Nofrusobek

Namen von Nofrusobek

Oberteil einer Statue der Nofrusobek, ehemals Berlin, Inv. Nr. 14475 (Kriegsverlust)
Horusname
G5
N5
Z1
U7
X1
Merit-Re
Mrjt-Rˁ
Geliebte des Re
Nebtiname
G16
G39
t
S42nb t
N16
N16
Sat-sechem-nebet-taui
S3.t-sḫm-nb.t-t3wj
Tochter des Mächtigen, Herrin der beiden Länder
Goldname
G8
Ddtxa
Z2
Djedet-chau
Ḏdt-ḫ3w
Mit beständigen Erscheinungen
Thronname
M23
X1
L2
X1
N5I4D28
Sobek-ka-Re
Sbk-k3-Rˁ
Ka des Sobek, ein Re
Eigenname
I5F35F35F35
Nofrusobek / Neferusobek
(Neferu Sobek)
Nfr.w Sbk
Die Schönheit des Sobek
Königspapyrus Turin (Nr.IV./21.)
V10AN5F35F35F35I5AG7V11AG7
[1]
Neferu-Sobek
Nfr.w Sbk
Die Schönheit des Sobek
Griechisch Manetho-Varianten:[2]
Africanus: Skemiophris
Eusebius: keine Nennung
Eusebius, AV: keine Nennung

Nofrusobek bzw. Sobekneferu, auch Nefrusobek, war eine altägyptische Königin (Pharaonin) am Ausgang der 12. Dynastie (Mittleres Reich). Ihre Regierungszeit betrug knapp vier Jahre (nach von Beckerath etwa um 1810/1793 bis 1806/1789 v. Chr. / nach Ian Shaw etwa um 1777 – 1773 v. Chr.[3]). Sie war die erste Königin mit einer vollständigen Königstitulatur, leugnete ihr Geschlecht nicht und war Vorbild für Hatschepsut und Tausret.

Familie

Nofrusobek war die Tochter des Amenemhet III. Sie war höchstwahrscheinlich die Tochter der Königin Aat, die Gemahlin von Amenemhet III. Außerdem hatte Nofrusobek eine Schwester Neferuptah und einen Bruder, Amenemhet IV. Amenemhet IV regierte vor Neferusobek und es gibt Theorien, dass sie verheiratet waren. Allerdings lässt sich eine Mitregentschaft mit Amenemhet IV nicht nachweisen und diese Perspektive wird in der modernen Forschung nicht akzeptiert.[4][5]

Aufstieg zum Thron

Es ist nicht sicher, warum Nofrusobek den Thron nach Amenemhet IV bestieg, aber es gibt mehrere Theorien. Die Meinung, dass es keinen männliche Thronfolger gab und das der Grund ist warum Nofrusobek den Thorn bestieg, wird in der Forschung überwiegend vertreten. Außerdem gab es am Ende des Mittleren Reiches eine große Bedrohung der Fremdherrscher (der Hyksos), wodurch es einen gewissen Druck gab, den Thron vor einer Invasion zu sichern. Es gibt keine Aufzeichnungen eines Konfliktes um den Thron, wodurch es keine eindeutigen Nachweise gäbe, warum Neferusobek den Thron bestieg.[4]

Herrschaft

Manetho (Africanus) zufolge regierte Nofrusobek als Schwester von Amenemhet IV. vier Jahre.[2][6] Nach dem Turiner Königspapyrus dauerte ihre Regentschaft drei Jahre, 10 Monate und 24 Tage. Außerdem ist sie in den Königslisten von Karnak und Sakkara genannt. Ihr Andenken wurde also in späterer Zeit nicht verfolgt.

Ihre Namenswahl war signifikant, da sie die volle fünf-teilige Königstitulatur trug, wie es in der Zeit des Mittleren Reiches typisch war. Dies legitimierte sie als Herrscherin von Ägypten und war auch eine Art und Weise wie sich später Hatschepsut als Herrscherin legitimierte. Außerdem hat sie ihre Verbindung zu dem Krokodilgott Sobek etabliert, der eine oft angebetete Gottheit der 12. Dynastie war.[4] Mit ihrer Namenswahl begann sie eine längere Reihe Könige, die den Namensbestandteil Sobek trugen.

Innen- und Außenpolitik

Es ist nicht viel bekannt über die Zeit während ihrer Herrschaft. Aber die innen- und außenpolitischen Verhältnisse waren stabil. Nofrusobek hat auch das Fayyum als ökonomisches und wirtschaftliches Zentrum weiterentwickelt. Unter anderem auch durch ihre namentliche Verbindung zu Sobek, der einen Tempel in Fayyum hatte.[5] Nubien war fest in ägyptischer Hand, wie eine Nilstandsmarke aus der Region Semna belegt, die in ihr drittes Regierungsjahr datiert werden kann.[7]

Die Zeit nach ihrem Tod

Nach ihrem Tod wurden ihre Kartuschen, Reliefs und Statuen mit ihrem Namen und ihrer Gestalt nicht wie bei Hatschepsut zerstört. Es gibt eine Stele aus der 13. Dynastie, auf der eine Verwaltungseinheit mit ihrem Namen genannt wird, und auf einem Papyrusfragment aus Harageh wird vermutlich ihre Pyramide oder eine Statue mit der Bezeichnung Sechem-Nofrusobek erwähnt.[8]

Mit ihr endete die 12. Dynastie in Ägypten.

