 1957 wurde die Klassifikation von Zerstörer (DD) auf Lenkwaffenzerstörer (DDG) geändert, außerdem wurde die laufende Nummer geändert, so dass die erste Einheit DDG-2 war. Die 23 Einheiten der Klasse, die für die US Navy gebaut wurden, wurden auf sechs Werften gefertigt, wodurch die ganze Klasse innerhalb von nur rund vier Jahren fertiggestellt werden konnte (Baubeginn der ersten Einheit war 1958, der der Letzten 1962). Diese sechs Werften waren Avondale Shipyard für zwei Zerstörer, Lockheed Shipbuilding and Construction Company für drei Schiffe, Bath Iron Works, Todd Pacific Shipyards und Defoe Shipbuilding Company für je vier Schiffe und New York Shipbuilding als größter Auftragnehmer für sechs Adams. Da während der Bauphase – obwohl sie kurz war – neue Waffen und Ausrüstung auf den Markt kamen, unterscheiden sich die ersten 13 Einheiten merklich von den letzten 13. Die Gesamtbaukosten pro Schiff lagen bei ca. 34 Mio. US-Dollar[1].

Betreiber

Die deutsche Lütjens

23 Zerstörer der Charles-F.-Adams-Klasse wurden für die US Navy, sechs Einheiten für ausländische Marinen gebaut. Drei dieser Einheiten waren für die Bundesmarine (alle gebaut bei Bath Iron Works) bestimmt, in der die Schiffe als Lütjens-Klasse fuhren. Die anderen drei Einheiten, auf den Werften der Defoe Shipbuilding Company gebaut, erwarb die Royal Australian Navy. Der Name lautete hier Perth-Klasse. Diese sechs Einheiten wurden auf Wunsch der Betreiber an eigene Bedürfnisse angepasst. Die deutschen Einheiten wurden so etwas im Zuschnitt der Räume und vor allem der Elektronikausstattung verändert, außerdem wurde ein zweiter Mast installiert. Auch hatten die deutschen Einheiten keine eigentlichen Schornsteine, sondern „Macks“ mit seitlichen Rauchgasabzügen. Die australischen Einheiten erhielten eine andere Waffenzuladung.

Ein weiterer Betreiber von Einheiten der Charles-F.-Adams-Klasse war die Griechische Marine, die 1991 vier der ausgemusterten Zerstörer der US Navy erwarb und bis zu 13 Jahre lang betrieb.

Einsatzzeit

Untergang der zuletzt als Zielschiff verwendeten Towers

Die Schiffe der Charles-F.-Adams-Klasse wurden bei der US Navy zwischen 1960 und 1964 in Dienst gestellt. Die drei australischen Einheiten wurden zwischen 1965 und 1967 aktiviert, die deutschen Schiffe 1969 und 1970. Die US Navy wollte ihre Einheiten in den 1980er Jahren modernisieren, um die Einsatzzeit auf 35 bis 40 Jahre auszudehnen. Aus Kostengründen wurde dies jedoch nicht durchgeführt und die Schiffe nach einer Einsatzzeit von 30 Jahren außer Dienst gestellt. Die Adams wurden in der US Navy von den Arleigh-Burke-Zerstörern ersetzt, die Deutsche Marine baute als Ersatz die Sachsen-Klasse und die RAN ersetzte sie durch Fregatten der Adelaide- und Anzac-Klasse.

Abgesehen von den verkauften Schiffen wurden die Adams-Zerstörer zerlegt oder als Übungsziel versenkt beziehungsweise erwarten dieses Schicksal noch. Eine geplante Nutzung des Typschiffs, die USS Charles F. Adams (DDG-2), als Museumsschiff wurde 2018 verworfen. 2020 erfolgte der Abbruch der Charles F. Adams in Texas.

