Mühldorf am Inn
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Mühldorf am Inn (amtlich: Mühldorf a.Inn) ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Oberbayern. Die Stadt ist eines von 30 Mittelzentren im Regierungsbezirk. Sie liegt im Ausstrahlungsraum der westlich gelegenen Metropolregion München. Mühldorf liegt am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege zwischen München und Passau. Am nördlichen Rand einer Innschleife gelegen, war Mühldorf bis 1802 eine Enklave des Erzbistum Salzburg in Bayern und diente vor allem im Mittelalter als wichtiger Handelsplatz. Das Zentrum der Stadt bildet ein historischer Stadtkern mit Bauwerken im Inn-Salzach-Stil.
Geographie
Geographische Lage
Mühldorf liegt in der Planungsregion Südostoberbayern im bayerischen Alpenvorland, etwa auf halbem Wege zwischen München und Passau, direkt an einer vom Inn gebildeten Flussschleife. Im Norden wird die Stadt von der Isen umflossen. Zwischen den beiden Flüssen verläuft der Innkanal von Ost nach West durch das gesamte Stadtgebiet. Dieses ist Teil der Alt- und Jungmoränenlandschaft. [1]
Geomorphologie
Im Stadtgebiet von Mühldorf lassen sich sechs Terrassenniveaus (Stufen) unterscheiden, die durch glaziale beziehungsweise fluviale Einflüsse gebildet wurden. Die höchste Stufe ist die Ampfinger Stufe, auf der die Ortsteile Altmühldorf und Mößling, aber auch das Bahngelände liegen. Diese Stufe liegt bei etwa 411 m über Normalnull (NN). In den tertiären Ablagerungen der Stufe, welche von glazialem Schotter bedeckt sind, fand man 1971 bei Flusskilometer 110 am Flussufer des Inns ein Gomphotherium, den so genannten „Mühldorfer Urelefanten“. Auf der etwa fünf Meter tiefer liegenden Ebinger Stufe liegen unter anderem das Gymnasium und die Berufsschule I. Ebinger Stufe und Ampfinger Stufe bilden die so genannte „obere Stadt“, die etwa 25-30 m über der Altstadt liegt. Das nächsttiefere Niveau bildet die Wörther Stufe, auf der sich auch das Landratsamt (402 m NN) befindet. Auf der folgenden Gwenger Stufe liegen sowohl das Krankenhaus als auch der Friedhof und das Freibad. Sie liegt etwa 10-15 m über dem Flussniveau des Inns. Die Mühldorfer Altstadt liegt auf der Niederndorfer Stufe bei knapp 384 m über NN, etwa 4-8 m über dem Flussniveau des Inns. Das jüngste Niveau bildet die jungholozäne Auen-Stufe oder auch Alluvion direkt am Inn, vor allem aus feinkörnigem Material. Grundvoraussetzung für die Entstehung des Inntals und der Morphologie des Stadtgebietes waren im jüngeren Erdzeitalter der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten. Insgesamt dreimal drangen die Gletscher in den südlichen Landkreis ein, erreichten aber nie komplett das heutige Stadtgebiet. Allerdings wurde durch die glazialen Kräfte das Inntal weiter nach Norden verlegt und die Innterassen wurden geformt. [2]
Klima
Mühldorf liegt in der gemäßigten Klimazone in Mitteleuropa. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt etwa acht Grad Celsius, wobei 30 bis 40 Sommertage mit Temperaturhöchstwerten von mindestens 25 Grad Celsius zu verzeichnen sind. Die Sonnenscheindauer beträgt 1639 Stunden pro Jahr. Von Dezember bis Januar liegt das Mittel der Monatswerte unter 0 Grad Celsius. Die höchsten Temperaturen werden im Juli erreicht. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 896 Millimeter. Die meisten Niederschläge fallen in den Monaten Juli bis August. Das Klima rund um Mühldorf wird von einer Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes aufgezeichnet.
Nachbargemeinden
An die Stadt Mühldorf a.Inn grenzen im Norden die Gemeinden Niederbergkirchen und Erharting (beide Landkreis Mühldorf), im Osten die Stadt Töging a.Inn (Lkrs. Altötting), im Süden die Gemeinde Polling, die Stadt Waldkraiburg sowie das gemeindefreie Gebiet des Mühldorfer Harts und im Westen die Gemeinde Mettenheim (alle Landkreis Mühldorf).
Stadtgliederung und Ausdehnung
Der Stadt Mühldorf sind vier weitere Stadtteile angegliedert: Altmühldorf, Ecksberg, Hart, Mößling. Mit seiner Fläche von rund 29,42 km² dehnt sich Mühldorf in Ost-West-Richtung circa sechs Kilometer, in Nord-Süd-Richtung etwa 5,5 Kilometer aus.[3]
Geschichte
Frühgeschichte
Hinweise auf vorgeschichtliche Siedlungen im Stadtgebiet sind kaum vorhanden. Die wenigen Fundstücke aus Steinzeit und Bronzezeit können vielmehr als Einzelstücke betrachtet werden. Das hat vor allem mit der eher ungünstigen Lage vor allem der „unteren Stadt“ zu tun. Am Innufer war man nie sicher vor Überschwemmungen und die feuchte Auenlandschaft war für Getreideanbau kaum geeignet. Auch aus keltischer Zeit lassen sich keine Spuren menschlicher Siedlungen nachweisen. Einzig im Bereich Mößling lassen sich deutlichere Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit finden, wohl bedingt durch die höhere und somit geschütztere Lage. Spuren aus der Römerzeit sind wiederum nur im Bereich Mößling zu finden, wo Reste einer kaiserzeitlichen Römerstraße, der Via Iulia, gefunden wurden. Ständige Siedlungen der Römer sind in der Region ohnehin selten und als Wegstation über den Inn war Mühldorf nicht geeignet, da die Flussbiegung in Mühldorf zu hohe Strömungsgeschwindigkeiten aufwies. In den Salzburger Verzeichnissen des 9. Jahrhunderts finden sich zwar Namen vieler Orte im Umkreis, Mühldorf selbst wird aber nicht erwähnt. Das lässt darauf schließen, dass Mühldorf sich erst im ausgehenden 9. Jahrhundert zu entwickeln begann. Kleinere Siedlungen im heutigen Stadtgebiet, die aus der Frühzeit stammen, lassen sich aber dennoch nicht ausschließen.[4]
Mühldorf unter Salzburger Herrschaft
Die Anfänge der Stadt
Im Zuge eines Grundstückstausches wurde Mühldorf am 16. Mai 935 als Ausstellungsort der Tauschurkunde zum ersten Mal erwähnt. Frühere Erwähnungen können nicht zweifelsfrei belegt werden, allerdings hatte die Entwicklung der Stadt mit Sicherheit schon vor 935 begonnen, da sie zu dieser Zeit bereits eine wichtige Rolle als Handelsstützpunkt hatte. Mühldorf lag zu dieser Zeit als Exklave Salzburgs im Herzogtum Bayern. Seit wann Mühldorf zu Salzburg gehörte, ist aber unklar. Man geht aber davon aus, dass bereits im 8. Jahrhundert bayerische Herzöge das Stadtgebiet dem Bistum Salzburg geschenkt hatten. Aus den folgenden zweihundert Jahren existieren kaum Aufzeichnungen, allerdings hatte sich Mühldorf in dieser Zeit zweifelsfrei zur mittelalterlichen Stadt entwickelt. Salzburg schenkte seiner Exklave in der Folgezeit zunehmende Beachtung als Handels-, Verwaltungs- und Justizstandort, nicht zuletzt, da Mühldorf an einer wichtigen Handelsstraße nach Regensburg lag. Aufgrund seiner Sonderstellung herrschten in Mühldorf gute Lebensbedingungen und der Bischof gewährte eine Befreiung von vielen Steuern.
