Wall (Warngau)

Wall
Gemeinde Warngau
Koordinaten: 47° 47′ N, 11° 46′ OKoordinaten: 47° 47′ 21″ N, 11° 46′ 21″ O
Höhe: 742 m ü. NHN
Einwohner: 363 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 83627
Vorwahl: 08024
Wall (Bayern)
Wall (Bayern)
Lage von Wall in Bayern
Pfarrkirche St. Margareth, 2024

Wall ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Warngau im oberbayerischen Landkreis Miesbach. Das Kirchdorf liegt westlich von Wachlehen, einem Gemeindeteil der Stadt Miesbach, an der MB 10. Südlich des Ortes verläuft die B 422, östlich fließt die Mangfall, ein linker Nebenfluss des Inns. Der Ort wurde um 1126 erstmalig urkundlich erwähnt.[2]

Name

Bei der ersten urkundlichen Erwähnung wurde ein „Odalrich de Ualda“ als Zeuge in einer Schenkungsurkunde genannt. Der darin vorkommende Ortsname geht wohl auf das mittelhochdeutsche Ualda zurück, was so viel bedeutet wie Waldgebiet.[3]

Ortsgeschichte

Beim Poschn bei Oberdickel, um 1910
Pfarrkirche St. Mar­ga­reth, um 1900
Pfarrkirche mit dem 1910–1911 gebauten Schulhaus

Das heutige Dorf bestand ursprüng­lich nur aus der Kirche und dem Maierhof, der 1515 in die heutigen Höfe Hupfauer und Wirt aufgeteilt wurde. Unter anderem als Folge der Pest von 1348/49 verödeten in Wall mindestens 12 Bauernhöfe. Dauerhaft verschwand das erbliches Nutzungsrecht für die Bauernhöfe Täbersleben, Kapferslehen, Stölzleinstattlehen, Humpolsreuth und Velsloslehen. Um 1869 hatte die Gemeinde Wall noch 3086 Tagwerk Ackerland und 134 Tagwerk Wiese.[4]

Eingemeindung

Wall war bis zum 1. Mai 1978 eine selbständige Gemeinde, bevor es zusammen mit dem westlichen Teil von Gotzing an Warngau angeschlossen wurde, das andernfalls an Holzkirchen angeschlossen worden wäre.[5] Zu Wall gehörten bis dahin folgende Gemeindeteile und Ortsnamen: Ableitner (auch Ableiten), Aigenhof, Angerer (wohl auch Anker), Aning, Bernloh, Bichlbauer (Büchelbauer), Bürg, Bürgtal (auch Pillthal, Pithal oder Bi-Thal), Burgweg, Daxer, Dickl, Drahtzieher, Drechsler (auch Drechsler oder Trerexler), Einhaus, Feldschuster, Finkeneister (wohl vor 1810), Haid, Hairer, Heigenkam (auch Heiligenkam oder Heidenkam), Heigenland (auch Heiligenland), Hinterthalham, Hinterweitenau (oder Hinter-Weitenau), Hochleiten, Höhenstein (auch Hinterhöhenstein oder Hinter-Höhenstein), Hörndl, Hössenthal, Holzmann, Hufnagel, Hummelsberg, Kaishof (auch Keilshof, Hinter- und Vorderkällshofer, Hinterkaishof oder Hinter-Kaishof), Kirchlehen, Kirchweg, Kleinlechner (auch Kleinlehen), Kühlehen, Lechner, Lehner (auch: Lechenbauer), Lerndlhäusl, Loch (oder Lohe), Ludwiger, Markhaus, Meister (auch Zimmermeister), Mühlweg, Neuhäusler, Neuhaus, Neuhäusl, Oberdickel, Oberschuster, Oberstadel, Pinkeneis, Plankenhof, Posch, (auch Poschn), Rain (nordöstlich von Krottenthal), Rain (auch Rhain oder Rhein), Rauscher (auch Raucher), Rank, Rechtal (auch Rehthal), Rinnentrad, Sakra (auch Sakerer oder Sackrer), Schmerold, Schuhmacher, Schusterhäusl, Sonnenreuth, Stadler, Steiner, Stidl (wohl auch Stillner oder Stiebner), Stillner (wohl auch Stidl), Stuttlehen, Thalham, Thalmühl (auch Müller im Thal), Trost, Unterdickel, Unterstadel, Vorderhöhenstein (auch Vorder-Höhenstein), Vorderkaishof (auch Vorder-Kaishof), Vorderthalham, Vorderweitenau (auch Vorder-Weitenau), Wall, Weidenau, Winkellohe und Zimmermeister.[6][7][8][9]

