Schurf

Als Schurf,[1] auch Schürf[2] genannt, bezeichnet man im Bergbau eine durch bergmännische Arbeit hergestellte Vertiefung mit geringen Abmessungen,[1] sowohl beim Querschnitt als auch bei der Teufe,[3] die dazu dient, eine Lagerstätte mit nutzbaren Mineralien aufzusuchen.[1] Der Schurf dient hier zur Feststellung der Eignung der betreffenden Lagerstätte für eine eventuelle Erstellung eines Bergwerks.[4] Der Begriff wird ebenfalls in der Geotechnik verwendet.[5] Umgangssprachlich spricht man auch vom „Gold schürfen“ und meint dann aber meist Goldwaschen.[6]

Bergbau

Vorbereitungen

Um einen Schurf erfolgreich anlegen zu können, bedarf es einiger Vorarbeiten.[7] Zunächst einmal muss das gesamte Gelände, in dem der Schurf angelegt werden soll, inspiziert und eine geeignete Stelle für den Schurf gesucht werden.[8] Teilweise bedienten sich die Schürfer in der älteren Zeit sehr obskurer und abergläubischer Dinge[ANM 1], wie dem Deuten von Nebelschwaden und Dünsten,[ANM 2] die zeitweise über dem Gelände lagen.[9] Des Weiteren bediente man sich, um die genaue Stelle für den Schurf bestimmen zu können, der Fähigkeiten eines Wünschelrutengängers.[7] Diese Form der Untersuchung war so gefragt, dass man in einigen Bergorten sogar ordentlich verpflichtete Rutengänger hatte.[8] Später bediente man sich für die Erkundung des jeweiligen Terrains eines Geognosten, der anhand der Geländeformationen eine geognostische Karte erstellte.[10] Nach der erfolgten Bestimmung des Ansatzpunktes für den Schurf konnte mit den eigentlichen Schürfarbeiten begonnen werden.[9]

Die einzelnen Schurfe

Als Schurf werden, je nach Erfordernis, verschiedenartige Vertiefungen in den Boden eingebracht.[1] Man unterscheidet zwischen Schürfgräben, Schürfstollen und Schürfschächten.[11] Ein Schurfgraben, auch Schürfgraben[11] oder Rösche genannt, wird zur Erkundung der direkt unter der Erdoberfläche „ausstreichenden“ Lagerstätte angelegt.[12] Mit einem Schürfgraben kann immer nur das Ausgehende einer Lagerstätte freigelegt werden.[13] Die wirtschaftliche Grenzteufe von Schürfgräben liegt bei etwa zwei Metern.[11] Um einen ausreichenden Aufschluss zu erzielen, muss der Schürfgraben eine Mindestbreite von einem Meter haben.[12] Schurfstollen werden in der Regel nur dann erstellt, wenn die Geländeoberfläche große Niveauunterschiede aufweist.[9] Ihr Vorteil liegt darin, dass man mit ihnen die Lagerstätte im frischen Anbruch zeigen kann.[12] Schurfstollen unterscheiden sich nur durch ihren Verwendungszweck von größeren Grubenstollen.[9]

Schürfschächte werden erstellt, wenn man die Untersuchung der Lagerstätte in größeren Teufen vornehmen will.[13] Sie können bis zu einer Teufe von 30 Metern, in festem Gebirge auch tiefer, geteuft werden.[11] Die Schächte werden oftmals mit einem runden Querschnitt erstellt.[14] Es wurden aber auch Schürfschächte mit einem rechteckigen Querschnitt mit den Mindestabmessungen von 1,30 Meter mal 0,79 Meter erstellt.[12] Traf man mit dem Schacht auf eine Lagerstätte, so ging man, wo dies möglich war, auch dazu über, den Lagerstätteninhalt zu gewinnen.[9] Klassisch kommt diese Vorgehensweise beim Duckelbau vor.[3] Nach der Entblößung der Lagerstätte musste bei der Bergbehörde eine Mutung als Geltendmachung auf die Schürfstelle eingelegt werden.[4]

Geotechnik

Ein Schurf ist in der Geotechnik eine Grube zur Materialentnahme aus geringer Tiefe, um den Bodenaufbau zu erkunden.[5] Das entnommene Material kann im Labor klassifiziert werden (siehe Bodenklassifikation).[15] An den Schurfwänden kann man die Bodenschichten bzw. die -horizonte erkennen, außerdem den eventuellen Einfluss des Stauwassers.[5] Die Abmessungen von Schürfen und ihre Tiefe können einige Meter erreichen;[16] eine typische Größe ist 1 m × 1 m × 1 m. Die Abmessungen hängen u. a. von der Standsicherheit der Böschungen und dem Erkundungsziel ab.[5]

Ein Schurf kann von Hand mit einer Schaufel oder mit einem Bagger ausgehoben werden.[17] Die entnommenen Bodenproben können je nach Verwendungszweck gestört oder ungestört sein.[5] Für ungestörte Proben werden bestimmte Werkzeuge verwendet (zum Beispiel Stechzylinder).[18] Bei großen Korngrößen kann zur Entnahme das Gipsverfahren, das Gefrierverfahren und das Blockentnahmeverfahren angewandt werden. Die vorschriftsmäßige Entnahme von Proben aus Schürfen ist in DIN 4220 und in der Bodenkundlichen Kartieranleitung geregelt.[17] Für die Erkundung von tieferen Bodenschichten sind geologische Bohrungen erforderlich.[18]

