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Mark Carney

Mark Carney (2015)

Mark Joseph Carney (* 16. März 1965 in Fort Smith, Nordwest-Territorien) ist ein kanadischer Politiker der Liberalen Partei Kanadas, Manager und ehemaliger Zentralbankdirektor. Er wurde am 9. März 2025 zum Vorsitzenden der Liberalen Partei Kanadas gewählt und am 14. März als Premierminister Kanadas vereidigt. In beiden Ämtern folgt er auf Justin Trudeau. Von 2013 bis 2020 war Carney der erste ausländische Gouverneur der Bank of England. Er war von 2008 bis 2013 Gouverneur der Bank of Canada und wurde durch sein Management der Finanzkrise bekannt, die Kanada besser als viele westliche Länder überstand.

Kindheit und Ausbildung

Carney wurde in Fort Smith in den Northwest Territories geboren.[1][2] Sein Vater Bob war Schuldirektor und später Professor für Lehramt an der University of Alberta in Edmonton. Dies führte dazu, dass die Familie (Carney war damals sechs Jahre alt) umziehen musste. Carney hat einen älteren Bruder Sean, einen jüngeren Bruder Brian und eine Schwester, Brena. Carneys Mutter war Grundschullehrerin, bevor sie schwanger wurde.

Carney und seine beiden Brüder studierten an der Harvard University. Carney beendete sein Studium in Harvard 1988 mit dem Bachelor in Ökonomie.[2] Später ging er an die University of Oxford, wo er 1993 am St Peter’s College seinen Masterabschluss und zwei Jahre später am Nuffield College seinen Doktorgrad jeweils in Wirtschaftswissenschaft erwarb.[3][4] Thema seiner Dissertation war The dynamic advantage of competition.[5]

Karriere als Manager und Zentralbanker

Carney begann seine Karriere bei der Investmentbank Goldman Sachs, wo er dreizehn Jahre beschäftigt war. Er arbeitete in deren Niederlassungen London, Tokio, New York und Toronto. Er war Vizevorsitzender der Abteilung für Länderrisiko, Executive Director für den Bereich Emerging Debt Capital Markets (Anleihenmärkte in Schwellenländern) und Managing Director im Investment Banking.

Im August 2003 wurde er Mitglied des Direktoriums und stellvertretender Präsident (deputy governor) der kanadischen Zentralbank. Er war von 2004 bis 2007 Senior Associate Deputy Minister, einer der höchstrangigen Beamten, im kanadischen Finanzministerium, wo er zuerst unter dem liberalen Minister Ralph Goodale und dann unter dem Konservativen Jim Flaherty arbeitete. In dieser Funktion vertrat er Kanada auch bei Verhandlungen zu Finanzfragen in der G7. Vom 1. Februar 2008 bis zum 3. Juni 2013 war er Präsident (governor) der Bank von Kanada und wurde dabei vor allem für seine Handhabung der Finanzkrise 2008 gelobt.[6] Am 3. Juni 2013 wurde er von Stephen Poloz abgelöst.

Carney während des WEFs 2013

Carney wurde mit Wirkung zum 1. Juli 2013 auf Vorschlag des britischen Finanzministers (Schatzkanzlers) George Osborne (Tory) zum Governor der Bank of England ernannt, wo er die Nachfolge von Mervyn Allister King antrat; er war somit der erste Ausländer auf diesem Posten in der 319-jährigen Geschichte der Bank of England.[7] Im Jahr 2016 nannte Carney den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs das „größte Risiko für Großbritanniens finanzielle Stabilität“.[8] Diese und andere kritische Äußerungen zum EU-Austritt machten ihn bei „Brexit“-Befürwortern unbeliebt. Der (ultra-)konservative Abgeordnete Jacob Rees-Mogg charakterisierte ihn in einem Interview vom 28. November 2018 als einen „gescheiterten zweitklassigen kanadischen Politiker“, der schon vielfach unzutreffende Voraussagen gemacht habe.[9] Carneys Amtszeit endete am 15. März 2020, sein Nachfolger wurde Andrew Bailey.[10] Zwischen 2011 und 2018 war er zudem Vorsitzender des Financial Stability Board (FSB), einer Institution der G20 mit Hauptsitz in Basel.[11]

Nach seinem Ausscheiden aus der Zentralbank wurde Carney im Oktober 2020 stellvertretender Vorsitzender des Vermögensverwalters Brookfield Asset Management, wo er für Environmental, Social and Governance (ESG)-Kriterien zuständig war. Zusätzlich übernahm er ihm Februar 2021 einen Posten im Board of Directors des Zahlungsdienstleisters Stripe.[12] Der Haupteigentümer Michael Bloomberg ernannte Carney im August 2023 zum Vorstandsvorsitzenden des Finanzinformations- und Medienunternehmens Bloomberg.[13]