Bevölkerungsentwicklung

Um 1871 lebten in Wall 92 Einwohner. Bis 1950 stieg die Bevölkerungszahl auf 284 Einwohner. Im Mai 1987 gab es in dem seit zur Gemeinde Warngau gehörenden Gemeindeteil Wall 363 Einwohner in 83 Häusern, die in 134 Wohnungen aufgeteilt waren.[1]

Einwohner in Wall
Jahr 1871 1925 1950 1970 1987
Einwohner 92 140 284 124 363

Baudenkmäler

In der Liste der Baudenkmäler in Warngau sind für Wall sieben Baudenkmäler aufgeführt:

  • Die Anfang des 16. Jahrhunderts erbaute katholische Pfarrkirche St. Margareth, ein spätgotischer Saalbau mit eingezogenem Chor und Nordturm mit Doppelkuppel. Es handelt sich um einen Tuffsteinbau des Tegernseer Klosterbaumeisters Alexander Gugler aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Der Turmoberbau mit Kuppel und Laterne kam 1731 hinzu, die Barockisierung des Inneren erfolgte 1755. Auch die Deckenmalerei des Julian Breymeyer aus Tölz stammt aus dieser Zeit und stellt Szenen aus der Margarethenlegende dar. Auf dem Hochaltar ist die die Kirchenpatronin dargestellt, im Kampf gegen einen Drachen, der das Böse symbolisiert. Die große und die zwei mittelgroßen Glocken stammen von Münchner Gießern aus der Zeit des Barock und sind mit Dekor und Inschriften künstlerisch reich gestaltet. Die große wurde 1681 von Paul Kopp gegossen, die beiden mittleren 1738 von Franz Jakob Daller. Die kleine Glocke kam erst in jüngerer Zeit hinzu und ergänzt das Geläute zur wohlklingenden Vierstimmigkeit.[3]
  • Ehemaliger Pfarrhof, Auf der Leiten 1, ein zweigeschossiger Halbwalmdachbau mit Kniestock und verbrettertem Wirtschaftsteil-Obergeschoss, erbaut 1816/17, ehemaliger Wirtschaftsteil zu Wohnzwecken modern ausgebaut
  • Einfirsthof, umgangssprachlich Beim Mesner, Kirchbichl 4, ein zweigeschossiger Flachsatteldachbau mit umlaufender Balusterlaube und Giebellaube, erbaut 1762, Lüftlmalereien modern
  • Einfirsthof und Gasthaus, Miesbacher Straße 15, ein zweigeschossiger Flachsatteldachbau mit Lünetten im Kniestock und giebelseitigen Lauben, um 1860, modern verändert
  • Wohnteil des ehemaligen Zuhauses, Rainer 2, Flachsatteldachbau mit Blockbau-Obergeschoss, umlaufender Laube und verschalter Giebellaube, angeblich 1818 erbaut
  • Zwei Bildstöcke in der Miesbacher Straße 4 und auf der Flur Rain

Literatur

  • Franz Ebert: Geschichte und Chronik der Gemeinde Warngau. Hrsg.: Gemeinde Warngau. Mayr, Miesbach 1995, DNB 963576569.
Commons: Wall – Sammlung von Bildern
  • Wall in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 14. Oktober 2024.

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 108 (Digitalisat).
  2. Wall. Gemeinde Warngau;
  3. a b Michael Mannhardt: Zwölfuhrläuten – Wall in Oberbayern. BR Heimat, 18. Juli 2021.
  4. 100 Jahre Gebirgstracht-Erhaltungs-Verein (GTEV) d’Höhastoana Wall/MB – Festschrift 1907–2007.
  5. Die Freie Wähler-Gemeinschaft Warngau-Wall.
  6. Verein für Computergenealogie (www.CompGen.de): Warngau.
  7. Matricula Online: Wall-St. Margareth.
  8. Ortsregister zur Diözesanbeschreibung von Mayer/Westermayer. Stand ca. 1880.
  9. Anton Wessinger: Bayerische Orts- und Flussnamen – Erklärungsversuche. 1886, S. 67.