Am 21. September 1190 verlieh der römische König Heinrich VI. seinem Vetter, dem Salzburger Erzbischof Adalbert III., das Recht, in Mühldorf eine Salzniederlage zu errichten, ein wichtiger Meilenstein in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Zur selben Zeit wurde von Mühldorf auch erstmals als „ummauerter Ort“ gesprochen, ein Hinweis auf die frühe Befestigung der Stadt. Diese Befestigungen wurden in der Folgezeit zu einem umfassenden Mauerring mit Wehranlagen ausgebaut. Trotz dieser Bedeutung für Salzburg ist es nicht gesichert, ob Mühldorf zu dieser Zeit schon die Stadtrechte verliehen bekommen hat. Nahezu sicher ist, dass Mühldorf seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts den Titel Stadt führte. Ein genaues Datum lässt sich aber nicht nennen, da die Erhebungsurkunde bis heute unauffindbar geblieben ist. Erst 1281 wurde erstmals in Verbindung mit einem genauen Datum von Mühldorf als Stadt gesprochen. In diese Zeit lässt sich auch das erste bekannte Siegel der Stadt einordnen.[5]
Mühldorf im Spannungsfeld zwischen Bayern und Salzburg
Das 13. und 14. Jahrhundert war in Mühldorf geprägt von zahlreichen Auseinandersetzungen, bei denen vor allem die Bayern immer wieder die Stadt angriffen.
Mitte des 13. Jahrhunderts erhob der böhmische König Ottokar II. Anspruch auf Gebiete am Inn, was ihm aber von Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern verwehrt wurde. Daraufhin fiel Ottokar 1257 in Bayern ein und zog raubend und plündernd durch das Land. Auf dem Rückzug vor der niederbayerischen Streitmacht erreichten die Böhmen Mühldorf, wo ihnen teilweise die Flucht gelang. Der größte Teil der böhmischen Soldaten verschanzte sich aber in der Stadt, die daraufhin von Heinrich belagert wurde. Erst durch die Vermittlung des Salzburger Bischofs konnte sowohl die Besetzung als auch die Belagerung beendet werden.
1285 geriet Mühldorf erneut in einen Konflikt, dieses Mal zwischen Erzbischof Rudolph von Salzburg und Herzog Heinrich von Niederbayern. Im Oktober des Jahres 1285 besetzte Heinrich nach kurzer Belagerung die Stadt. Doch bevor es zur militärischen Konfrontation zwischen Herzog und Erzbischof kommen konnte, griff König Rudolf von Habsburg in den Streit ein und sorgte dafür, dass die Stadt 1286 wieder an Salzburg ging.
Etwas über dreißig Jahre später sah sich die Stadt einer erneuten Bedrohung gegenüber. Die seit 1314 anhaltenden Kompetenzstreitigkeiten um das Amt des römisch-deutschen Königs zwischen dem Wittelsbacher Ludwig IV. und dem Habsburger Friedrich dem Schönen gipfelten Ende September 1319 in einem Aufeinandertreffen der beiden Streitmächte vor Mühldorf. Während Ludwigs Truppen sich oberhalb der Stadt sammelten, bereiteten sich Friedrichs Soldaten in der stark befestigten Stadt auf den Kampf vor, die als Teil Salzburgs auf Seiten der Österreicher stand. Nachdem Ludwig am 29. November den Rückzug angetreten hatte, da die erhoffte Hilfe aus Niederbayern ausgeblieben war, verfolgten ihn die Österreicher bis vor Regensburg. Als die Lage immer schwieriger wurde, trafen die beiden Streitmächte vor Mühldorf erneut aufeinander. Am 28. September 1322 kam es vor den Toren der Stadt zur letzten Ritterschlacht auf deutschem Boden, die als Schlacht bei Mühldorf in die Geschichte einging und aus der Ludwig als Sieger hervorging.
In Mühldorf, welches ein weiteres Mal unverschuldet in den Machtkampf zweier Herrscher geraten war, wuchs der Gedanke, sich selbständig zu machen und eine freie Reichsstadt zu werden. 1331 gipfelte dieses Vorhaben im bewaffneten Widerstand gegen den Erzbischof, welcher aber aufgrund der Übermacht des Salzburgers im Keim erstickt wurde. In der Folgezeit baute Mühldorf die Befestigungsanlagen weiter aus, als Schutz vor den Bayern, die in den Querelen um die Loslösung von Salzburg ihre Chance sahen. 1348 waren die Versuche der Loslösung schon wieder vergessen, als der Schwarze Tod fast 1400 Todesopfer forderte.
Wie wichtig die Befestigungsanlagen für Mühldorf waren, zeigte sich knapp dreißig Jahre später. Beim Erbstreit um das Land Tirol stellte sich der Salzburger Erzbischof auf die Seite Rudolfs IV. von Österreich, was dessen Kontrahenten Stephan II. von Bayern dazu veranlasste, Salzburger Gebiete anzugreifen, darunter auch Mühldorf. Am 3. Juni 1364 begann er mit seiner 3000 Mann starken Streitmacht, die Stadt zu belagern, wobei er bereits primitive Feuerwaffen benutzte. Mit nur 15 Salzburger Soldaten war die Mühldorfer Bevölkerung in dieser Situation nahezu auf sich allein gestellt. Die Einwohner waren allerdings schon seit dem 13. Jahrhundert verpflichtet, über Waffen und Rüstungen zu verfügen, um die Stadt im Notfall selbst verteidigen zu können. Nachdem Mühldorf über Monate den Angreifern trotzte, entschlossen sich die österreichischen Verbündeten, Truppen zu schicken und die Bayern zurückzuschlagen. Auch als 1376 und 1387 erneut bayerische Truppen die Stadt belagerten, gelang es diesen nicht, den Widerstand der Mühldorfer Bevölkerung zu brechen.
1442 ging die oberste Halsgerichtsbarkeit über Mühldorf endgültig von Bayern an Salzburg, nachdem es in den Jahren davor immer wieder zu An- und Rückkäufen gekommen war. In der Folge begann eine Zeit des relativen Miteinanders zwischen Bayern und Salzburg, die mit einer Reihe von Bündnisverträgen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Auch Mühldorf sollte von dieser allmählichen Annäherung profitieren.[6]
Die frühe Neuzeit
Ende des 15. Jahrhunderts war in Mühldorf vorerst Frieden eingekehrt, allerdings sah man sich auch jetzt großen Problemen gegenüber. 1495 fielen knapp die Hälfte der Häuser in der Stadt einem großen Brand zum Opfer. Die folgenden hundert Jahre standen im Zeichen der Pest. 1571 verlegte Erzbischof Johann Jacob von Kuen-Belasy seine Residenz bis 1582 nach Mühldorf, da in Salzburg die Pest wütete. 1611 und 1634 traf dieses Schicksal auch die Stadt Mühldorf und forderte 488 Opfer. Die Stadt hatte sich gerade erst wieder erholt, als 1640 die schlimmste dokumentierte Brandkatastrophe Mühldorf in Flammen aufgehen ließ. 80 % der Firste in der Innenstadt wurden dabei zerstört. Acht Jahre später erreichen die letzten Ausläufer des Dreißigjährigen Krieg auch Mühldorf, als die Schweden die Stadt für drei Wochen besetzten. Um eine Zerstörung durch die Angreifer zu verhindern, wurde die Stadt kampflos der Übermacht von General Wrangel übergeben. Größere Plünderungen konnten zwar vermieden werden, aber die Stadt musste die Verpflegung der Besatzer sicherstellen, was die eigene Notlage noch verstärkte.
Das 17. Jahrhundert war für den erfolgreichen Handelsstandort Mühldorf ein großer Rückschritt in der Entwicklung. Schwer gezeichnet von Krieg, Pest und Brand, sollte es Jahrzehnte dauern, bis sich Mühldorf wieder einigermaßen erholen konnte.
