Regierung De Wever

Regierung De Wever
Offizielles Foto (2025)
Premierminister Bart De Wever
Vizepremierminister Jan Jambon
David Clarinval
Maxime Prévot
Frank Vandenbroucke
Vincent Van Peteghem
Wahl 9. Juni 2024
Legislaturperiode 2024–2029
Bildung 3. Februar 2025
Dauer 4 Tage
Vorgänger Regierung De Croo
Zusammensetzung
Partei(en)
  • N-VA 24
  • MR 19
  • LE 14
  • Vooruit 13
  • CD&V 11
  • Minister 15
    Repräsentation
    Belgische Abgeordnetenkammer
    81/150
    Senat
    33/60

    Die Regierung De Wever bildet seit dem 3. Februar 2025 die Regierung von Belgien (Föderalregierung). Sie wurde nach der Parlamentswahl 2024 gebildet und löst die Regierung De Croo ab. Die Regierungsparteien umfassen eine Mitte-Rechts-Koalition aus fünf Parteien, von denen die flämischen Nationalkonservativen der N-VA den Regierungschef Bart De Wever stellen. Aufgrund der Farbgebung der beteiligten Parteien (N-VA, wallonische Liberale, flämische und wallonische Christdemokraten, flämische Sozialdemokraten) wird diese Koalition als Arizona-Koalition bezeichnet.[1][2]

    Inhalt der Koalitionsvereinbarung

    Der Regierungsbildung waren etwa siebeneinhalb Monate intensiver Verhandlungen vorausgegangen, da die Interessen von fünf ideologisch sehr verschiedenen politischen Parteien und der zwei großen Sprachgruppen berücksichtigt werden mussten.[3] Die Eckpunkte der Koalitionsvereinbarung waren die folgenden:

    1. Arbeit und Soziales:[4]
    Grundsätzliches Ziel ist die Erhöhung der sozialversicherungspflichtigen und steuerpflichtigen Beschäftigtenzahl und Beschäftigungsquote, auch mit dem Ziel, die Steuereinnahmen und den finanziellen Spielraum des Staates zu erhöhen.
    • Erhöhung der Beschäftigungsquote, die in ganz Belgien im Jahr 2023 bei 72,1 % (in Flandern bei 76,8 %) lag, auf annähernd 80 %.
    • Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters von derzeit 66 Jahre auf 67 Jahre im Jahr 2030. In der Praxis lag das tatsächliche Renteneintrittsalter im Jahr 2024 bei 61 bis 62 Jahren.
    • Schrittweise Einführung eines Rentenbonus für das Arbeiten über das Rentenalter hinaus und Rentenmalus für den vorzeitigen Renteneintritt.
    • Schrittweise Anhebung des Rentenalters für Militärangehörige (56 Jahre) und für das Personal bei der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB (55 Jahre) ab 2027 auf das gesetzliche Rentenalter.
    • Auf die Rente „anrechenbare Zeiten“ – zum Beispiel Zeiten, in denen man arbeitslos oder krank war – dürfen ab 2027 nicht mehr als 40 Prozent der Rentenanwartszeit ausmachen. Zum Zeitpunkt der Koalitionsregierung beruhte fast ein Drittel der Rentenansprüche auf anrechenbaren Zeiten.
    • Senkung des Haushaltsdefizits in den nächsten Jahren von derzeit etwa 4,8 Prozent des BIP auf 3 %.
    2. Militärausgaben:[5]
    Belgien lag 2023 mit einem Verteidigungshaushalt von 1,3 % des BIP deutlich unter den Vorgaben der NATO von 2,0 %. Bis 2029 soll der Anteil auf 2,0 % und bis 2034 weiter auf 2,5 % gesteigert werden, insbesondere in den Bereichen Luftverteidigung, Luftwaffe, Drohnenverteidigung und elektronische bzw. digitale Kriegsführung. Zu den zwei Fregatten der belgischen Marine soll eine dritte Fregatte hinzukommen. Das belgische Heer soll bis 2030 seine Sollstärke von 25.000 auf 29.100 Mann erhöhen.
    3. Justiz und innere Sicherheit:[6]
    Erklärtes Ziel ist die Stärkung der Bereiche Justiz, Polizei und Sicherheit.
    • Zur Verbrechensbekämpfung und -prävention sollen vermehrt Gesichtserkennung, KI und biometrische Daten eingesetzt werden.
    • Gewalttaten sollen konsequent geahndet werden, insbesondere Gewalt gegen Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter, aber auch gegen Lehrkräfte. Eine Verfahrenseinstellung bspw. wegen Überlastung ist künftig nicht mehr möglich.
    • Strafen in den Bereichen Drogenkriminalität und Geldwäsche werden drastisch erhöht. Bei kürzlich eingebürgerten Straftätern ist auch ein Entzug der belgischen Staatsbürgerschaft möglich.
    • Sexueller Missbrauch, insbesondere von Kindern und auch online soll verschärft bekämpft werden.
    • Der Kampf gegen den Steuerbetrug soll oberste Priorität erhalten.
    • In Brüssel sollen die sechs existierenden Polizeizonen zu einer einheitlichen Polizeizone zusammengefasst werden.
    • Die Zustände in den Haftanstalten sollen verbessert werden.
    4. Kernenergie
    In Bezug auf die Kernenergie kündigte die Regierung eine drastische Wende in der Energiepolitik an. Der bisher laufende Ausstieg aus der Kernenergie solle gestoppt werden, und die Verlängerung der Lebensdauer der Kernreaktoren Doel 1, Doel 2 und Tihange 1 geprüft werden, mit dem Ziel 4 GW Strom über Atomenergie zu erzeugen.[7]

