Herzogtum Limburg
Das Herzogtum Limburg ist ein historisches Territorium im Heiligen Römischen Reich, dessen Kerngebiet weitgehend im heutigen Belgien (Provinz LĂŒttich) liegt.
Sein Ursprung liegt im frĂŒhen elften Jahrhundert, als die gleichnamige Burg Limburg erbaut wurde. Sein definitives Ende besiegelten die Franzosen, als sie das Gebiet 1793 an Frankreich anschlossen.
ZunÀchst nur Grafen, erstritten sich die Limburger im zwölten Jahrhundert aufgrund des mehrfach erhaltenen Titels Herzog von Niederlothringen den Herzogtitel auf Dauer.
Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Limburger Herzöge entbrannte der Limburger Erbfolgestreit, der in der Schlacht von Worringen im Jahr 1288 seinen blutigen Höhepunkt fand. Seitdem wurde Limburg in Personalunion von den Herzögen von Brabant mitregiert. Seit diesem Zeitpunkt kann man kaum mehr von einer eigenen Geschichte des Herzogtums sprechen. Bestrebungen der Limburger StĂ€nde, im Rahmen der Brabanter Revolution (1789) eine gewisse EigenstĂ€ndigkeit zurĂŒckzuerlangen, scheiterten.
Geschichte
Von der Grafschaft zum Herzogtum
Vermutlich um das Jahr 1020 baute Friedrich II. aus dem Hause Luxemburg, die Burg Limburg im Vesdretal (Wesertal) auf der alten königlichen Grundherrschaft Baelen (bei Eupen und Verviers). Friedrich hatte die Grundherrschaft von seiner Mutter geerbt. [1]
Die Burg war der Ursprung der Stadt Limburg und gab der Grafschaft den Namen.
Zu Friedrichs dominium gehörten Besitzungen zwischen Maas und Aachen und sĂŒdlich von LĂŒttich gelegenes Gebiet um Sprimont. Dieses Kerngebiet war in fĂŒnf Gerichtsbezirke, Hochbank oder Bank genannt, eingeteilt:
- Hochbank Baelen
Die Bank Baelen lag im sĂŒdöstlichen Teil des Herzogtums. Zu ihr gehörten die Burg, heute Stadt Limburg, Baelen, Bilstain, Eupen, GoĂ©, Henri-Chapelle, Welkenraedt, Herbesthal und Membach. - Hochbank Herve
Die Bank Herve lag westlich von der Bank Baelen. Zu ihr gehörten Clermont, Thimister, Chaineux, Dison, Soiron, Charneux. - Hochbank Montzen
Die Bank Montzen machte den nördlichen Teil des Herzogtums aus. Zu ihr gehörten Gemmenich, Homburg, Kelmis, Montzen, Moresnet, Sippenaeken und Teuven. - Hochbank Walhorn
Nordöstlich lag die Bank Walhorn mit den Herrschaften Eynatten, Hauset, Hergenrath, Walhorn und Lontzen. - Hochbank Sprimont
Die Bank Sprimont war eine Exklave im FĂŒrstbistum LĂŒttich rund um Sprimont.
AuĂerdem gehörten die Vogteien ĂŒber die Abtei St. Truiden und die Doppelabtei Stablo-Malmedy zu Friedrichs Herrschaftsbereich.
Judith, einziges Kind Friedrichs, heiratete im Jahr 1065 Walram-Udo, Graf von Arlon, und brachte ihrem Ehemann die Grafschaft mit in die Ehe. Walram-Udo wurd noch zu Lebzeiten seines Schwiegervaters in einer Urkunde von 1064 als egregius comes Udo de Lemborch (auserwÀhlter Graf von Limburg) bezeichnet.