1749 nahm auch Mühldorf an der europäischen Hexenverfolgung teil. Zwar wurden bereits in den Jahren davor Prozesse gegen mutmaßliche Hexen geführt, allerdings war der Fall der 16-jährigen Dienstmagd Maria Bauer, die im August 1749 inhaftiert wurde, der einzige in Mühldorf, der vollständig dokumentiert ist. Nach monatelanger Inhaftierung und endlosen Verhandlungen wurde das Todesurteil gegen das Mädchen im Oktober 1750 in Salzburg vollstreckt.
Die letzten Jahre unter erzbischöflicher Herrschaft waren wiederum von Krieg gekennzeichnet. Um die Wende zum 19. Jahrhundert stand Europa im Zeichen der Koalitionskriege und auch Mühldorf blieb davon nicht verschont. Am 12. Oktober 1800 wurde die auf Seiten der Österreicher stehende Stadt von den Franzosen besetzt und die Österreicher wurden in die Flucht geschlagen. Die Besatzung sollte erst im April 1801 zu Ende gehen. Die lange Besetzung erwies sich für die Stadt als finanzielle Katastrophe.[7]
Mühldorf in Bayern
Das 19. Jahrhundert
Am 9. Februar 1801 wurden die Koalitionskriege mit dem Frieden von Lunéville offiziell beendet. Die weltlichen Fürsten sollten als Entschädigung für ihre Gebietsverluste Territorien der geistlichen Herrscher zugesprochen bekommen.
Im Reichsdeputationshauptschluss wurde festgelegt, dass unter anderem die Stadt Mühldorf von Salzburg an Bayern übergehen sollte. Durch einen Vorvertrag mit Frankreich war es den Bayern aber erlaubt, die ihnen zugewiesenen Gebiete früher in Besitz zu nehmen. So rückte am 19. August 1802 um halb fünf nachmittags eine Kompanie bayerischer Soldaten in der Stadt ein und besetzte diese. Ohne die endgültige Ratifizierung des Reichsdeputationshauptschlusses abzuwarten, wurde Mühldorf am 2. Dezember 1802 durch Johann Adam Freiherr von Aretin formell in Besitz genommen. Die Stimmung unter den Bürgern war äußerst ausgelassen und man freute sich auf die Zukunft unter bayerischer Flagge. Schon bald begannen die Mühldorfer, um die Gunst ihres neuen Herrschers buhlend, die Vergangenheit unter Salzburg schlecht zu reden. Rediit, unde venit (Sie ist zurück, wo sie hergekommen ist) war der Spruch der Stunde.
Am 21. Januar 1803 wurden schließlich bayerische Gesetze eingeführt und zu Ehren des neuen Herrschers wurde das rote Mühlrad im Wappen Mühldorfs durch ein blaues ersetzt.
Nach kurzer Friedenszeit begann 1805 der dritte Koalitionskrieg, bei dem die Bayern und somit auch Mühldorf auf der Seite Napoleons kämpften. Im September besetzten die Österreicher die Stadt für zwei Wochen, bevor die Franzosen unter der Führung von Napoleon in die Stadt einrückten und die Besatzer vertrieben. Auf ihrem Rückmarsch machten diese nochmals für ein halbes Jahr in Mühldorf Halt. Nach kurzer Friedenszeit besetzten 1809 wieder die gegen Napoleon kämpfenden Österreicher die Stadt, die aber einer französischen Übermacht zurückweichen mussten. Dies sollte für mehr als hundert Jahre die letzte Besetzung der Stadt sein und man machte sich daran, wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen.
Die Industrialisierung begann in Mühldorf wie in vielen Regionen Südostbayerns erst verspätet. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte der sehr agrarisch geprägte Raum vermehrt von dieser Entwicklung profitieren. Zu Beginn der 1850er-Jahre begann in Mühldorf eine kurze Episode der Dampfschifffahrt auf dem Inn, die zwar durchaus positive Effekte auf die hiesige Wirtschaft hatte, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie erhofft. Schon Anfang der 1860er-Jahre wurde die Schifffahrt wieder größtenteils eingestellt, da ein anderes Transportmittel auf dem Vormarsch war. Von 1871 bis 1908 wurde Mühldorf an das Netz der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen angeschlossen. Mit den Linien München−Mühldorf-Neuötting, Mühldorf-Plattling, Mühldorf-Rosenheim, Mühldorf-Altötting und der Tauernbahn nach Salzburg wurde die Stadt an fünf Bahnlinien angeschlossen und bekam somit ihr Gesicht als „Linienstern“ in Südostbayern. Der Bahnhof Mühldorf entwickelte sich zu einem wichtigem Güter- und Personendrehkreuz in der Region. Von diesen Entwicklungen profitierten nicht nur Handwerk und Industrie, auch der Handel begann zunehmend wichtiger zu werden. Dies alles machte sich auch in einer für die Region überdurchschnittlichen Bevölkerungsentwicklung bemerkbar. So wurde es auch nötig, im letzten Jahr des ausgehenden Jahrhunderts ein großes, dreistöckiges Distriktkrankenhaus zu eröffnen. Durch den Ausbau der Strom- und Wasserversorgung um die Jahrhundertwende konnte die zentralörtliche Funktion Mühldorfs außerdem weiter gestärkt werden. [8]
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Der Kriegsalltag im Ersten Weltkrieg war in Mühldorf ebenso wie in ganz Deutschland von Rationierung und Hunger geprägt. Wie allerorts bildete sich auch in Mühldorf am Ende des Krieges ein Soldatenrat. Zu besonderen Vorkommnissen kam es am Abend des 25. April 1919, als eine Gruppe von Spartakisten Mühldorf besetzte. Fünf Tage später wurden die Aufständischen aber von Regierungstruppen entwaffnet und verhaftet. Noch im selben Jahr begann der Bau des Innkanals, der fünf Jahre später fertig gestellt wurde. 1923 wurde im größtenteils katholischen Mühldorf die erste evangelische Kirche der Stadt eingeweiht, Gottesdienste fanden aber schon seit knapp fünfzig Jahren statt.
Anfang der 1930er-Jahre erreichte Adolf Hitlers Propaganda auch Mühldorf, als er im Juni 1931 auf der Mühldorfer Rennbahn eine Rede vor 5000 Zuhörern hielt, darunter auch Ernst Röhm. Seine Anhänger waren alle mit einem weißen Hemd bekleidet, da im Vorfeld ein Marsch im braunen Hemd verboten worden war. Nach dessen Machtergreifung im Jahr 1933 ernannte der Mühldorfer Stadtrat Hitler einstimmig zum Ehrenbürger, ein Titel, der ihm nach 1945 wieder aberkannt wurde. Gleichschaltung, politische Verfolgung und Propaganda machten in der Folge auch vor Mühldorf keinen Halt. 1938 hielt sich Hitler erneut für wenige Stunden in Mühldorf auf, als er am 12. März nach dem Anschluss Österreichs auf dem Weg nach Linz war. Dabei traf er den Bürgermeister und die örtlichen Parteigrößen.
Antisemitische Maßnahmen setzten wie überall im Dritten Reich auch in Mühldorf ein. Allerdings gab es in der Stadt nur zwei jüdische Familien, die Familie Michaelis und die Familie Hellmann. Fritz Michaelis, selbst Unteroffizier d. R. und Träger des Eisernen Kreuzes sowie des Verwundetenabzeichens, musste sein Geschäft im April 1937 schließen. Pferdehändler Hellmann konnte seinen Geschäften bis 1938 nachgehen, musste aber schließlich auch aufgeben, nachdem sogar in der Zeitung Der Stürmer gegen ihn gehetzt wurde. Von den Novemberpogromen 1938 blieb die Stadt aber verschont.
