Michelnau

Michelnau
Stadt Nidda
Koordinaten: 50° 25′ N, 9° 3′ OKoordinaten: 50° 25′ 10″ N, 9° 2′ 35″ O
Höhe: 171 (170–199) m ü. NHN
Fläche: 5,29 km²[1]
Einwohner: 243 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 46 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1970
Postleitzahl: 63667
Vorwahl: 06043
Blick auf Michelnau (Aufn. 2023)
Blick auf Michelnau (Aufn. 2023)

Michelnau ist ein Stadtteil von Nidda im hessischen Wetteraukreis.

Geografie

Die Ortschaft liegt in der nördlichen Wetterau (175 m über NN), östlich von Nidda, inmitten des Vulkangebiets Vogelsberg. Rings um die Ortslage steigt die hügelige Landschaft sanft an und bildet in Richtung Klippe im Hohenstein einen schmalen felsigen Einschnitt durch dessen Öffnung der Hohensteiner Bach fließt. Überregional bekannt ist ein Basalt-Schlackenvulkan, dessen rotbraun gefärbtes Lavagestein (Eisenoxid) im Steinbruch Michelnau über 150 Jahre abgebaut wurde.[3] Das anstehende Gestein ist relativ weich und wird wegen seiner guten Bearbeitbarkeit auch heute noch von Bildhauern geschätzt. Die leicht sauren, kalkfreien Böden rund um die Abbaustätte, beherbergen eine spezielle Pflanzengesellschaft. Im Steinbruchgelände selbst finden sich Zauneidechsen und Blindschleichen.

Geschichte

Ortsgeschichte

Als Michelenowa wird der Ort erstmals im Jahre 1187 erwähnt, und zwar in einer Schenkungsurkunde an den Johanniterorden.[4] Pest und Dreißigjähriger Krieg (1618–1648) verursachten Zerstörung und unzähliges Leid.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Michelnau:

„Michelnau (L. Bez. Nidda) evangel. Filialdorf; liegt 12 St. von Nidda, hat 33 Häuser und 185 Einwohner, die evangelisch sind. Unter den Einwohnern befinden sich 23 Bauern und 8 Handwerker.“[5]

Im Jahr 1905 wurde eine evangelische Volksschule erbaut.

Ehemaliges evangelisches Schulhaus Michelnau, erb. 1905
Kulturdenkmal Fachwerkhaus, Johannesstraße 6
Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach bei Nidda, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen und die Stadt Nidda zur neuen Stadt Nidda.[6][7] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt Nidda wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Michelnau angehört(e):[1][9][10]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Michelnau 258 Einwohner. Darunter waren 3 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 111 waren zwischen 18 und 49, 66 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 102 Haushalten. Davon 21 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 42 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 15 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 69 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[20]

Im Jahr 1961 wurden 255 evangelische (92,73 %) und 19 katholische (6,91 %) Christen gezählt.[1]

Einwohnerentwicklung

• 1791: 142 Einwohner[14]
• 1800: 142 Einwohner[21]
• 1806: 147 Einwohner, 32 Häuser[16]
• 1829: 185 Einwohner, 33 Häuser[5]
• 1867: 209 Einwohner, 42 bewohnte Gebäude[22]
• 1875: 187 Einwohner, 45 bewohnte Gebäude[23]
Michelnau: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2022
Jahr  Einwohner
1791
  
142
1800
  
142
1806
  
147
1829
  
185
1834
  
168
1840
  
205
1846
  
225
1852
  
248
1858
  
216
1864
  
215
1871
  
205
1875
  
206
1885
  
212
1895
  
204
1905
  
211
1910
  
237
1925
  
240
1939
  
219
1946
  
374
1950
  
351
1956
  
312
1961
  
275
1967
  
280
1970
  
275
1980
  
?
1990
  
?
1996
  
289
2000
  
294
2006
  
295
2010
  
290
2011
  
258
2016
  
244
2019
  
242
2022
  
243
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Nidda[24][2]; Zensus 2011[20]

Politik

Derzeitiger Ortsvorsteher ist Timo Franz (Stand: April 2024).[25]

Kulturdenkmäler

Stillgelegter Steinbruch Michelnau, aufgeschlossene seltene Basaltschlacke (syn. Basalt-Rotlava).

Die kleine Ortslage Michelnau verfügt über mehrere Kultur- bzw. Baudenkmale, siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Michelnau

Infrastruktur

  • Südlich des Ortes verläuft die Landesstraße 3185.
  • Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Regionalverkehr Kurhessen GmbH sicher.
  • Im Ort gibt es einen stillgelegten Steinbruch, in dem von 1863 bis in die Mitte der 1990er Jahre der Michelnauer Schlackenbasalt abgebaut wurde. Das rötliche Gestein wurde für Massivbauten als Mauerstein, für Brückenbauwerken, Kirchenbauten und Grabmale in der näheren Umgebung von Nidda verwendet. Der Steinbruch ist seit 2010 als bedeutendes Geotop ausgewiesen und im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zugänglich.
  • Außerdem gibt es in Michelnau ein Bürgerhaus.

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Nidda) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  4. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d Michelnau, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen im April 2024.
  3. Steinbruch Michelnau, abgerufen am 18. Juni 2023
  4. Karl Christian Eigenbrodt, Urkunden. in: AHG 2, Darmstadt 1841, S. 117–139, Nr. 32.
  5. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Zusammenschluß der Stadt Nidda und der Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen im Landkreis Büdingen zur neuen Stadt „Nidda“ vom 24. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 49, S. 2290, Punkt 2281 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. Hauptsatzung. (PDF; 101 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Nidda, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im März 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nidda.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
  12. Die Zugehörigkeit des Amtes Nidda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 203 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 268 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
  18. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  19. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  20. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 106, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  21. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 222 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  22. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 121 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 14 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Nidda in Zahlen. In: Webauftritt (aus Webarchiv). Stadt Nidda, archiviert vom Original am 4. Oktober 2011; abgerufen im April 2024.
  25. Ortsbeirat Michelnau. Stadt Nidda, abgerufen im April 2024.
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