Politik

Laut Carney bot der damalige Premierminister Stephen Harper (Konservative) ihm 2012 – während seiner Amtszeit als Präsident der Bank von Kanada – das Amt des Finanzministers in seiner Regierung an. Er habe abgelehnt, weil er einen direkten Wechsel von der Spitze der Zentralbank in ein politisches Amt für unangemessen hielt.[14] Auch Vertreter der Liberalen Partei warben damals um Carney und versuchten ihn zu überzeugen, sich als Vorsitzender ihrer Partei zu bewerben.[15]

Am 16. Januar 2025 gab Carney seine Kandidatur für den Parteivorsitz der Liberalen Partei Kanadas bekannt, nachdem Justin Trudeau seinen Rückzug als Parteichef und Premierminister angekündigt hatte. Auf dem Parteitag am 9. März 2025 wurde er mit 85,9 % der Stimmen bereits im ersten Wahlgang als Parteichef gewählt und daraufhin am 14. März von Mary Simon, der Generalgouverneurin Kanadas als 24. Premierminister Kanadas vereidigt.[16][17] Als Premierminister führt er das 30. Kanadische Kabinett.

Privatleben

Er heiratete 1994 Diana Fox.[18] Das Paar hat vier Töchter und lebt in Ottawa.

Ehrungen

2009 wurde Carney von der Wirtschaftszeitung Financial Times im Artikel Fifty who will frame a way forward in der Rubrik Zentralbänker als Gestalter der Zukunft bezeichnet.[19] 2010 wurde er vom Nachrichtenmagazin Time in der jährlich erscheinenden Liste Time 100 als eine der einhundert einflussreichsten Persönlichkeiten aufgeführt.[20]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bank of Canada Governor Mark Carney In: CBC News, 26. November 2012 (englisch). 
  2. a b Scoffield, Heather: Mark Carney takes up his mission [March 30, 2009 update]. In: The Globe and Mail. 25. Januar 2008, S. B1, B4–5 (englisch, theglobeandmail.com (Memento des Originals vom 16. Juli 2015 im Internet Archive) [PRINT, ONLINE NEWS REPORT]).
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.bankofengland.co.ukMark Carney – Governor, Bank of England (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2025. Suche in Webarchiven)
  4. CBC News Staff: Mark Carney named next Bank of Canada governor. In: CBC News. The Crown, Ottawa 4. Oktober 2007 (englisch, cbc.ca [NEWS BRIEF]).
  5. Chris Giles: Mark Carney: the new broom. In: Financial Times, 28. Juni 2013.
  6. Bloomberg v. 20. November 2009 "Carney Shows How Canada Controls Risk So Central Banks Can Too" (Memento vom 29. Juni 2011 im Internet Archive)
  7. Mark Carney takes over as head of Bank of England. BBC, 30. Juni 2013, abgerufen am 29. Juli 2013.
  8. EU referendum: Mark Carney warns Brexit is biggest risk to Britain's financial stability. In: The Telegraph. 8. März 2016, abgerufen am 2. Juli 2016.
  9. Jacob Rees-Mogg calls Mark Carney a 'failed-second tier politician'. BBC News, 28. November 2018, abgerufen am 28. November 2018 (englisch).
  10. Andrew Bailey announced as new Governor of the Bank of England. Bank of England, 20. Dezember 2019, abgerufen am 14. März 2025 (englisch).
  11. Bank of Canada's Mark Carney - Personal and career highlights at a glance. CBC News, 3. November 2011, abgerufen am 30. Juni 2012.
  12. Kanishka Singh: Former Bank of England Governor Carney joins board of digital payments company Stripe. Reuters, 21. Februar 2021.
  13. Peter Hoskins: Former Bank of England boss to head Bloomberg board. BBC News, 22. August 2023.
  14. Benjamin Lopez Steven: Mark Carney says former prime minister Stephen Harper asked him to be finance minister. CBC News, 16. Februar 2025.
  15. Greg Weston: Can the Liberals really snag Mark Carney for leader? CBC News, 27. September 2012.
  16. Liberal leadership race: Mark Carney chosen as new Liberal leader. CBC, 9. März 2025, abgerufen am 9. März 2024 (englisch).
  17. Majid Sattar: Kanada: Mark Carney soll als Ministerpräsident vereidigt werden. FAZ, 13. März 2025, abgerufen am 14. März 2025.
  18. General Register Office. England and Wales Civil Registration Indexes. Bullingdon Registration District, Oxfordshire. Jahrgang 699, Seite 574.
  19. Fifty who will frame a way forward. In: Financial Times, 10. März 2009, abgerufen am 30. Juni 2012.
  20. Barbara Kiviat: Mark Carney. In: Time, 29. April 2010, abgerufen am 30. Juni 2012.
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