Friedrich hatte im Jahr 1046 die HerzogswĂŒrde von Niederlothringen erhalten. Kaiser Heinrich IV. ernannte seinen Enkel (also Walram-Udos Sohn), Heinrich I. von Limburg und Arlon (1081-1119), im Jahr 1101 zum Herzog von Niederlothringen. Im spĂ€teren Machtgerangel zwischen dem Kaiser und seinem Sohn (Heinrich V.) blieb Heinrich von Limburg dem alten Kaiser treu. Das kostete ihn die HerzogswĂŒrde wieder und Graf Gottfried I. von Löwen (als Herzog Gottfried VI.) erhielt stattdessen das Amt. Es kam nun zwischen den HĂ€usern Limburg und Löwen-Brabant zu fortwĂ€hrendem Gerangel um den Titel und das Amt des Herzogs von Niederlothringen. 1128 erhielt Heinrichs I. Sohn, Walram II. von Limburg (1119-1139), den Titel von Kaiser Lothar III.. Im Jahr 1139 verlieh Konrad III. ihn wieder dem Haus Löwen-Brabant.
Die Grafen von Limburg nannten sich seit der zweiten Belehnung mit der HerzogswĂŒrde nur noch Herzöge von Limburg. Heinrich II., zu dieser Zeit Herr von Limburg (1139-1167), war ein hĂ€ufiger Gast am Hof von Friedrich Barbarossa. Es wird vermutet, dass dies der Grund dafĂŒr war, dass der Kaiser den Titel Herzog von Limburg im Jahr 1165 offiziell anerkannte. Aber trotz aller Anstrengungen gelang es den Limburgern nicht, in den ReichsfĂŒrstenstand aufzusteigen.
Erweiterung des Herrschaftsbereiches
Durch Heirat fiel Wallram II. Wassenberg zu. Damit wurden die Limburger zu Vasallen des Kurerzbischofs von Köln. Im Jahr 1136 konnte er die Herrschaft ĂŒber Rolduc (Herzogenrath) an sich bringen. Die Abtei Rolduc, auch Klosterrath genannt, bedachten er und seine Nachkommen mit reichen Schenkungen und wĂ€hlten sie zu ihrer Grablege.
Heinrich III. von Limburg (1167-1221) verschaffte seinem Sohn Simon den Stuhl des FĂŒrstbischofs von LĂŒttich (1193-95). Sein Sohn Walram III. erhielt durch Heirat mit der Luxemburgerin Ermesinde die Grafschaft Luxemburg (1214-26). Die Grafschaft Namur konnte er aus Ermesindes Erbe nicht sichern. Durch diese Ehe wurde die Linie des Hauses Luxemburg-Limburg begrĂŒndet. Ermesinde wurde aus dem Limburger Patrimonium die Grafschaft Arlon ĂŒbertragen, wodurch diese luxemburgisch wurde.
Der Àlteste Sohn Walrams III., Heinrich IV., heiratete Ermengarde (Irmgard), Erbtochter des Grafen von Berg. Heinrich regierte die Grafschaft Berg von 1225 bis zu seinem Tod 1247 in Personalunion. [2]
Nach Heinrichs Tod wurde die Erbschaft geteilt. Berg kam an seinen Àlteren Sohn Adolf.
Walram IV., der jĂŒngere Sohn, regierte von 1247 bis 1280 als letzter seines Stammes das Herzogtum Limburg. Durch die Erbteilung war die Macht der Herzöge von Limburg in einer Zeit, in der alle FĂŒrsten bestrebt waren, ihre territoriale Macht auszubauen, deutlich gesunken und dazu vorbestimmt, nach dem Aussterben der Hauptlinie der Limburger von einer anderen Territorialmacht ĂŒbernommen zu werden.
Ăbergang an Brabant
Ermengard (Irmgard), einziges Kind Walrams IV., brachte das Herzogtum an ihren Gatten, Graf Rainald I. von Geldern. Sie starb im Jahr 1283 ohne Erben zu hinterlassen. Sofort machten die mĂ€nnlichen Nachkommen Heinrichs III. Rainald den Anspruch auf Limburg streitig, obwohl dieser schon 1282, nach dem Tod seines Schwiegervaters, mit Limburg belehnt worden war. Es kam zum Limburger Erbfolgestreit, der in der Schlacht von Worringen 1288 seinen kriegerischen und blutigen Höhepunkt fand. Der Streit endete 1289 mit einem Friedensschluss, durch den Limburg an das Herzogtum Brabant kam. Die getroffene Entscheidung wurde von König Rudolf nachtrĂ€glich gebilligt. Damit war die alte Konkurrenz zwischen Limburg und Löwen-Brabant fĂŒr immer beendet.
