Ringkloster (archäologischer Fundplatz)

Lage am Skanderborg Sø

Ringkloster ist ein spätmesolithischer Wohnplatz der Ertebölle-Kultur bei Skanderborg in Jütland in Dänemark. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fundplätzen liegt er im Inland.

Lage

Der Wohnplatz liegt etwa 14 km von der heutigen Küste entfernt am Skanderborg Sø, einem teilweise verlandeten See.

Forschungsgeschichte

Ringkloster wurde 1975 durch Søren H. Anderson ausgegraben.

Wohnplatz

Der Wohnplatz ist etwa 200 × 75 m groß. Der See wurde für Abfälle benutzt.

Tierknochen wurden als Indizien einer saisonalen Nutzung angezogen. Der Zahnstatus der Wildschweine belegt, genau wie die neugeborenen Hirsch- und Rehkitze und die Knochen einiger Zugvögel, eine Nutzung im Frühling. Da man eine hohe Zahl von Baummardern fand, von denen angenommen wird, dass sie des Felles wegen gejagt wurden, das im Winter die beste Qualität aufweist, wurde dies als Beleg für eine Winternutzung gewertet.

Andersen interpretierte die Siedlung als Herbst- und Winterlager, während die Bewohner den Sommer an der Küste verbrachten[1] Rowley-Conwy nimmt dagegen an, dass es sich um ein Jagdlager handelt, in dem sich vielleicht die Bewohner mehrerer Standlager trafen.[2] Eine erneute Analyse der Tierknochen, besonders der Zähne, durch Carter belegt jedoch, dass auch im Sommer Tiere getötet wurden, die Siedlung also ganzjährig bewohnt gewesen sein konnte.[3] Harris schlug vor, dass die Rehkitze vielleicht wegen ihres gefleckten Fells zu dieser spezifischen Zeit erlegt wurden.[4]

Funde

Die Feuersteinindustrie wird von Kratzern dominiert, dazu kommen Bohrer, gezähnte Stücke und Querschneider, Beile sind dagegen selten. Auch Geweihartefakte waren häufig, Abfall belegt die Verarbeitung vor Ort. Zu den üblichen Knochenspitzen kommen gebogene Abhäutmesser aus Rippen[5]. Zu den Funden gehören unter anderen ein Bogen vom Typ Holmegård[6]. Er ist aus Ulmenholz gefertigt[7]. Ein weiterer ist am Übergang zum Griff abgebrochen[8]. Pfeilschäfte waren aus Hasel gearbeitet[9]. Die Keramik zeichnet sich durch kleine dreieckige, runde oder rechteckige Stichverzierungen aus, ein Stil, der sich auch, unter anderem, in Rosenhof, Flynderhage und Löddesborg findet[10]. Außerdem wurden zahlreiche Silexgeräte gefunden[11]. Walknochen und als Schaber verwendete Austernschalen belegen Kontakte mit der Küste[12]. Auch Bernstein wurde gefunden[13].

Wirtschaftsweise

Die Ernährung beruhte auf Jagd und dem Fang von Süßwasserfischen.[14] Unter den Säugerknochen überwiegt das Wildschwein (1070 Knochen), gefolgt von Rothirsch (229) und Ur (105)[15]. Auch die Pelztierjagd spielte eine Rolle, man fand die Knochen von Baummarder, Wiesel, Wolf, Fuchs, Luchs, Wildkatze, Otter, Dachs und Bieber.[16] Zur Jagd könnten Fallen verwendet worden sein, da einige Marderschädel symmetrische Trümmerbrüche zeigen.[17] Zum Fischfang diente ein Fischzaun im Skanderborg See[18]. Ein Paddel aus Lindenholz[19] belegt die Binnenschifffahrt, vermutlich ebenfalls zum Fischfang oder vielleicht für die Jagd auf Wasservögel. Knochen bzw. Gräten von Delphinen, Kabeljau, Flunder und Seelachs belegen, dass auch Nahrungsmittel von der Küste hierher gebracht wurden[20].

Auch Pflanzen wurden zur Ernährung genutzt, zum Beispiel die Früchte des Weißdorn.[21]

Literatur

  • Andersen, Søren H. 1975: Ringkloster: en jysk inllandsboplads med Ertebøllekultur. Kuml 1973–74, 10–108 (English summary).
  • Andersen, Søren H. 1988: The Early Stone Age. In Damm. A. (Hrsg.), Danish prehistory at Moesgård. Arhus, Kannike Tryk AIS.
  • Andersen, Søren H. 1994/95: Ringkloster. Ertebolle trappers and wild board hunters in eastern Jutland. A survey. Journal of Danish Archaeology 12, 13–39.

