Rheum palmatum

Rheum palmatum

Zier-Rhabarber (Rheum palmatum)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Unterfamilie: Polygonoideae
Gattung: Rhabarber (Rheum)
Art: Rheum palmatum
Wissenschaftlicher Name
Rheum palmatum
L.
Rheum palmatum

Rheum palmatum L., (Synonym: Rheum potaninii Losinsk., Rheum qinlingense Y.K.Yang, J.K.Wu & D.K.Zhang, Rheum tanguticum (Maxim. ex Regel) Maxim. ex Balf. oder Rheum officinale Baill.) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae). Im Deutschen wird sie beispielsweise als Handlappiger Rhabarber[1] oder Handförmiger Rhabarber, Zier-Rhabarber[2], Kronrhabarberstaude, Tangutischer Rhabarber, Medizinal-Rhabarber, Arznei-Rhabarber, Chinesischer Rhabarber oder Kanton-Rhabarber bezeichnet.

Beschreibung

Zeichnung von Rheum palmatum aus William Woodville, James Phillips: Medical botany von 1790

Rheum palmatum ist eine große, kräftige, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 1,5 bis 2 Meter erreicht. Auch die Wurzeln und Rhizome sind kräftig. Der Stängel ist hohl und gerillt. Seine Knoten sind fast kahl oder stachlig. Die Grundblätter haben einen länglich runden Blattstiel, der ungefähr so lang wie die Spreite und kaum warzig ist. Die große Blattspreite der Grundblätter ist ungefähr so lang wie breit und misst 40 bis 60 Zentimeter. Es sind fünf basale Blattadern vorhanden. Der herzförmige Blattgrund ist fingerförmig in fiederschnittige Lappen aufgeteilt. Das Blattende ist zugespitzt oder läuft spitz zu. Die Stängelblätter werden nach oben hin kleiner. Die Ochrea sind groß und erreichen bis 15 Zentimeter. Ihre Außenseite ist stachelig.

Der Blütenstand ist eine große Rispe, deren leicht flaumig behaarte Zweige sich berühren, aber nicht miteinander verwachsen sind. Der 2 bis 2,5 Millimeter lange Blütenstiel ist unterhalb seiner Mitte gegliedert. Die Blüten sind klein. Die 6 Blütenhüllblätter sind meist purpurrot, seltener gelb-weiß gefärbt. Die drei äußeren Blütenhüllblätter sind elliptisch bis kreisförmig geformt und mit einer Größe von 1 bis 1,5 Millimeter kleiner. Die Staubblätter überragen die Blütenhülle nicht. Der Fruchtknoten ist rautenförmig-eiförmig. Die Griffel sind leicht zurückgebogen. Die Narbe ist aufgeblasen.

Die Frucht ist länglich-ellipsoidisch bis länglich und misst 8 bis 9 × 7 bis 7,5 Millimeter. Ihre Flügel sind ungefähr 2,5 Millimeter breit und in der Nähe ihres Randes finden sich längs verlaufende Adern. Die Samen sind schwarz-braun und breit eiförmig.

Die Blütezeit liegt in China im Juni. Die Früchte reifen im August.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet von Rheum palmatum umfasst die chinesischen Provinzen Gansu, Hubei, Nei Mongol, Qinghai, Shaanxi, Sichuan, Xizang und Yunnan. Rheum palmatum wächst an Abhängen und in Tälern in Höhenlagen von 1500 bis 4400 Meter.

Getrocknete Wurzeldroge von Rheum palmatum

Nutzung

Die typischen Inhaltsstoffe der Wurzeln und Rhizome von Rheum palmatum (lateinisch-pharmazeutisch auch Rhabarber[3]) sind Anthrachinone, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Gerbstoffe. Sie werden in der Phytotherapie als Rhei radix (Rhabarberwurzel) zum Beispiel bei Verstopfung medizinisch genutzt.[4]

Russisches Rhabarber-Monopol

Nachdem China sich seit 1653 für Handelsbeziehungen mit Russland geöffnet hatte, beanspruchte Russland ab 1704 ein Monopol für den Handel mit der Chinesischen Rhabarberwurzel (Radix Rhei). Dieses Monopol wurde 1728 auf den Platz Kjachta beschränkt, wo ab 1736 eine besondere amtliche Kontrollstation für den Rhabarberhandel eingerichtet wurde. Der Handelsweg führte weiter von Kjachta über die asiatische Steppe nach Moskau und St. Petersburg, von wo aus die Ware dann nach Europa verschifft wurde.[5][6]

Eine Rhabarber-Kommission in Kjachta unter Vorsitz des aus Peine stammenden Apothekers Johann August Carl Sievers sollte bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts Einzelheiten über das Herkunftsland des besten Rhabarbers ausfindig machen, das man in Gansu und Tibet vermutete. Ziel der Kommission war es, durch Kenntnisse über die Anbaumethoden und Anbaubedingungen des Medizinalrhabarbers sowie durch den Besitz des Original-Saatguts Unabhängigkeit von Importen zu erlangen.[7][8][9]

Einzelnachweise

  1. Rheum palmatum bei Botanischer Informationsknoten Bayern (Memento des Originals vom 19. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bayernflora.de
  2. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 208.
  3. Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 153.
  4. Ulrich Bomme: Kulturanleitung für Medizinal-Rhabarber (Rheum palmatum und R. officinale) zur Produktion von Rhei radix bzw. der TCM-Droge Dahuang. Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). (Digitalisat)
  5. Jean-Baptiste Du Halde. Ausführliche Beschreibung des Chinesischen Reichs und der grossen Tartarey. Johann Christian Koppe, Band 3, Rostock 1749, S. 520 (Digitalisat)
  6. Friedrich August Flückiger. Pharmakognosie des Pflanzenreiches. 2. Auflage, Rudolf Gärtner, Berlin 1881, S. 364–381. Hier: S. 379–380 (Digitalisat)
  7. Walther Heissig (Herausgeber). Berichte und Bilder des J. Rehmann und A. Thesleff von der russischen Gesandtschaftsreise 1805/06. Steiner, Wiesbaden 1971 (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland, Suppl. 13), S. 13
  8. Joseph Rehmann. Über den Rhabarberhandel in Kiächta. In: Hufelands Journal der Heilkunde, Band 33. 1811, St. 1. Juli. S. 54–78. (Digitalisat) Über den Handel mit dem sibirischen Moschus. In: Hufelands Journal der Heilkunde, Band 33. 1811, St. 1. Juli. S. 78–79. (Digitalisat)
  9. Heinrich Julius Klaproth. Mémoires relatifs à l’Asie. I, Paris 1826, S. 1–80: De la frontière Russe et Chinoise. Notes recueillies pendant un voyage en Sibérie en 1806. (Digitalisat) Anmerkung zum Rhabarber : S. 72–73 Anm. 1 (Digitalisat)

Literatur

  • Anjen Li, Bojian Bao, Alisa E. Grabovskaya-Borodina, Suk-pyo Hong, John McNeill, Sergei L. Mosyakin, Hideaki Ohba, Chong-wook Park: Polygonaceae, In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X (englisch). (online)
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