Limburg teilte in der Folge bis zum Ende des Ancien Regime das Schicksal Brabants. Zahlreiche Fehden Brabants mit seinen Nachbarn hinterlieĂen immer wieder verbrannte Erde. So wurden wĂ€hrend des zweiten Geldrischen Krieges Eupen und Walhorn vollkommen dem Erdboden gleich gemacht. In den Jahren 1296, 1314/15 kam es infolge schlechter WitterungsverhĂ€ltnisse zu Hungersnöten und 1348/49 und 1362 wĂŒtete auch in Limburg die Pest in schrecklicher Weise.
1356 beschworen die Brabanter Herzöge mit der Joyeuse EntrĂ©e die Union der beiden HerzogtĂŒmer. Diese sicherte beiden aber auch Autonomie in Verwaltung und Gerichtswesen zu, sowie die alten Gewohnheitsrechte (WeistĂŒmer).
Limburg unter der Herrschaft von Burgund
Nach VertrĂ€gen in den Jahren 1382 und 1396 kaufte Philipp der KĂŒhne im Jahr 1406 das Herzogtum Limburg. 1430 ĂŒbernahm das Haus Burgund endgĂŒltig die Regentschaft. Inzwischen war die Leibeigenschaft weitgehend abgeschafft worden. 1406 wurden die Frondienste in Brabant und Limburg abgeschafft und ein Edikt vom 2. November 1412 beendete das Recht der âhavestoitâ, nach der alle Habe eines ohne groĂjĂ€hrige mĂ€nnliche Erben verstorbenen Bauern dem Herzog gehörte. Es wurde durch die Abgabe des âBesthauptâ, auch âMortementâ genannt, ersetzt.
Ăbergang an die Habsburger
Die Tochter Karls des KĂŒhnen, Maria von Burgund, heiratete 1477 Maximilian von Habsburg und brachte so auch das Herzogtum Limburg mit in die Ehe und damit an das Haus Habsburg. Die Teilung von 1555 brachte es zusammen mit den anderen niederlĂ€ndischen Provinzen an die spanische Linie.
Seit 1500 bzw. 1512 gehörte Limburg in Folge der Reichsreform zum Burgundischen Reichskreis.
Die Zeit der Reformation / AchtzigjÀhriger Krieg
Die AnhĂ€nger der Reformation wurden auch in Limburg streng verfolgt. Sie sind hier erstmals fĂŒr das Jahr 1531 sicher belegt, als der Prediger Wilhelm Kaiskin in Rechain und Dolhain auftrat. Im gleichen Jahr lieĂ der Drossard des Hochgerichts Limburg eine Gruppe psalmensingender Bauern ergreifen und auf der Stelle und ohne Verhör aufhĂ€ngen. Im Jahr 1535 wurden WiedertĂ€ufer, die man in VisĂ© aufgriff, nach Limburg gebracht und dort verurteilt, gefoltert und verbrannt.
Philipp II. von Spanien hatte 1556 die siebzehn niederlÀndischen Provinzen nach Verzicht seines Vaters Karl V. erhalten. In den nördlichen Provinzen hatte sich inzwischen der Calvinismus durchgesetzt und auch in der Bank Baelen gab es im Jahr 1565 etwa vierhundert AnhÀnger dieser Lehre.
Herzog Albas Vorgehen gegen die AnhÀnger der Reformation hinterlieà auch im Herzogtum Limburg deutliche Spuren. Seinem Blutrat fielen seit 1567 tausende Menschen, auch in Limburg, zum Opfer. 1568 brach der achtzigjÀhrige Krieg aus. Limburg war in diesen Jahren stÀndiger Brennpunkt der Auseinandersetzungen. Im Herbst des Jahres 1568 lieà Alba alle Lebens- und Futtermittel konfiszieren, um so den Truppen des Wilhelm von Oranien die Versorgung abzuschneiden. Sein Konzept ging auf, aber zu Lasten der Bevölkerung, die vor dem Hunger und den Kriegslasten floh.
Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet von VerwĂŒstungen, abwechselnd durch spanische und niederlĂ€ndische Truppen und Söldner. Der Waffenstillstand, der im Jahr 1609 zwischen den inzwischen unabhĂ€ngigen sieben niederlĂ€ndischen Provinzen und Spanien geschlossen worden war, brachte nur eine kurze Atempause. Das Land wurde in die erneut aufflammenden Kriegshandlungen im Zuge des dreiĂigjĂ€hrigen Krieges einbezogen. StĂ€ndige Einquartierungen, Kriegssteuern, Kontributionen und Fouragelieferungen hatten die Grenzen der Belastbarkeit von Land und Menschen lĂ€ngst ĂŒberschritten. 1632 wurde die Burg Limburg wieder einmal von den niederlĂ€ndischen Truppen eingenommen. Die katholischen Priester des Landes waren fast alle geflohen oder hielten sich versteckt. Kirchen und AltĂ€re wurden vewĂŒstet.
Hinzu kam eine Pestwelle, die in den Jahren 1635/36 viele Menschen das Leben kostete. Allein in Walhorn zÀhlte man in diesem Jahr 230 Pestopfer, darunter auch viele spanische Soldaten.
Im Jahr 1646 waren in Eupen ĂŒber hundert HĂ€user dem Erdboden gleich gemacht, die meisten Bewohner geflohen. In der Bank Walhorn waren zwei Drittel der Bevölkerung ausgewandert, viele von ihnen ins nahe MĂŒnsterlĂ€ndchen (Gebiet der Reichsabtei KornelimĂŒnster). Der WestfĂ€lische Friede bedeutete zwar zunĂ€chst das Ende der Kriegshandlungen, aber wie vielerorts, so zogen auch im Herzogtum Limburg marodierende Söldner noch einige Jahre durchs Land.
Der WestfĂ€lische Friede - Konsequenz fĂŒr das Herzogtum Limburg
Die Herrschaft Valkenburg Faulquemont, die Grafschaft Dalhem und die Herrschaft Herzogenrath (Rode le Duc, Rolduc) wurden unter der Bezeichnung Les pays d'Outre-Meuse (Landen van Overmaas) zusammengefasst und von den Herzögen von Limburg regiert. Nach dem Ende des dreiĂigjĂ€hrigen Krieges wurde dieses Land geteilt (es wird oft irrig behauptet, das ganze Herzogtum Limburg sei geteilt worden).
Im Frieden von MĂŒnster, geschlossen am 30. Januar 1648 zwischen Spanien und den Vereinigten Niederlanden, wurde den Generalstaaten die von ihnen besetzt gehaltenen Teile des Gebietes der Landen van Overmaas zugesprochen. Die endgĂŒltige Teilung fand in den Haag am 26. Dezember 1661 im sogenannten Partage-Vertrag zwischen König Philipp IV. von Spanien und den Generalstaaten statt. Am 7. November 1785 wurde die Gebietsaufteilung durch den Vertrag von Fontainebleau (Art. 18 und 19) nochmals geĂ€ndert.
SpÀter, aufgrund einer Verordnung vom 29. Januar 1778, wurden die österreichischen Anteile an der Grafschaft Dalhem und an den Herrschaften Valkenburg und Herzogenrath fest mit dem Herzogtum Limburg verbunden.
Limburg unter Ăsterreichischer Herrschaft
Aufgrund der Bestimmungen der Pragmatischen Sanktion vom 19. April 1713 gelangte Limburg im Jahr 1740 schlieĂlich unter die Herrschaft von Ăsterreich. Die folgende Zeit wurde bestimmt von den aufgeklĂ€rt-absolutistisch ausgerichteten Reformbestrebungen, die unter der Regentschaft Maria Theresias noch sehr vorsichtig durchgefĂŒhrt wurden, unter ihrem Sohn aber in starken Widerspruch zu den althergebrachten Rechten Limburgs gerieten.
