Susanne Kandt-Horn

Susanne Kandt-Horn, geboren als Anna Susanne Nebe (* 3. Oktober 1914 in Eisenach; † 11. Juni 1996 in Ückeritz), war eine deutsche Malerin und Grafikerin. Sie gehörte mit ihrem Mann, dem Maler Manfred Kandt, ab 1954 zu dem eigenständigen Kreis der Usedomer Maler um Otto Manigk, Otto Niemeyer-Holstein und Herbert Wegehaupt. Nach der kulturpolitischen Wende in der DDR Anfang der 1970er Jahre fand neben den baugebundenen Arbeiten und den großformatigen starken Zinkografien (bei Gerhardt Günther, Halle/S.) besonders ihr malerisches Werk hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit.

Leben

Susanne Kandt-Horn wurde 1914 in Eisenach geboren. Ihr Vater war der Burgwart und Burghauptmann der Wartburg, Hermann Nebe; ihre Mutter war Irmgard Kürschner (1888–1961), eine Tochter des Lexikographen Joseph Kürschner. Sie absolvierte 1932 bis 1936 eine Ausbildung zur Buchhändlerin und besuchte die Eisenacher Zeichenschule von Hermann Blechschmidt. Danach bildete sie sich in Berlin künstlerisch weiter beim Bildhauer Hermann Hosaeus, in dessen Haus sie auch wohnte, und im Abendstudium an der Hochschule für bildende Künste Berlin-Charlottenburg. Ab 1940 arbeitete sie als Technische Zeichnerin bei der Luftwaffe im Rahmen der obligaten Kriegsdienstverpflichtung. Zwischen 1942 und 1944 heiratete sie den Luftwaffenoffizier Johannes Horn und bekam zwei Kinder. 1944 fiel ihr Mann als Soldat dem Krieg zu Opfer. Ab 1945 wirkte sie als freischaffende Malerin in Eisenach. Ab 1954 lebte und arbeitete sie gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, dem Maler und Grafiker Manfred Kandt (1922–1992), in Ückeritz auf der Insel Usedom. Sie war befreundet mit Wilma Pietzke.

Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre begann die Schaffensphase, für die sie in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt wurde.

Wirken

Susanne Kandt-Horn und ihr Ehemann waren Teil der Usedomer Künstlergruppe um die Maler Otto Manigk, Otto Niemeyer-Holstein und Herbert Wegehaupt. Anders als ihre Kollegen widmete sich das Paar auch großflächiger und monumentaler Kunst mit thematischen Bezügen.[1]

Von 1961 bis 1963 unternahm sie Studienreisen nach Bulgarien und in die UdSSR, später folgten Reisen nach Italien, Großbritannien, Frankreich und in die Niederlande.

Im Zentrum des Schaffens von Susanne Kandt-Horn stand vom Anfang bis zum Ende ihres Wirkens das Menschenbild, wobei die Vielzahl ihrer konkreten wie allgemeinen Frauenbildnisse und Akte große gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit fand. Die stilistische Wende in ihrem Schaffen Anfang der 1970er Jahre war begleitet von einer Hinwendung zu thematischen Arbeiten, angefangen bei Charitas 72 bis zu Bedrohung oder Merkwürdige Zusammenkunft oder Napoleon war nicht geladen, in denen sie ahnungsvoll bedeutende gesellschaftliche Veränderungen vorwegnahm. Kleinteiligere Kunstwerke hinterließ sie um 1980 im einstigen Militärstandort Prora/Rügen, wo sie für den Speisesaal der Offiziershochschule für ausländische Militärs farbenfrohe Maskenbilder fertigte, die die Herkunft der Offiziersschüler aus Asien, Afrika und Lateinamerika symbolisierten.[2] Sie beherrschte verschiedenste Techniken: Ölmalerei, Aquarell, Zeichnung, Lithografie, Zinkografie, Mosaiken und Vorlagen für Gobelins.

Werke (Auswahl)

Tafelbilder

  • Frau Aryanayakam, Allindischer Erziehungsminister (Öl, 1958, 90 × 60 cm)
  • Junge Mutter (Mischtechnik, 1958)[3]
  • Selbstbildnis (Tempera, 1958)[4]
  • Die Komponistin Ruth Zechlin (Öl, 1964)[5]
  • Stillleben mit Petroleumlampe (Öl, 1964)[6]
  • Ruhende (Öl, 1965)[7]
  • Mutter mit Kind (Öl, 79 × 59 cm, 1971)[8]
  • Indische Studentinnen (Öl, 80 × 94 cm, vor 1972)[9]
  • Liebespaar mit Gewehr (Öl, 1974)[10]
  • Eines Tages werden die Menschen wie Brüder leben (Öl, 170 × 345 cm, 1974/1975)[11]

Baugebundenes Werk

  • Völkerfreundschaft (Wandbild in der Pausenhalle der Mittelschule Röbel-Müritz; Kunstharzemulsion auf Holz, 1958)[12]

