Azobis(isobutyronitril)

Strukturformel
Strukturformel von AIBN
Allgemeines
Name Azobis(isobutyronitril)
Andere Namen
  • 2,2′-[(E)-1,2-Diazendiyl]bis(2-methylpropannitril) (IUPAC)
  • 2,2′-Azobis(2-methylpropionitril)
  • Azoisobuttersäuredinitril
  • AIBN
Summenformel C8H12N4
Kurzbeschreibung

farbloser geruchloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 78-67-1
  • 34241-39-9 [(E)-Isomer]
  • 156473-35-7 [(Z)-Isomer]
EG-Nummer 201-132-3
ECHA-InfoCard 100.001.030
PubChem 6547
ChemSpider 6299
Wikidata Q423679
Eigenschaften
Molare Masse 164,21 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

1,11 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt
Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 242​‐​302+332​‐​412
EUH: 044
P: 210​‐​235​‐​273​‐​304+340+312​‐​370+378​‐​403[1]
Toxikologische Daten

100 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Azobis(isobutyronitril) (meist abgekürzt als AIBN) ist eine organische Verbindung, die zu den Stoffklassen der Azoverbindungen und Nitrile zählt. Es ist ein vielgenutzter Radikalstarter sowohl in der organischen Synthese als auch in Polymerisationsreaktionen zur Herstellung von Kunststoffen.

Herstellung

AIBN wird über die Strecker-Synthese von Aceton, Natriumcyanid und Hydraziniumsulfat hergestellt. Das durch Kondensation entstehende 1,2-Bis(2-methylpropionitrilo-2-yl-)hydrazin wird anschließend zu AIBN oxidiert, zum Beispiel durch Chlor.[4]

Eigenschaften und Reaktionen

AIBN ist ein farbloses bis graues, geruchloses, wasserunlösliches Pulver, welches in organischen Lösemitteln und Vinyl-Monomeren gelöst werden kann. Je nach Darstellungsmethode entsteht auch ein feinkristalliner, weißer Feststoff.

AIBN zersetzt sich ab einer Temperatur von über 25 °C unter Abgabe von molekularem Stickstoff in zwei Isobutyronitril-Radikale.[2] Die Entstehung des Stickstoffs liefert die nötige Triebkraft für die Zerfallsreaktion. Dieser Zerfall kann bereits durch Schlag oder Reibung geschehen.[1] Unter Bestrahlung erfolgt der Zerfall schrittweise. Die Spezies die unter Abspaltung eines Nitrilradikals entsteht, vor Abspaltung von Stickstoff unter Bildung des zweitens Nitrilradikals, ist bei −196 °C mehrere Tage haltbar.[4]

Zerfall von Azobis(isobutyronitril) unter Bildung von Stickstoff und zwei Isobutyronitril-Radikalen.
Zerfall von Azobis(isobutyronitril) unter Bildung von Stickstoff und zwei Isobutyronitril-Radikalen.

Die Halbwertszeit der Zersetzung von AIBN ist 17 Stunden bei 60 °C und 1,1 Stunden bei 80 °C.[4]

Verwendung

AIBN ist der wichtigste Radikalstarter aus der Gruppe der Azoverbindungen, gefolgt von Azobis(cyclohexancarbonitril).[4]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Eintrag zu 2,2′-Dimethyl-2,2′-azodipropiononitril in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c Eintrag zu Azobis(isobutyronitril). In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. April 2014.
  3. Eintrag zu 2,2′-dimethyl-2,2′-azodipropiononitrile im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. a b c d Ladislav Androvič, Jan Bartáček, Miloš Sedlák: Recent advances in the synthesis and applications of azo initiators. In: Research on Chemical Intermediates. Band 42, Nr. 6, Juni 2016, S. 5133–5145, doi:10.1007/s11164-015-2351-4.