Limburg und die Brabanter Revolution
Josef trieb die Reformpolitik, die seine Mutter stets einvernehmlich mit den StĂ€nden vorangebracht hatte, mit viel Energie und wenig Weitsicht voran. In Brabant kam es deswegen schlieĂlich zur Revolution, der sich die meisten österreichisch-niederlĂ€ndischen Provinzen anschlossen. Die StĂ€nde in Limburg nahmen in diesem Konflikt eine zurĂŒckhaltendere und gemĂ€Ăigtere Position gegenĂŒber Josefs Politik ein. Die exponierte geografische Lage, zwischen Limburg und Brabant lag das FĂŒrstbistum LĂŒttich, ist vermutlich ein Grund dafĂŒr gewesen, aber auch die Hoffnung auf neue SelbstĂ€ndigkeit war dafĂŒr die Triebfeder.
Die Limburger StĂ€nde hatten dem Kaiser die Steuern in den Jahren vor 1789 bewilligt und ihm sogar das Recht eingerĂ€umt, jĂ€hrlich einen festgelegten Steuersatz ohne stĂ€ndische Zustimmung zu erheben. DafĂŒr behielt die Joyeuse EntrĂ©e in Limburg ihre GĂŒltigkeit und Limburg erhielt sogar einen eigenen Provinzialrat. Josefs Vorteil lag in der SchwĂ€chung der Brabanter Position in diesem Konflikt.
Erst nach langem DrĂ€ngen seitens der Brabanter unterzeichneten die Limburger StĂ€nde am 25. MĂ€rz 1790 doch noch den Unionsvertrag. Ihre UnabhĂ€ngigkeitserklĂ€rung veröffentlichten sie erst am 24. Juni des Jahres. Und bereits im Sommer 1790 fĂŒhrte Matthias Josef Wildt, PensionĂ€r der Limburger StĂ€nde, mit Vonck, einem der fĂŒhrenden Köpfe der Revolution, Verhandlungen im Auftrag der sich im Bonner Exil befindenden Generalstatthalter. Ende des Jahres 1790 waren die alten ZustĂ€nde in den österreichischen Niederlanden vollkommen wiederhergestellt.
Das Ende des Herzogtums
Im FrĂŒhjahr 1792 marschierten französische Revolutionstruppen in die sĂŒdlichen niederlĂ€ndischen Provinzen ein. Hoffnungen auf staatliche UnabhĂ€ngigkeit wurde mit einem Dekret vom 15. Dezember 1792 zerschlagen und entgegen anderslautender Versprechungen kam es zu Beginn des Jahres 1793 zu einer Abstimmung ĂŒber den Anschluss an Frankreich, die mit positivem Ergebnis endete. Nach französischem Vorbild wurde das Land in DĂ©partements und Arrondissements eingeteilt. Das Herzogtum Limburg ging zum gröĂten Teil im DĂ©partement l'Ourthe auf. Der Friede von Campo Formio besiegelte am 17. Oktober 1797 sein Schicksal.
Das Kerngebiet des alten Herzogtums ist im Wesentlichen seit 1815 Bestandteil der Provinz LĂŒttich und teilte nach der Belgischen Revolution (1830) deren Weg in das neu gegrĂŒndete Königreich Belgien.
Das deutschsprachige Gebiet kam als Landkreis Eupen in der Rheinprovinz an PreuĂen. Nach dem Vertrag von Versaille im Jahr 1920 wurde das Gebiet Belgien zugesprochen. Seit 1983 ist Eupen politisches und kulturelles Zentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft. [3]
Wirtschaft im Herzogtum Limburg
Das Herzogtum Limburg bestand zu einem groĂen Teil aus bewaldeter FlĂ€che (Hertogenwald im SĂŒdosten), auĂerdem aus Heide- und Moorlandschaft (Hohes Venn). Seit dem 12. Jahrhundert verstĂ€rkten die Herren von Limburg den Landesausbau. Das Herzogtum wurde dadurch zwar nicht zu einem reichen Agrarland, war aber in der Lage, sich selbst zu versorgen. HauptsĂ€chlich Weidewirtschaft und Ackerbau fĂŒr den Eigenbedarf bestimmten das Landschaftsbild.
