Tischtennisweltmeisterschaft 1959

Tischtennisweltmeisterschaft
1957 SchwedenSchweden WM 1959 1961 China Volksrepublik
Datum 27.3. – 5.4.1959
Austragungsort Deutschland Bundesrepublik Dortmund
Sieger
Einzel (♂) China Volksrepublik Rong Guotuan
Einzel (♀) Japan 1870Japan Kimiyo Matsuzaki
Doppel (♂) Japan 1870Japan Teruo Murakami
Japan 1870Japan Ichirō Ogimura
Doppel (♀) Japan 1870Japan Taeko Namba
Japan 1870Japan Kazuko Yamaizumi
Doppel (Mixed) Japan 1870Japan Ichirō Ogimura
Japan 1870Japan Fujie Eguchi
Mannschaft (♂) Japan 1870Japan Japan
Mannschaft (♀) Japan 1870Japan Japan

Die 25. Tischtennisweltmeisterschaft fand vom 27. März bis zum 5. April 1959 in Dortmund (Deutschland) statt. Es war die erste WM in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, insgesamt nach 1930 die zweite WM in Deutschland.

Übersicht

Spielort war die Westfalenhalle, gespielt wurde an 16 Tischen auf einem neu verlegten Bodenbelag. Etwa 40.000 Zuschauer verfolgten die Spiele, bei denen 39 Herren- und 27 Damenmannschaften aus 40 Nationen antraten; insgesamt starteten 372 Spieler (264 Herren, 109 Damen). Erstmals nahm auch die DDR mit eigenen Mannschaften teil. Der DTTB konnte sich im Vorfeld nicht mit dem deutschen Fernsehen einigen; deshalb wurden im Fernsehen keine Übertragungen der WM gesendet.

Von den sieben Goldmedaillen gewann Japan sechs. Lediglich der Titel im Herreneinzel ging erstmals an China. Es war die erste WM, bei der Japan nicht den Einzeltitel gewann, wenn es vertreten war. Europa siegte in keinem Wettbewerb. Die Mannschaftstitel der Damen und Herren gingen an Japan. Einzelweltmeister wurde der Chinese Rong Guotuan, bei den Damen gewann Kimiyo Matsuzaki das rein japanische Endspiel. Auch im Damendoppel und im Mixed standen nur japanische Sportler im Finale. Von den Europäern war Ungarn am erfolgreichsten. Es holte Silber im Herrenteam sowie im Herreneinzel durch Ferenc Sidó. Die Tschechoslowakei erreichte im Herrendoppel das Endspiel.

Als Veranstalter durfte Deutschland für die Individualwettbewerbe viele Aktive aufbieten. Die Nominierung erfolgte durch die Landesverbände.

Spielsystem der Mannschaftswettbewerbe

Die Herrenteams wurden in vier Gruppen gelost. Jede Mannschaft bestand aus drei Spielern. Ein Mannschaftskampf wurde nach dem Swaythling-Cup System durchgeführt.

Die Gruppensieger gelangten ins Halbfinale. Hier gewann Ungarn mit 5:3 gegen China und Japan mit 5:3 gegen Vietnam. Im Endspiel setzte sich Japan mit 5:1 gegen Ungarn durch.

Die Damenteams wurden in drei Gruppen gelost. Jede Mannschaft bestand aus zwei Spielerinnen. Ein Mannschaftskampf wurde nach dem Corbillon-Cup System durchgeführt.

Die drei Gruppensieger Japan, China und Korea spielten im System Jeder gegen Jeden um die Medaillenränge. Japan besiegte China mit 3:0 und Korea mit 3:2 und sicherte sich somit Gold. Korea holte sich durch ein 3:0 gegen China Silber.

Abschneiden der Deutschen

Nationalmannschaft der DDR
Herren von rechts nach links: Günter Matthias, Heinz Schneider (verdeckt), Helmut Hanschmann, Hans Täger und möglicherweise der Trainer.
Damen von links nach rechts: Christa Bannach, Doris Kalweit, Ute Mittelstädt, Sigrun Kunz, Isolde Woschee.

Herrenmannschaft Deutschland

In den Gruppenspielen der Gruppe B gewann Deutschland gegen Ägypten, Portugal und Belgien (jeweils 5:1) sowie gegen Australien, Irland und Jamaika (jeweils 5:0). Gegen China siegte Conny Freundorfer über den späteren Einzelweltmeister Rong Guotuan und Dieter Köhler über Wang Chuanyao, insgesamt ging der Kampf aber mit 2:5 verloren. Auch gegen Schweden verlor die Mannschaft mit 1:5, den einzigen Sieg erzielte wieder Dieter Köhler über Bjorne Mellström. Damit hatte das Team die Endrunde verpasst, in die nur der Gruppenerste China gelangte.

