PrÀfation
Die PrĂ€fation (lat. praefatio, von fari/for âsprechen, sagenâ; praefatio âEingangsworte, Vorformelâ[1]) ist Teil der römisch-katholischen, altkatholischen, orthodoxen, anglikanischen und lutherischen Liturgie der heiligen Messe, der Göttlichen Liturgie und des Abendmahlsgottesdienstes. Die PrĂ€fation eröffnet das eucharistische Hochgebet (in der Göttlichen Liturgie ÎΜαÏÎżÏÎŹ Anaphora, âErhebungâ, genannt).
Das Wort PrĂ€fation darf nicht im Sinne von "Vorrede" ĂŒbersetzt und verstanden werden. Die lateinische Vorsilbe prae (= vor) ist hier rĂ€umlich (und nicht zeitlich) zu verstehen: Der Priester verherrlich vor Gott und der Gemeinde âGott, den Vater, und sagt ihm Dank fĂŒr das gesamte Heilswerk oder fĂŒr eine bestimmte Heilstat, je nach Tag, Fest oder Zeit.â (Grundordnung des Römischen Messbuchs, Nr. 79)[2]
In der lateinischen Kirche und den lutherischen Kirchen gehört die PrÀfation zum Proprium Missae, den verÀnderlichen Teilen der Liturgie. Sie variiert je nach Festen und Festzeiten und wird gesungen oder gesprochen. Das Hochgebet gehört zu den sogenannten Amtsgebeten, die immer vom Hauptzelebranten der Messfeier vorgetragen werden, der dazu die Orantenhaltung einnimmt.
PrÀfationen sind auch Bestandteil von Weihehandlungen des Pontifikales, zum Beispiel der Kirchweihe. Auch der zweite Teil des Exsultet in der Feier der Osternacht ist nach Art einer PrÀfation gestaltet.
Einleitende Akklamationen
Die das Hochgebet einleitenden Akklamationen sind in ihrem Wortlaut seit dem 3. Jahrhundert unverĂ€ndert. Bereits Hippolyt von Rom kannte den Dialog zwischen Priester und Gemeinde und deutete ihn theologisch. Die Formel Gratias agamus (âLasset uns dankenâ) lĂ€sst sich aus dem Judentum herleiten, genau wie die Antwort Dignum et iustum est (âDas ist wĂŒrdig und rechtâ). Entsprechend der antiken Kultur, in der das versammelte Volk wichtige Entscheidungen durch Akklamation bestĂ€tigte, drĂŒcken Ruf und Gegenruf vor der PrĂ€fation aus, dass die kirchliche Versammlung durch Priester oder Bischof Gott huldigen will. Der Zelebrant steht nicht als isolierter Beter, sondern als Sprecher der Gemeinde vor Gott.[3]
Lateinisch
Die Akklamation lautet auf Lateinisch:
- Zelebrant: Dominus vobiscum.
- Gemeinde: Et cum spiritu tuo.
- Zelebrant: Sursum corda.
- Gemeinde: Habemus ad Dominum.
- Zelebrant: Gratias agamus Domino Deo nostro.
- Gemeinde: Dignum et iustum est.
Deutsch
- Zelebrant: âDer Herr sei mit euch.â
- Gemeinde: âUnd mit deinem Geiste.â
- Zelebrant: âErhebet die Herzen. (Erhebet eure Herzen!)â
- Gemeinde: âWir haben sie beim Herrn. (Wir erheben sie zum Herren.)â
- Zelebrant: âLasset uns danken dem Herrn, unserm Gott. (Lasset uns Dank sagen dem Herren, unserm Gotte.)â
- Gemeinde: âDas ist wĂŒrdig und recht.â
Byzantinisch
Die nachfolgende Fassung der Akklamation wird verwendet im orthodoxen, altorientalischen und byzantinisch-katholischen Riten, sowohl fĂŒr die Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus und der Liturgie des hl. Basilius des GroĂen.
Kirchenslawisch:
- Priester: ĐĄŃĐ°ĐœĐ”ĐŒ ĐŽĐŸĐ±ŃĐ”, ŃŃĐ°ĐœĐ”ĐŒ ŃĐŸ ŃŃŃĐ°Ń ĐŸĐŒ, ĐČĐŸĐœĐŒĐ”ĐŒ, ŃĐČŃŃĐŸĐ” ĐČĐŸĐ·ĐœĐŸŃĐ”ĐœĐžĐ” ĐČ ĐŒĐžŃĐ” ĐżŃĐžĐœĐŸŃĐžŃĐ”.