Im 15. Jahrhundert begann man die reichen BodenschĂ€tze (Eisenerz, Blei und Galmei) zu fördern. Das besonders reiche Vorkommen an Blei und Galmei war nach dem Ende des Ancien Regime sowohl von PreuĂen als auch von den Niederlanden sehr begehrt und fĂŒhrte, da man sich nicht einigen konnte, zur GrĂŒndung von Neutral-Moresnet. Galmei wurde vor allem in Aachen, Burtscheid und Stolberg von dort ansĂ€ssigen Kupferschmieden verarbeitet. Eisenerz war u.a. Ausgangsprodukt fĂŒr die Herstellung der spĂ€testens seit dem 16. Jahrhundert marktfĂŒhrenden Aachener NĂ€hnadeln. Das Industriemuseum ZinkhĂŒtter Hof in Stolberg befasst sich mit der Geschichte dieses Wirtschaftszweiges.
Ein weiterer Wirtschaftszweig war das Tuchgewerbe, das bereits im 14. Jahrhundert besonders in der Stadt Limburg ausgeĂŒbt wurde, aber auch Verviers oder Eupen verdanken ihre BlĂŒte der Erzeugung und dem Handel mit Tuchen. Dabei wurde englische, vor allem aber spanische Wolle, die als sehr hochwertig galt, verarbeitet. Die Tuchindustrie war auch im 19. Jahrhundert noch wichtiger Wirtschaftszweig im Gebiet des ehemaligen Herzogtums. In Eupen erinnert heute ein Brunnen an die âWeber und Scherer, die den weltweiten Ruf der Eupener Tuche begrĂŒndet habenâ. In Verviers widmet sich das âCentre de la Laine et de la Modeâ, ein Museum, das sich im GebĂ€ude der ehemaligen Dethier-Manufaktur befindet, dem GedĂ€chtnis an die wichtige Rolle der Wollverarbeitung fĂŒr die Stadt.
In der Bank Walhorn, besonders in Raeren und Eynatten, blĂŒhte seit dem 15. Jahrhundert das Töpferhandwerk und erlangte Beachtung weit ĂŒber das Herzogtum hinaus. Das dort hergestellte Töpfergeschirr wandelte sich vom reinen Gebrauchsgegenstand zu wertvollen Kunstobjekten, die heute noch im Töpfermuseum Raeren, im Hetjesmuseum DĂŒsseldorf und anderen Museen in Europa ausgestellt werden. In der Zeit der Religionsunruhen wanderten Raerener Töpfer nach Siegburg aus. Dort konnten sie weiĂen Ton verarbeiten. Diese Produkte wurden von der Kundschaft dem roten Raerener Steinzeug bald vorgezogen. Das Aufkommen des Porzellans tat ein Ăbriges. So war am Ende des 18. Jahrhunderts die Töpferei in der Bank Walhorn wieder auf die Herstellung von einfachsten GebrauchsgegenstĂ€nden reduziert worden und kĂ€mpfte um ihre Existenz.
Die manchmal anzutreffende Behauptung, dass das Herzogtum auch wegen zweier wichtiger HandelsstraĂen, die vom Rhein nach Brabant, bzw. umgekehrt fĂŒhrten, von besonderer Bedeutung gewesen sei, ist wohl nicht haltbar. Diese StraĂen lagen nicht auf Limburger Gebiet. Doch verhieĂen bedeutende Zollstellen, wie z.B. Wassenberg, Gulpen, Herzogenrath, und ein ertragreiches Geleitrecht, dem Landesherrn des Herzogtums nicht unerhebliche Einnahmen.
Insgesamt war der Handel stark westlich orientiert. Gut dokumentierte Handels- und Familienbeziehungen, vor allem nach Aachen und Köln zeugen davon.
Sprache im Herzogtum Limburg
FĂŒr Sprachwissenschaftler ist das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Limburg besonders interessant.
Es wird von der Germanisch-romanischen Sprachgrenze durchzogen und fÀllt im germanischen Sprachbereich in das Gebiet des Rheinischen FÀchers. Bei Eupen beginnt die sogenannte Benrather Linie (maken-machen-Grenze).