Im Jahr 1944 wurde im Mühldorfer Hart ein riesiger getarnter Rüstungsbunker unter dem Tarnnamen Weingut für die Produktion des Jagd- und Bomber-Flugzeugs Messerschmitt Me 262 errichtet. Die dabei eingesetzten Zwangsarbeiter wurden in einem Waldlager unweit der Baustelle untergebracht, einem Außenlager des KZ Dachau. Nach dem Krieg mussten sich 14 Personen, größtenteils Mitglieder der SS und der Organisation Todt, im so genannten Mühldorf-Prozess verantworten. Am 16. März 1945 kam der Krieg erstmals spürbar nach Mühldorf, als Tiefflieger den Mühldorfer Bahnhof beschossen. Am 19. März bahnten sich schließlich 700 amerikanische Flugzeuge, darunter 250 B-17-Bomber ihren Weg nach Mühldorf und warfen 6000 Bomben über der Stadt ab, vornehmlich über dem Bahnhof, der als einer der größten Umschlagbahnhöfe Bayerns eine kriegswichtige Stellung einnahm. Bei dem Angriff kamen 129 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder. Einen Monat später, am 20. April wurden erneut Bomben über der Stadt abgeworfen und töteten 15 Mühldorfer. Die beiden Angriffe zerstörten rund 40 % des gesamten Wohnraums, zahlreiche gewerbliche und industrielle Anlagen sowie 330.000 m² Gleisanlagen, das eigentliche Ziel der Angriffe. Am 25. April wurde das Waldlager geräumt und die Häftlinge abtransportiert. Am 2. Mai erreichten schließlich von Westen her kommend amerikanische Truppen des 47. Panzerbataillons der 14. Division die Stadt. Bürgermeister Gollwitzer konnte, wohl auch auf Grund seines Dienstgrades als Major, den Mühldorfer Kampfkommandanten davon überzeugen von einer Verteidigung der Stadt abzusehen. Er übergab die Stadt ohne Kampfhandlungen an den amerikanischen Bataillonskommandeur. Allerdings sprengten abziehende deutsche Truppen noch die Innbrücke. Nach Kriegsende wurden auf dem KZ-Friedhof in Mühldorf 480 Häftlinge aus einem Massengrab des Waldlagers beigesetzt.[9]
Mühldorf nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg wurde in Mühldorf eine Spruchkammer eingerichtet und es kam auch hier zur Entnazifizierung. Eine der ersten Maßnahmen war dabei die Umbenennung von Straßen und Plätzen. So wurde beispielsweise aus dem Adolf-Hitler-Platz wieder der Stadtplatz. Laut amerikanischen Angaben waren über 90 % der Mühldorfer Mitglied in einer der zahlreichen nationalsozialistischen Organisationen. Daher verblieben viele Parteimitglieder zunächst in ihren öffentlichen Ämtern. Insgesamt wurde der Verlauf der Entnazifizierung und die Spruchkammer in Mühldorf von den Amerikanern als zufriedenstellend beurteilt.[10] Mühldorf hatte außerdem schwer an den folgenden Flüchtlingsströmen zu tragen. So waren im Mai 1946 fast 3000 Flüchtlinge in der Stadt Mühldorf registriert, vorwiegend Heimatvertriebene aus dem Sudetenland. Sie wurden größtenteils in Flüchtlingslagern untergebracht, da die Stadt noch immer von den Bombenangriffen zerstört war und sich eine wachsende Wohnungsnot entwickelte. In der Folgezeit begann auch in Mühldorf der Wiederaufbau und allmählich ging es auch am Inn wieder wirtschaftlich bergauf, auch wenn man noch eine Zeit lang mit einer hohen Arbeitslosigkeit und Qualifikationsproblemen zu kämpfen hatte.[11]
In der Folgezeit entwickelte sich das zunächst bestehende Problem der vielen Vertriebenen zu einer wirtschaftlichen Chance. Die Flüchtlinge etablierten in den 1950er-Jahren in der Region in und um Mühldorf viele Branchen, die es davor nicht oder nur kaum gegeben hatte. Dies traf vor allem für das neu gegründete Waldkraiburg zu, wo sich Firmen aus Branchen wie Elektrotechnik, Glasbläserei oder Schmuckherstellung ansiedelten. Diese Entwicklung bedeutete einen wirtschaftlichen Impuls für den gesamten Landkreis. So begann auch in der Region Mühldorf ein wirtschaftlicher Strukturwandel im Wirtschaftswunder. Gerade die Bauwirtschaft und die Landwirtschaft wurden in den ersten Jahren des Wirtschaftswunders zu den tragende Kräften. Aber auch der gewerblich-industrielle Sektor begann zunehmend Fuß zu fassen. Im Verlauf der 1950er- und 1960er-Jahre führte der wirtschaftliche Boom zur Vollbeschäftigung. So waren beim Arbeitsamt Mühldorf 1965 im gesamten Landkreis nur 65 Personen arbeitslos gemeldet.[12]
Zu einer wissenschaftlichen Entdeckung kam es 1971, als man südlich der Stadt ein vollständiges Skelett eines Gomphotheriums fand, das auf etwa 10 Millionen Jahre datiert wurde. Das Original wird seither in der Bayerischen Staatssammlung in München aufbewahrt, ein Nachguss des Schädels befindet sich im Lodronhaus, dem Heimatmuseum von Mühldorf.[13]
Eingemeindungen
Die Stadtteile Altmühldorf, Ecksberg (als ehemaliger Ortsteil von Altmühldorf), Hart und Mößling waren bis in die 1970er-Jahre selbständige Gemeinden. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern schlossen sich Mößling und Hart 1972 Mühldorf an, Altmühldorf folgte 1978. Mühldorf wuchs durch diese Angliederung um 20 km² und gewann über 3000 neue Einwohner.[14] Bereits seit 1902 fanden erste Eingemeindungen statt. Damals gingen 25 Hektar Land mit 50 Einwohnern von Altmühldorf an Mühldorf. 1925 wurden weitere 12 Hektar mit 30 Einwohnern eingemeindet. Von der Gemeinde Mößling gingen 1850 18,5 Hektar und 400 Einwohner an das Mühldorfer Stadtgebiet und 1965 wurde ein 6 Hektar großes unbewohntes Gebiet der Gemeinde Hart eingemeindet.[15]
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2005 lebten 17.808 Menschen in der Stadt Mühldorf. Davon waren 18 % unter 18 Jahre, 14 % zwischen 18 und 30 Jahre, 50 % zwischen 30 und 65 Jahre und 18 % über 65 Jahre. 42 % der Gesamtbevölkerung waren ledig, 44 % verheiratet. Etwa 7 % lebten in Scheidung, weitere 7 % waren verwitwet. Etwa 6,5 % der Einwohner Mühldorfs waren Ausländer, davon 38 % EU-Ausländer. 23 % der Ausländer kamen aus der Türkei, 15 % aus Österreich, 14 % aus Serbien und Montenegro und 5 % aus Russland. Insgesamt lebten in Mühldorf Menschen aus über 75 Ländern.[16]
Religion
Der erste römisch-katholische Pfarrer in Mühldorf ist um 1201 erwähnt, 1350 warenes bereits zwei. Die erste Pfarrei wuchs um die Kirche St. Nikolaus. Bis 1802 gehörte die Stadt zum Fürstbistum Salzburg, heute gehört sie zum Erzbistum München und Freising. Die Reformation wurde in Mühldorf nicht eingeführt, erste evangelische Gottesdienste gab es erst um 1875, ein evangelisches Vikariat ist 1922 erwähnt. Erst 1931 wurde dieses zum Pfarramt erhoben. Heute gehört Mühldorf zum Kirchenkreis München. 1852 kam auf 1900 Katholiken nur ein Protestant, 1900 kamen auf 3457 Katholiken 55 Protestanten. Juden bewohnten im Mittelalter ein eigenes Viertel. Wann die Vertreibung der Juden begonnen hat, ist unbekannt, sicher ist aber, dass im 19. und 20. Jahrhundert selten mehr als drei bis vier Juden gleichzeitig in der Stadt wohnten. Insgesamt sind 68 % der Mühldorfer katholisch, 12 % evangelisch. 2 % gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder sind konfessionslos.[17]
Bevölkerungsentwicklung
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das ländliche Mühldorf etwa 2000 Einwohner. Einen deutlichen Schub gab es erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als sich auch in Mühldorf vermehrt Handwerk und Industrie ansiedelten. In den 1950er- und 1960er-Jahren, wuchs die Bevölkerung durch den Zuzug von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten erneut an. Die Sprünge in den Jahren 1972 und 1978 sind durch die Eingemeindungen von Mößling, Hart und Altmühldorf zu erklären. Folgende Tabellen zeigen die Bevölkerungsentwicklung Mühldorfs seit 1845. Die Angaben beziehen sich auf den 31. Dezember des jeweiligen Jahres. Einwohnerzahlen vor 1845 liegen dem Einwohnermeldeamt Mühldorf nicht vor.