Technik

Rumpf

Decksansicht der Buchanan

Der Rumpf der Charles-F.-Adams-Klasse war 133 Meter lang und 14 Meter breit. Damit war er nur wenig länger als der der Forrest-Sherman-Klasse, von der der Entwurf abgeleitet war. Die Verdrängung lag bei voller Zuladung bei 4.500 ts. Der Rumpf bestand aus Stahl, während die Aufbauten aus Gewichtsgründen aus Leichtmetallen, vor allem Aluminium, gefertigt worden sind. Auf diesen Aufbauten befand sich der einzige Mast für die Radaranlagen, am Schornstein lag lediglich eine kleine Plattform für eine weitere Antenne. Die Fortführung der Deckserhöhung achtern, auf der das Geschütz stand, wird durch das Flugkörpermagazin bedingt, das sich in diesem Raum befindet.

Für einen Helikopterlandeplatz oder gar einen Hangar für die permanente Stationierung eines Helikopters war dagegen kein Platz an Bord. Achtern befand sich lediglich eine für VERTREP vorgesehene Fläche, also für die Versorgung durch schwebende Helikopter (VERTREP: Vertical Replenishment, dt.: Vertikale Versorgung).

Antrieb

Backbordpropeller der Claude V. Ricketts

Der Antrieb der Schiffe der Charles-F.-Adams-Klasse war ein Dampfturbinenantrieb. Es existierten vier Kessel, die das Wasser bei einem Druck von bis zu 1.200 psi (85 bar) erhitzten. Der entstehende Dampf wurde auf zwei Getriebeturbinen gelenkt, die jeweils eine Welle mit je einer Schraube antrieben. Die Leistung des Systems lag bei 70.000 PS, die Schiffe konnten damit Geschwindigkeiten von über 30 Knoten erreichen. Die Reichweite bei derart hohen Geschwindigkeiten lag allerdings nur bei ca. 1400 Seemeilen. Erst bei 20 Knoten konnten die Schiffe effektiv eingesetzt werden, dann erhöhte sich die Reichweite auf 4.500 Seemeilen, bei 14 Knoten gar auf 6000 Seemeilen. Die Menge an mitgeführtem Brennstoff lag bei 900 ts.[2]

Vier zusätzliche Generatoren, die den nötigen Dampf ebenfalls aus den Kesseln bezogen, waren für die Energieversorgung an Bord zuständig. Diese konnten bis zu 2 Megawatt Leistung liefern.

Bewaffnung

Eine Harpoon im Starter der Goldborough

Die Hauptbewaffnung der Adams bestand aus dem Luftabwehrsystem, dessen Starter sich ganz achtern befand. Die ersten 14 Einheiten erhielten einen Doppelstarter Mark 11, während auf den restlichen neun Einheiten ein Einarmstarter Mark 13 installiert worden ist. Gemein ist beiden Systemen eine Schussfrequenz von 8 Flugkörpern pro Minute sowie die Magazinkapazität. Alle Schiffe feuerten die Mittelstreckenrakete RIM-24 Tartar beziehungsweise nach deren Außerdienststellung die RIM-66 Standard Missile Medium Range ab. Über die Starter konnte bei Bedarf auch der Seezielflugkörper AGM-84 Harpoon verschossen werden. Insgesamt konnten 40 Flugkörper im Magazin mitgeführt werden.

Am Bug sowie achtern befand sich bei jedem der 23 Zerstörer je ein Geschütz vom Typ Mark 42. Diese Fünf-Zoll-Geschütze mit Kaliberlänge 54 waren auf kurze Reichweiten für Angriffe auf Luft- und Seeziele, aber auch für Landziele, vorgesehen. Vorn an den Aufbauten befand sich zum Einsatz gegen U-Boote an jeder Seite ein Dreifach-Torpedowerfer. Ebenfalls der Bekämpfung von U-Booten diente der Starter Mark 16 für acht ASROC-Raketentorpedos. Dieser war mittschiffs, also achtern der Aufbauten, aber noch vor dem Schornstein aufgestellt.

