Samuel Rickard Christophers
Sir Samuel Rickard Christophers (geb. 27. November 1873 in Liverpool; gest. 19. Februar 1978 in Broadstone (Dorset)) war ein bedeutender britischer Tropenmediziner, medizinischer Entomologe und Parasitologe. Er befasste sich vor allem mit der Malaria und anderen tropischen Protozoeninfektionen sowie mit der Gelbfiebermücke.
Leben
Christophers Vater Samuel Hunt Christophers war langjähriger Leiter des Statistikbüros des Mersey Docks and Harbour Board. Samuel Rickard Christophers schloss 1896 sein Medizinstudium an der University of Liverpool ab und arbeitete mehrere Jahre als Hausarzt. Die Teilnahme als Forschungsoffizier an einer Expedition an den oberen Amazonas löste seine Hinwendung zur Tropenmedizin aus und veränderte damit sein weiteres Leben. 1898 wurde er zum Mitglied der Malaria-Kommission berufen und sollte das Malariaproblem im britischen Kolonialreich lösen. Er nahm an einer Expedition nach Sierra Leone und Nigeria und verfasste mit Professor J. W. W. Stephens 1900 bis 1901 einige Arbeiten zur Epidemiologie und Bekämpfung dieser Tropenkrankheit. 1901 wurden die beiden von der Regierung nach Britisch-Indien entsandt und führten epidemiologische Untersuchungen zur Malaria durch. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten mikroskopischen Untersuchungen zu den übertragenden Stechmücken. Nach seiner Rückkehr 1902 schloss sich Christophers dem Indian Medical Service als Sanitätsoffizier an. 1904 bestätigte er die Entdeckung der Leishmanien als Auslöser der Leishmaniose durch Charles Donovan.[1]
1904 wurde er zum Direktor des King Institute in Guindy berufen und erforsche den Lebenszyklus von Piroplasmen. 1907 beschrieb er Hepatozoon canis und klärte den Lebenszyklus dieses Parasiten auf. 1908 wurde er zu einem Schwarzwasserfieber-Ausbruch (eine Form der Malaria) in die Dooars im Nordosten Indiens entsandt und 1909 ins Punjab, wo es im Vorjahr eine verheerende Malaria-Epidemie gab. Hier leitete er mit einigem Erfolg Bekämpfungsmaßnahmen ein. 1915 wurde ihm der Order of the Indian Empire verliehen. Der Erste Weltkrieg unterbrach seine Forschungstätigkeit, denn er wurde als Deputy Assitant Director of Medical Services zu den mesopotanischen Expeditionsstreitkräften entsandt und zum Dienst im Zentrallabor in Basra verpflichtet. Für deine militärischen Verdienste wurde ihm 1918 der Order of the British Empire verliehen.[1]
Nach Kriegsende kehrte Christophers 1920 nach Indien zurück und wurde und wurde geschäftsführender Direktor des Zentralen Forschungsinstituts in Kasauli im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh, wo er mehrere Arbeiten zu Anopheles verfasste.[1] 1931 wurde er geadelt. Nach seiner Pensionierung nach 30 Jahren Dienst im Indian Medical Service kehrte er 1932 nach England zurück. Hier nahm seine Arbeit zur Malaria eine neue Wendung, da er sich nun vor allem mit den Wirkungsmechanismen von Malariamitteln befasste.[2] Zunächst war er an der London School of Hygiene & Tropical Medicine tätig, wo er 1932 bis 1938 eine Professur für Malariastudien der Universität London innehatte. Anschließend wurde ihm ein Labor in der Zoologie der University of Cambridge zur Verfügung gestellt.[3] Hier forschte er zur Anatomie und Biologie der Stechmücken, nur unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg, wo er sich der Repellent-Forschung widmete und Angehöriger der British Home Guard war.[4] 1960 publizierte er sein Werk über die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), vermutlich eines der genauesten und detailliertesten Werke zur Histologie eines Insekts, das darüber hinaus vollständig auf seiner eigenen Arbeit beruhte.[5] 1963 verließ Christophers Cambridge und zog sich auf seinen Altersruhesitz in der Grafschaft Dorset zurück.[3]
Samuel Rickard Christophers war aber nicht nur medizinisch interessiert, sondern beschäftigte sich auch mit Geologie und Paläontologie und war oft mit seinem Geologenhammer im unteren Himalaya, insbesondere in den Fosslienlagerstätten der Siwalik-Berge unterwegs.[2] Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Fauna und Flora sowie mit soziologischen Aspekten des indischen Subkontinents.[3]
Christophers war von 1902 bis zu ihrem Tod 1962 mit Elise Emma Sherman verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter (geb. 1903) und einen Sohn (geb. 1904).[4]
Ehrungen
1926 wurde Christophers Fellow of the Royal Society. Mit 104 Jahren wurde er so alt, wie bisher kein anderer Fellow der Royal Society.[6]
Außer dem Order of the Indian Empire und Order of the British Empire (s. o.) wurde Christophers 1944 die Manson Medal für besondere Leistungen in der Tropenmedizin und 1952 die Buchanan Medal für herausragende wissenschaftliche Beiträge in der Medizin verliehen. Von 1939 bis 1943 war er Präsident der Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene.[7]
Zu Christophers’ Ehren vergibt die Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene alle drei Jahre die Sir Rickard Christophers Medal für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Tropenmedizin und Hygiene mit nachgewiesener praktischer Bedeutung an eines ihrer Mitglieder.[8]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Aëdes Aegypti (L.) The Yellow Fever Mosquito Its Life History, Bionomics and Structure. Cambridge University Press, 1960.
Weblinks
- Christophers, Sir (Samuel) Rickard, CIE, OBE, FRS (1873–1978), protozoologist and expert in tropical medicine. In: wellcomecollection.org. (englisch, Korrespondenz, Fotos und diverses biografisches Material in der Wellcome Collection).
Einzelnachweise
- ↑ a b c L.J. Br.-Ch: Sir Rickard Christophers: The first 100 years. In: Transactions of The Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene. Band 67, Nr. 6, 1973, ISSN 0035-9203, S. 729–754, doi:10.1016/0035-9203(73)90001-1 (oup.com).
- ↑ a b Editorial: Sir Rickard Christophers. In: British Medical Journal. Band 4, Nr. 5891, 1973, S. 506–506, doi:10.1136/bmj.4.5891.506, PMID 4586050, PMC 1587505 (freier Volltext).
- ↑ a b c P. C. C. Garnham: Sir Rickard Christophers. In: Nature. Band 272, Nr. 5654, 1978, ISSN 1476-4687, S. 656–656, doi:10.1038/272656a0 (nature.com).
- ↑ a b M. W. Service: Obituary Sir Rickard Christophers: A Tribute. In: Mosquito Systematics. Band 11, Nr. 1, 1979, S. 55–58 (core.ac.uk).
- ↑ Memorial Medal Appeal: Notice: Sir Rickard Christophers (1873–1978). In: Journal of Medical Entomology. Band 17, Nr. 2, 1980, ISSN 0022-2585, S. 194, doi:10.1093/jmedent/17.2.194 (oup.com).
- ↑ Henry Edward Shortt, Percy Cyril Claude Garnham: Samuel Rickard Christophers, 27 November 1873 - 19 February 1978. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. Band 25, 1997, S. 179–207, doi:10.1098/rsbm.1979.0005 (royalsocietypublishing.org).
- ↑ Simon I. Hay, Gerri McHugh: Presidential addresses of the Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene: 1907-2013. In: Transactions of the Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene. Band 107, Nr. 10, 2013, S. 603–607, doi:10.1093/trstmh/trt066, PMID 24026462, PMC 3892027 (freier Volltext).
- ↑ Sir Rickard Christophers Medal. Abgerufen am 14. Janua 2025.
Personendaten | |
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NAME | Christophers, Samuel Rickard |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Parasitologe und Tropenmediziner |
GEBURTSDATUM | 27. November 1873 |
GEBURTSORT | Liverpool |
STERBEDATUM | 19. Februar 1978 |
STERBEORT | Broadstone (Dorset) |