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Quelle: Einwohnermeldeamt Mühldorf a. Inn (2006)
Politik und Justiz
Wahlen
Landtagswahl
Bei den Landtagswahlen in Bayern am 31. September 2003 gehörte die Stadt Mühldorf zum Stimmkreis 121 - Mühldorf am Inn. Bei einer Wahlbeteiligung von 56,4 % gewann Dr. Marcel Huber (CSU) den Stimmkreis mit 71,4 % der Erststimmen vor seiner Kontrahentin Dr. Dorle Baumann (SPD). Auch bei den Wahlen von 1998 ging die CSU als klarer Sieger im Stimmkreis hervor.
Das Gesamtergebnis für die Stadt Mühldorf gliedert sich wie folgt:[18]
Partei | SPD | CSU | FDP | Grüne | Sonstige |
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Stimmen | |||||
in Prozent |
Kommunalwahl
Günter Knoblauch (SPD) ist seit 1990 Bürgermeister der Stadt Mühldorf. Vor ihm war Josef Federer (SPD) 24 Jahre Bürgermeister der Stadt. Bei den bayerischen Kommunalwahlen am 3. März 2002 wurden in Mühldorf folgende Ergebnisse erzielt.[19]
Stadtrat
Partei | CSU | SPD | UWG | FDP | Grüne | Gesamt |
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Sitze |
Bürgermeister
Name | Partei | |
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Bundestagswahl
Bei der Bundestagswahl am 18. September 2005 wurde Stephan Mayer (CSU) mit 64,7 % der Stimmen im Wahlkreis 214 (Altötting) in den Bundestag gewählt. Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis lag bei 75,1 %. Mayer sitzt bereits seit 2002 im Bundestag. Damals wurde er mit 70,1 % gewählt.
Für die Stadt Mühldorf selbst wurden dabei folgende Ergebnisse erzielt:[20]
Partei | CSU | SPD | Grüne | FDP | Sonstige |
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Erststimmen (%) | |||||
Zweitstimmen (%) | |||||
Änderung gegenüber 2002 (Erststimme) | |||||
Änderung gegenüber 2002 (Zweitstimme) |
Justiz
Seit 1970 besteht in Mühldorf ein Amtsgericht. Das Amtsgericht beschäftigt 75 Mitarbeiter, darunter neun Richter, sieben Gerichtsvollzieher und weitere 50 Beamte. Am Amtsgericht Mühldorf gibt es insgesamt neun so genannte Serviceeinheiten, unter anderem für Zivilsachen, Strafsachen und Familiensachen. Außerdem befindet sich dort die kleine Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Traunstein. Diese ist vor allem zuständig für die Strafgefangenen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Mühldorf. Diese wurde 1965 als Amtsgerichtsgefängnis erbaut und 1969 Justizvollzugsanstalt (JVA). Die Anstalt verfügt derzeit über knapp 80 Hafträume und ein mit einer 5,50 Meter hohen Mauer umgebenes, 13.962 m² großes Gelände. Das Gefängnis dient seit 1980 nur mehr als Anstalt für Gefangene im Erstvollzug. Seit 1980 steht sie unter der Verwaltung der JVA Landshut.
Wappen
Blasonierung: In Silber ein rotes Mühlrad
Wappengeschichte: Das Mühldorfer Stadtwappen zeigt heute ein Mühlrad mit acht Schaufeln auf silbernem Grund. Die Farben weisen auf die frühere Zugehörigkeit der Stadt zu Salzburg hin, welches dieselben Farben im Wappen trug. Das Mühldorfer Siegel wurde erstmals 1307 abgedruckt und ist wohl um 1290 entstanden. Damit zählt Mühldorf zu den ältesten Städten Südostoberbayerns mit eigenem Siegel. Zu dieser Zeit zeigte es noch 16 Schaufeln. Alle späteren Siegel zeigten ein Rad mit acht Schaufeln. Erstmals auf dem Wappenschild erschien das Mühlrad im 16. Jahrhundert. 1507 wurde das Wappen durch den Erzbischof von Salzburg Leonhard von Keutschach bestätigt, wobei die heutigen Farben des Wappens erstmals 1530 überliefert wurden. Im 19. Jahrhundert, nachdem Mühldorf an Bayern ging, wurde als Farbe für das Mühlrad des Öfteren Blau verwendet, als Zeichen der Loyalität gegenüber den neuen Herrschern. Mit der Zeit kehrte man aber wieder zu den ursprünglichen Farben zurück. Die Stadtfahne trägt die Farben rot-weiß.[21]
Städtepartnerschaften
Vorlage:Flagicon Seit dem 19. August 2004 besteht eine Städtepartnerschaft mit der griechischen Stadt Iraklio, einer selbständigen Gemeinde im Stadtgebiet von Athen. Die Partnerschaft gründet sich auf die bayerische Siedlungsgeschichte in Athen, nachdem der bayerische Prinz Otto als Otto I. König von Griechenland wurde. Zu den bayerischen Siedlern gehörte der Mühldorfer Hans Fuchs, der später die erste Brauerei Griechenlands gründete. Die Brauerei Fix besteht heute noch.
Vorlage:Flagicon Am 19. Juni 2005 wurde eine weitere Städtepartnerschaft mit der ungarischen Stadt Cegled unterzeichnet. Die Stadt liegt 70 km südöstlich der Hauptstadt Budapest im Komitat Pest. Das erste grenzüberschreitende Projekt forcierte die Hauptschule Mühldorf, bei dem zusammen mit ihrer Partnerschule in Cegled und einer weiteren Partnerschule in Iraklio ein Kochbuch entstehen soll.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Mühldorf besitzt eine historische Altstadt mit Häusern im typischen Inn-Salzach-Stil. Die Altstadt wird von zwei Toren begrenzt und erstreckt sich auf einer Länge von fast 500 Metern. Der Stadtplatz, so der Name des zwischen den beiden Toren liegenden Platzes, hat eine Fläche von über 11.000 m². Die Stadt liegt am Radpilgerweg Benediktweg, der im August 2005 eröffnet wurde.
Museen
Das Kreismuseum im Lodronhaus wurde 1975 im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis eröffnet. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde im 15. Jahrhundert erbaut und diente unter anderem als Getreidekasten. Nach einer Renovierung 2001 wurde das Museum um einige Räume erweitert. Im Museum befinden sich Objekte zu den Themen Geologie, Geographie, Geschichte, Kirche, Kunst und vieles mehr. Bedeutende Exponate sind die „Thronende Muttergottes mit Kind“ sowie eine spätgotische Figur „Gottvaters“.
