Orgeln der Frauenkirche (München)

Orgeln der Frauenkirche (München)
Allgemeines
Ort Frauenkirche (München)
Orgelerbauer Georg Jann
Baujahr 1994 (Hauptorgel)
1993 (Chororgel)
1985 (Orgel in der Sakramentskapelle)
1981 (Truhenpositiv)
Epoche 20. Jahrhundert
Orgellandschaft Bayern
Sonstiges
Bedeutende Organisten

Ruben Sturm (seit 1. September 2022)
Martin Welzel (Nebenamtlicher Organist am Dom, 2013–2021; Stellvertretender Domorganist, 2021–2022)
Hans Leitner (2003–2021)
Willibald Guggenmos (Nebenamtlicher Organist am Dom, 2001–2004)
Franz Lehrndorfer (1969–2002)
Heinrich Wismeyer (1945–1969)
Josef Schmid (1901–1944)

Die Frauenkirche (München) verfügt über insgesamt vier Orgeln, die alle von der Werkstatt Jann aus Allkofen (Laberweinting/Niederbayern) erbaut wurden.

Die Hauptorgel (1994) auf der Westempore und die Chororgel (Andreasorgel) (1993) auf einer Seitenempore im südlichen Seitenschiff bilden eine Orgelanlage, die mit 131 Registern zu den größten Orgeln in Deutschland gehört. In der Sakramentskapelle befindet sich eine Orgel, die ausschließlich aus Holzpfeifen besteht. Außerdem gibt es im Dom ein Truhenpositiv (1981).

Mit dem Einbau eines Marmorfußbodens während der Domrenovierung 1990 bis 1994 vergrößerte sich der Nachhall auf 1112′ Sekunden.[1]

Hauptorgel

Ansicht von der Empore
Der bewegliche elektrische Spieltisch auf der unteren Empore
Der mechanische Spieltisch auf der oberen Empore
Werkaufteilung der Orgel
C-Seite des Hauptwerks (links) und des Positivs (rechts)

1880 erbaute die Firma Steinmeyer ihr Opus 200, eine Orgel mit drei Manualen und 54 Registern, auf der Westempore.[2]

Die Hauptorgel, die 1994 von Georg Jann erbaut wurde, ersetzt eine viermanualige Orgel mit 79 Registern der Werkstatt Josef Zeilhuber aus dem Jahre 1957[3] und ist die sechste in der Geschichte der Kirche.[1] Die Hauptorgel hat 95 Register (mit 7165 Pfeifen) auf vier Manualen und Pedal und ist sowohl von einem Spieltisch mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur (hinter dem Rückpositiv, obere Empore) als auch einem identischen beweglichen Spieltisch auf der unteren Chorempore (sowie, per Walze, von der Chororgel) aus spielbar. Zusätzlich gibt es ein Chamadewerk mit fünf Registern, das jedem Manual und dem Pedal frei zugeteilt werden kann. Außerdem verfügt das Instrument über drei Neben- und Effektregister: ein Glockenspiel mit 39 Schalenglocken, ein Carillon mit 30 Röhrenglocken sowie einen Zimbelstern. Die Gestaltung des Gehäuses der neuen Hauptorgel wurde von dem Konzept der während des 2. Weltkrieges ausgelagerten Stellwagen-Orgel in St. Marien zu Stralsund angeregt, nachdem Jann in den 1950er Jahren an ihrem Wiederaufbau mitwirkte.[4]