Elektronik

Gut zu erkennen die Flächenantenne SPS-52 am Schornstein sowie die Radarbeleuchter SPG-51 für die SM-1 dahinter

Das Navigationsradar auf den Zerstörern der Charles-F.-Adams-Klasse war das SPS-10 von Raytheon, das sich auf dem Mast, unterhalb des Hauptradars befindet. Dieses meint das zweidimensionale System, das bei den ersten Einheiten (DDG-2 bis DDG-14) das SPS-29 war. Bei DDG-15 bis DDG-24 wurde hingegen das modernere SPS-40 von Lockheed eingesetzt. Als 3D-Radar fungierte bei allen Schiffen das SPS-39 von Hughes Aircraft, wobei die Antenne recht bald durch die des moderneren Systems SPS-52 vom selben Hersteller ersetzt wurde. Diese befand sich auf einer Plattform am achterlichen Schornstein.

Fähig zu elektronischer Kampfführung waren die Adams zu Beginn durch das WLR-6-System, das durch das neuere SLQ-32 ersetzt wurde. Die Antennen können für Fernmelde- und elektronische Aufklärung eingesetzt werden. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die anfliegende Raketen sowohl mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen.

Als Sonar fungierte bei einem Großteil der Einheiten das am Rumpf montierte SQS-23, das lediglich aktiv eingesetzt werden kann. DDG 16 bis DDG-19 erhielten das neuere SQQ-23, das neben den aktiven auch einen passiven Modus aufweist. DDG-20 bis DDG-24 fuhren mit dem im Bug montierten SQS-24.

Einsatzprofil

Die Robison bewacht die Polyanthus während Earnest Will

Die Zerstörer der Charles-F.-Adams-Klasse waren als Begleitschiffe für die Flugzeugträger in den so genannten Carrier Vessel Battle Groups vorgesehen. Dabei bestand ihre Hauptaufgabe in der Flugabwehr. Andere Schiffe konnten mit Seezielflugkörpern, mit dem Werfer für ASROC und den Torpedorohren auch U-Boote bekämpft werden.

Die Adams wurden erstmals im Vietnamkrieg eingesetzt. Neben der Bewachung von Flugzeugträgern, die von Yankee Station aus Luftangriffe gegen Nordvietnam durchführten, waren die Schiffe auch für die Identifikation von heimkehrenden Maschinen und für Combat Search and Rescue zuständig. Einige der Einheiten wurden auch näher an die Küste befohlen, wo ihre Geschütze Landziele beschossen. Später fuhren sie Einsätze im Rahmen der Kubakrise und in den 1980er Jahren im Persischen Golf während des Iran-Irak-Kriegs. Dabei waren einige Adams an der Operation Earnest Will und der Operation Praying Mantis beteiligt. Die letzten Einsatzfahrten fanden Anfang der 1990er Jahre im Rahmen der Operationen Desert Shield und Desert Storm statt.

Auch die australischen Einheiten nahmen am Vietnamkrieg teil. Bei der RAN und der Bundesmarine dienten die Schiffe als eigenständige Kampfeinheiten unter anderem zur Bewachung der eigenen Hoheitsgewässer. Die drei deutschen Adams wurden außerdem regelmäßig in die ständigen Einsatzverbände der NATO in den Atlantik und das Mittelmeer abkommandiert.