- Chor: ĐĐžĐ»ĐŸŃŃŃ ĐŒĐžŃĐ°, жДŃŃĐČŃ Ń ĐČĐ°Đ»Đ”ĐœĐžŃ.
- Priester: ĐĐ»Đ°ĐłĐŸĐŽĐ°ŃŃ ĐĐŸŃĐżĐŸĐŽĐ° ĐœĐ°ŃĐ”ĐłĐŸ ĐĐžŃŃŃĐ° Đ„ŃĐžŃŃĐ°, Đž Đ»ŃĐ±Ń ĐĐŸĐłĐ° Đž ĐŃŃĐ°, Đž ĐżŃĐžŃĐ°ŃŃОД ĐĄĐČŃŃĐ°ĐłĐŸ ĐŃŃ Đ°, бŃĐŽĐž ŃĐŸ ĐČŃĐ”ĐŒĐž ĐČĐ°ĐŒĐž.
- Chor: Đ ŃĐŸ ĐŽŃŃ ĐŸĐŒ ŃĐČĐŸĐžĐŒ.
- Priester: ĐĐŸŃĐ” ĐžĐŒĐ”ĐžĐŒ ŃĐ”ŃĐŽŃĐ°.
- Chor: ĐĐŒĐ°ĐŒŃ ĐșĐŸ ĐĐŸŃĐżĐŸĐŽŃ.
- Priester: ĐĐ»Đ°ĐłĐŸĐŽĐ°ŃĐžĐŒ ĐĐŸŃĐżĐŸĐŽĐ°.
- Chor: ĐĐŸŃŃĐŸĐčĐœĐŸ Đž ĐżŃĐ°ĐČĐ”ĐŽĐœĐŸ Đ”ŃŃŃâŠ[4]
Andere östliche Riten
In der syrisch-orthodoxen Kirche, der koptisch-orthodoxen Kirche und vor allem der koptischen Kirche werden Variationen ĂŒber das Sursum Corda je nach der besonderen Anaphora verwendet.
PrÀfation
AnschlieĂend folgt die PrĂ€fation, die mit Vere dignum et iustum est, aequum et salutare, nos tibi semper, et ubique gratias agere. (âIn Wahrheit ist es wĂŒrdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmĂ€chtiger, ewiger Gott, immer und ĂŒberall zu danken.â) oder â in den neueren Hochgebeten â einer Ă€hnlichen Formulierung beginnt. Die PrĂ€fation nimmt den letzten Satz der Akklamation auf und akzentuiert das gesamte Hochgebet als feierliches Dankgebet: âDem ΔáœÎ±ÎłÎłÎλÎčÎżÎœ (Evangelium, frohe Botschaft) entspricht die ΔáœÏαÏÎčÏÏία (Eucharistie, Danksagung)â.[5] Die PrĂ€fation endet mit sine fine dicentes (âund rufen ohne Unterlassâ) oder una voce dicentes (âund singen [âŠ] das Lob deiner Herrlichkeitâ). An die PrĂ€fation schlieĂt sich unmittelbar das Sanctus an.
Der Aufbau der PrÀfation folgt folgendem Schema:
- feierliche Nennung des Gottesnamens
- Lobpreis Gottes fĂŒr das durch Christus geschenkte Heil, je nach Feieranlass variierend, der hĂ€ufig in der Wendung per Christum, Dominum nostrum âdurch Christus, unsern Herrnâ gipfelt
- Einstimmen in den Lobpreis der himmlischen Chöre: Et ideo cum angelis et archangelis [âŠ] gloriam tuam praedicamus (âDarum preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen [âŠ]â)
Das Missale Romanum von 1962 sah 16 verschiedene PrĂ€fationen fĂŒr die Festzeiten des Kirchenjahres und verschiedene AnlĂ€sse vor, das Messbuch von 1970 vermehrte sie auf 85 und griff dabei auf alte Texte zurĂŒck.[6]
Ein Beispiel[7]:
lateinisch | deutsch |
---|---|
Vere dignum et iustum est, aequum et salutare, nos tibi, sancte Pater, semper et ubique gratias agere per Filium dilectionis tuae Iesum Christum, |
In Wahrheit ist es wĂŒrdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und ĂŒberall zu danken durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus. |
Liste der PrÀfationen bei der Feier der heiligen Messe im römischen Ritus
Die Zahl der möglichen PrÀfationen ist im Prinzip begrenzt.
