Schwader
Der Schwader (süddeutsch auch: Schlagler) ist ein landwirtschaftliches Gerät, das dem Zusammenfassen von Erntegut wie Heu oder Stroh zu gleichmäßigen (Nacht-)Schwaden (örtlich auch Ladscheiben, Reihen, Striche, Ruder, Striegel, Schlachtl) dient. Diese können dann mit der Ballenpresse, einem Feldhäcksler oder einem Ladewagen aufgenommen werden. Teilweise wird das Anwelkgut auch abends in diese Form gebracht, damit es vor dem nächtlichen Tau besser geschützt wird und der Boden morgens besser abtrocknen kann, bevor das Halmgut anschließend wieder mit dem Heuwender gleichmäßig verteilt wird, damit es weitertrocknen kann.
Bauarten
Es gibt viele unterschiedliche Bauarten von Schwadern. Die hier nicht beschriebenen Geräte sind Vielfachgeräte und werden im Artikel über Heuwender dargestellt. Die meisten Schwader werden im Heck angebaut, alle Bauarten findet man auch vereinzelt im Frontanbau. Moderne Großflächenschwader verfügen über ein eigenes Fahrwerk und werden angehängt.
Kreiselschwader
Der Kreiselschwader ist der am häufigsten verbreitete. Er besitzt einen oder mehrere horizontale Kreisel mit 6 bis 16 Zinkenarmen, die über die Zapfwelle oder die Hydraulik vom Traktor aus angetrieben werden. An den Armen sind mehrere Rechzinken befestigt, die senkrecht über den Boden streifen und das Erntegut bei ein, zwei oder drei Kreiseln zur Seite oder bei zwei, vier oder sechs Kreiseln auch zur Mitte transportieren. Über eine Kurvenbahnsteuerung werden die Zinken ausgelenkt und das Halmgut abgelegt. Durch die lockere Ablegung kann der Schwad noch durchlüften. Die großen Kreisel von bis zu 4,50 m erschweren die Bodenanpassung, welche aber durch Tandemfahrwerke unter und Tasträder vor den Kreiseln verbessert werden kann. Durch Kombination von zwei, vier oder sechs Kreiseln können Arbeitsbreiten von bis zu 20 m erreicht werden. Die Arbeitsgeschwindigkeit beträgt etwa 8–15 km/h. Bei einigen Bauweisen mit Seitenschwadablage können die Kreisel so verstellt werden, dass zwei Schwade abgelegt werden. Diese Funktion wird meist zum Aufrechen über Nacht bei Dürrgut verwendet (Nachtschwaden).
Sternradschwader
Er besteht aus 3–20 Zinkenrädern, den sogenannten Sternrädern, die das Halmgut schräg zur Fahrtrichtung von einem Stern zum anderen weiterschieben und als Schwad ablegen. Die federnd aufgehängten bodengetriebenen Sternräder haben eine gute Bodenanpassung und behandeln das Erntegut sehr schonend. Allerdings lässt die Arbeitsleistung bei schwerem und nassem Mähgut nach.
Die Sternradschwader gibt es als Seitenschwader, die den Schwad seitlich ablegen und als Mittelschwader mit einer Arbeitsbreite von fast 12 m. Die neueren kleinen Geräte sind an der Dreipunkthydraulik angebaut. Alle anderen werden gezogen. Die größeren Geräte haben zudem einen gelenkigen Rahmen, der die Bodenanpassung nochmals verbessert. Die Arbeitsleistung liegt aufgrund der weit höheren möglichen Arbeitsgeschwindigkeit (v > 20 km/h) deutlich über der von Kreiselschwadern gleicher Breite. Die Anschaffungs- und Betriebskosten sind aufgrund der einfacheren Bauweise niedriger als bei Kreiselschwadern. Die Einführung der Sternradrechwender anfangs der fünfziger Jahre im letzten Jahrhundert war ein Meilenstein in der Entwicklung neuer Techniken zur Rationalisierung der Grundfutterernte. Während der Sternradrechen in Deutschland mit Entwicklung der Kreiselschwader an Bedeutung verloren hat, ist er in anderen Ländern, vor allem in Nordamerika beliebt und weit verbreitet. Ein umgangssprachlicher Name ist „Heuma“, ein Markenname der Firma Niemeyer. Dem Sternradschwader wird zur Last gelegt, das Schwadgut zu einem Zopf zu verdrehen, was die spätere Aufnahme deutlich erschwert. Dies passiert aber in der Regel bei nur überreifen und langem Halmfutter.