Denkmäler

Aus ihrer kurzen Regierungszeit gibt es nur wenige Bauwerke. So vollendete sie den Totentempel ihres (vermutlichen) Vaters in Hawara. Im Labyrinth dieses Tempels wird sie mehrmals zusammen mit Amenemhet III. genannt,[9] sie scheint ihre Herrschaft durch die Verbindung mit diesem Herrscher legitimiert zu haben. In Kom el-'Aqarib (südlich von Herakleopolis) wurden verschiedene Architrave eines Tempels gefunden, von denen einer ihren Namen trägt.[10]

Die nördliche der beiden Pyramiden von Masghuna wird ihr oftmals als Grabpyramide zugeschrieben, jedoch ohne zwingenden Grund. Nach einem Vergleich der subterranen Strukturen der letzten Pyramiden der zwölften Dynastie mit denjenigen, die der 13. Dynastie zugeschrieben werden, scheint eher eine Bestattung in der Südlichen Pyramide von Masghuna naheliegend.[11]

Torso einer Nofrusobek-Statue (Louvre, Paris)

Von Nofrusobek sind auch mehrere Statuenfunde bezeugt. Das Unterteil einer Königsstatue fand sich in Semna, ist aber unbeschriftet und nur durch das Vereinigung-der-beiden-Länder-Symbol (zemat-tawy) als königlich identifiziert. Der dazugehörige Kopf konnte erst kürzlich von Biri Fay im Ägyptischen Museum von Berlin (Inv. Nr. 14475) zu dieser Statue gehörend identifiziert werden. Der Kopf ist nur in einem Gipsabguss erhalten, da das Original im Zweiten Weltkrieg verschollen ist. Bei dem verlorenen Kopf handelt sich um ein Frauenporträt, das stilistisch in das späte Mittlere Reich datiert. Die Statue und der Kopf stellen also Nofrusobek dar, da sie die einzige regierende Königin des Mittleren Reiches war.[12] Drei fast lebensgroße Basaltstatuen aus Tell el-Dab‘a im Nildelta zeigen sie in Frauengewändern.[13] Im Pariser Louvre ist der Torso einer Standstatue der Königin aus Quarzit (E 27135) ausgestellt, deren Herkunft jedoch unbekannt ist. Die Höhe des Fragments beträgt 48 cm, die Gesamtgröße wäre etwa 1,6 m.[14] Es sind Ansätze für ein Nemes-Kopftuch erkennbar und der Torso trägt sowohl männliche wie weibliche Kleidung.[15] Ein weiteres Statuenfragment einer Büste der Nofrusobek im Jubiläumsmantel (Hebsed-Gewand) aus dunkelgrüner Grauwacke befindet sich im New Yorker Metropolitan Museum of Art (MMA 65.59.1).[16] In Tell Gezer (Kanaan) wurde ebenfalls die Statue einer Prinzessin namens Nofrusobek gefunden. Allerdings muss es sich hierbei nicht unbedingt um diese Königin handeln, da auch eine Tochter Sesostris I. diesen Namen trägt.[17]

Edouard Naville fand eine zerstörte Sphinx dieser Königin in Tell el-Dab‘a.[18]

Zu den Kleinfunden, die ihr zugeschrieben werden, gehören Siegelzylinder im Museum Kairo (JE 72663) und im British Museum (BM 16581), beide stammen aus dem Fayyum.[19]

Eine Nilstandsmarke aus dem 3. Regierungsjahr in Semna war lange das letzte Dokument aus ihrer Regierungszeit.[7] Eine neu gefundene Inschrift in der Ostwüste nennt das vierte Jahr.[20]

Siehe auch

Literatur

Allgemeines

Zum Namen

  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2591-6, S. 86 f.
  • Michel Valloggia: Remarques sur les noms de la reine Sébek-Ka-Rê Néferou Sébek In: Revue d'Égyptologie. Band 16, 1964, S. 45–53.