Herrenmannschaft DDR

Die DDR erreichte in Gruppe C den fünften Platz. Sie verlor gegen die ersten vier Teams Japan (0:5), Jugoslawien (1:5), Indien (1:5) und Österreich (4:5) und verzeichnete Siege über die Niederlande (5:4), Dänemark (5:1), Italien (5:4), Kanada (5:0) und Luxemburg (5:1). Die meisten Spiele gewann Heinz Schneider.

Damenmannschaft Deutschland

Auch die Damen konnten sich nicht für die Endrunde qualifizieren. Den Siegen in Gruppe C gegen Neuseeland, Italien, Österreich, Kanada (jeweils 3:0) und Belgien (3:1) standen Niederlagen gegen Japan, Ungarn (jeweils 0:3) und Frankreich (2:3) gegenüber. Damit erreichte Deutschland den vierten Platz.

Damenmannschaft DDR

Die DDR-Damen wurden in Gruppe A ebenfalls Vierter. Sie verloren gegen die vor ihnen platzierten Teams aus China, England und Schweden jeweils mit 0:3. Dazu kam eine 1:3-Niederlage gegen die Schweiz. Vier Siege sorgten für ein ausgeglichenes Punktverhältnis: Dänemark (3:2), Niederlande (3:0), Spanien (3:1) und die USA (3:0).

Herreneinzel Deutschland und DDR

Nach der vierten Runde – der Runde der letzten 32 – waren alle deutschen Herren ausgeschieden. Am weitesten kamen

Niederlagen in Runde 1

Außerdem schieden Anton Breumair, Dieter Czichowski, Ernst Gomolla, Dieter Knappe, Josef Seiz, Otmar Stock und Klemens Tietmeyer in der ersten Runde aus. Horst Funk war bereits in der Qualifikationsrunde gescheitert.

Niederlagen in Runde 2
Niederlagen in Runde 3
  • Hans-Jürgen Fromm: Erste Runde kampflos, Sieg über Laurie Landry (England), Niederlage gegen Yang Jai-Hua (China)
  • Hans Wilhelm Gäb: Sieg über Luciano Trevisiol (Italien), Edmond Beytkhoda (Persien), Niederlage gegen Tony Larsson (Schweden)
  • Herbert Gomolla: Sieg über Hans Täger (DDR), George Jackson (USA), Niederlage gegen Ludvík Vyhnanovský (ČSR)
  • Alfred Großmann: Sieg über Roger Desormeux (Kanada), Harry O’Prey (Irland), Niederlage gegen Heinz Reimann
  • Heinz Harst: Sieg über André Demeure (Belgien), George Murany (England), Niederlage gegen Chuang Chia-Fu (China)
  • Rolf Rätsch[1]: Sieg in der Qualifikation über Wim Augustinus (Niederlande), Herbert Köhncke (Deutschland), dann Sieg über Shonie Aki (USA), Claude Duvernay (Schweiz), Niederlage gegen Li Jen-Su (China)

Dameneinzel Deutschland und DDR

Am weitesten kam Sigrun Kunz (DDR), die erst im Achtelfinale gegen Gizella Lantos (Ungarn) verlor. Bereits vorher waren Jutta Kruse gegen Sárolta Máthé (Ungarn), Rosemarie Gomolla gegen Kathleen Best (England) sowie Ursel Matthias-Fiedler gegen Taeko Namba (Japan) ausgeschieden.

Niederlagen in Runde 1
Niederlagen in Runde 2
Niederlagen in Runde 3
Niederlagen in Runde 4

Herrendoppel Deutschland und DDR

Bis ins Achtelfinale kamen Heinz Harst / Dieter Köhler, wo sie gegen Ferenc Sidó (Ungarn) / Rong Guotuan (China) verloren.

Niederlagen in Runde 1

Freundorfer/Seiz schieden wegen einer Verletzung von Seiz kampflos aus.

Niederlagen in Runde 2
Niederlagen in Runde 3
Niederlagen in Runde 4

Damendoppel Deutschland und DDR

Durch Freilose erreichten Oda Mielenhausen / Rosemarie Gomolla das Achtelfinale, hier waren aber Libuse Grafkova / Eva Kroupkova (ČSR) zu stark.

Niederlagen in Runde 1
Niederlagen in Runde 2
Niederlage in Runde 3

Mixed

Bis unter die letzten 32 gelangten drei Paare. Hier unterlagen Dieter Köhler / Hannelore Schlaf gegen Ichirō Ogimura / Fujie Eguchi (Japan) sowie Lothar Pleuse / Ute Mittelstädt gegen Nobuya Hoshino / Taeko Namba (Japan). Auch Michael Wilcox/Trapp (Australien/Deutschland) erreichten die Runde der letzten 32.