Das Jagd-Musseum ist eine Kuriositätensammlung des Mühldorfers Hans Otter. Auf skurrile und karikierende Art und Weise wird dort der Beruf des Jägers ad absurdum geführt. Einige der Objekte im Museum stammen von so berühmten Karikaturisten wie Uli Stein, Manfred Deix oder Gerhard Haderer.
Der 2003 gegründete Verein Freunde Historischer Eisenbahn Mühldorf e.V. beleuchtet im Museumsstellwerk Mfw Mühldorf die Eisenbahngeschichte Mühldorfs. Der Verein veranstaltet auch regelmäßige Sonderfahrten mit historischen Eisenbahnen.
Veranstaltungsorte
Im historischen Haberkasten findet das ganze Jahr über ein Kulturprogramm statt, bei dem neben den verschiedensten Musikrichtungen auch Kleinkunst und Kabarett Platz findet. Zu den auftretenden Künstlern gehören Namen wie Bruno Jonas, Django Asül, Gerhard Polt, Ingo Appelt, Fiddler's Green, Götz Alsmann und viele mehr. Auch im großen Mühldorfer Stadtsaal mit fast 750 Sitzplätzen finden jedes Jahr zahlreiche Veranstaltungen statt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit 1865 findet in Mühldorf ein traditionelles Volksfest statt. Gegenwärtig beginnt dieses 10-tägige Fest immer am letzten Samstag im August. Bei den dazugehörenden Schützen- und Trachtenumzügen nehmen Gruppen aus der ganzen Welt teil. 2006 wurden über 200.000 Besucher gezählt. Seit 2003 veranstaltet die Gemeinschaft der Mühldorfer Wirte GbR jährlich eine Musiknacht, bei der in zahlreichen Kneipen, Bars und Cafés der Stadt ein Live-Musik-Programm geboten wird. Im Sommer jeden Jahres findet auf dem Mühldorfer Stadtplatz das Altstadtfest statt. Mit einem bunten Kulturprogramm beginnt es bereits am frühen Nachmittag und endet erst spät in der Nacht. An Fasching findet auch in Mühldorf ein großer Faschingszug am Stadtplatz statt. Mit mehreren Dutzend Wägen, zahlreichen Kapellen und Fußgruppen zieht er jedes Jahr am Faschingssonntag mehrere tausend Gäste an. Er ist der größte Faschingszug in Südostoberbayern.
Bauwerke
Mühldorf verfügt über zahlreiche architektonisch wertvolle Gebäude aus vielen Jahrhunderten. Neben der historischen Altstadt im Allgemeinen sind hier die zahlreichen Kirchen besonders hervorzuheben.
Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus wurde erstmals 1251 erbaut, fiel aber einem Brand zum Opfer. Sie wurde als romanisch-frühgotisches Bauwerk im Stile einer Basilika errichtet. Um 1300 wurde sie wieder aufgebaut, wobei nur der Kirchturm und das Eingangsportal erhalten blieben.
Direkt neben der Nikolauskirche befindet sich die Kapelle St. Johannes, ein frühgotisches Bauwerk aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie enthält zahlreiche romanische Elemente und auch Bemalungen aus der Renaissance, die im 16. Jahrhundert dazugekommen sind. Heute bildet die Kapelle eine Gedächtnisstätte für die Weltkriegstoten.
Die Kirche St. Laurentius im Stadtteil Altmühldorf ist der Spätgotik zuzuschreiben. Sie wurde von 1501 bis 1518 erbaut und enthält zahlreiche kunsthistorisch bedeutsame Werke. Die Darstellung der Kreuzigung Christi (um 1420) auf einer Tafel zählt zu den Gemälden von europäischem Rang. Bedeutend ist auch ein aus Sandstein gehauenes Relief, welches die Ölbergszene darstellt. Es ist um 1435 entstanden.
Das Mühldorfer Rathaus zählt zu den ansehnlichsten Profanbauten der Stadt. Die einzelnen Gebäude, aus denen das Rathaus heute besteht, wurden bereits um 1450 erbaut. Nach dem Stadtbrand 1640 wurden sie schließlich zusammengelegt und aus- und umgebaut. Es ist in der typischen Innstadt-Bauweise errichtet.
Außerdem hervorzuheben sind das ehemalige Fürstbischöfliche Schloss (das heutige Finanzamt), welches um 1539 erbaut wurde, sowie der Kornkasten und der Haberkasten aus dem 15. Jahrhundert. Ersterer beherbergt heute die Mühldorfer Stadtbücherei, letzterer dient als Veranstaltungsort.[22]
siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Mühldorf am Inn
Gedenkstätten
Nahe dem Inn erinnert eine Gedenkstätte an die Gefallenen der Napoleonischen Kriege zwischen 1795 und 1813. Die Errichtung eines Denkmals wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorangetrieben, seit 1972 hat der „Franzosenfriedhof“, wie die Gedenkstätte auch genannt wird, sein heutiges Gesicht.
Vor dem Friedhof Nord erinnert eine Steinskulptur als Denkmal und Mahnmal an die Gefallenen der letzten großen Kriege. Sie stellt einen sterbenden Krieger dar und soll Ausdruck der Niederlage und der Not sein. In etlichen Kirchen des Stadtgebietes gibt es darüber hinaus Gedächtnisstätten und Namenstafeln der Kriegstoten der Stadt.
Für die 480 KZ-Häftlinge die im Waldlager bei Mettenheim ihr Leben verloren, wurde im Juni 1945 ein Friedhof und eine Gedächtnisstätte errichtet. Eine Gedenkplatte zeigt die Inschrift: „Den Opfern der Gewalt 1933-1945“.
Seit 1971 erinnert ein Naturstein mit der Inschrift „664 km nach Berlin“ an die Teilung Deutschlands im Kalten Krieg. Er steht heute in der Parkanlage vor dem Finanzamt.[23]
Naturschutzgebiete
Westlich der Stadt Mühldorf liegt das Mühldorfer Hart, ein weitläufiges Waldgebiet. Das 1100 Hektar große Areal ist als Landschaftsschutzgebiet eingetragen. Gleiches gilt für einige direkt am Inn gelegene Landschaftsteile in der Nähe von Ecksberg.
Sport
Die zahlreichen Sportvereine in Mühldorf bieten ein breites Spektrum an sportlichen Betätigungsfeldern. Dazu gehören neben den alltäglichen Sportarten wie Fußball, Tennis, Volleyball, Basketball, Turnen, Leichtathletik und Skisport auch solche wie Bogenschießen, Flugsport, Golf. Es besteht auch ein Sportverein für Behinderte. Zu den größeren Vereinen gehören der TSV 1860 Mühldorf (1500 Mitglieder) und der Rasensportverein (RSV) Mößling (700 Mitglieder), beide mit eigenen Sportanlagen. Die Fußballabteilung des RSV und die sich in finanziellen Schwierigkeiten befindliche SpVgg Mühldorf haben sich 2006 zum FC Mühldorf zusammengeschlossen, der derzeit in der Kreisklasse spielt. Besonders erfolgreich sind die Turner und Volleyballer des TSV. Die 1. Mannschaft der Volleyballabteilung spielt derzeit in der Regionalliga Süd-Ost und auch die Turner gehören seit langem zur bayerischen Spitze. [24]
Wirtschaft und Infrastruktur
Das Stadtgebiet von Mühldorf umfasst eine Fläche von 29.42 km². Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von etwa 131 km. In der Stadt sind ca. 1.450 Gewerbebetriebe ansässig, vornehmlich aus dem Handels- und Handwerksbereich. Sie bieten knapp 8.000 Menschen einen Arbeitsplatz, darunter 6.000 Mühldorfern. Am 30.6.2006 waren 816 Mühldorfer arbeitslos, darunter 116 Ausländer und 348 Langzeitarbeitslose (1 Jahr und länger). 80 % der Mühldorfer Betriebe werden zum Dienstleistungssektor gezählt, weniger als 1 % entfallen auf die Landwirtschaft. In der Stadt befinden sich alle öffentlichen Behörden des Landkreises Mühldorf. Im Umkreis von 30 km um die Stadt leben etwa 250.000 Personen. Vom Bahnhof Mühldorf aus pendeln täglich 14.000 Menschen Richtung München. Der Einzelhandel in Mühldorf erwirtschaftet einen Umsatz von 200 Millionen Euro im Jahr.[25]
Zu den wichtigsten ortsansässigen Unternehmen in Mühldorf gehört die Firma ODU Steckverbindungssysteme. Diese fertigt unter anderem Steckverbindungen für Mobiltelefone, Medizintechnik und Industrieelektronik. Die Firma beschäftigt etwa 500 Menschen und gehört mit 40 Auszubildenden zu den wichtigsten Ausbildern der Stadt. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist die Firma Maschinenbau Mühldorf (MBM). Sie ist im Bereich des Sondermaschinenbaus tätig und beschäftigt 200 Mitarbeiter, darunter 20 Auszubildende.
