Struktureller Egoismus

Struktureller Egoismus bezeichnet die Verfolgung von Partialinteressen einzelner Subeinheiten in Organisationen. Der Begriff wurde von Christoph Deutschmann (1995) innerhalb der Organisationssoziologie geprägt.[1]

Im Rahmen von Entwicklungen zu Intrapreneurship werden interne Konkurrenzen und struktureller Egoismus im Unternehmen grundsätzlich bewusst angestrebt.[2]

Allerdings tritt struktureller Egoismus auch als Teilerscheinung aus einem Politisierungsdilemma (Kühl 1994) auf, insbesondere dann, wenn Einzelne bzw. einzelne Subeinheiten nur noch auf Kosten des Gesamtinteresses zu eigenen (kurzfristigeren) Gunsten agieren.[3]

Nebenwirkungen

Im Kontext des strukturellen Egoismus tendieren einzelne Organisationseinheiten neben vermehrter Schönfärbung von Ergebnissen aufgrund interner Wettbewerbsintensivierung zu (heimlichen) Missachtungen interner Regeln – Kühl unterscheidet hierzu, nach Luhmann, zwischen Informalität und Illegalität.[4] Informelle Netzwerke werden innerhalb der Organisation verstärkt gesucht, interne Abhängigkeiten verschieben sich so, dass für das Unternehmen wesentliche Mitarbeiterkreise zu erhöhter Fluktuationsanfälligkeit neigen.[5]

Erweiterter Kontext (Gesellschaft)

Von Thomas Feltes (2003/08) wird der Begriff struktureller Egoismus auf Gesellschaften und Demokratien ausgeweitet verwendet.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Katharina Bluhm: Zwischen Markt und Politik. Probleme und Praxis von Unternehmenskooperation in der Transitionsökonomie. Opladen 1999, S. 87.
  2. Vgl. Deutschmann, Faust, Jauch, Notz: Veränderungen der Rolle des Managements im Prozeß reflexiver Rationalisierung (Memento des Originals vom 29. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zfs-online.ub.uni-bielefeld.de (PDF), S. 10.
  3. Vgl. Claus Reis: „New Public Management“ im Rahmen der Produktion von Dienstleistungen. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, Jg. 77, 1997, Nr. 10, S. 318–323.
  4. Stefan Kühl, 2010: Formalität, Informalität und Illegalität in der Organisationsberatung (Memento des Originals vom 29. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-bielefeld.de (PDF), S. 2: „Bei Illegalität in Organisationen ist den beteiligten Organisationsmitgliedern die Regelabweichung des Verhaltens bewusst. Anders als bei Informalität müssten Vorgesetzte oder Kontrollinstanzen einschreiten und das verantwortliche Mitglied sanktionieren, wenn sie auf illegale Handlungen aufmerksam gemacht werden. Sonst kann ihr Verhalten selbst als illegal betrachtet werden.“
  5. Olaf Struck: Individuenzentrierte Personalentwicklung. Konzepte und empirische Befunde. Frankfurt und New York 1998, S. 100 f.
  6. Vgl. Thomas Feltes: Strategien und Interessen kriminalpolitischer Programme. In: Kriminalpolitik. Studien zur inneren Sicherheit. (Hg. Hans-Jürgen Lange) Wiesbaden 2008, S. 261 f: „Der strukturelle Egoismus einer fragmentierten Gesellschaft ist eine Bedrohung demokratischer Strukturen ... Der Rückzug in die Individualität wird mittelfristig zur Erosion selbst bislang stabiler Gemeinschaften und möglicherweise ganzer Demokratien führen.“