Detailfragen

  • Vivienne Gae Callender: Materials from the Reign of Sobeknofru. In: Christopher J. Eyre: Proceedings of the Seventh International Congress of Egyptologists, Cambridge, 3–9 September 1995. Peeters, Leuven 1998, S. 227–236.
  • Vivienne Gae Callender: What Sex Was King Sobekneferu? And What Is Known About Her Reign? In: A Modern Journal of Ancient Egypt. (KMT) Band 9, Nr. 1, 1998, S. 45–56.
  • Louise Gestermann: Kontinuität und Wandel in Politik und Verwaltung des frühen Mittleren Reiches in Ägypten. Harrassowitz, Wiesbaden 1987, S. 124, 132 (Bautätigkeit).
  • Ingo Matzker: Die letzten Könige der 12. Dynastie. Lang, Frankfurt a. M. / Bern / New York 1986, S. 18–20, 40, 50 f., 90, 174 f.
  • Percy E. Newberry: Co-regencies of Ammenemes III, IV and Sebknofru. In: Journal of Egyptian Archaeology. Band 29, 1943, S. 74 f.
  • Thomas Schneider: The Relative Chronology of the Middle Kingdom and the Hyksos Period (Dyns. 12–17). In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden / Boston 2006, ISBN 978-90-04-11385-5, S. 168–196 (Online).
  • Christoffer Theis: Die chronologische Abfolge der Pyramiden der 13. Dynastie. In: Sokar. Heft 19, 2009, S. 52–61.
Commons: Nofrusobek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alan H. Gardiner: The Royal Canon of Turin. Griffith Institute, Oxford 1997, ISBN 0-900416-48-3, Bildtafel 3.
  2. a b Gerald P. Verbrugghe, John M. Wickersham: Berossos and Manetho, introduced and translated. Native traditions in ancient Mesopotamia and Egypt. University of Michigan Press, Ann Arbor (Michigan) 2000, ISBN 0-472-08687-1, S. 138
  3. Ian Shaw: The Oxford History of Ancient Egypt. In: Oxford Illustrated Histories Series. Oxford University Press, 2000, ISBN 978-0-19-815034-3, S. 483.
  4. a b c Canhāo, Telo: The latter solution Neferusobek. In: Hapi, Revista da Associação Cultural de Amizade Portugal-Egipto, Nr. 7. Mai 2019, S. 10.
  5. a b Budka, Julia: Amen-em-hat IV, Neferu-Sobek und das Ende des Mittleren Reiches. Kemet 9, Nr. 3, 2000, S. 17.
  6. William Gillian Waddell: Manetho (= The Loeb classical Library. Band 350). Reprint 1940. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 2004, ISBN 0-674-99385-3, S. 69.
  7. a b Thierry de Putter: Les inscriptions de Semna et Kumma (Nubie): Niveaux de crues exceptionelles ou d’un lac de retenue artificiel du Moyen Empire? In: Studien zur Altägyptischen Kultur. Band 20, 1993, S. 255–288.
  8. UCL Museums & Collections, Petrie Museum Cataogue: Papyrus UC 32778 (Memento des Originals vom 28. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/petriecat.museums.ucl.ac.uk. Auf: petriecat.museums.ucl.ac.uk, abgerufen am 15. November 2020.
  9. W. M. Flinders Petrie: Hawara, Biahmu, and Arsinoe. Field & Tuer [u. a.], London 1889, Tafel XXVII [12].
  10. George Daressy: Deux grandes statues de Ramsès II d’Héracléopolis. In: Annales du service des antiquités de l’Égypte. Nr. 17, 1917, S. 34.
  11. Christoffer Theis: Die chronologische Abfolge der Pyramiden der 13. Dynastie. In: Sokar Nr. 19, 2009, S. 52–61.
  12. B. Fay, R. E, Freed, T. Schelper, F. Seyfried: Neferusobek Project: Part I. In: G. Miniaci, W. Grajetzki: The World of Middle Kingdom Egypt (2000–1550 BC). Band I, London 2015, ISBN 978-1-906137-43-4, S. 89–91.
  13. L. Habachi: Khata'na-Qantir: Importance. In Annales du service des antiquités de l’Égypte Nr. 52, 1952, S. 458–470.
  14. Elisabeth Delange: Catalogue des statues égyptiennes du Moyen Empire 2060–1560 av. J.-C. Édition de la Réunion des Musées Nationaux, Paris 1987, S. 30f.
  15. Joyce Tyldesley: Die Königinnen des Alten Ägypten. Von den frühen Dynastien bis zum Tod Kleopatras. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0358-2, S. 75.
  16. Vivienne Gae Callender: What Sex was King Sobekneferu? And what is known about her Reign? . In: KMT. A Modern Journal of Ancient Egypt. Nr. 9, Nr. 1, San Francisco 1998, S. 45, 52, 54.
  17. James M. Weinstein: A Statuette of the Princess Sobeknefru at Tell Gezer. In: The Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Band 213, 1974, S. 49–57.
  18. Edouard Naville: The shrine of Saft el Henneh and the land of Goshen (1885). Trübner, London 1888, Tafel 9.c.
  19. W. M. Flinders Petrie: Scarabs and Cylinders with Names. School of Archaeology in Egypt, Univ. College, London 1917, Tafel XIV.
  20. A. Almásy: Catalogue of Inscriptions. In: Ulrich Luft: Bi'r Minayh, Report on the Survey 1998–2004. Archaeolingua, Budapest 2011, ISBN 978-963-9911-11-6, S. 174–175.
VorgängerAmtNachfolger
Amenemhet IV.Königin von Ägypten
12. Dynastie (Ende)
Wegaf oder Sobekhotep II.