Martin Zielke

Martin Zielke (2019)

Martin Zielke (* 17. Januar 1963 in Hofgeismar) ist ein deutscher Manager. Er gehörte von November 2010 bis Dezember 2020 dem Vorstand der Commerzbank an und war von Mai 2016 bis einschließlich Dezember 2020 dessen Vorsitzender.[1]

Leben

Nach dem Abitur auf der Albert-Schweitzer-Schule im Jahr 1984[2] absolvierte Zielke von 1983 bis 1985 eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Kassel.[3] Es folgte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität in Göttingen, das er 1990 als Diplom-Kaufmann abschloss.[4]

Zielke ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.[5]

Karriere

Zielke begann seine Laufbahn 1990 im Privatkundenbereich der Dresdner Bank.[1] Im Verlauf seiner Tätigkeit für das Kreditinstitut hatte er verschiedene Positionen an mehreren Standorten inne.[6] Im Januar 2000 wechselte Zielke als Bereichsleiter zur Deutschen Bank 24, bevor er im Juni 2001 Bereichsleiter bei der Deutschen Hyp wurde.[7]

Anfang 2002 übernahm Zielke die Leitung des Geschäftsfelds Private Kunden bei der Commerzbank.[8] Er sanierte erfolgreich den defizitären Bereich, beispielsweise durch einen Ausbau der Selbstbedienungszonen.[9][10] Im Januar 2005 rückte Zielke zum Leiter des Firmenkundengeschäfts auf,[11] bevor er im April 2006 als Finanzvorstand zur Eurohypo wechselte.[12] Die Commerzbank hatte das auf gewerbliche Immobilien und Staatsfinanzierung spezialisierte Kreditinstitut wenige Monate zuvor übernommen.[13][14] Zielke konnte aufgrund seiner Tätigkeit für die Deutsche Hyp bereits Erfahrung in der Immobilienbranche vorweisen.[15] Im Juni 2008 gab Zielke seine Position bei der Eurohypo wieder auf, um sich vollkommen auf die Tätigkeit als Leiter Konzernfinanzen der Commerzbank zu konzentrieren.[16] Die Stabsstelle war zum Jahresbeginn 2008 neu geschaffen worden.[17]

Im November 2010 wurde Zielke in den Konzernvorstand der Commerzbank unter dem Vorsitz von Martin Blessing berufen.[18] Er verantwortete dort erneut das Geschäft mit den privaten Kunden, das nach der Übernahme der Dresdner Bank von einschneidenden Veränderungen betroffen war.[19][20] Hierzu zählte insbesondere die Zusammenführung benachbarter Filialen beider Kreditinstitute.[21] Zielke forcierte die Verzahnung von Prozessen zwischen Filialen und Online-Banking. Außerdem setzte er die Startprämie für das kostenlose Girokonto durch.[22][23] Unter seiner Führung erzielte das Privatkundengeschäft der Commerzbank steigende Gewinne.[24]

Nachdem Blessing im November 2015 seinen Rückzug angekündigt hatte,[25][26][27] entschied sich der Aufsichtsrat im März 2016 für die Berufung von Zielke zum Vorstandsvorsitzenden.[28][29] Er trat sein Amt im Mai 2016 an.[23] Zielke leitete eine umfassende Restrukturierung der Commerzbank ein, die im Kern den Umbau der traditionellen Universalbank zu einem digitalen Technologieunternehmen bedeutet.[30][31] Ein Stellenabbau gehört ebenfalls zur Strategie „Commerzbank 4.0“,[32][33] die später unter dem Namen „Commerzbank 5.0“ überarbeitet und ergänzt wurde.[34] Der aktivistische Großaktionär Cerberus zeigte sich unzufrieden mit den angestrebten Veränderungen.[35] Daraufhin gab die Commerzbank bekannt, dass Zielke seinen Rücktritt als Vorstandsvorsitzender angeboten habe und spätestens zum Ende des Jahres 2020 aus der Bank ausscheiden werde.[36]

Zielke war Mitglied des Vorstands des Bundesverbands deutscher Banken.[37] Von April 2020 bis August 2020 war er als Nachfolger von Hans-Walter Peters Präsident dieses Verbands.[38]

