Pattonville

Pattonville
Koordinaten: 48° 52′ N, 9° 13′ OKoordinaten: 48° 52′ 24″ N, 9° 13′ 27″ O
Einwohner: 7687 (31. Dez. 2018)[1]
Postleitzahlen: 71686, 70806
Vorwahl: 07141
Pattonville (Baden-Württemberg)
Pattonville (Baden-Württemberg)
Lage von Pattonville in Baden-Württemberg

Pattonville (wird englisch ausgesprochen) ist eine in den 1950er Jahren durch das US-Militär im Wesentlichen auf der Gemarkung der damaligen Gemeinde Aldingen am Neckar entstandene Wohnsiedlung nördlich von Stuttgart im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Nach dem Abzug des amerikanischen Militärs 1993 wurde sie in eine zivile Wohnsiedlung umgewandelt. Sie ist heute zwischen den Städten Kornwestheim und Remseck am Neckar in einen West- und einen Ostteil aufgeteilt, die jedoch gemeinsam verwaltet werden.

Geographie

Lage und Topographie

Pattonville liegt im südwestlichen Neckarbecken am Rand des Langen Felds, einer lössbedeckten Ebene, die geologisch zum Strohgäu zählt. Der Ort befindet sich auf einer Anhöhe, die auf älteren Karten noch als Aldinger Berg ausgewiesen ist und am höchsten Punkt etwa 291,4 m ü. NN erreicht.[2] Bei diesem sogenannten Aldinger Berg handelt es sich um eine kleine Anhöhe, die vor etwa einer Million Jahren durch die Ablagerung von Neckarschotter entstand.[3] Sie wird im Osten durch das Regental, im Süden durch das Neckartal und im Osten durch das Tal des Holzbachs begrenzt. Nach Norden wird der Aldinger Berg durch die Oßweiler Höhe überragt, auf der sich auch mit 309,3 m ü. NHN der höchste Punkt der Remsecker Gemarkungen befindet. Der Aldinger Berg bildet damit eine lokale Wasserscheide, so dass der westliche Teil Pattonvilles über den Frauenriedbach in den Holzbach entwässert wird, während der östliche Teil über Aldingen beziehungsweise das Regental direkt in den Neckar entwässert wird.[4]

Gliederung

Der kleinere, westliche Teil des Siedlungsgebietes von Pattonville liegt auf der Gemarkung von Kornwestheim, der östliche und etwa doppelt so große Teil auf der seit 1975 zu Remseck zählenden Gemarkung Aldingen. Infolgedessen besitzt die Siedlung zwei Stadtteile, die jeweils zu unterschiedlichen Städten, nämlich Kornwestheim und Remseck am Neckar gehören und die beide den Namen Pattonville tragen. Getrennt werden Kornwestheim-Pattonville und Remseck-Pattonville durch die John-F.-Kennedy-Allee, die zugleich die Hauptverkehrsachse durch die Siedlung darstellt.[4] Es existiert eine gemeinsame Verwaltung, der Zweckverband Pattonville. Diesem sitzen abwechselnd die Oberbürgermeister der beiden beteiligten Städte vor.[5]

Nachbarorte

Die Nachbarorte Pattonvilles sind im Uhrzeigersinn beginnend im Westen die Kornwestheimer Kernstadt, im Norden der Ludwigsburger Stadtteil Grünbühl-Sonnenberg, im Osten der Remsecker Stadtteil Aldingen sowie im Süden der Stuttgarter Stadtbezirk Mühlhausen.

Geschichte

Pattonville am Morgen
Pattonville aus der Luft; Blickrichtung Südsüdost; westlich der Durchgangsstraße (rechts) Kornwestheim, östlich davon (links) Remseck; inzwischen im Nordwesten mit Supermärkten und im Osten mit Wohnbebauung deutlich erweitert

Da das Lange Feld eine fruchtbare Ebene ist, wurde es bereits früh besiedelt. So gab es auch auf dem Gelände des heutigen Pattonville, speziell dem auf Aldinger Markung gelegenen östlichen Anteil, zahlreiche Funde aus römischer Zeit sowie Gräber aus der frühen Merowingerzeit.[6]

Gründung und Entwicklung

Pattonville wurde 1954 für rund 50 Millionen Mark als Wohnsiedlung durch die US-Armee südlich anschließend an Grünbühl errichtet. Damals befand sich der überwiegende Teil Pattonvilles sowie Teile des heutigen Ludwigsburger Stadtteils Grünbühl auf der Gemarkung von Aldingen. Nur kleinere Anteile Pattonvilles lagen auf der Gemarkung von Kornwestheim.[7] In Pattonville wurden vier Offiziersvillen und 52 Wohnblocks mit 936 Wohnungen gebaut. Der General George Smith Patton Jr. war Namenspate für die Siedlung, die bis zu 3750 Militärangehörige beherbergte.

