NVA-Erholungsheim Frauenwald

NVA-Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“
Sprungschanzenhaus
NVA-Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“
NVA-Erholungsheim, Ansicht von Südosten
Basisdaten
Ort: Frauenwald
Eröffnung: 1976
Abbruch: 2017/2018
Status: Abriss
Baustil: Plattenbau mit Sonderformen
Koordinaten: 50° 34′ 40″ N, 10° 51′ 24,7″ OKoordinaten: 50° 34′ 40″ N, 10° 51′ 24,7″ O
NVA-Erholungsheim Frauenwald (Thüringen)
NVA-Erholungsheim Frauenwald (Thüringen)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung: Hotel
Zimmer: 400 Betten
Bauherr: Nationale Volksarmee
Technische Daten
Etagen: 8
Baustoff: Betonfertigteile
Konstruktion: Plattenbau
Anschrift
Anschrift: Auf dem Sonnenberg 1
Postleitzahl: 98711
Stadt: Frauenwald
Land: Deutschland

Das NVA-Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“ war ein ortsbildprägendes Gebäude in dem thüringischen Ort Frauenwald im Ilm-Kreis, das als Beherbergungsbetrieb für Berufsoffiziere, -unteroffiziere und -fähnriche der Nationalen Volksarmee (NVA) sowie Offiziere aus Armeen des Warschauer Pakts diente. Die ehemalige Gemeinde Frauenwald hat das Gebäude, das inzwischen eine Ruine geworden war, 2017 abreißen lassen.

Lage

Das Gebäude stand am Ende des als Straßendorf ausgebildeten Ortes Frauenwald. Es lag auf dem höchsten Punkt der Gemeinde, dem sogenannten Großen Riesenhaupt (764 m), einem Gipfel des Kalten Staudenkopfs.

Baubeschreibung

Ansicht von Nordosten

Bei dem Objekt handelte es sich um einen achtstöckigen Plattenbau mit 6000 Kubikmeter umbauten Raum, dessen südliche Seite abgeschrägt war und so einem Terrassenhaus ähnelte – daher hatte es im Volksmund die Bezeichnung „Sprungschanzenhaus“. Es stand in Nord-Süd-Richtung und in dem Haus befanden sich rund 400 Betten.[1]

Das Haus gliederte sich mit einem zentralen Treppenhaus- und Technikschacht, der im Osten mit Schmuckelementen in Form großer Platten verkleidet war, um eine Längsachse. An der abgeschrägten und zur Sonne hin geöffneten Südseite befanden sich in den oberen fünf Etagen Terrassen. In der „Spitze“ darunter befand sich ein kleines Schwimmbad. Die Seitenfassaden waren im Wohnbereich waagerecht gegliedert und durch Fensterreihen, die mit roten Flächen unterbrochen waren, gekennzeichnet. Auf dem Dach befand sich eine Terrasse. Der nördlich vorgelagerte Eingangsbereich enthielt den Speiseraum. Im Untergeschoss war eine großzügige Lobby mit einer holzgetäfelten Rezeption ausgestattet. Der Eingangsbereich war eher klein gestaltet, der zugehörige Windfang mit Glasbausteinen umgesetzt.

Im Vorfeld des Hauses befand sich eine Betonfläche zum Abstellen von Fahrzeugen. Hier konnten auch anreisende Busse in einer Wendeschleife ihr Passagiere aus- bzw. einladen. Westlich schloss sich ein Sportbereich mit Basketballanlage und großen Rasenflächen an, nördlich des Gebäudes befanden sich weitere Versorgungshäuser sowie zwei großzügige Unterkunftshäuser für die Angestellten. Das ganze Gelände war durch einen Zaun gesichert, im Eingangsbereich waren Wachhäuser.