Commons: Martin Zielke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Martin Zielke. In: Internationales Biographisches Archiv. 5. Juli 2016, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  2. Christina Hein: Albert-Schweitzer-Schule feiert 150. Geburtstag: Gymnasium spielt Bäumchen wechsel dich. In: Hessische Niedersächsische Allgemeine. Kassel 22. Juli 2019.
  3. Banker von der Pike auf. In: Focus Online. 6. März 2016, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  4. Der neue Chef bei der Commerzbank. In: Westdeutsche Zeitung. 7. März 2016.
  5. Moritz Döbler: Mein erstes Geld. In: Der Tagesspiegel. 25. Juni 2012, S. 13.
  6. Yasmin Osman: Freund hanseatischer Tugenden. In: Handelsblatt. 3. Mai 2016, S. 5.
  7. Martin Zielke wird neuer Chef bei der Commerzbank. In: Deutsche Wirtschafts Nachrichten. 6. März 2016, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  8. Markus Frühauf: Neuer Retail-Chef bei Commerzbank. In: Börsen-Zeitung. 11. Dezember 2001, S. 6.
  9. Karsten Seibel: Das Porträt: Martin Zielke. In: Die Welt. 24. Februar 2011, S. 10, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  10. Sparmaßnahme: Commerzbank plant Schalterhalle ohne Mitarbeiter. In: Spiegel Online. 16. Juni 2003, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  11. Menschen und Märkte: Commerzbank ordnet Firmenkundengeschäft. In: Die Welt. 22. Dezember 2004, S. 11.
  12. Markus Frühauf: Zielke wird bei Eurohypo Finanzchef. In: Börsen-Zeitung. 25. März 2006, S. 7.
  13. Commerzbank übernimmt die Eurohypo. In: Die Welt. 16. November 2005, S. 1.
  14. Robert von Heusinger: Wette auf Deutschland. In: Die Zeit. 24. November 2005, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  15. Blessings Vertrauter kommt. In: Manager Magazin. 24. März 2006, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  16. Hans G. Nagl: Zielke zur Commerzbank: Finanzvorstand verlässt Eurohypo. In: Handelsblatt. 2. Juli 2008 (genios.de [abgerufen am 5. Oktober 2018]).
  17. Sonja Smalian: Eurohypo: Zielke wechselt zur Commerzbank. In: Immobilien-Zeitung. 1. Juli 2008.
  18. Personalien. In: Financial Times Deutschland. 5. November 2010, S. 2.
  19. Hans G. Nagl: Martin Zielke: Vertrauter des Commerzbank-Chefs muss nochmal ran. In: Handelsblatt online. Genios, 19. November 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. Oktober 2018.
  20. Sebastian Jost, Anne Kunz, Karsten Seibel: Commerzbank: Auf der Suche nach Wohlfühltherapie und Rocky-Gen. In: Welt Online. 3. November 2013, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  21. Fusion mit Dresdner: Commerzbank schließt mehr als 300 Filialen. In: Spiegel Online. 17. Mai 2011, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  22. Viele Zahlen, wenig Glamour. In: Frankfurt Neue Presse. 7. März 2016, S. 4.
  23. a b Thomas Baumgartner: Zielke tritt Posten als Commerzbank-Chef an. In: Frankfurt Neue Presse. 30. April 2016, S. 5.
  24. Der neue Chef bei der Commerzbank. In: Westdeutsche Zeitung. 7. März 2016.
  25. Keine Vertragsverlängerung: Commerzbank-Chef Blessing kündigt Rücktritt an. In: Spiegel Online. 1. November 2015, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  26. Jörn Bender: Banker mit Kämpferqualitäten. In: Wiesbadener Kurier. 3. November 2015.
  27. Yasmin Osman, Sven Afhüppe: Blessing stürzt Bank in Führungschaos. In: Handelsblatt. 2. November 2015, S. 32.
  28. Aufsichtsrat bestätigt: Martin Zielke wird neuer Commerzbank-Chef. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. März 2016, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  29. Ein Mann der Zahlen steigt auf. In: Berliner Zeitung. 7. März 2016.
  30. Daniel Schäfer: Wandel in der Finanzbranche: Tristesse 4.0. In: Handelsblatt online. Genios, 29. September 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. Oktober 2018.
  31. Rolf Wenkel: Commerzbank: Umbau oder Untergang. In: Deutsche Welle. 30. September 2016, abgerufen am 5. Oktober 2018.
  32. Stephan Kaufmann: Commerzbank spart radikal. In: Mitteldeutsche Zeitung. 30. September 2016.
  33. Steven Arons: Commerzbank CEO Zielke Sees Signs of Turnaround Taking Hold. In: Bloomberg. 15. Mai 2018, abgerufen am 5. Oktober 2018 (englisch).
  34. Thorsten Mumme: „Leider unvermeidbar“: Die Commerzbank will 4300 Stellen streichen und 200 Filialen schließen. In: Der Tagesspiegel Online. 20. September 2019, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 22. November 2024]).
  35. Tim Kanning: Commerzbank: Die Stunde des Höllenhundes Cerberus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Juli 2020, abgerufen am 7. Juli 2020.
  36. US-Investor fegt Commerzbank-Spitze aus dem Amt. In: Manager Magazin. 3. Juli 2020, abgerufen am 4. Juli 2020.
  37. Michael Brächer: Kein Mann der großen Bühne. In: Handelsblatt. 31. Oktober 2016, S. 54.
  38. Hanno Mußler: Commerzbank-Chef ist neuer Präsident des Bankenverbands. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. April 2020, abgerufen am 23. April 2020.