In der Siedlung war von 1955 bis 1992 eine amerikanische Highschool ansässig. Von 1955 bis 1968 hieß diese Ludwigsburg American High School, ab 1968 Stuttgart American High School. Diese unterrichtete zu Spitzenzeiten etwa 1200 Schüler. Bekannte Schüler waren unter anderem Newt Gingrich, 98. Sprecher des Repräsentantenhauses, und Katrina Leskanich von der Musikgruppe Katrina and the Waves.

Im Sommer 1993 zog die amerikanische Armee ab und das Gelände wird seitdem zivil genutzt. Da die Grenze zwischen der Gemarkung von Aldingen und Kornwestheim quer durch die bestehende Bebauung Pattonvilles verlief, erfolgte eine Neuaufteilung der Gemarkung, die durch den Zweckverband Pattonville/Sonnenbergsiedlung organisiert wurde. Der Zweckverband, bestehend aus den Städten Ludwigsburg, Kornwestheim und Remseck am Neckar, erwarb das gesamte Areal am 21. Dezember 1994 für 94,7 Millionen Mark. Da es sich um eine militärische Konversionsfläche handelt, beteiligt sich das Bundesland Baden-Württemberg im Rahmen seiner Städte- und Wohnungsbauförderung am Aus- und Umbau. Der westliche Teil gehört seither vollständig zur Stadt Kornwestheim, der östliche nach wie vor zur Stadt Remseck bzw. deren Gemarkung Aldingen. Die Stadt Ludwigsburg erhielt zum Ausgleich von Kornwestheim deren Anteil an der Sonnenbergsiedlung und gab ihrerseits Fläche an Remseck ab.[8]

Es wurden sieben Bauabschnitte gebildet. Ziel war es, in Pattonville bis 2011 modernen und gut erschlossenen Wohnraum für rund 7500 Personen zu schaffen. Im Jahr 2016 hatte die Siedlung ca. 7300 Einwohner.[9]

Religionen

Die evangelische Gemeinde Pattonvilles gehört kirchenrechtlich zur evangelischen Kirchengemeinde Kornwestheim, die katholische zur Pfarrgemeinde St. Martin in Kornwestheim. Beide Konfessionen feiern ihre Gottesdienste in der als ökumenisches Gemeindezentrum dienenden Heilig-Geist-Kirche.[10][11]

Infrastruktur

Verkehr

Pattonville besitzt keinen direkten Anschluss an den Schienenverkehr, sondern Busverbindungen, die den Stadtteil mit den Schienennetzen in Kornwestheim, Remseck und Ludwigsburg verbinden. Allerdings gibt es Planungen, Pattonville an das Netz der Stadtbahn Stuttgart und/oder der geplanten Stadtbahn Ludwigsburg anzuschließen, bzw. die beiden Netze durch Pattonville miteinander zu verbinden.

Südlich der Siedlung verläuft die Landesstraße L 1144, die den Remsecker Stadtteil Aldingen mit Kornwestheim verbindet. An der L 1144 liegt der Flugplatz Pattonville, der von der Wehrmacht angelegt und nach dem Zweiten Weltkrieg durch die US-Armee u. a. mit Raketenstellungen ausgebaut wurde. Heute ist er als Sonderlandeplatz für die Öffentlichkeit nutzbar. Seit 2009 ist der Rettungshubschrauber Christoph 51 dort stationiert. Obwohl der Flugplatz nur über die L 1144 erreichbar ist, liegt er vollständig auf der Gemarkung von Stuttgart-Mühlhausen.