Literatur

  • DIN 4021: Baugrund. Aufschluss durch Schürfe und Bohrungen sowie Entnahme von Proben. Berlin 1990 (seit Januar 2007 ungültig).
  • DIN 4220: Bodenkundliche Standortbeurteilung – Kennzeichnung, Klassifizierung und Ableitung von Bodenkennwerten (normative und nominale Skalierungen). Berlin 1998.
  • Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage (KA 5), Hannover 2005

Einzelnachweise

  1. a b c d Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DgUVaAAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  2. Erklärendes Wörterbuch der im Bergbau in der Hüttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrücke und Fremdwörter. Verlag der Falkenberg’schen Buchhandlung, Burgsteinfurt 1869. Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZzmrVyORGj4C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  3. a b B. W. Boki, Gregor Panschin: Bergbaukunde. Kulturfond der DDR (Hrsg.), Verlag Technik Berlin, Berlin 1952, S. 28–30.
  4. a b Julius Dannenberg, Werner Adolf Franck (Hrsg.) Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882.
  5. a b c d e Konrad Simmer: Grundbau. Teil 1, Bodenmechanik und erdstatische Berechnungen, B. G. Teubner Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-322-99389-2, S. 53, 54, 57, 58.
  6. Carl Zerenner: Anleitung zum Gold-, Platin- und Diamanten - Waschen aus Seifengebirge, Ufer- und Flussbett - Sand. Unter Voraussendung einer geognostischen Charakteristik des die genannten Mineralien führenden Seifengebirges und einer Zusammenstellung verschiedener Ausbeutungsmethoden desselben in verschiedenen Gegenden der Erde, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1851, S. 19–21.
  7. a b Wilhelm Leo: Lehrbuch der Bergbaukunde. Für Bergschulen und zum Selbstunterricht, insbesondere für angehende Bergbeamte, Bergbau - Unternehmer und Grubenbesitzer; Druck und Verlag von G Basse, Quedlinburg 1861, S. 61, 62, 68, 75–77.
  8. a b Ernst Schneider: Bergwörterbücher als volkskundliche Quelle. In: Verein für Volkskunde in Wien. Leopold Schmidt, Hans Koren, Franz Lipp, Oskar Moser, Josef Ringler: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Band 70, Im Selbstverlag des Vereines für Volkskunde, Wien 1967, S. 1, 11, 17, 18.
  9. a b c d e Albert Serlo: Leitfaden zur Bergbaukunde. Nach den an der königlichen Berg - Akademie zu Berlin gehaltenen Vorlesungen von Bergrath Heinrich Lottner, Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1869, S. 49, 50.
  10. Albert Miller Ritter von Hauenfels: Das Schürfen auf Kohlenflötze. In Commission bei Tendler & Co., Wien 1866, S. 4http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZlVPW_4dYo8C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA4~doppelseitig%3D~LT%3DS.%204~PUR%3D
  11. a b c d Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, zehnte völlig neubearbeitete Auflage, mit 574 Abbildungen und einer farbigen Tafel, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961, S. 2–7.
  12. a b c d Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, Vierte verbesserte und bis auf die neueste Zeit ergänzte Auflage, Verlag von Julius Springer, Berlin 1884, S. 50, 57, 58, .
  13. a b Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde. Sechste verbesserte Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1903, S. 47, 48.
  14. Johann Baptist Mayer: Versuch einer Encyclopädie der Bergbaukunst. Druck und Verlag von Rud. Friedrich Hergst, Coblenz 1840, S. 53–55.
  15. Karl Josef Witt (Hrsg.): Grundbau - Taschenbuch. Teil 1, Geotechnische Grundlagen, 7. Auflage, Verlag von Ernst & Sohn, Berlin 2008, ISBN 978-3-433-01843-9, S. 50–69, 76.
  16. Bayerisches Landesamt für Umwelt LfU Referat 96: Probenahme von Boden und Bodenluft bei Altlasten und schädlichen Bodenveränderungen für die Wirkungspfade Boden-Mensch und Boden-Gewässer. Merkblatt Nr. 3.8/4, München 2017, S. 26.
  17. a b Rolf O. Kuchenbuch, Jeanette Holz, Uwe Buczko, Umweltbundesamt (Hrsg.): Zusammenstellung und Bewertung von Probenahmeverfahren für den vorsorgenden und nachsorgenden Bodenschutz sowie die Abschätzung der Messunsicherheit für die Probennahme. Dressau - Roßlau 2011, ISSN 1862-4804, S. 44, 45.
  18. a b Dimitrios Kolymbas: Geotechnik. Bodenmechanik - Grundbau und Tunnelbau, 2. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York 2007, ISBN 978-3-540-68965-2, S. 508, 509, 518.

Anmerkungen

  1. Der damalige Aberglaube ging soweit, dass Bergfeuer oder Witterungen oder unterschiedliche Lichterscheinungen sich verstärkt über dem Ausgehen von Gängen zeigen würden. Ebenso glaubte man, dass sich unter Saat- oder Grasfeldern, auf denen der Schnee schneller schmolz, reichhaltige Gänge befanden.(Quelle: Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde.)
  2. So ging man zu der Zeit davon aus, dass sich hauptsächlich an Sommerabenden über dem Ausgehen von Gängen diese Erscheinungen zeigen würden. (Quelle: Albert Serlo: Leitfaden der Bergbaukunde.)