Essayistische Publikationen

  • Man muss fühlen, was man macht. In: Bildende Kunst. Berlin 1959, S. 390–392.
  • „Ich wollte den Impressionismus besiegen ...“ Paula Modersohn-Becker zum 100. Geburtstag. In: Bildende Kunst. Berlin 1976, S. 83–85.
  • Phil. Otto Runge in den Augen einer Malerin. In: Philipp Otto Runge im Umkreis der deutschen und europäischen Romantik. Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 1979, S. 64–66.
  • „Sie dachten, ich wäre Surrealistin.“ Hommage à Frida Kahlo. In: Bildende Kunst. Berlin 1983, S. 385–389

Arbeiten im öffentlichen Besitz

  • Beeskow, Kunstarchiv
  • Deutscher Friedensrat e. V.
  • Eisenach, Thüringer Museum
  • Eisenhüttenstadt, Städtisches Museum
  • Erfurt, Angermuseum
  • Frankfurt/Oder, Museum Junge Kunst
  • Gera, Kunstsammlungen
  • Halle, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt
  • Heringsdorf, Seebad, Villa Irmgard – Maxim-Gorki-Gedenkstätte
  • Leipzig, Gewandhaus
  • Leipzig, Universität
  • Leipzig, Museum der bildenden Künste (Leihgabe Gewandhaus)
  • Lüttenort (Koserow), Gedenkatelier Otto Niemeyer-Holstein
  • Rostock, Kunsthalle
  • Rostock, Stadthalle
  • Rostock, Universität
  • Rostock, Volkstheater
  • Rostock, DRK Pflege- und Seniorenheim Evershagen
  • Schwerin, Staatliches Museum
  • Szczecin (Stettin), Nationalmuseum
  • Stralsund, Kulturhistorisches Museum
  • Stralsund, Theater Vorpommern
  • Ückeritz, Evangelische Kirche Koserow, (z. Zt. Gemeindehaus Koserow)

Zahlreiche baugebundene Arbeiten befinden sich in Schulen, Kindergärten, Theatern, Kinos, Krankenhäusern, Ferienheimen, Hotels und Schiffen in Mecklenburg-Vorpommern.

Ausstellungen

Kandt-Horn beteiligte sich an allen wesentlichen Kunstausstellungen der DDR, u. a. von 1953 bis 1983 an sechs Deutschen Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR in Dresden, und zahlreichen Ausstellungen im Ausland, u. a. in den Städten Prag, Bratislava, Moskau, Leningrad, Riga, Helsinki, Neu-Delhi, Warschau, Krakau, Szczecin, Damaskus, Genua, Livorno, Wien, Bonn und Güstrow. Einzelausstellungen hatte sie in Eisenach, Weimar, Magdeburg, Arnstadt, Sondershausen, Schwerin, Berlin, Erfurt, Bad Kösen, Ahrenshoop, Rostock, Stralsund, Riga, Szczecin, Krakau, Greifswald, Halle, Leipzig, Eisenhüttenstadt, Steinau an der Straße und Heringsdorf.

Auswahl

Ehrungen

Literatur

  • Kandt-Horn, Susanne. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 419/420
  • Hannelore Röhl (Hrsg.): Ansichtssache. Schriftsteller und Künstler im Gespräch. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) / Leipzig 1988, ISBN 3-354-00342-1, Eigentlich sind meine Bilder Beschwörungsformeln… Susanne Kandt-Horn im Gespräch mit Egon Richter, S. 29–43.

Fußnoten

  1. Petra Dubilski: Usedom. DuMont, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7701-5978-9, S. 39.
  2. Stefan Wolter: Susanne Kandt-Horn 100. Geburtstag. In: Hallo Eisenach. 29. September 2014.
  3. Rudolph; Kandt-Horn Kramer: Ruhende. 1966, abgerufen am 30. August 2022.
  4. Susanne Unbekannter Fotograf; Kandt-Horn: Selbstbildnis. 1958, abgerufen am 30. August 2022.
  5. Kandt-Horn, Susanne: Die Komponistin Ruth Zechlin. Abgerufen am 30. August 2022.
  6. Kandt-Horn, Susanne: Stilleben mit Petroleumlampe. 1964, abgerufen am 30. August 2022.
  7. Rudolph; Kandt-Horn Kramer: Ruhende. 1966, abgerufen am 30. August 2022.
  8. Egon; Kandt-Horn Fischer: Mutter mit Kind. 1971, abgerufen am 30. August 2022.
  9. Egon; Kandt-Horn Fischer: Indische Studentinnen. 1972, abgerufen am 30. August 2022.
  10. Regine; Kandt-Horn Richter: Liebespaar mit Gewehr. 1974, abgerufen am 30. August 2022.
  11. Martin; Kandt-Horn Würker: Kandt-Horn, Susanne (geb. 1914): Eines Tages werden die Menschen wie Brüder leben. Öl; 170 x 345 cm, 1974-1975. Eigentum der Künstlerin. Dresden: VIII. Kunstausstellung der DDR 1977-1978. 1974, abgerufen am 30. August 2022.
  12. Susanne Unbekannter Fotograf; Kandt-Horn: Wandbild in der Pausenhalle der Mittelschule Röbel-Müritz. Völkerfreundschaft. 1958, abgerufen am 30. August 2022.
  13. Nackt und natürlich: Aktfotografie von Günter Rössler. Märkische Oderzeitung, 12. Oktober 2008, archiviert vom Original am 2. Januar 2017;.