Die Versorgung mit Gas, Wasser und Strom wird durch die Stadtwerke Mühldorf sichergestellt. Dabei stammen etwa 7 % des Stroms aus Eigenerzeugung, das Wasser stammt aus Wasserschutzgebieten aus dem Stadtgebiet. Die Mühldorfer Stadtwerke betreiben außerdem das städtische Hallenbad, das Freibad und die Eisbahn.[26]
Verkehr
Mühldorf am Inn liegt ca. 78 km östlich der Landeshauptstadt München und 99 km südwestlich von Passau und am Schnittpunkt der Hauptverkehrswege östlich von München, der A 94 / B 12, der Staatsstraße 2092 und der B 299.
In der „oberen Stadt“ dient die Nordtangente als Hauptverkehrsweg, in der „unteren Stadt“ die durch das Stadtgebiet verlaufende B 12. Der Verkehr zwischen oberer und unterer Stadt wird größtenteils über den Stadtberg und die Friedhofstraße abgewickelt. Weitere wichtige Straßen im Stadtgebiet sind die Münchner Straße durch Altmühldorf, die Mößlinger Straße nach Mößling sowie die Töginger und die Innere Neumarkter Straße.
Beim Eisenbahnknotenpunkt Mühldorf am Inn verbinden sich acht Bahnstrecken, aus München (KBS 940), Rosenheim (KBS 944), Freilassing / Salzburg (KBS 943), Burghausen (KBS 942), Simbach am Inn (KBS 941), Passau (KBS 946), Traunstein (KBS 947) und Landshut (KBS 945) zum Linienstern Mühldorf. Dieser wird von der DB-Tochter SüdostBayernBahn betrieben. Am Güterbahnhof Mühldorf werden jährlich etwa 800 Güterwaggons abgefertigt.
Der öffentliche Personennahverkehr besteht aus vier Linien im Stadtbereich (Stadtbus) und 16 Linien ins Mühldorfer Umland. Im Auftrag von Stadt und Landkreis wird der Busverkehr von mehreren privaten Busunternehmen betrieben.[27]
Drei Kilometer nördlich der Kreisstadt liegt der Flugplatz Mühldorf, der mit seiner 1060 Meter langen und 20 Meter breiten asphaltierten Rollbahn für Flugzeuge bis 5,7 Tonnen zugelassen ist. Der Flugplatz dient der Sportfliegerei, aber auch der geschäftlichen Nutzung.
Medien
Der zum Oberbayerischen Volksblatt gehörende Mühldorfer Anzeiger ist die Lokalzeitung der Region Mühldorf und erscheint als Tageszeitung.
Seit 2006 strahlt der lokal produzierende Fernsehsender Mühldorf-TV sein über das Internet zu empfangendes Programm aus. Dabei wird das Video-on-Demand-Prinzip verwendet. Das Programm, dessen wöchentliche Sendedauer unter einer Stunde liegt, enthält ausschließlich lokale Themen. (siehe Weblinks)
Öffentliche Einrichtungen
Bildung
In Mühldorf gibt es eine Vielzahl von Bildungseinrichtungen aus den verschiedensten Bereichen. Dazu gehören mehrere Grundschulen, Hauptschulen, Berufsschulen und das Ruperti-Gymnasium. Die Fachoberschule und Berufsoberschule Altötting betreibt in Mühldorf eine Außenstelle. Des Weiteren gibt es eine private Wirtschaftsschule sowie eine Förderschule. Im Bereich der Erwachsenenbildung und Weiterbildung gibt es neben einer Volkshochschule eine Akademie der IHK sowie ein Bildungs- und Technologiezentrum Mühldorf der Handwerkskammer. Weiterhin verfügt Mühldorf über eine Fachakademie für Sozialpädagogik und eine städtische Musikschule. Darüber hinaus gibt es in Mühldorf eine Stadtbücherei und vier Pfarrbüchereien.[28]
Sonstiges
Mühldorf verfügt unter anderem über ein Freibad, ein Hallenbad, eine Kunsteisbahn und eine Trabrennbahn. Darüber hinaus gibt es 14 Einrichtungen zur Kinderbetreuung.
Medizinische Versorgung
Die Stadt Mühldorf verfügt über mehr als 100 praktische Ärzte und Fachärzte aus den verschiedensten Fachgebieten. Die Grund- und Regelversorgung mit der Versorgungsstufe II stellt dabei die Kreisklinik Mühldorf sicher. Darüber hinaus verfügt die Stadt mit einer Augenklinik, einer Zahnklinik und einer Praxisklinik für Orthopädie, Sportmedizin und Chirurgie über drei ambulante Fachkliniken. [29]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Mühldorf vergibt. Die Verleihung erfolgt an Persönlichkeiten, die sich durch herausragenden Einsatz für die Stadt verdient gemacht haben. Durch die strengen Kriterien hat die Stadt Mühldorf bisher nur neun Persönlichkeiten diese Würde verliehen.
Karl Kaerner (* 26. Juli 1804 in Kusel; † 30. September 1869 in München) wurde am 14. Februar 1852 für seine Leistung als Bauleiter beim Bau der Innbrücke die Ehrenbürgerwürde verliehen. Kaerner war seit 1848 Vorstand der Bauinspektion Rosenheim.
Gustav von Schlör (* 4. April 1820 in Vilseck; † 25. September 1883 in München) wurde am 30. Mai 1871 zum Ehrenbürger der Stadt Mühldorf ernannt. Er hat sich als bayerischer Handelsminister für den Ausbau Mühldorfs zum Eisenbahnknotenpunkt eingesetzt, ein Engagement, dessen Auswirkungen noch heute die Stadt prägen.
Georg von Orterer (* 30. Oktober 1849 in Wörth (bei Erding); † 5. Oktober 1916 in München) wurde am 4. Juni 1897 die Ehrenbürgerwürde verliehen. Die Stadt dankte dem Politiker für seine Verdienste um den Bau der Eisenbahnlinie Mühldorf-Altötting-Burghausen, welche 1897 eröffnet wurde.
Anton Fent (* 25. Dezember 1840 in Roggenburg (bei Ulm); † 23. Februar 1915 in Mühldorf) wurde am 25. November 1910 Ehrenbürger der Stadt. Er war fast 40 Jahre lang Schulleiter an der Mühldorfer Fortbildungsschule, bevor er 1910 in den Ruhestand ging.