I Rückpositiv C–a3
1. Quintade 16′
2. Praestant 08′
3. Voce umana (ab c0)0 08′
4. Rohrflöte 08′
5. Quintade 08′
6. Octave 04′
7. Hohlflöte 04′
8. Sesquialtera II 0223′ + 135
9. Superoctave 02′
10. Flautino 02′
11. Quinte 0113
12. Sifflöte 01′
13. Scharff IV–VI 01′
14. Cymbel III 013
15. Trompette 08′
16. Cromorne 08′
17. Clairon[Anm. 1] 04′
Tremulant
II Hauptwerk C–a3
18. Praestant 16′
19. Gedeckt 16′
20. Octave I–II[Anm. 2] 08′
21. Gambe 08′
22. Flûte harmonique 08′
23. Quinte 0513
24. Octave I–II[Anm. 3] 04′
25. Flauto 04′
26. Terz 0315
27. Quinte 0223
28. Octave I–II[Anm. 4] 02′
29. Mixtur major VI–VIII 0 02′
30. Mixtur minor IV 01′
31. Cornet V[Anm. 5] 08′
32. Trompete 16′
33. Trompete 08′
34. Horn[Anm. 6][Anm. 7] 08′
Tremulant
III Positiv C–a3
35. Gemshorn 16′
36. Praestant 08′
37. Bourdon 08′
38. Octave 04′
39. Blockflöte 04′
40. Nazard 0223
41. Doublette 02′
42. Tierce 0135
43. Larigot 0113
44. Mixtur V 0113
45. Oberton II[Anm. 8] 027′ + 89
46. Dulcian 16′
47. Schalmey 08′
48. Clarinette 08′
Tremulant
Glockenspiel (c1–d3)0
Carillon (C–f2)[Anm. 9]
IV Schwellwerk C–a3
49. Gambe 16′
50. Bourdon 16′
51. Diapason 08′
52. Flûte traversière 08′
53. Bourdon 08′
54. Aeoline 08′
55. Salicional 08′
56. Unda maris (ab A) 08′
57. Octave 04′
58. Flûte octaviante 04′
59. Nachthorn 04′
60. Viola 04′
61. Quinte 0223
62. Octavin 02′
63. Tierce 0135
64. Piccolo 01′
65. Progressio harm. II–V 0113
66. Plein-jeu IV 02′
66b. Terzianscharf III-IV 012
67. Basson 16′
68. Trompette harmonique 0 08′
69. Hautbois 08′
70. Vox humana[Anm. 10] 08′
71. Clairon harmonique[Anm. 11] 04′
Tremulant
Carillon (C–f2)[Anm. 12]
Chamadewerk C–a3[Anm. 13]
72. Chamade 16′
73. Chamade[Anm. 14] 08′
74. Tuba 08′
75. Trompeta quinta[Anm. 15] 0 0513
76. Clairon[Anm. 16] 04′
Pedal C–f1
77. Principalbaß (ab D im Prospekt[4]) 32′
78. Violonbaß 32′
79. Principal 16′
80. Violon 16′
81. Subbaß 16′
82. Quinte 1023
83. Octave 08′
84. Baßflöte 08′
85. Cello 08′
86. Octave 04′
87. Offenflöte 04′
88. Bauernflöte 02′
89. Hintersatz IV 0223
90. Baßmixtur VI 00 02′
91. Bombarde 32′
92. Posaune 16′
93. Fagott 16′
94. Trompete 08′
95. Feldtrompete 04′
  • Koppeln:
    • Manual- und Pedalkoppeln: III/I, IV/I, I/II, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P.
    • Oktavkoppeln[Anm. 17]: II/II, IV/II, IV/IV, III/P, IV/P.
    • Suboktavkoppeln[Anm. 17]: II/II, IV/II, IV/IV.
    • Chamadenkoppeln: an I, II, III, IV und P; Chamaden Suboctave, Chamaden Superoctave.
    • Zusätzliche Koppeln für die Chororgel in den beiden Hauptspieltischen[Anm. 17]: OW an I, BW an I.
  • Spielhilfen: Setzeranlage mit 6.400 Speicherplätzen[Anm. 18], Sequenzer vor- und rückwärts, Tutti, Piston „Walze an“, Crescendowalze[Anm. 19], Schwelltritt, Einzelabsteller für die Zungen, Hauptorgel ab[Anm. 20], Chororgel ab[Anm. 21], Koppeln als Registerwippen und Pistons in Wechselwirkung.
  • Winddrücke: von 75 mm WS für das Rückpositiv sowie für den Baß des Hauptwerks bis 160 mm WS für die Chamaden und die 32 Fuß-Pfeifen[5]
  • Anmerkungen:
  1. Ab gis2 labial.
  2. Ab c1 2-fach.
  3. Ab c1 2-fach.
  4. Ab c1 2-fach.
  5. Ab C 4-fach; ab f0 5-fach (+ 8').
  6. Durchschlagend.
  7. Seit 2005/2006 im Hauptwerk, anstelle von Vox humana 8', die im Schwellwerk aufgestellt wurde.
  8. 2005/2006, anstelle von Cymbel III 2/3' (1994).
  9. Aus dem IV. Manual.
  10. Seit 2005/2006 im Schwellwerk, anstelle von Horn 8', das im Hauptwerk aufgestellt wurde.
  11. Repetiert ab gis2 in 8'.
  12. Auch auf dem III. Manual spielbar.
  13. Jedem Manual und dem Pedal frei zuteilbar.
  14. Ab g3 labial.
  15. Repetiert ab gis2 in 1023′.
  16. Repetiert ab gis2 in 8'.
  17. a b c Mitte der 1990er Jahre hinzugefügt.
  18. 2005/2006 Einbau einer neuen Setzeranlage; ursprünglich (1994) 128 Kombinationen.
  19. Enthält nicht die Chororgel und das Chamadewerk.
  20. 2005/2006, anstelle der ursprünglichen Schalterbelegung "Schweller Hauptorgel ab".
  21. 2005/2006, anstelle der ursprünglichen Schalterbelegung "Schweller Chororgel ab".