Bei den Führungen im nahegelegenen Bunkermuseum wird von einem Sicherheitskabel zur Kommunikation mit der SED-Bezirksleitung in Suhl berichtet. Der Führungsbunker wurde zeitgleich mit dem Erholungsheim gebaut, Baumaterial für ihn wurde zur Tarnung als Material für das NVA-Heim deklariert. Eine mit dem Bunker verbundene Außenantenne befand sich auf dem Dach des NVA-Heims.

Geschichte

Die NVA suchte in den abgelegenen Gegenden des Thüringer Waldes ein Grundstück für ein Erholungsheim, das schließlich in Frauenwald errichtet und 1976 eröffnet wurde. In der Folgezeit wurde das Gebäude von Berufssoldaten der NVA und befreundeter Armeen genutzt. Hier fanden auch Konditionierungslehrgänge für Piloten aus der DDR und von befreundeten Armeen statt.[2] Von 1977 bis 1990 war der ehemalige Rennrodler Wolfgang Scheidel dort Sportinstruktor.

Nach der Wende übernahm die Bundeswehr als rechtlicher Nachfolger den Komplex, gab ihn aus wirtschaftlichen Gründen aber schon bald wieder ab. Nach verschiedenen Zwischennutzungen diente das Gebäude in den 1990er Jahren als Asylbewerberheim. Danach verfiel es und wurde zunehmend durch Vandalismus zerstört.

2014 kaufte die Gemeinde Frauenwald das Objekt, um es abreißen zu lassen. Finanziert wurde der Abbruch durch die Firma 50Hertz Transmission im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme für den Bau einer 380-kV-Stromleitung, der sogenannten Thüringer Strombrücke, durch den Thüringer Wald.[3] 2016 wurde im Keller die Chemikalie Hydrazinhydrat gefunden, die für die Notstromaggregate genutzt wurde. Sie wurde geborgen und entsorgt.[4] Der 1,4 Millionen Euro teure Abriss erfolgte im Winter 2017/18.[5] Nach der Entkernung des Gebäudes folgte der Abbruch der Außenmauern. Der Beton wurde vor Ort zerkleinert und für den Straßenbau verwertet. 24.000 Tonnen Abbruchmaterial wurden abgefahren.[6]

Medien

  • Der NVA-Oberst Hardi Nothnagel verfasste 1978 die zwölfseitige Informationsschrift NVA-Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“.[7]
  • Das Filmstudio der NVA in Potsdam produzierte die Dokumentation „NVA-Erholungsheim Frauenwald“, 1989 eine zweite Fassung (Farbe, 10 Minuten).[8][9]

Siehe auch

Commons: NVA-Erholungsheim (Frauenwald) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Forumhinweis auf die Bettenzahl, abgerufen am 15. Februar 2016.
  2. NVA Forum: Erholungsheime des MfNV, dort der Abschnitt: Ausführlicher Bericht zu Frauenwald und zur Erholungsheimgruppe Frauenwald Vom 26. August 2010, abgerufen am 5. Januar 2016.
  3. Abriss in Frauenwald erst im nächsten Jahr Thüringer Allgemeine vom 7. August 2014: Abriss in Frauenwald erst im nächsten Jahr, abgerufen am 7. April 2018.
  4. Vier Verletzte nach Giftfund in ehemaliger NVA-Anlage in Frauenwald Thüringer Allgemeine vom 22. Mai 2016, abgerufen am 7. April 2018.
  5. Das einst schickste Feriendomizil der NVA im Thüringer Wald wird jetzt abgerissen, Thüringische Landeszeitung, 16. Mai 2017.
  6. 24 000 Tonnen Abbruchmaterial entstehen aus dem NVA-Heim Thüringische Allgemeine vom 23. März 2017, abgerufen am 7. April 2018.
  7. H. Nothnagel: NVA-Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“ : Frauenwald und Umgebung ; Information. 1978 (tu-ilmenau.de [abgerufen am 9. Juni 2020]).
  8. bundesarchiv.de
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dxsammeln.com