Einheiten der US Navy

Charles - F. - Adams - Zerstörer - Klasse
Name Kennung Bauwerft Kiel-
legung
Stapel-
lauf
Indienst-
stellung
Außerdienst-
stellung
Verbleib Gestrichen a
Charles F. Adams DDG-2 Bath Iron Works 16.06.1958 08.09.1959 10.09.1960 01.08.1990 Verschrottet 01.08.1990
John King DDG-3 Bath Iron Works 25.08.1958 30.01.1960 04.02.1961 30.03.1990 Verschrottet 12.01.1993
Lawrence DDG-4 New York Shipbuilding 27.10.1958 27.02.1960 06.01.1962 30.03.1990 Verschrottet 16.05.1990
Claude V. Ricketts DDG-5 New York Shipbuilding 18.05.1959 14.06.1960 05.05.1962 31.10.1989 Verschrottet 01.06.1990
Barney DDG-6 New York Shipbuilding 10.08.1959 10.12.1960 11.08.1962 17.12.1990 Verschrottet 20.11.1992
Henry B. Wilson DDG-7 Defoe Shipbuilding 28.02.1958 22.04.1959 17.12.1960 02.10.1989 Als Ziel versenkt 26.01.1990
Lynde McCormick DDG-8 Defoe Shipbuilding 04.04.1958 28.07.1959 03.06.1961 01.10.1991 Als Ziel versenkt 20.11.1992
Towers DDG-9 Todd Pacific Shipyards 01.04.1958 23.04.1959 06.06.1961 01.10.1990 Als Ziel versenkt 27.05.1992
Sampson DDG-10 Bath Iron Works 02.03.1959 21.05.1960 24.06.1961 24.06.1991 Verschrottet 20.11.1992
Sellers DDG-11 Bath Iron Works 03.08.1959 09.09.1960 28.10.1961 31.10.1989 Verschrottet 20.11.1992
Robison DDG-12 Defoe Shipbuilding 28.04.1959 27.04.1960 09.12.1961 01.10.1991 Verschrottet 20.11.1992
Hoel DDG-13 Defoe Shipbuilding 03.08.1959 04.08.1960 16.06.1962 01.10.1990 Umbau zu Kraftwerksschiff, danach verschrottet 20.11.1992
Buchanan DDG-14 Todd Pacific Shipyards 17.01.1958 11.05.1960 07.02.1962 01.10.1991 Als Ziel versenkt 20.11.1992
Berkeley DDG-15 New York Shipbuilding 01.06.1960 29.07.1961 15.12.1962 30.09.1992 Als Themistoklis (D221) an Griechenland verkauft, später verschrottet 01.12.1992
Joseph Strauss DDG-16 New York Shipbuilding 27.12.1960 09.12.1961 20.04.1963 01.02.1990 Als Formion (D220) an Griechenland verkauft, später verschrottet 11.01.1995
Conyngham DDG-17 New York Shipbuilding 01.05.1961 18.05.1962 13.07.1963 30.10.1990 Verschrottet 30.05.1991
Semmes DDG-18 Avondale Shipyard 15.08.1960 20.05.1961 10.12.1962 14.04.1991 Als Kimon (D218) nach Griechenland verkauft, 2006 verschrottet 14.04.1991
Tattnall DDG-19 Avondale Shipyard 14.11.1960 26.08.1961 13.04.1963 18.01.1991 Verschrottet 12.01.1993
Goldsborough DDG-20 Puget Sound Bridge and Dredging 03.01.1961 15.12.1961 09.11.1963 29.04.1993 Als Ersatzteil nach Australien verkauft, später verschrottet. 29.04.1993
Cochrane DDG-21 Puget Sound Bridge and Dredging 31.07.1961 18.07.1962 21.03.1964 01.10.1990 Verschrottet 20.11.1992
Benjamin Stoddert DDG-22 Puget Sound Bridge and Dredging 11.06.1962 08.01.1963 12.09.1964 20.12.1991 Beim Schlepp zur Verschrottung gesunken 20.11.1992
Richard E. Byrd DDG-23 Todd Pacific Shipyards 12.04.1961 06.02.1962 07.03.1964 27.04.1990 Zur Teilegewinnung an Griechenland verkauft, später als Ziel versenkt 01.10.1992
Waddell DDG-24 Todd Pacific Shipyards 06.02.1962 26.02.1963 28.08.1964 01.10.1992 Als Nearchos (D219) an Griechenland verkauft, später als Ziel versenkt 01.10.1992
a 
Aus dem Marineschiffregister der U.S. Navy gestrichen.
Commons: Charles F. Adams-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. aus: Terzibaschitsch: Seemacht USA, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, ISBN 3-86047-576-2, Seite 404
  2. aus: Terzibaschitsch: Seemacht USA, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, ISBN 3-86047-576-2, Seite 407