Chororgel (Andreasorgel)

Chororgel
Spieltisch der Andreasorgel

Die dreimanualige Chor- oder Andreasorgel mit 36 Registern wurde 1993 erbaut[6] und befindet sich im südlichen Seitenschiff auf Höhe der Stufen zum Altarraum. Sie verfügt über einen mechanischen Spielschrank, ist durch Lichtwellenleiter mit der Hauptorgel verbunden und kann deshalb auch von der Westempore aus gespielt werden. Ebenso ist die Hauptorgel (über die Crescendowalze) auch vom Spieltisch der Chororgel aus spielbar. Die Chororgel verfügt über einen Cymbelstern als zusätzliches Effektregister. Die römischen Ziffern in Klammern geben an, von welchem Manual des Hauptspieltisches aus das entsprechende Manualwerk der Chororgel aus anspielbar ist.

I (II) Hauptwerk C–a3
1. Principal 16′
2. Principal 08′
3. Bourdon 08′
4. Octave 04′
5. Quinte 0223
6. Superoctave 0 02′
7. Cornett V[Anm. 1] 08′
8. Mixtur VI 0113
9. Trompete[Anm. 2] 08′
10. Clairon[Anm. 3] 04′
II (III) Oberwerk C–a3
11. Principal 08′
12. Rohrflöte 08′
13. Octave 04′
14. Blockflöte 04′
15. Nasat 0223
16. Flautino 02′
17. Terz 0135
18. Scharff IV 01′
19. Dulcian 16′
20. Oboe[Anm. 4] 08′
Tremulant00
III (IV) Brustwerk C–a3 (schwellbar)
21. Holzgedackt 8′
22. Salicional 8′
23. Holzflöte 4′
24. Principal 2′
25. Quinte 113
26. Cymbel III 23
27. Cromorne 8′
Tremulant
Cymbelstern
Pedal C–f1
28. Principal[Anm. 5] 0 16′
29. Subbass 16′
30. Octavbaß 08′
31. Gedecktbaß 08′
32. Nachthorn 04′
33. Hintersatz IV 0223
34. Bombarde 16′
35. Posaune 08′
36. Zinke 04′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P.
  • Spielhilfen: Setzeranlage mit 64 Speicherplätzen, Sequenzer vor- und rückwärts, Crescendowalze, Schwelltritt, Pistons „Walze Chororgel an“ und „Walze Hauptorgel an“, Koppeln als Züge und Pistons in Wechselwirkung.
  • Anmerkungen:
  1. Ab f0.
  2. Ab dis3 labial.
  3. Ab dis2 labial.
  4. Ab dis3 labial.
  5. C–H gemeinsam mit Principal 16' I. Manual.

Orgel in der Sakramentskapelle

Orgel in der Sakramentskapelle
Spieltisch (Sakramentskapelle)

Die zweimanualige Orgel mit elf Registern (ausschließlich Holzpfeifen) und elektrischer Spiel- und Registertraktur wurde im Jahre 1985 erbaut[7] und befindet sich in der Sakramentskapelle des Domes.