Die Banken Walhorn, Baelen und Montzen wurden als die drei âduytschen Bankenâ bezeichnet. Hier war Ripuarisch die dominierende Schriftsprache und Mundart. Die Bank Herve war das âQuartier wallonâ. Dort wurde, ebenso wie in der Bank Sprimont âau-delĂ des boisâ Wallonisch geschrieben und gesprochen. An der Sprachgeografie des Gebietes hat sich bis heute kaum etwas wesentlich verĂ€ndert.
Das Wappen der Herzöge von Limburg
Die Herzöge von Limburg fĂŒhrten wie viele andere Dynasten einen Löwen in ihrem Wappen. Der Limburger Löwe ist rot auf silbernem Schild, goldbewert (er hat goldene Klauen) und -gekrönt und hat einen doppelten Schwanz.
Schon ein Siegel Heinrichs III. aus dem Jahr 1208 zeigte den Löwen. Aus dem Jahr 1221 ist erstmals die doppelschwĂ€nzige Variante bekannt. Vielleicht sollte damit die doppelte Regentschaft ĂŒber Luxemburg und Limburg angedeutet werden.
Aus dem Jahr 1227 sind durch eine Wappenzeichnung erstmals die Farben des Wappens bekannt. Seitdem wurde es nicht mehr verÀndert.
Die Grafen und Herzöge von Limburg bis 1288
(vorangestellt sind die Zeiten der Regentschaft; tiefere EinrĂŒckung kennzeichnet einen Dynastiewechsel ĂŒber eine Erbtochter; die Ordnungszahlen der Walram in Klammern gehen von der Arlonschen ZĂ€hlung aus)
- 1005 â 1065 Friedrich II., Herzog von Nieder-Lothringen (erbaute die Burg Limburg);
seine Tochter Jutta von Luxemburg heiratete- 1061 â 1082 Graf Udo-Walram II. von Arlon/I. von Limburg
- 1082 â 1119 Heinrich I.
oo Adelheid von Pottenstein, Tochter von Pfalzgraf Botho von Bayern - 1119 â 1139 Walram (III.) II. "der Heide"
oo Jutta, Tochter des Grafen Gerhard I. von Geldern (Erbin von Wassenberg) - 1139 â 1167 Heinrich II.
oo 1. Mathilde, Tochter des Grafen Adolf von Saffenberg
oo 2. Laurette, Tochter des Dietrich von ElsaĂ, Graf von Flandern - 1167 â 1221 Heinrich III.
oo Sophie (vermutlich Tochter Simons I. von SaarbrĂŒcken) - 1221 â 1226 Walram (IV.) III.
oo 1. Kunigunde von Monschau
oo 2. Ermesinde II. von Luxemburg (Tochter und Erbin des Grafen Heinrich IV. von Namur-Luxemburg) - 1226 â 1246 Heinrich IV. (aus erster Ehe seines Vaters)
oo Irmgard von Berg, Tochter und Erbin des Grafen Adolf VI. - 1246 â 1279 Walram (V.) IV.
oo 1. Jutta von Kleve, Tochter des Grafen Dietrich V.
oo 2. Kunigunde von Brandenburg, Tochter des Markgrafen Otto III. zu Salzwedel
Irmengard von Limburg-Arlon, Tochter aus erster Ehe, heiratet- 1280 â 1288 Rainald I. von Geldern ("der Streitbare")
Literatur
- Franz-Reiner Erkens: Zur verfassungsrechtlichen Stellung der Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert. in: Rheinische VierteljahrsblÀtter, Habelt, Bonn 43/1979, S. 169 ISSN 0035-4473
- Wilhelm Fabricius: ErlÀuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. Bd 2. Die Karte von 1789. Bonn 1898.