Franz Xaver Fischer (* 9. Januar 1851 in München; † 9. Januar 1940 in Mühldorf) diente der Stadt von 1878 bis 1919 im Gemeindekollegium, im Magistrat und zuletzt 19 Jahre lang als Bürgermeister. In dieser Zeit hat Fischer maßgeblich den Ausbau der Elektrizitäts- und Wasserversorgung der Stadt vorangetrieben. Während des Ersten Weltkrieges leitete er nahezu im Alleingang die Verwaltung der Stadt. Wegen seines langjährigen Engagements verlieh ihm die Stadt am 10. April 1919 die Ehrenbürgerwürde.
Leo Mulfinger (* 26. Dezember 1882 in Marktbreit; † 27. September 1958 in Mühldorf) war seit 1919 in leitender Position für die Stadtverwaltung verantwortlich. Ihm war es zu verdanken, dass Mühldorf 1921 eine Realschule erhielt, das heutige Gymnasium. Außerdem widmete er sich als Stadtamtmann dem Ausbau der Stadt. Von 1932 bis 1973 war Mulfinger neben seinen bisherigen Aufgaben auch Bürgermeister. Dieses Amt gab er schließlich zu Gunsten seines Amtes in der Verwaltung wieder auf. Am 27. Dezember 1952 ernannte ihn der Stadtrat zum Ehrenbürger Mühldorfs.
Hans Gollwitzer (* 13. Januar 1896 in Erding; † 24. März 1979 in Mühldorf) war ab 1937 Bürgermeister der Stadt. Bereits zu dieser Zeit wurde ihm schon einmal die Erhenbürgerwürde verliehen, nach dem Krieg aber wieder aberkannt. Im Zweiten Weltkrieg war er Bataillonskommandeur in Russland und Frankreich. Am 2. Mai 1945 übergab Bürgermeister Gollwitzer die Stadt, entgegen den Anordnungen von höherer Stelle, kampflos den amerikanischen Truppen. Zunächst seines Amtes enthoben wurde er 1952 wieder zum Bürgermeister gewählt und hielt dieses Amt bis zu seiner Pensionierung 1966. Im Anschluss verwaltete er als ehrenamtlicher Mitarbeiter die Stadtbücherei und das Stadtarchiv. Am 14. Januar 1971 wurde Altbürgermeister Gollwitzer in Anerkennung seiner Dienste um die Stadt Mühldorf die Ehrenbürgerwürde verliehen. Diese Verleihung an das frühere NSDAP-Mitglied ist bis heute bei einigen Mühldorfern umstritten, klar ist aber, dass Gollwitzer durch seine letzte Amtshandlung im Zweiten Weltkrieg der Stadt großen Schaden ersparte.
Josef Klapfenberger (* 25. Juni 1905 in Edling; † 13. Oktober 1980 in Mühldorf) war von 1850 bis 1980 Stadtpfarrer von Mühldorf. Am 12. Juni 1975 überreichte ihm der damalige Bürgermeister Josef Federer die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Klapfenberger setzte sich für die Renovierung der Katharinen- und der Nikolauskirche ein und trieb den Neubau eines Altenheimes und eines Kindergarten voran.
Josef Federer (* 19. Februar 1921 in Fronberg (heutiger Ortsteil von Schwandorf)) wurde 1966 zum Bürgermeister von Mühldorf gewählt. Davor war er bei der Landeskrankenkasse Mühldorf und der AOK tätig. Während des Zweiten Weltkrieges war als Oberleutnant in Frankreich und Russland eingesetzt und kam 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück. Während seiner 24-jährigen Amtszeit war er für den Bau vieler kommunaler Behörden mitverantwortlich und genoss die Sympathien der meisten Einwohner. Am 3. Mai 1990, kurz nach seiner Pensionierung, wurde Altbürgermeister Federer die Ehrenbürgerwürde verliehen. Er ist der einzige noch lebende Ehrenbürger der Stadt.[30]
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
Der Meister von Seeon, ein berühmter Bildhauer des 15. Jahrhunderts, hat aller Wahrscheinlichkeit in Mühldorf seine Werkstatt betrieben. Von ihm stammt unter anderem die „Madonna mit Kind“ von 1420, die im Mühldorfer Kreismuseum ausgestellt ist.
Persönlichkeiten, die in Mühldorf geboren wurden
- Kriemhild Jahn (* 30. November 1972), deutsche Sängerin
- Georg Meier (* 9. November 1910; † 19. Februar 1999 in München), deutscher Rennfahrer, Sportler des Jahres 1949
- Peter Ostermayr (* 18. Juli 1882; † 7. Mai 1967 in München), deutscher Filmproduzent
- Michael Schmid (* 7. Juni 1945), österreichischer Politiker und ehemaliger Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
Quellen
- ↑ Reinhard Wanka (Red.): Mühldorf. Stadt am Inn. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 1995. S. 15-18
- ↑ Ebd. S. 19-22
- ↑ Ebd. S. 311
- ↑ Ebd., S. 24–27.
- ↑ Ebd., S. 27–33.
- ↑ Ebd., S. 34–42.
- ↑ Ebd., S. 80 ff., 316 f.
- ↑ Ebd. S. 115-132
- ↑ Ebd. S. 133-176
- ↑ Edwin Hamberger (Hrsg.): Mühldorf a. Inn - Salzburg in Bayern : 935 - 1802 - 2002. Stadt Mühldorf, Mühldorf a. Inn 2002. S. 235-238
- ↑ Ebd. S. 179-187
- ↑ Christian Dirninger: Wirtschaft und Leben in der Region Mühldorf a. Inn, Mühldorf a. Inn 2002. S. 197ff
- ↑ Reinhard Wanka (Red.): Mühldorf. Stadt am Inn. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 1995. S. 21
- ↑ Ebd. S. 299
- ↑ Erich Keyser u.a. (Hrsg.): Bayerisches Städtebuch (Teil 2), Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 1974. S. 393
- ↑ Einwohnermeldeamt Mühldorf
- ↑ Erich Keyser u.a. (Hrsg.): Bayerisches Städtebuch (Teil 2), Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 1974. S. 393
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung GENESIS-Online
- ↑ Stadt Mühldorf a. Inn - Stadtratsliste
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung GENESIS-Online
- ↑ Reinhard Wanka (Red.): Mühldorf. Stadt am Inn. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 1995. S. 11ff
- ↑ Ebd. S. 100ff und 255ff
- ↑ Ebd. S. 251ff
- ↑ Stadt Mühldorf a. Inn - Vereine und Verbände
- ↑ Pressestelle/Bürgerservice der Stadt Mühldorf
- ↑ Stadtwerke Mühldorf am Inn
- ↑ Stadt Mühldorf a. Inn - Stadtbus
- ↑ Stadt Mühldorf a. Inn - Schulen und Bildungseinrichtungen
- ↑ Stadt Mühldorf a. Inn - Medizinische Versorgung
- ↑ Reinhard Wanka (Red.): Mühldorf. Stadt am Inn. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 1995. S. 159ff
Literatur
- August Friedrich Neumeyer: Der Mühldorfer Hexenprozeß . Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 2004.
- Edwin Hamberger (Hrsg.): Mühldorf a. Inn - Salzburg in Bayern : 935 - 1802 - 2002 ; [Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung vom 8. Juni bis 27. Oktober 2002 im Haberkasten, Mühldorf a. Inn]. Stadt Mühldorf, Mühldorf a. Inn 2002, ISBN 3-9808380-0-5
- Edwin Hamberger: Rauch und Staub verdunkelten die Sonne. Luftangriffe auf Mühldorf 1945. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 2005, ISBN 3-930033-19-4
- Peter Müller: Das Bunkergelände im Mühldorfer Hart : Rüstungswahn und menschliches Leid. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 2000, ISBN 3-930033-17-8
- Reinhard Wanka (Red.): Mühldorf. Stadt am Inn. Geschichtsverein Heimatbund, Mühldorf a. Inn 1995.
Weblinks
- Eintrag zum Wappen von Mühldorf am Inn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte