Samhan

Samhan (삼한) in Koreas Geschichte
Korea zum Ende
des 1. Jahrhunderts v. Chr.
Koreanisches Alphabet: 삼한
Hanja: 三韓
Revidierte Romanisierung: Samhan
McCune-Reischauer: Samhan
Geschichte Koreas
bis 10. Jahrhundert
Prähistorisches Korea
Antike
Proto-Drei-Reiche
Zeit der Drei Reiche
  • Goguryeo (37 v. Chr. – 668 n. Chr.)
  • Baekje (18 v. Chr. – 660 n. Chr.)
  • Silla (57 v. Chr. – 935 n. Chr.)
  • Gaya (42/370 – 562 n. Chr.)
Nord- und Südstaaten
Spätere Drei Reiche

Samhan (koreanisch 삼한 „Drei Han“) bezeichnet eine zeitliche Periode, in der die drei Han-„Staatenbünde“, Mahan (마한), Jinhan (Chinhan, 친한) und Byeonhan (Pyŏnhan, 변한)[1], im mittleren und südlichen Teil der Koreanischen Halbinsel, südlich des Han-Flusses existierten.[2]

In der Schrift Sanguozhi, die von Chen Shou (233–297), einem Historiker der Jin-Dynastie, verfasst wurde, wird in dem Wei-Abschnitt Samhan ausführlich erwähnt. Shou nannte keine Quelle, aus der er seine Informationen entnahm. Man geht aber davon aus, dass er umfassenden Zugriff auf die Staatsarchive hatte.[3]

Namensherkunft

Samhan wird heute allgemein als Sammelbezeichnung für die drei Han-„Staatenbünde“ oder für die zeitliche Periode ihrer Existenz verwendet. Direkt übersetzt würde heute „Sam“ für „Drei“ und „Han“ für „groß“ oder „eins“ stehen. Auf keinen Fall darf „Han“ mit der chinesischen Han-Dynastie verwechselt werden.[4] Die früheste Aufzeichnung und Verwendung des Begriffs Samhan (chinesisch 三韓, Pinyin sānhán) ist in der Schrift Hanshu, die 36–92 n. Chr. verfasst wurde[5], zu finden[6] und soll u. a. hier auch Grundlage sein. Spätere Verwendung des Begriffs Samhan für Joseon oder Goguryeo[6], sollten hier nicht zu Verwechselung führen.

Beginn und Dauer der Samhan-Periode

Die Samhan-Periode, die auch Proto-Drei-Reiche-Periode genannt wird, ist unter Historikern von ihrer zeitlichen Einordnung her umstritten. Die Diskussion dreht sich um den Zeitraum der tatsächlichen Existenz dieser Koalition, beginnend zwischen dem 3. und 1. Jahrhundert v. Chr., und endend zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr.[7] Je nach Interpretation steht die Einordnung im Konflikt mit den allgemein angenommenen Entstehungszeiträumen der Königreiche Baekje (백제), Silla (신라) und der Gaya-Konföderation (가야).

Fest steht, dass mit dem Erstarken von Baekje, Silla und Gaya die „Staatenbünde“ Mahan, Jihan und Byeonhan schließlich untergingen, wobei grob genommen

  • Baekje in etwa das Gebiet von Mahan einnahm,
  • Silla in seiner Anfangsphase Jihan abdeckte,
  • und Gaya ca. deckungsgleich mit Byeonhan war.

Die koreanische Darstellung des Samguk Sagi (삼국사기), das im 12. Jahrhundert verfasst wurde und die Zeit vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 10. Jahrhundert n. Chr. beschreibt, geht davon aus, dass die Samhan-Periode nur vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. dauerte, und die Königreiche Baekje und Silla die Halbinsel bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. dominierten, die Staatenbünde somit ablösten. Eine Sichtweise, die mit der allgemeinem Annahme bezüglich der Entstehung von Baekje 18 v. Chr. und Silla 57 v. Chr.[7] und der zeitlichen Einordnung der Samhan-Periode zwischen 75 v. Chr. bis 100 n. Chr., noch heute in Korea zu finden ist.[8]

Doch nach der chinesischen Schrift des Han Shu, abgeschlossen mit Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.[5], und dem von Chen Shou erstellten Sanguo Zhi, gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. verfasst[5], bestand das Samhan-Gebiet bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts, wobei Baekje, Silla und die Gaya-Konföderation als Königreiche nicht erwähnt wurden.[7] In der Schrift „Han Shu“ wird Baekje als eines von 78 zusammenhängenden Gemeinwesen von Samhan bezeichnet, also als Teilgebiet.[9] Und Mahan, als der größte Länderbund, stellte den König Chin, der über alle drei Einzel-Konföderationen regierte und seinen Sitz in Mokchi (목치), einem der Teilländer Mahans hatte.[10] In der Schrift „Sanguo Zhi“ wird auch beschrieben, dass zum Ende der Regentschaft des Kaisers Han Lingdi (reg. 168–189), die Dreibund-Konföderation gestärkt war und sich dem Einfluss der chinesischen Lelang-Kommandantur widersetzte. So kann dies ebenfalls als Beleg gewertet werden, dass zumindest Mahan und Jinhan, die dem Einfluss der Lelang-Kommandantur ausgesetzt waren, zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. noch existierten.[11] Chen Shous Werk wurde von dem Historiker Pei Songzhi im Jahr 429 n. Chr. kommentiert, aber inhaltlich nicht verändert (d. h. nachträglich ergänzt oder Fehler berichtigt).[12]