I Manual C–g3
1. Principalfichte 8′
2. Birnenflöte 4′
3. Nußhörnchen 223
4. Kirschpfeife[Anm. 1] 2′
5. Palisandercymbel II0
II Manual C–g3
6. Gedackteiche 8′
7. Oregonal[Anm. 2] 0 8′
8. Rohrahorn 4′
9. Dulziana[Anm. 3] 8′
Tremulant
Pedal C–f1
10. Subbaß 16′
11. Baßkiefer 0 08′
  • Koppeln: Oberoktav II/P, II/P, I/P
  • Anmerkungen:
  1. Ursprünglich im II. Manual, seit 2006 im I. Manual, anstelle von Buchenterz 135′ (1985).
  2. Neues Register (2006) aus Oregon-Eiche, anstelle von Kirschpfeife 2', die ins I. Manual versetzt wurde.
  3. Im Prospekt.

Truhenpositiv

Das einmanualige transportable Truhenpositiv mit fünf Registern wurde 1981 erbaut[8]:

Manual C–d3

Bass: C–b0 / Diskant: h0–d3


Holzflöte B/D 8′
Rohrflöte B/D 4′
Prinzipal B/D 2′
Sesquialtera II (ab h0)
Mixtur II–III
Tremulant

Zeilhuber-Orgel

Spieltisch der Zeilhuber-Orgel

Die Vorgängerorgel war eine Orgelanlage vom Orgelbauer Josef Zeilhuber (Altstädten) aus dem Jahre 1957, welche über 107 Register auf vier Manualen und Pedal (Kegelladen mit elektropneumatischer Traktur) verfügte. Die Hauptorgel ist derzeit im Orgelzentrum Valley eingelagert.[9] Sie hat folgende Disposition:

Zeilhuber-Chororgel

Die Chororgel von Zeilhuber befindet sich jetzt in der Kirche St. Katharina von Siena in München. Sie wurde dort mit der ursprünglichen Disposition wieder aufgestellt.

  • Beschreibungen der Orgeln im Münchner Dom auf der Webseite des Domorganisten Hans Leitner. Aufgerufen am 2. Juli 2018.

Literatur

  • Lehrndorfer, Franz (Hg.): Das Orgelwerk im Münchner Dom Zu Unserer Lieben Frau. München: Dompfarramt Zu Unserer Lieben Frau, 1994.
  • Leitner, Hans: Die Orgeln der Münchner Frauenkirche und ihre Organisten. In: Der Dom Zu Unserer Lieben Frau in München (= Großer Kunstführer Schnell & Steiner, Band 235), hg. v. Peter Pfister, S. 69–73. Regensburg: Schnell & Steiner, 2008.

Quellen und Einzelnachweise

  1. a b Süddeutsche Zeitung: Die Stimmen des Herrn. Abgerufen am 16. Februar 2020.
  2. G. F. Steinmeyer & Co. - Werkverzeichnis. Abgerufen am 16. Juli 2020.
  3. Jann Opus 199, München, Liebfrauendom, Hauptorgel. www.jannorgelbau.com. Aufgerufen am 1. Februar 2018.
  4. a b by: Franz Lehrndorfer – LIVE / Vol. 14 – Franz Lehrndorfer. Abgerufen am 9. April 2021 (deutsch).
  5. München, Liebfrauendom, Hauptorgel. In: Orgelbau Thomas Jann. 25. November 2009, abgerufen am 16. Februar 2020 (deutsch).
  6. Jann Opus 197, München, Liebfrauendom, Chororgel. www.jannorgelbau.com. Aufgerufen am 1. Februar 2018.
  7. Jann Opus 108, München, Liebfrauendom, Sakramentskapelle. www.jannorgelbau.com. Aufgerufen am 1. Februar 2018.
  8. Jann Opus 55, München, Dom, Truhenorgel. www.jannorgelbau.com. Aufgerufen am 1. Februar 2018.
  9. Kultur- und Orgelzentrum Altes Schloss Valley. Aufgerufen am 1. Februar 2018.