Wirtschaft

Pattonville besitzt entlang der John-F.-Kennedy-Allee eine Infrastruktur mit mehreren Gastronomie-, Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben, Arzt- und Zahnarztpraxen, sowie Einkaufsmöglichkeiten aus verschiedenen Branchen. Darüber hinausgehende Gewerbe- oder Industriegebiete gibt es in Pattonville nicht.[5]

Bildung und öffentliche Einrichtungen

In Pattonville befindet sich die Grundschule Pattonville, deren Träger die Stadt Remseck am Neckar ist. Als weitere Schulen stehen den Schülern aus Pattonville vor Ort die Realschule der Stadt Remseck am Neckar und die Erich-Bracher-Schule (Kaufmännische Schule, Wirtschaftsgymnasium, Berufskolleg) im Kornwestheimer Teil Pattonvilles zur Verfügung. Sonstige weiterführende Schulen finden sich in den Nachbarorten Aldingen, Kornwestheim und Ludwigsburg.[12] Pattonville besitzt ein Bürgerzentrum, das die Verwaltung des Zweckverbandes, ein Bürgeramt, eine Bücherei sowie einen Bürger- und Jugendtreff beheimatet. Des Weiteren existiert ein Seniorenzentrum der Kleeblatt Pflegeheime.[5]

Sport

Der Sportverein SV Pattonville e. V. wurde im Dezember 2002 gegründet und zählt 1507 Mitglieder (Stand Januar 2020). Neben Fußball, Selbstverteidigung, Tischtennis, Softball (Woodpeckers) und Cricket, bietet der Verein ein umfassendes Angebot an Freizeit-, Breiten- und Gesundheitssport sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche an.

Der 2015 aus der ehemaligen JSG Remseck 08 e. V. heraus entstandene FC Remseck-Pattonville e. V., hatte seinen Sitz ebenfalls in Pattonville. Er sollte ursprünglich zur Kooperation Remsecker Vereine im Jugendfußball dienen, darunter der VfB Neckarrems. Nachdem, außer dem SV Pattonville, jedoch alle weiteren beteiligten Sportvereine, die Kooperation verlassen hatten, sowie nach einer kurzzeitigen Zusammenarbeit mit dem SV Salamander Kornwestheim wurde der FC Remseck-Pattonville 2022 mit dem SV Pattonville unter dessen Namen fusioniert.[13]

Die Tischtennis-Abteilung des TV Aldingen 1898 e. V. nutzt die Sporthalle der Realschule Remseck in Pattonville als Trainings- und Wettkampfstätte.

Commons: Pattonville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten des Zweckverbandes Pattonville (Gesamteinwohnerzahl des Kornwestheimer und Remsecker Siedlungsanteils)
  2. Meßtischblatt 7121 Cannstatt von 1930. In: Deutsche Fotothek. Abgerufen am 9. April 2021.
  3. Manfred Warth: Ein Blick in die Erdgeschichtliche Vergangenheit von Remseck am Neckar (= Heinz Pfizenmayer [Hrsg.]: Heimatkundliche Schriftenreihe der Gemeinde Remseck am Neckar. Band 1). Remseck am Neckar 1983.
  4. a b Gemeinde- und Gemarkungsgrenzen im Daten- und Kartendienst der LUBW. In: Daten- und Kartendienst der LUBW. Abgerufen am 22. Februar 2022.
  5. a b c Zweckverband Pattonville. Abgerufen am 9. August 2024.
  6. Jörg Bofinger, Przemyslaw Sikora: 5000 Jahre – 15 Hektar – 200 Gräber. (PDF; 1,2 MB) Archäologische Ausgrabungen im Bereich des Neubaugebietes Remseck-Pattonville, Kreis Ludwigsburg. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 49, Nr. 1. 2020;.
  7. Albert Sting: 40 Jahre Martinsgemeinde Grünbühl. In: martinskirche-ludwigsburg.de. Abgerufen am 28. August 2022.
  8. Chronik von Pattonville 1992 - 2014. (PDF; 10 MB) In: www.pattonville.de. Zweckverband Pattonville, abgerufen am 21. Mai 2021.
  9. Werner Waldner: Gegen neue Häuser erhebt sich Protest. In: kornwestheimer-zeitung.de. 17. Februar 2013, abgerufen am 17. April 2013.
  10. Evangelische Kirchengemeinde Kornwestheim. In: ev-kirche-kornwestheim.de. Abgerufen am 3. März 2016.
  11. Katholische Kirchengemeinde St. Martin in Kornwestheim. In: st-martin-kwh.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. März 2016; abgerufen am 3. März 2016.
  12. Schulen. In: pattonville.de. Zweckverband Pattonville, abgerufen am 22. November 2022.
  13. Marius Venturini: Pattonville: Ende eines holprigen Erfolgsweges. In: Kornwestheimer Zeitung. 22. Februar 2022, abgerufen am 9. August 2024.