Gemeinsamkeiten der drei Staatenbünde

In allen drei „Staatenbünden“ haben sich die Stämme zu kleinen Ländern, im chinesischen guo genannt, organisiert und die Länder zu den jeweiligen Konföderationen zusammengeschlossen. Dort lebten sie in Siedlungen unterschiedlicher Größe, wobei die Stämme in Jinhan und Byeonhan ähnliche Wohnstätten und Gebräuche hatten. Außer in Byeonhan wurde in Mahan und Jinhan die gleiche Sprache gesprochen. Es wird angenommen, dass die Sprache ähnlich zu der heutigen koreanischen Sprache war.[13] Eine andere Theorie besagt das Alt-Japanisch im Süden Koreas gesprochen wurde, bevor die heutigen Koreaner einwanderten und die proto-Japanische Bevölkerung assimilierte.[14]

Mahan

Mahan umfasste das Gebiet des westlichen Teils des heutigen Südkoreas, südlich des Han-Flusses. Die Konföderation bestand aus 54 kleinen Ländern, die in ihrer Größe bis zu 10.000 Haushalten variierten und Mahan insgesamt über 100.000 Haushalte verfügt haben soll.[13] Die Einwohner galten als Eingeborene, die unterschiedlich als Han, Ye oder Maek bezeichnet[15] (in anderen Quellen auch als Han-Ye-Maek bezeichnet), zwischen 2000 v. Chr. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. von Westen kommend über China auf die Koreanische Halbinsel eingewandert waren.[16]

Baekje war anfänglich eins von den Ländern im nördlichen Mahan. Es löste sich aus dem Staatenbund, wurde unabhängig und expandierte unter anderem auch auf Kosten der Mahan-Länder, bis Baekje schließlich 369 n. Chr. das restliche Territorium von Mahan vereinnahmte und den Bund damit zerstörte.[17]

Jinhan

Jihan befand sich östlich von Mahan und reichte im Norden ausgehend vom Han-Fluss, im Westen und Süden vom Nakdong-Fluss begrenzt, im Osten bis an die Meeresküste.[2] Jihan hatte 12 Länder[13], in denen die Größe der Haushalte zwischen 600 und 5000 lagen.[18]

Byeonhan

Byeonhan lag keilförmig zwischen Mahan Jinhan und wurde im Süden vom Meer begrenzt.[2] die Zahl der verbündeten Länder lag hier ebenfalls bei 12[13] und die Haushaltsgrößen waren denen von Jinhan vergleichbar.[18]

Literatur

  • Ki-baik Lee: A New History of Korea. Harvard University Press, Seoul 1984, ISBN 0-674-61576-X, Chapter 3. Aristocratic Societies Under Monarchical Rule – 1. The Development of the Three Kingdoms (englisch).
  • Remco E. Breuker: Establishing a Pluralist Society in Medieval Korea, 918-1170. History, Ideology and Identity in the Koryŏ Dynasty. Koninklijke Brill, Leiden 2010, ISBN 978-90-04-18325-4 (englisch).
  • Eugene Chen Eoyang, Yaofu Lin: Translating Chinese Literature. Indiana University Press, Bloomington 1995, ISBN 0-253-31958-7 (englisch).
  • Hyung Il Pai: Construction „Korean“ Origins. A Critical Review of Archaeology, Historiography, and Radical Myth in Korean State-Formation Theories. Harvard University Asia Center, Cambridge, Massachusetts 2000, ISBN 0-674-00244-X (englisch).
  • Hyun-hee Lee, Sung-soo Park, Nae-hyun Yoon: New History of Korea. Hrsg.: The Academy of Korean Studies (= Korean Studies Series. Nr. 30). Jimoondang, Paju-si 2005, ISBN 89-88095-85-5, Chapter 6. Expansion of Early Baekje (englisch).
  • Djun Kil Kim: The History of Korea. Greenwood Press, Westport, Connecticut 2005, ISBN 0-313-33296-7, 2 – Early History (englisch).
  • Michael J. Seth: A Concise History Korea. From the Neolithic Period through the Nineteenth Century. Rowman & Littlefield Publishers, Oxford 2006, ISBN 0-7425-4005-7 (englisch).
  • Mark E. Byington: Early Korea. The Samhan Period in Korean History. Volume Two. Korea Institut, Harvard University, Cambridge, Massachusetts 2009, ISBN 978-0-9795800-3-1 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Seth: A Concise History Korea. 2006, S. 21 f.
  2. a b c Lee: A New History of Korea. 1984, S. 25.
  3. Byington: Early Korea. 2009, S. 126.
  4. Kim: The History of Korea. 2005, S. 17.
  5. a b c Byington: Early Korea. 2009, S. 125.
  6. a b Breuker: Establishing a Pluralist Society in Medieval Korea, 918-1170. 2010, S. 30.
  7. a b c Byington: Early Korea. 2009, S. 8 f.
  8. History of Irrigation in Korea. Korean National Committee on Irrigation and Drainage, Ansan 2001, ISBN 89-952443-1-3, S. 17 (englisch).
  9. Byington: Early Korea. 2009, S. 148.
  10. Byington: Early Korea. 2009, S. 149.
  11. Byington: Early Korea. 2009, S. 151.
  12. Eoyang, Lin: Translating Chinese Literature. 1995, S. 116.
  13. a b c d Seth: A Concise History Korea. 2006, S. 22.
  14. Vovin, Alexander. 2013. ‘From Koguryǒ to T’amna: Slowly Riding South with the Speakers of Proto-Korean.’ Korean Linguistics, 15.2: 222-40.
  15. Pai: Construction „Korean“ Origins. 2000, S. 108 ff.
  16. Kim: The History of Korea. 2005, S. 16 f.
  17. Lee, Park, Yoon: New History of Korea. 2005, S. 137.
  18. a b Lee, Park, Yoon: New History of Korea. 2005, S. 136.