Die allgemein gebrÀuchlichen PrÀfationen des römischen Ritus mit Stand von 1962 sind (jeweils mit ihrer Entsprechung in der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil reformierten Liturgie)[8]:
- allgemeine PrĂ€fation: wenn sonst keine PrĂ€fation ansteht (jetzt in erweiterter Form: PrĂ€fation fĂŒr die Wochentage II)
- PrĂ€fation von Weihnachten (jetzt: von Weihnachten I; Weihnachten bis einschlieĂlich 5. Januar sowie an MariĂ€ Lichtmess)
- PrÀfation von Erscheinung des Herrn (jetzt erweitert: am Fest und am Sonntag danach, heute auch in den Tagen dazwischen, bis 1955 auch in der Oktav von Erscheinung)
- PrĂ€fation von der Fastenzeit (jetzt: fĂŒr die Fastenzeit IV; Aschermittwoch bis ausschlieĂlich Passionssonntag)
- PrĂ€fation vom heiligen Kreuz (jetzt: erste SpezialprĂ€fation vom Fest Kreuzerhöhung[9]; damals: Passionssonntag bis einschlieĂlich GrĂŒndonnerstag und in den Festen und Votivmessen vom Leiden Christi)
- PrĂ€fation von Ostern (jetzt: fĂŒr die Osterzeit I; von der Vigil von Ostern bis Christi Himmelfahrt ausschlieĂlich)
- PrĂ€fation von Christi Himmelfahrt (jetzt: von Christi Himmelfahrt II: von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten ausschlieĂlich)
- PrÀfation vom Herzen Jesu (jetzt abgeschafft: am Fest und in den Votivmessen des Herzens Jesu)
- PrÀfation von Christkönig (am Christkönigsfest und in den entsprechenden Votivmessen)
- PrĂ€fation von Pfingsten (jetzt: vom Heiligen Geist I; in den Votivmessen vom Hl. Geist, frĂŒher auch an Pfingsten und in dessen Oktav)
- PrĂ€fation von der allerheiligsten Dreifaltigkeit (am Dreifaltigkeitsfest; frĂŒher auch an jedem Sonntag, an dem sonst keine PrĂ€fation ansteht)
- PrÀfation von der allerseligsten Jungfrau Maria (jetzt: I; in allen Marienmessen)
- PrÀfation vom hl. Joseph (in Festen und Votivmessen)
- PrÀfation von den hll. Aposteln (jetzt verÀndert: von den hll. Aposteln I; in allen Festen und Votivmessen der Apostel wie auch der Evangelisten, jedoch nicht des hl. Johannes an seinem Festtag, dem 27. Dezember, an dem die WeihnachtsprÀfation ansteht)
- PrĂ€fation fĂŒr die Verstorbenen (jetzt: I).
Weitere PrÀfationen, die schon vor der Liturgiereform zugelassen waren, sind die
- PrÀfation vom Advent[10] (jetzt abgeschafft; in der Adventszeit)
- PrĂ€fation von der heiligen Eucharistie (jetzt verĂ€ndert: fĂŒr die Osterzeit V; damals an Fronleichnam und in den entsprechenden Votivmessen)
- PrÀfation von den Heiligen (jetzt verÀndert: I; an Heiligenfesten hohen Ranges)
- PrÀfation von der Kirchweih (jetzt verÀndert: II).
