Marceline Loridan

Marceline Loridan (rechts) mit ihrem zweiten Ehemann Joris Ivens (1989)

Marceline Loridan, auch Marceline Loridan-Ivens (* 19. März 1928 als Marceline Rosenberg in Épinal; † 18. September 2018), war eine französische Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin.

Jugendjahre in Konzentrationslagern

Marceline Rosenberg war die Tochter von wohlhabenden polnischen Juden, die 1919 nach Frankreich eingewandert waren. Im Jahr 1943 wurde die Fünfzehnjährige gemeinsam mit ihrem Vater Solomon im Département Vaucluse (Südfrankreich) verhaftet, und am 13. April 1944 mit dem 71. Transport ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie insgesamt 45 Angehörige verlor. Mit dem Anrücken der Roten Armee Anfang 1945 wurde sie auf einen Todesmarsch getrieben und zunächst im KZ Bergen-Belsen gefangen gehalten. Ihre Befreiung erlebte sie im Alter von siebzehn Jahren im Mai 1945 im Ghetto Theresienstadt. Ihre Mutter und ihre vier Geschwister waren nicht deportiert worden und hatten in Frankreich überlebt.[1]

Arbeit beim Film

Im Juli 1945 kehrte Marceline Rosenberg nach Frankreich zurück. Dort heiratete sie Francis Loridan, einen jungen Ingenieur im öffentlichen Dienst, der weit entfernt arbeitete. Nach einigen Jahren ließ sie sich von ihm scheiden und führte weiter seinen Nachnamen.[2] Sie begann unter dem Namen Marceline Loridan ihre Zusammenarbeit (als Assistentin) mit diversen Dokumentarfilm Regisseuren, darunter Jean Rouch und Joris Ivens. Letztgenannter wurde später ihr Ehemann. Bei einigen seiner Dokumentarfilme war sie sowohl an der Regie als auch an der Erstellung des Drehbuches beteiligt.

Gelegentlich trat Marceline Loridan als Darstellerin auch vor die Kamera, so auch an der Seite von Hanna Schygulla und Jean-Paul Belmondo. Mit Birkenau und Rosenfeld, ihrer ersten komplett eigenen Inszenierung mit Spielhandlung und zugleich der erste Spielfilm, der auf dem ehemaligen Lagergelände von Auschwitz-Birkenau gedreht werden durfte, verarbeitete Marceline Loridan im Jahre 2002 ihre eigene Jugend im Konzentrationslager. An dem von ihr mitgestalteten Drehbuch war auch die Schauspielerin Jeanne Moreau beteiligt.

Marceline Loridan-Ivens hat keine Kinder bekommen. Sie konnte nicht, hat sie einmal gesagt. Sie habe zu viele Kinder sterben sehen.[3]

Auszeichnungen

Schriften

Filmografie

  • 1960: Chronik eines Sommers (Chronique d’un été, Dokumentation, Auftritt)
  • 1968: Le 17e parallèle: La guerre du peuple (Dokumentation, Mitregie)
  • 1969: Le peuple et ses fusils (Dokumentation, Drehbuchmitarbeit)
  • 1975: Comment Yukong déplaça les montagnes (Dokumentation, Mitregie)
  • 1976: Une histoire de ballon (Mitregie)
  • 1977: Les ouigours (Kurzfilm, Mitregie, Drehbuchmitarbeit)
  • 1977: Les kazaks (mittellanger Film, Mitregie, Drehbuchmitarbeit)
  • 1986–88: Eine Geschichte über den Wind (Une histoire de vent, Drehbuchmitarbeit)
  • 1991: Golem, l’esprit de l’exile (Schauspieler)
  • 1999: Peut-être (Schauspieler)
  • 2000: Auf die Liebe (Éloge de l’amour, Schauspieler)
  • 2002: Birkenau und Rosenfeld (Regie, Drehbuch)
  • 2007: La fabrique des sentiments (Schauspieler)
  • 2007: Das Büro Gottes (Les bureaux de Dieu, Schauspieler)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Sandra Kegel: KZ-Erinnerungen: Erzähl ihnen nichts, sie verstehen es nicht. In: faz.net. 11. September 2015, abgerufen am 21. September 2018.
  2. Marceline Loridan: Ma vie balagan. Laffont, Paris 2008, ISBN 978-2-221-10658-7, S. 171.
  3. FAZ, 20. September 2018, S. 13. (Nachruf).
  4. Légifrance: Décret du 13 juillet 2010 portant promotion et nomination. Abgerufen am 9. November 2021 (französisch).
  5. Ministère de la Culture: Nomination dans l'ordre des Arts et des Lettres juillet 2014. Archiviert vom Original am 6. Mai 2021; abgerufen am 9. November 2021 (französisch).
  6. Légifrance: Décret du 15 mai 2015 portant promotion et nomination. Abgerufen am 9. November 2021 (französisch).