(Fabricius liefert eine genaue Darstellung der Gebietsaufteilung in Gerichtsbezirke und ebenfalls eine genaue Darstellung der verschiedenen TeilungsvertrĂ€ge zwischen Spanien und den Generalstaaten.) - Johannes Koll: Die belgische Nation - Patriotismus und NationalbewuĂtsein in den SĂŒdlichen Niederlanden im spĂ€ten 18. Jahrhundert. MĂŒnster 2003. ISBN 3-83-09-1209-9
- Jean-Louis Kupper: Limburg (Limbourg), ehem. Gft. und Hzm. (Limbourg-sur-Vesdre), heute Belgien, Prov. LĂŒttich. in: Lexikon des Mittelalters. Studienausgabe in 9 BĂ€nden. DTV, MĂŒnchen 2003, Bd V, Sp. 1986-1988. ISBN 3-423-59057-2
- Ulrich Lehnart: Die Schlacht von Worringen 1288, KriegfĂŒhrung im Mittelalter, Der Limburger Erbfolgekrieg unter besonderer BerĂŒcksichtigung der Schlacht von Worringen 5.6.1288. Afra, Frankfurt am Main 1993. ISBN 3-923217-66-8
- Alois Meisen: Brabant, Limburg und die ĂbermaaslĂ€nder â Eine Studie zur territorialen Finanzgeschichte bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Dissertation Aachen 2003. (PDF 1,2 MB)
- Guy Poswick: Les Délices du Duché de Limbourg. Verviers 1951. (28.03.2006)
(Französisch; das Werk bietet zu Burgen, Schlössern, HerrenhÀusern im Gebiet des Herzogtums Limburg Informationen zur Baugeschichte und zu den Besitzern und damit auch lokalgeschichtlichen Hintergrund.) - Leo Wintgens: Grundlagen der Sprachgeschichte im Bereich des Herzogtums Limburg. Grenz-Echo-Verlag, Eupen 1982. ISBN 3-023099-11-8
- Leo Wintgens: WeistĂŒmer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, Quellen zur Religionsgeschichte 14. â 18. Jahrhundert. Grenz-Echo-Verlag, Eupen 1988. ISBN 3-923099-49-5
- Hermann Wirtz: Eupener Land. BeitrÀge zur Geschichte des Kreises Eupen, Berlin 1936, Nachdruck: Eupen 1981.
Weblinks
- Wappen von Limburg (englischsprachige Beschreibung)
- www.genealogie-mittelalter.de, hier: Ermesinde II., GrÀfin von Luxemburg
- www.genealogie-mittelalter.de, hier: Familie der Grafen/Herzöge von Limburg
- Die Grafschaft Limburg, zur Geschichte eines westfÀlischen Territoriums (Darstellung von Stephanie Marra)
- Spanisch-NiederlÀndischer Friedensvertrag vom 30. Januar 1648 (PDF 2,0 MB)
- Karte des Herzogtums Limburg - 1789
Anmerkungen
- â Teilweise findet man in der Literatur die Angabe, die Burg sei erst um 1064 erbaut. Das kann aber nicht stimmen, wenn sie bereits 1050 belagert wurde, wie man ebenfalls liest.
- â In diese Zeit fĂ€llt ĂŒbrigens die GrĂŒndung der gleichnamigen Grafschaft Limburg. Heinrich half seinem Neffen, Graf Dietrich I. von Isenberg-Limburg (*um 1215, â 1299), Sohn des 1226 hingerichteten Grafen Friedrich II. von Isenberg, um das Jahr 1240 bei der Errichtung einer Burg oberhalb des Lennetals. 1242 belehnte Heinrich seinen Neffen mit der Burg sowie mit einem kleinen darum gelegenen Territorium. So entstand die gleichnamige Grafschaft Limburg an der Lenne.
- â Im Jahr 1815 wurde die Provinz Limburg geschaffen. Sie ging unter weitgehender Beibehaltung französischer Verwaltungsstrukturen aus dem Departement Meuse-InfĂ©rieure hervor. Die Namensgebung sollte dazu beitragen, die Erinnerung an die Namen der siebzehn Provinzen aus Burgundisch-Habsburgischer Zeit zu erhalten. Daraus resultiert heute hĂ€ufig der Trugschluss, diese Provinz, die 1839 im Zuge der Belgischen Revolution in einen belgischen und einen niederlĂ€ndischen Teil aufgeteilt wurde, sei aus dem alten Herzogtum Limburg hervorgegangen.