    Regierungsmitglieder

    Die folgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung der Regierung dar.[2][3]

    Premierminister und Vizepremierminister Name Partei Amtszeit
    Premierminister Bart De Wever[8] N-VA seit 3. Februar 2025
    Vizepremierminister
    Finanzen und Pensionen, beauftragt mit der Nationallotterie und den föderalen kulturellen Institutionen
    Jan Jambon N-VA seit 3. Februar 2025
    Vizepremierminister
    Beschäftigung, Wirtschaft und Landwirtschaft
    David Clarinval MR seit 3. Februar 2025
    Vizepremierminister
    Auswärtige Angelegenheiten, Europäische Angelegenheiten und Entwicklungszusammenarbeit
    Maxime Prévot LE seit 3. Februar 2025
    Vizepremierminister
    Soziale Angelegenheiten und Volksgesundheit, beauftragt mit der Armutsbekämpfung
    Frank Vandenbroucke Vooruit seit 3. Februar 2025
    Vizepremierminister
    Haushalt, beauftragt mit der Vereinfachung der Administration
    Vincent Van Peteghem CD&V seit 3. Februar 2025
    Minister Name Partei Amtszeit
    Landesverteidigung, beauftragt mit dem Außenhandel Theo Francken N-VA seit 3. Februar 2025
    Asyl und Migration und soziale Eingliederung, beauftragt mit der Politik der Großstädte Anneleen Van Bossuyt N-VA seit 3. Februar 2025
    Sicherheit und Inneres, Aufsicht über Beliris Bernard Quintin MR seit 3. Februar 2025
    Mittelstand, Selbständige und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Eléonore Simonet MR seit 3. Februar 2025
    Energie Mathieu Bihet MR seit 3. Februar 2025
    Mobilität, Klima und Ökologischer Wandel Jean-Luc Crucke LE seit 3. Februar 2025
    Modernisierung der Verwaltung, beauftragt mit den Öffentlichen Unternehmen, dem Öffentlichen Dienst, der Immobilienverwaltung des Staates, der Digitalisierung und den föderalen wissenschaftlichen Einrichtungen Vanessa Matz LE seit 3. Februar 2025
    Verbraucherschutz, Bekämpfung des Sozialbetrugs, Personen mit Behinderung und Chancengleichheit Rob Beenders Vooruit seit 3. Februar 2025
    Justiz, zuständig für den belgischen Anteil an der Nordsee Annelies Verlinden CD&V seit 3. Februar 2025

    Einzelnachweise

    1. Belgien bekommt erstmals von rechter N-VA geführte Regierung. Abgerufen am 3. Februar 2025.
    2. a b VRT Nachrichten-Aktuelles aus Flandern: Die Arizona-Koalition: So sieht die neue Mitte-Rechts-Regierung in Belgien aus. 3. Februar 2025, abgerufen am 3. Februar 2025.
    3. a b Die Zusammenstellung der Belgischen föderalen Regierung
    4. Andreas Kockartz: Mehr Menschen müssen länger arbeiten: Was steht im Koalitionsabkommen zu Arbeit, Einkommen und Soziales? In: VRT. 3. Februar 2024, abgerufen am 4. März 2024.
    5. Andreas Kockartz: Die neue belgische Regierung plant die größten Investitionen in die Verteidigung seit dem Ende des Kalten Krieges. In: VRT. 4. Februar 2024, abgerufen am 4. März 2024.
    6. Andreas Kockartz: Die neue belgische Regierung in Sachen Justiz und Sicherheit: Härtere Strafen, vernünftige Gefängnisse und eine Polizeizone in Brüssel. In: VRT. 4. Februar 2024, abgerufen am 4. März 2024.
    7. Andreas Kockartz: Belgien vollzieht unter der Regierung De Wever eine Kehrtwende in Sachen Kernenergie. In: VRT. 5. Februar 2024, abgerufen am 5. März 2024.
    8. Rechte N-VA führt Regierung in Belgien. 31. Januar 2025, abgerufen am 3. Februar 2025.