Nowosjolowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk)

Untergegangener Ort
Nowosjolowo
Kurschehlen (Siedlerfelde)
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 52′ N, 22° 33′ OKoordinaten: 54° 51′ 31″ N, 22° 32′ 51″ O
Nowosjolowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Europäisches Russland)
Nowosjolowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Nowosjolowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Oblast Kaliningrad)
Nowosjolowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Nowosjolowo (russisch Новосёлово, deutsch Kurschehlen, 1938 bis 1945 Siedlerfelde, litauisch Kuršeliai) ist ein verlassener Ort im Rajon Krasnosnamensk der russischen Oblast Kaliningrad.

Der nächstgelegene bewohnte Ort ist die vier Kilometer südöstlich gelegene Siedlung Prawdino (Grumbkowkeiten/Grumbkowsfelde).

Geschichte

Die Gemeinde Siedlerfelde auf einem Messtischblatt von 1938

Der zunächst Kurschinehlen und Kurschellen genannte Ort war ein 1643 gegründetes kölmisches Gut.[1][2] 1874 wurde der Gutsbezirk Kurschehlen dem neu gebildeten Amtsbezirk Grumbkowkeiten im Kreis Pillkallen zugeordnet.[3] Bis 1875 gehörte das Gut der Familie Preugschat, dann bis 1888 dem aus der Schweiz stammenden Henri von Wattenrögl, danach bis 1899 Mathes Heisel aus Szirgupönen und bis 1912 Augat. Nach weiteren Besitzerwechseln wurde es 1920 von einer Siedlungsgesellschaft erworben, die es ab 1923 aufsiedelte. 1928 wurde der Gutsbezirk in eine Landgemeinde umgewandelt. 1929 wurde die Forstkolonie Milchbude (s. u.) angeschlossen. 1938 erfolgte die Umbenennung von Kurschehlen in Siedlerfelde.

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam der Ort 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1950 erhielt er die russische Bezeichnung Nowosjolowo (etwa „Neusiedlerort“) und wurde dem Dorfsowjet Prawdinski selski Sowet im Rajon Krasnosnamensk zugeordnet.[4] Nowosjolowo wurde vor 1975 aus dem Ortsregister gestrichen.[5] Überbleibsel des Ortes gehörten möglicherweise in den 1970er Jahren noch zu Archangelskoje (Kurschen).

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[6] 62
1871[6] 78
1885[7] 77
1905[8] 56
1910[9] 77
1925[10] 216 nach der Aufsiedelung
1933[11] 190 einschließlich der Forstkolonie Milchbude
1939[12] 169

Forstkolonie Milchbude

Die Forstkolonie Milchbude entstand (offenbar) im 19. Jahrhundert. Seit 1874 gehörte sie als eigenständiger Gutsbezirk zum neu gebildeten Amtsbezirk Grumbkowkeiten,[3] wurde aber spätestens 1885 dem Gutsbezirk des Forstes Schorellen angeschlossen.[7] 1929 erfolgte der Anschluss an die Landgemeinde Kurschehlen.

Nach 1945 gehörten Überbleibsel von Milchbude offenbar noch zu Archangelskoje (Kurschen).[13]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1867[6] 79
1871[6] 70
1885[7] 66
1905[8] 58

Kirche

Kurschehlen gehörte zum evangelischen Kirchspiel Pillkallen. Nachdem das Gut von 1913 bis 1918 dem Baptistenprediger Gezork gehört hatte, wurde dort zur Festigung des evangelischen Glaubens seit 1927 alle vierzehn Tage in einem Bethaus ein Außengottesdienst abgehalten.[14]

Einzelnachweise

  1. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Siedlerfelde
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Littthauischen Cammer-Departement, S. 80.
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Grumbkowsfelde
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., № 745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  5. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei) taucht der Ort nicht mehr auf.
  6. a b c d Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  7. a b c Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  8. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  9. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
  10. Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, Band 67, 1927
  11. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  12. Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Gemäß dem in Kaliningrad erschienenen russisch-deutschen Ortsverzeichnis Населенные пункты Калининградской области: краткий справочник. / Ред. В.П. Ассоров, В.В. Гаврилова, Н.Е. Макаренко, Э.М. Медведева, Н.Н. Семушина. - Калининград: Калининградское книжное издательство, 1976
  14. Gemäß der Schulchronik von Kurschen.