Nach dem gleichen Prinzip arbeiten Schwadscheiben. An Kreiselmähern dienen sie dazu, dass das Futter um wenige Zentimeter verschoben wird, so dass es nicht überfahren wird. Bei Pressen nutzt man sie, wenn das Schwad etwas breiter als die Pickup ist.
Rotorschwader
Der Rotorschwader besitzt mehrere horizontale Kreisel mit gleicher Drehrichtung. Durch parallel zur Bodenoberfläche angebrachte Zinken befördert er das Erntegut quer zur Fahrtrichtung und legt es an der Seite ab. Aufgrund der eingeschränkten Arbeitsbreite erlangte er kaum Bedeutung. Als Beispiel ist die Baureihe CZ (z. B. CZ 330, CZ 330-CH, CZ 340, CZ 450 und CZ 600) von PZ (Piet Zweegers) zu nennen. Diese verfügen über Arbeitsbreiten von 3,3 bis 6 m. Der große Vorteil der PZ CZ Baureihe war die hohe mögliche Fahrgeschwindigkeit (20 km/h sind bei entsprechender Drehzahl möglich), die geringe Anforderungen an den Traktor (Gewicht wie auch Leistung) und der Schwad ist sehr luftig. Nachteile sind die Futterverschmutzung bei nassen Böden, die schlechte Bodenanpassung der breiten Modelle (insbesondere CZ600) und bei hoher Fahrgeschwindigkeit die wenig schonende Futterbehandlung durch die hohe Drehzahl. Wo diese Schwader noch recht häufig eingesetzt werden, ist bei zahlreichen Hochstammobstbäumen. Der Grund liegt darin, dass man mit einem Rotorschwader sehr nahe an Obstbäume heranfahren kann, ohne dass bei Baumkontakt Schäden am Schwader auftreten können.
Ein weiterer Vertreter war Kuhn mit dem Schwader Kuhnflex und auch Deutz-Fahr mit dem TS 3.35. Hierbei wurden keine Zinken verwendet, sondern Gummilappen mit in der Praxis recht hohem Verschleiß. Gleichzeitig waren diese Schwader häufig noch aggressiver und haben sich noch weniger durchgesetzt. Bei äußerst penibler Einstellung und ebenen Boden erlauben diese Schwader jedoch ein gutes Schwadergebnis, sie reagieren allerdings sehr stark auf Bodenunebenheiten.
Im Allgemeinen werden Rotorschwader nicht mehr hergestellt und gebraucht werden sie auch kaum mehr nachgefragt.
Pick-Up-Bandschwader
Diese Schwader nehmen das Fördergut per Pickup auf und fördern das Material auf ein Förderband. Dieses bewegt sich quer zur Fahrrichtung und legt das Schwad an die gewünschte Seite. Im Gegensatz zu Kreiselschwadern wird dabei das Futter nicht über den Boden gekehrt. Dadurch kann es nach der Aufnahme nicht weiter verschmutzen.
Kammschwader
Bei dieser schon lange existierenden Bauart gibt es Kämme die schräg zur Fahrtrichtung angestellt sind. Rund 10 Kämme rotieren ähnlich der Haspel beim Mähdrescher und transportieren so das Gras. Als Besonderheit wird der Schwader hydraulisch angetrieben.
Bandrechschwader
Bandrechschwader (auch Bandheuer oder Bandrechen genannt) besitzen quer zur Fahrtrichtung verlaufende Ketten, an denen Zinken senkrecht montiert sind. Ihre geringen Anforderungen an das Zugfahrzeug macht sie vor allem für Bergregionen interessant, da sich ein Bandrechen sehr nahe am Fahrzeug befindet und somit keine Gefahr durch Achsentlastung besteht. Daneben sind die Leistungsanforderungen sehr gering, sodass neben dem herkömmlichen Antrieb über die Zapfwelle auch ein hydraulischer Antrieb möglich ist.
Es gibt Ausführungen für den Frontanbau oder auch Heckanbau mit zwei Geräten (insbesondere von Sepp Knüsel), sodass eine Arbeitsbreite von etwa 5 Metern erreicht wird; im Heckanbau folgt dann meist eine Ballenpresse oder ein Ladewagen. Gleichzeitig gibt es auch Bandheuer für den Seitenanbau an einem Transporter. Diese werden hydraulisch angetrieben.
Häufig wird diese Art des Schwaders auch an einem Motormäher angebaut, insbesondere an Steilhängen.
Literatur
- Die Landwirtschaft: Band 3 – Landtechnik Bauwesen. BLV Verlagsgesellschaft, München, ISBN 3-405-14349-7.
- Udo Bols: Landwirtschaftliche Anbaugeräte für Traktoren in früherer Zeit. Verlag Podszun-Motorbücher GmbH, Brilon, ISBN 978-3-86133-441-5.