OLT Express
OLT Express Germany | |
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IATA-Code: | OL |
ICAO-Code: | OLT |
Rufzeichen: | OLTRA |
Gründung: | 1974 |
Betrieb eingestellt: | 2013 |
Sitz: | Bremen, Deutschland |
Heimatflughafen: | * Flughafen Bremen
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Unternehmensform: | GmbH |
Leitung: | Joachim Klein |
Flottenstärke: | 15 |
Ziele: | national und kontinental |
OLT Express Germany hat den Betrieb 2013 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes. |
OLT Express Germany (zuvor OLT – Ostfriesische Lufttransport) war eine deutsche Regionalfluggesellschaft mit Sitz in Bremen, die am 27. Januar 2013 den Betrieb einstellte und zwei Tage später Insolvenz anmeldete.[1][2]
Geschichte
Ostfriesische Lufttaxi – Dekker und Janssen OHG
Am 1. November 1958 gründeten Jan Jakobs Janssen und Martin Decker in Emden die Ostfriesische Lufttaxi – Dekker und Janssen OHG.[3] Am 13. April 1970 starb der Firmengründer Janssen, als er mit einer Cessna 402 in den Großen Feldberg (Taunus) flog. Am 11. Dezember 1970 wurde die Fluggesellschaft durch die AGIV mehrheitlich übernommen und in Ostfriesische Lufttaxi GmbH umfirmiert. Am 29. Dezember 1972 kam es zu einer erneuten Umbenennung in Ostfriesische Lufttransport GmbH. Zusätzlich zu den Flügen auf die Inseln wurde auch ein Regionalluftverkehrsnetz aufgebaut. Im Sommer 1973 wurden damit Linienflüge nach Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover, Kassel, Saarbrücken und Stuttgart angeboten.[4]
Am 13. September 1974 wurde die Gesellschaft in DLT Luftverkehrsgesellschaft umbenannt, womit der Grundstein für die weitere Entwicklung als heutige Lufthansa CityLine gelegt wurde.[5]
Gründung der Ostfriesischen Lufttransport GmbH, Emden
Am 13. September 1974 wurde die OLT Express unter dem Namen Ostfriesische Lufttransport GmbH, Emden gegründet und damit der Seebäder- vom Regionalflugverkehr getrennt.[5]
Bis Ende 2011 war die OLT eine Tochtergesellschaft der Reederei AG Ems in Emden. Die OLT war Jahrzehnte nur von Emden aus tätig und stellte als Ergänzung der Fähren der Mutterreederei eine schnelle Anbindung der Nordseeinseln Helgoland, Borkum, Juist und Norderney sicher. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entwickelte sich in Bremen ein zweites Standbein mit regionalen Linien- und Charterflügen, zunächst deutschland-, dann europaweit.
Die OLT unterhielt eigene Stationen in Emden, Bremen, Bremerhaven, Heide, auf Borkum und auf Helgoland. In Bremen wurde die Wartung der größeren Flugzeuge wie beispielsweise der Saab 2000 durchgeführt.
Die zunächst mit Cessna 207 und Britten-Norman BN-2 Islander fliegende Gesellschaft Roland Air Bremen (ROA) wurde 1990 von OLT übernommen. Sie betrieb außerdem Flugzeuge der Typen Cessna 404, Cessna 421, Piper PA-34 Seneca und später auch insgesamt sieben 19-sitzige Fairchild Swearingen Metro, überwiegend im Auftrag der OLT. Roland Air wurde dann 1996 vollständig integriert.[6]
Ab dem Jahre 1991 bot die OLT europaweite Charterflüge zunächst im innerdeutschen Regionalflugverkehr ab Bremen, u. a. nach Leipzig/Halle, sowie vom Flughafen Paderborn/Lippstadt nach Flughafen Berlin-Tempelhof an. Später gab es Charterflüge von Bremen nach Neapel. Zuletzt flog die OLT regelmäßig Fußballclubs wie Werder Bremen oder den Hamburger SV zu deren Auswärtsspielen. Zeitweilig verband die OLT durch regelmäßige Charterflüge für Besatzungen und Mitarbeiter der European Air Transport Leipzig GmbH und der DHL das DHL Europadrehkreuz am Flughafen Leipzig/Halle mit dem Flughafen Brüssel.