Einzelnachweise

  1. Sören H. Andersen, The Early Stone Age. In: Damm. A. (Hrsg.), Danish prehistory at Moesgård. Arhus, Kannike Tryk AIS 1988.
  2. Peter Rowley-Conwy, Mesolithic Danish bacon: permanent and temporary sites in the Danish Mesolithic. In: Alison Sheridan, Geoff Bailey (Hrsg.) Economic archaeology, Towards an integration of ecological and social approaches. Oxford, BAR International Series 96, 1981, 51–55; Peter Rowley-Conwy, Meat, furs and skins: Mesolithic animal bones from Ringkloster, a seasonal hunting camp in Jutland. Journal of Danish Archaeology 12, 1984/85, 87–98.
  3. Richard J. Carter, Dental indicators of seasonal human presence at the Danish Boreal sites of Holmegaard I, IV and V and Mullerup and the Atlantic sites of Tybrind Vig and Ringkloster. Holocene 11/3, 2001, 359–365
  4. Susanna Harris, Sensible Dress: the Sight, Sound, Smell and Touch of Late Ertebølle Mesolithic Cloth Types. Cambridge Archaeological Journal 24/01, 2014, 44.
  5. Søren H. Andersen, Ringkloster, Ertebølle trappers and wild boar hunters in eastern Jutland A survey. Journal of Danish Archaeology 12, 2005, 13
  6. Eva-Maria Mertens, Linde, Ulme, Hasel. Zur Verwendung von Pflanzen für Jagd- und Fischfanggeräte im Mesolithikum Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Prähistorische Zeitschrift 75/1, 2000, Abb. 3.5.
  7. Eva-Maria Mertens, Linde, Ulme, Hasel. Zur Verwendung von Pflanzen für Jagd- und Fischfanggeräte im Mesolithikum Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Prähistorische Zeitschrift 75/1, 2000, Tab. 1.
  8. Eva-Maria Mertens, Linde, Ulme, Hasel. Zur Verwendung von Pflanzen für Jagd- und Fischfanggeräte im Mesolithikum Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Prähistorische Zeitschrift 75/1, 2000, 8.
  9. Eva-Maria Mertens, Linde, Ulme, Hasel. Zur Verwendung von Pflanzen für Jagd- und Fischfanggeräte im Mesolithikum Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Prähistorische Zeitschrift 75/1, 2000, Tab. 2.
  10. Kristina Jennbert, Der Neolithisierungsprozeß in Südskandinavien. Prähistorische Zeitschrift 63/1–2, 17 f., doi:10.1515/prhz.1988.63.1-2.1
  11. H. Juel Jensen, A preliminary analysis of blade scrapers from Ringkloster, a Danish Late Mesolithic site. In: D. Cahen (Hrsg.), Tailler! pour quoi faire: Préhistoire et technologie lithique II. Recent progress in microwear studies (Studia Praehistorica Belgica 2), Koninklijk Museum voor Midden-Afrika, Tervuren 1982, 323–327.
  12. Lars Larsson, The Mesolithic of Southern Scandinavia. Journal of World Prehistory 4/3, 1990, 279
  13. Søren H. Andersen, Ringkloster, Ertebølle trappers and wild boar hunters in eastern Jutland A survey. Journal of Danish Archaeology 12, 2005, 13
  14. Gail Larsen Peterkin, Mesolithic Cultures. In: Encyclopedia of Archaeology. Elsevier 2008, 1251
  15. I. B. Enghoff, Regionality and biotope exploitation in Danish Ertebølle and adjoining periods. Scientia Danica, Series B, Biologica 1, 2011. The Royal Danish Academy of Science and Letters, Copenhagen, zitiert nach Lasse Sørensen, From Hunter to Farmer in Northern Europe, Migration and Adaptation during the Neolithic and Bronze Age. Acta Archaeologica Acta Archaeologica Supplementa 85/2, 2014, Tabelle 3.
  16. Jane Richter, Selective hunting of pine marten, Martes martes, in Late Mesolithic Denmark. Journal of Archaeological Science 32, 2005, 1224
  17. Sören H. Andersen, Ringkloster, Ertebolle trappers and wild board hunters in eastern Jutland, a survey. Journal of Danish Archaeology 12, 1994/95, 13–39, zitiert nach Jane Richter, Selective hunting of pine marten, Martes martes, in Late Mesolithic Denmark. Journal of Archaeological Science 32, 2005, 1223–1231.
  18. Eva-Maria Mertens, Linde, Ulme, Hasel. Zur Verwendung von Pflanzen für Jagd- und Fischfanggeräte im Mesolithikum Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Prähistorische Zeitschrift 75/1, 2000, 34
  19. Eva-Maria Mertens, Linde, Ulme, Hasel, Zur Verwendung von Pflanzen für Jagd- und Fischfanggeräte im Mesolithikum Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Prähistorische Zeitschrift 75/1, 2000, Tab. 1
  20. Søren H. Andersen, Ringkloster, Ertebølle trappers and wild boar hunters in eastern Jutland A survey. Journal of Danish Archaeology 12, 2005, 13
  21. T. Douglas Price, Anne Birgitte Gebauer, Signe Ulfeldt Hede, Charlotte Sedlacek, Larsen, Nanna Noe-Nygaard, Sarah L. R. Mason, Jens Nielsen, David Perry, Smakkerup Huse: A Mesolithic Settlement in NW Zealand, Denmark. Journal of Field Archaeology 28, 1/2, 2001, 56. JSTOR:318145956

Koordinaten: 56° 0′ 11,2″ N, 9° 58′ 1,9″ O