Die folgenden PrĂ€fationen wurden durch die Liturgiereform neu eingefĂŒhrt
- PrÀfation bei Verwendung des Hochgebetes II (das oben als Beispiel verwendete)
- PrÀfation bei Verwendung des Hochgebetes IV
- PrÀfationen vom Advent I, II, III, IV und V
- PrÀfationen von Weihnachten II und III (neben der Àlteren I)
- PrĂ€fationen fĂŒr die Fastenzeit I, II und III (neben der Ă€lteren IV)
- PrÀfationen vom Leiden Christi I und II (vom Passionssonntag bis zum Karmittwoch)
- PrĂ€fationen fĂŒr die Osterzeit II, III und IV (neben der Ă€lteren I und der aus der alten EucharistieprĂ€fation hervorgegangenen V)
- PrÀfation von Christi Himmelfahrt I (neben der Àlteren II)
- PrĂ€fationen fĂŒr die Sonntage im Jahreskreis IâVIII
- PrĂ€fationen fĂŒr die Wochentage im Jahreskreis I, III, IV, V (neben der leicht erweiterten ehemaligen allgemeinen PrĂ€fation als II)
- PrÀfationen von der heiligen Eucharistie I und II
- PrÀfation vom Herzen Jesu (neue Fassung)
- PrÀfation vom Heiligen Geist II
- PrÀfation von der allerseligsten Jungfrau Maria II
- PrÀfation von den Engeln
- PrÀfation von den Aposteln II
- PrÀfation von den Heiligen II
- PrÀfation von den MÀrtyrern I und II
- PrÀfation von den Hirten der Kirche
- PrÀfation von den heiligen Jungfrauen und Ordensleuten
- PrÀfationen von den Verstorbenen II, III, IV, V
- PrĂ€fationen bei Verwendung der Hochgebete fĂŒr besondere Anliegen (âSchweizer Hochgebeteâ IâIV, die sich im Wesentlichen durch die PrĂ€fation unterscheiden), bei den Hochgebeten fĂŒr Messen mit Kindern und beim Votivhochgebet der Versöhnung
- SpezialprĂ€fation anlĂ€sslich besonderer Feste und Tage, auĂer der schon angesprochenen PrĂ€fation zur Kreuzerhöhung (die alte KreuzprĂ€fation) gibt es solche zu[11]: MariĂ€ Unbefleckte EmpfĂ€ngnis, Lichtmess, erster und zweiter, im Lesejahr A auch dritter bis fĂŒnfter Fastensonntag, Palmsonntag, GrĂŒndonnerstag, VerkĂŒndigung des Herrn, Pfingsten (neue PrĂ€fation), hl. Maria Magdalena[12], VerklĂ€rung des Herrn, MariĂ€ Himmelfahrt, MariĂ€ Geburt, MariĂ€ Schmerzen, Allerheiligen, hl. Elisabeth von ThĂŒringen.
Literatur
- Alban Dold: Sursum Corda. Hochgebete aus alten lateinischen Liturgien. Otto MĂŒller Verlag, Salzburg 1954.
- Josef Strangfeld SJ: Das Dankgebet der Kirche. Lateinische PrĂ€fationen des christlichen Altertums, ĂŒbersetzt von Georg Josef Strangfeld S.J. Mit einer Einleitung von Josef Andreas Jungmann S.J., Herder, Freiburg im Breisgau 2. Auflage 1952.
Weblinks
- Lutherische PrĂ€fationen (aus der Agende fĂŒr Evangelisch-Lutherische Gemeinden, Berlin 1955, Band 1: Der Hauptgottesdienst usw.)
- Videoclip PrÀfation in der Evangelisch-Lutherischen Kirche
- Viele GrĂŒnde, Dank zu sagen (ErlĂ€uterungen zur PrĂ€fation, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz)
- PrĂ€fation â Grundgedanken und geschichtliche HintergrĂŒnde auf uni-muenster.de.
Einzelnachweise
- â AusfĂŒhrliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Darmstadt 1985 (= AusfĂŒhrliches lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handwörterbuch, lateinisch-deutscher Teil. Bd. 2, 8. Auflage. Leipzig 1913; Neudruck 2013), Sp. 3780.
- â Adolf Adam, Winfried Haunerland: Grundriss Liturgie. 11. Auflage. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2018, ISBN 3-451-28413-8, S. 241.
- â Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische ErklĂ€rung der römischen Messe. Zweiter Band, 5. Aufl. Nova & Vetera, Bonn 1962, S. 138ff.; Hans Bernhard Meyer: Eucharistie: Geschichte, Theologie, Pastoral. Pustet, Regensburg 1989, ISBN 3-7917-1200-4 (Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft, Teil 4); S. 179
- â L. Soroka (Hrsg.): Orthodox Prayer Book. 8. Auflage. St. Tikhonâs Seminary Press, 1999, S. 110.
- â Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische ErklĂ€rung der römischen Messe. Zweiter Band, 5. Aufl. Nova & Vetera, Bonn 1962, S. 145.
- â Hans Bernhard Meyer: Eucharistie: Geschichte, Theologie, Pastoral. Pustet, Regensburg 1989, ISBN 3-7917-1200-4 (Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft, Teil 4); S. 346
- â Gotteslob Nr. 588,3
- â Quelle 1962: Schott, Herder 1962, Nachdruck FSSP; Quelle reformierte Form: [1]
- â http://www.erzabtei-beuron.de/schott/register/proprium.kal/schott_anz/index.html?file=proprium/September14.htm
- â https://pretiosaliturgica.blogspot.com/2020/12/traditionelle-adventsprafation.html
- â siehe im Schott auf den Seiten der Erzabtei Beuron
- â www.liturgie.ch, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz, 13. Juni 2016