Für Airbus wickelte die OLT europaweit einen Teil des Werksverkehrs mit Verbindungen nach Bristol und Toulouse ab. Außerdem flog die OLT auch den Werksverkehr von Hamburg-Finkenwerder nach Toulouse. Dafür wurden eigens zwei Maschinen des Typs Fokker 100 gekauft. Diese Maschinen waren somit die ersten Jets in der OLT-Geschichte. In einer europaweiten Ausschreibung unterlag die OLT im Sommer 2011 der Fluggesellschaft Germania, die den Werksverkehr bis zu ihrer Insolvenz im Februar 2019 mit zwei Airbus A319-100 betrieb.
Restrukturierung als OLT Express Germany
Im August 2011 kündigte die OLT an, nur noch den Inselflugverkehr weiter zu führen, einen Großteil der Flotte zu verkaufen und 100 der 120 Mitarbeiter zu entlassen.[7] Der polnische Investor Amber Gold übernahm den Linienflugbetrieb und der Inselflugverkehr wurde als OFD Ostfriesischer Flugdienst ausgegliedert.[8]
Anfang November 2011 erhielten die Amber-Gold-Fluggesellschaften ein einheitliches Corporate Branding, aus OLT wurde OLT Express Germany, aus Jet Air OLT Express Regional und aus Yes Airways später OLT Express Poland.[9][10]
Im Februar 2012 wurde Joachim Klein Geschäftsführer der OLT Express Germany.[11] Ende März 2012 wurde die Übernahme mehrerer Abteilungen, darunter Marketing und Technik, der insolventen Cirrus Airlines bekannt gegeben. Es sollte eine Basis auf dem Flughafen Saarbrücken entstehen, die Flotte der Cirrus wurde nicht übernommen.[12] Anfang Mai 2012 wurde die Übernahme wegen anstehender Kündigungsschutzklagen von Piloten abgesagt.[13] Stattdessen wurde am 5. Juli 2012 die Übernahme der Stuttgarter Fluggesellschaft Contact Air angekündigt, die zum 1. September 2012 erfolgte.[14]
Nach dem Rückzug des bisherigen Investors Amber Gold wurde im August 2012 mit der Panta Holding[15] ein neuer Investor gefunden, in dessen Besitz sich unter anderem bereits Denim Airways befand. Gleichzeitig wurden zum 1. Oktober 2012 regelmäßige Flüge von Saarbrücken nach Hamburg, München und Wien angekündigt. Am 14. Dezember 2012 gab OLT Express bekannt, einen Teil der neu aufgenommenen Routen im Januar wieder einzustellen und vier bis fünf Flugzeuge stillzulegen. Zudem sei der demnächst auslaufende Wetlease-Vertrag mit Swiss nicht verlängert worden.[16]
Betriebseinstellung
Am Abend des 27. Januar 2013 stellte OLT Express Germany den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen ein. Verhandlungen über Restrukturierungsmaßnahmen mit der Eigentümergesellschaft waren gescheitert.[1][17] Am 29. Januar 2013 meldete OLT Express Germany Insolvenz an.[2] Den meisten Mitarbeitern wurde gekündigt.[18]
Die im Leasing für Swiss betriebenen Routen nach Zürich wurden durch diese selbst und Helvetic Airways übernommen.[19]
Flugziele
OLT Express Germany bediente zuletzt im Linienverkehr mehrere Strecken zu Zielen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Dänemark und Frankreich. Mit Stand Januar 2013 führten diese
- von Bremen nach Kopenhagen (im Codesharing mit SAS), Toulouse und Zürich (im Codesharing mit Swiss)
- von Dresden nach Hamburg, Wien und Zürich (im Codesharing mit Swiss)
- von Karlsruhe/Baden-Baden nach Hamburg und Wien[20]
- von Münster/Osnabrück nach München und saisonal auch nach Wien[21]
- von Saarbrücken nach München, Hamburg und Wien.[22]
Es wurden zudem saisonale Charterflüge für Reiseveranstalter durchgeführt.[23]