Politik

  • Südafrika war nicht vertreten. Die Regierung von Südafrika verweigerte die Ausreisegenehmigung, weil Farbige in der Mannschaft eingesetzt werden sollten.
  • Die DDR wurde bei der Eröffnungsveranstaltung offiziell als „D.D.R.“ (mit Punkten) bezeichnet.

Wissenswertes

  • Der englische ITTF-Präsident Ivor Montagu hält die Eröffnungsrede in deutscher Sprache.[3]
  • Agnes Simon startet diesmal – nach ihrer Emigration aus Ungarn – für die Niederlande. Allerdings wird sie nicht in der Mannschaft eingesetzt, sie nimmt nur an den Individualwettbewerben teil.
  • Rong Guotuan gewinnt als erster Sportler aus China einen Weltmeistertitel.[4]
  • Der persische Spieler Husseyn Amir Ehteshamzadeh wird vom persischen TT-Verband wegen unerlaubter Wetten disqualifiziert.
  • Mit 13 Jahren ist der Brasilianer R.Biriba Da Costa (korrekt: Ubiraci Rodrignes Da Costa) der jüngste Teilnehmer.
  • Den höchsten Sieg landet die Koreanerin Cho Kyung-ja gegen Louise Parent (Kanada) mit 21:2, 21:1, 21:2.
  • Die Schiedsrichter müssen ihre Anfahrtskosten nach Dortmund aus eigener Tasche bezahlen.
  • Zu den deutschen Schiedsrichtern gehörten u. a. Eugen Bach aus Neustadt an der Weinstraße[5], Gerhard Wernicke aus Berlin[6], Erich Bachmann († 2016) aus Braunschweig, Egon Geese, Torsten Scharf und Karl Mikosch († 2016).[7]
  • Im Spiel Fujie Eguchi gegen Kyong Ja Choi wurde reklamiert, Kyong Ja Choi habe während eines Ballwechsels den Tisch verschoben. Da man sich nicht einigen konnte, wurde Ivor Montagu herbeigerufen. Er ließ den Ballwechsel wiederholen. Zusätzlich markierte er auf dem Fußboden den Stand der Tischbeine, um solche Streitfälle im Wiederholungsfalle entscheiden zu können.[8]
  • Der in Essen lebende frühere japanische Olympiasieger im Dreisprung Naoto Tajima betreut die japanischen Tischtennisspieler als Dolmetscher.[9]
  • Im Vorfeld mussten 20.000 Plakate wegen einer falschen chinesischen Flagge neu gedruckt werden.[9]
  • Die Volksrepublik China gibt im August 1959 zwei Briefmarken mit Tischtennismotiven (Michel-Katalog Nr. 451 und 452) und einen Ersttagsbrief mit Sonderstempel heraus. Die Deutsche Bundespost bietet einen Gedenkumschlag mit Sonderstempel von Dortmund an.
  • Es werden 8.000 Tischtennisbälle verbraucht.[10]

ITTF-Kongress

Der ITTF-Kongress legt fest, welche Schlägerbeläge benutzt werden dürfen, nämlich Noppengummi, Schwamm innen und Schwamm außen. Damit wird ein seit Jahren andauernder Streit um dieses Thema vorerst beendet. Da der DTTB in Deutschland diese Schlägerbeläge erst später – in der Saison 1959/60 – zulassen wird, benutzen die deutschen Teilnehmer Noppengummibeläge.

Ergebnisse

Es gibt widersprüchliche Angaben darüber, welche Deutsche nur an den Individualwettbewerben teilnahmen:

Wettbewerb Rang Sieger
Mannschaft Herren 1. Japan (Ichirō Ogimura, Seiji Narita, Nobuya Hoshino, Teruo Murakami)
2. Ungarn (László Földy, Ferenc Sidó, László Pigniczki, Zoltán Bubonyi, Zoltán Berczik)
3. China (Chiang Yung-Ning, Xu Yinsheng, Wang Chuanyao, Rong Guotuan, Yang Jai-Hua)
3. Vietnam (Mai Văn Hòa, Lê Văn Tiết, Trần Cảnh Được, Trần Văn Liễu)
9. Deutschland (Erich Arndt, Conny Freundorfer, Hans Wilhelm Gäb, Ernst Gomolla, Dieter Köhler)
17. DDR (Helmut Hanschmann, Lothar Pleuse, Heinz Reimann, Heinz Schneider, Hans Täger)
13. Österreich (Viktor Hirsch, Anton Hold, Wolfgang Stoiber, Karl Wegrath, Hans Zankl)
21. Schweiz (Lajos Antal, Paul Birchmeier, Claude Duvernay, Mario Mariotti, Marcel Meyer de Stadelhofen)
Mannschaft Damen 1. Japan (Fujie Eguchi, Kimiyo Matsuzaki, Taeko Namba, Kazuko Yamaizumi)
2. Korea (Hwang Yool-ja, Choi Kyung-ja, Lee Chong-hi, Cho Kyung-ja)
3. China (Sun Mei-ying, Qiu Zhonghui, Hu Ke-Ming)
10. Deutschland (Jutta Kruse, Ursel Matthias-Fiedler, Oda Mielenhausen, Hannelore Schlaf)
10. DDR (Christa Bannach, Sigrun Kunz, Ute Mittelstädt, Isolde Woschee)
19. Österreich (Brigitte Hausleitner, Hildegard Hintner, Margit Wanek)
22. Schweiz (Franziska Hassler, Monique Jaquet, Vera Kaszdorf)
Herren Einzel 1. Rong Guotuan – CHN
2. Ferenc Sidó – HUN
3. Ichirō Ogimura – JPN
3. Dick Miles – USA
Damen Einzel 1. Kimiyo Matsuzaki – JPN
2. Fujie Eguchi – JPN
3. Éva Kóczián – HUN
3. Qiu Zhonghui – CHN
Herren Doppel 1. Teruo Murakami/Ichirō Ogimura – JPN
2. Ludvík Vyhnanovský/Ladislav Štípek – TCH
3. Hans Alsér/Åke Rakell – SWE
3. László Földy/Zoltán Berczik – HUN
Damen Doppel 1. Taeko Namba/Kazuko Yamaizumi – JPN
2. Fujie Eguchi/Kimiyo Matsuzaki – JPN
3. Sun Mei-ying/Qiu Zhonghui – CHN
3. Ann Haydon/Diane Rowe – ENG
Mixed 1. Ichirō Ogimura/Fujie Eguchi – JPN
2. Teruo Murakami/Kimiyo Matsuzaki – JPN
3. Zoltán Berczik/Gizella Lantos – HUN
3. Wang Chuanyao/Sun Mei-ying – CHN

Medaillenspiegel

 Rang  Land Gold Silber Bronze Gesamt
1 Japan 1870Japan Japan 6 3 1 10
2 China Volksrepublik Volksrepublik China 1 0 5 6
3 Ungarn 1957 Ungarn 0 2 3 5
4 Tschechoslowakei Tschechoslowakei 0 1 0 1
5 England England 0 0 1 1
5 Vereinigte Staaten 49 Vereinigte Staaten 0 0 1 1
5 Vietnam Sud Südvietnam 0 0 1 1
5 Schweden Schweden 0 0 1 1
Total 7 7 13 27

Literatur

  • Vorschau, Gruppeneinteilung, Teilnehmerliste – Zeitschrift DTS, Ausgabe West 1959/5 Seite 1–2 + 1959/6 Seite 1–4
  • Ausführlicher Bericht: Zeitschrift DTS, Ausgabe West 1959/8 + 1959/9
  • Winfried Stöckmann: Von Dortmund bis Dortmund 1959–1989, Zeitschrift DTS, 1985/12 Seite 16–17
  • Winfried Stöckmann: 47 Nationen 1959 in Dortmund, Zeitschrift DTS, 1987/1 Seite 34–35 + 1987/2 Seite 14–15 + 1987/6 Seite 26–27
  • Erich Bachmann: Aus dem Tischtennis-Archiv von E.Bachmann, Tischtennis Magazin 2007/6 Seite 18–19 (Offizielles Organ des TT-Verbandes Niedersachsen)

Einzelnachweise

  1. a b c d In der ITTF-Datenbank ist Rolf Rätsch fälschlicherweise als "Theo Raetsch" aufgeführt.
  2. a b c In der ITTF-Datenbank ist Waltraud Trapp fälschlicherweise als "Ingrid Trapp" aufgeführt.
  3. Zeitschrift tischtennis, 2008/10 regional Nord Seite 2
  4. The Table Tennis Collector, 2008, Ausgabe 50, Seite 25 (PDF)
  5. Zeitschrift DTS, 1976/7 Seite 67
  6. Berliner Verband trauert um Ehrenmitglied Gerhard Wernicke, Meldung vom 9. Juli 2013 auf tischtennis.de (Memento vom 26. Juni 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 1. Juni 2023)
  7. Zeitschrift tischtennis, 2016/4 Region 2, Seite 4
  8. Zeitschrift tischtennis, 2020/10 Seite 53
  9. a b Zeitschrift DTS, 1987/1 Seite 34–35
  10. Zeitschrift DTS, 1959/14 Ausgabe West Seite 2
  11. über einen "Lothar Stegmann" gibt es in den DTS-Ausgaben in 1959 keine Hinweise. Es handelt sich definitiv auch nicht um "Elmar Stegmann"
  12. fehlt in der ITTF-Teilnehmerliste