Der durch die ehemalige OLT – Ostfriesische Lufttransport angebotene Inselflugverkehr wurde im Rahmen der Neuausrichtung 2012 durch die abgespaltene OFD – Ostfriesische Flugdienst übernommen. Die früher von OLT häufig durchgeführten saisonalen Flüge von mehreren Städten im deutschsprachigen Raum nach Usedom wurden von OLT Express ebenfalls nicht mehr angeboten.[24]
Flotte
Mit Stand Januar 2013 bestand die Flotte der OLT Express Germany aus 15 Flugzeugen:[25]
- 10 Fokker 100 mit je 100 Sitzplätzen (8 übernommen von Contact Air; 3 betrieben für Swiss)
- Saab 2000 mit je 50 Sitzplätzen 4
- Saab 340 mit 32 Sitzplätzen 1
Zwischenfälle
Bei OLT Express bzw. ihren Vorgänger- und Tochtergesellschaften kam es zu folgenden Totalverlusten von Flugzeugen:
- Am 13. April 1970 flog einer der beiden Firmengründer, Jan Janssen, mit einer Cessna 402 (Luftfahrzeugkennzeichen D-INSW) bei schlechtem Wetter in den Großen Feldberg (Taunus). Bei diesem CFIT (Controlled flight into terrain) wurde er getötet.[26]
- Am 2. Dezember 2001 kam eine auf einem Positionierungsflug vom Flughafen Braunschweig kommende Turbopropmaschine des Typs Dornier 328-100 (D-CATS) bei der Landung auf dem Flughafen Bremen ins Schleudern. Das linke Hauptfahrwerk brach zusammen, woraufhin der linke Flügel samt Propeller heftig die Landebahn berührte. Alle drei Besatzungsmitglieder überlebten die Totalhavarie des Flugzeugs.[27]
Siehe auch
- Liste ehemaliger Fluggesellschaften (Europa)
- OFD Ostfriesischer Flugdienst
- OLT Express Poland
- OLT Express Regional
Literatur
- Karl-Dieter Seifert: OLT Ostfriesische Lufttransport GmbH. Im Selbstverlag der OLT, Emden 1998.
Weblinks
- OLT auf Planespotters.net
- OLT Express auf Planespotters.net
Einzelnachweise
- ↑ a b Handelsblatt: OLT Express Germany stellt Flüge ein 29. Januar 2013
- ↑ a b – Auch Fluggesellschaft OLT Express meldet Insolvenz an 29. Januar 2013
- ↑ Seifert, S. 18f.
- ↑ Seifert, S. 45–49.
- ↑ a b Seifert, S. 57.
- ↑ aerobernie: Roland Air, abgerufen am 23. Juni 2016.
- ↑ airliners.de – OLT schrumpft zurück zum Inselhüpfer 4. August 2011
- ↑ airliners.de – OLT: Rettung aus Polen 24. August 2011
- ↑ airliners.de – Aus OLT wird „OLT Express“ 11. November 2011
- ↑ airliners.de – OLT Express wächst in Polen 16. Februar 2012
- ↑ airliners.de – OLT Express mit neuem Geschäftsführer
- ↑ aero.de – Cirrus-Übernahme durch OLT Express fix 31. März 2012
- ↑ aero.de – OLT Express lässt Übernahme von Cirrus platzen 3. Mai 2012
- ↑ aero.de 5. Juli 2012
- ↑ http://www.aero.de/news-15621/OLT-Express-Germany-findet-neuen-Investor.html
- ↑ austrianaviation.net – OLT Express in schwerer Krise 14. Dezember 2012
- ↑ salue.de – OLT Express stellt Flugbetrieb ein 27. Januar 2013
- ↑ Insolvente OLT Express kündigt den meisten Mitarbeitern. In: aero.de. 16. April 2013, abgerufen am 18. April 2013.
- ↑ austrianaviation.net – Helvetic übernimmt OLT-Wetlease 28. Januar 2013
- ↑ airliners.de-OLT mit neuen Plänen ab Karlsruhe
- ↑ OLT Express Germany fliegt ab FMO zu sechs Zielen in Deutschland und Europa, NOZ vom 30. August 2012
- ↑ airliners.de-OLT Express wächst ab Saarbrücken
- ↑ austrianaviation.net – OLT Express startet in SZG und FDH 15. November 2012
- ↑ austrianaviation.net – OLT Express: Aus für Usedom-Flüge 15. Januar 2013
- ↑ ch-aviation.ch – OLT Express Germany (englisch) abgerufen am 15. Januar 2013
- ↑ Unfallbericht Cessna 402 D-INSW, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 24. Oktober 2024.
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht Dornier 328-100 D-CATS im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. März 2017.