Kreis Oschatz

Basisdaten
Bezirk: Leipzig
Sitz der Verwaltung: Oschatz
Fläche: 458 km²
Einwohner: 51.045 (1989)
Bevölkerungsdichte: 111 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: S und U (1953–1990)
SW (1974–1990)
OZ (1991–1994)
Lage des Kreises in der DDR
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Karte

Der Kreis Oschatz war ein Landkreis im Bezirk Leipzig der DDR. Von 1990 bis 1994 bestand er als Landkreis Oschatz im Freistaat Sachsen fort. Sein Gebiet liegt heute im Landkreis Nordsachsen in Sachsen. Der Sitz der Kreisverwaltung befand sich in Oschatz.

Geographie

Lage

Der Kreis lag im Übergangsraum vom Norddeutschen Tiefland zum Mittelsächsischen Hügelland.

Wichtigste Orte

Die wichtigsten Orte des Kreises neben der Kreisstadt Oschatz waren die Städte Dahlen und Mügeln sowie die Gemeinden Ablaß, Cavertitz, Liebschütz, Naundorf, Schmannewitz, Sornzig und Wermsdorf.

Nachbarkreise

Der Kreis Oschatz grenzte im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Torgau, Bad Liebenwerda, Riesa, Döbeln, Grimma und Wurzen.

Naturraum und Landschaft

Fast der gesamte nördliche Teil des Kreises gehörte zum Landschaftsschutzgebiet Dahlener Heide. Nach Süden schließt sich die mit Löß bedeckte Oschatzer Pflege an. Dieses von kleinen Tälern gegliederte Hügelland war waldfrei. Es stieg bis auf 213 m Höhe südlich von Mügeln an. Der Collmberg (312 m) bei Oschatz stellte die höchste Erhebung in Nordwestsachsen dar. Nach Westen schloss sich das Landschaftsschutzgebiet Wermsdorfer Wald an.[1]

Geschichte

Bereits 1874 war im Königreich Sachsen die Amtshauptmannschaft Oschatz eingerichtet worden, die 1939 in Landkreis Oschatz umbenannt wurde. Der Landkreis Oschatz gehörte nach 1945 zum Land Sachsen und somit seit 1949 zur DDR.

Durch das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der Deutschen Demokratischen Republik vom 23. Juli 1952 kam es in der DDR und den noch bestehenden fünf Ländern zu einer umfangreichen Kreisreform.[2] So wurden am 25. Juli 1952 die Länder aufgelöst und 14 Bezirke eingerichtet. Hierbei wurden traditionelle Kreise aufgelöst oder in kleinere Kreise gegliedert. Der Kreis Oschatz wurde dem Bezirk Leipzig zugeordnet, Kreissitz wurde die Stadt Oschatz.

Der alte Landkreis Oschatz gab 26 seiner 88 Gemeinden ab:

Auerschütz, Börtewitz, Gallschütz, Jahna, Kiebitz, Neusornzig, Jahna, Pulsitz, Schrebitz, Strocken und Zävertitz;
Bloßwitz, Canitz, Gohlis, Großrügeln, Jacobsthal, Kreinitz, Lorenzkirch, Mautitz, Oppitzsch, Plotitz, Seerhausen, Stauchitz, Strehla und Unterreußen;
  • sowie die Gemeinde Canitz (1910 bis 1949 Canitz-Wusewitz) an den neugeschaffenen Kreis Wurzen.

Aus dem Hauptteil des Landkreises mit den 62 verbliebenen Gemeinden:

Ablaß, Altmügeln, Baderitz, Berntitz, Borna, Bucha, Calbitz, Casabra, Cavertitz, Clanzschwitz b. Strehla, Collm, Crellenhain, Dahlen, Ganzig, Gaunitz, Glossen, Grauschwitz, Gröppendorf, Großböhla, Hof, Hohenwussen, Kemmlitz, Kleinragewitz, Klingenhain, Kreina, Laas, Lampersdorf, Lampertswalde, Leckwitz, Leuben, Liebschütz, Limbach, Liptitz, Lonnewitz, Luppa, Mahlis, Malkwitz, Merkwitz, Mügeln, Naundorf, Nebitzschen, Niedergoseln, Ochsensaal, Olganitz, Oschatz, Querbitzsch, Raitzen, Reppen, Schlagwitz, Schmannewitz, Schmorkau, Schöna, Schönnewitz, Schweta, Sörnewitz, Terpitz, Thalheim, Treptitz, Wadewitz b. Mügeln, Wellerswalde, Wermsdorf und Zaußwitz.
Börln, Bortewitz und Frauwalde
Paußnitz, Schirmenitz und Wohlau

wurde so der neue Kreis Oschatz mit 68 Gemeinden gebildet.[3]

Durch Umgliederungen über Kreisgrenzen hinweg und Gemeindegebietsveränderungen sank die Zahl der Gemeinden bis zur Auflösung des Kreises Ende Juli 1994 auf 13:

  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Neusornzig und Sornzig aus dem Kreis Döbeln in den Kreis Oschatz
  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Paußnitz aus dem Kreis Oschatz in den Kreis Riesa
  • 4. Dezember 1952 Umgliederung von Wohlau aus dem Kreis Oschatz in den Kreis Torgau
  • 1. April 1953 Umgliederung von Zävertitz aus dem Kreis Döbeln in den Kreis Oschatz
  • 1. Januar 1957 Eingliederung von Kleinragewitz in Ganzig
  • 1. Januar 1957 Eingliederung von Terpitz in Gaunitz
  • 20. Juni 1957 Eingliederung von Kreina in Casabra
  • 20. Juni 1957 Eingliederung von Wadewitz in Mahlis
  • 1. April 1959 Eingliederung von Altmügeln, Berntitz, Crellenhain und Schlagwitz in Mügeln
  • 1. Juli 1961 Eingliederung von Neusornzig in Baderitz
  • 15. September 1961 Eingliederung von Klingenhain in Schirmenitz
  • 1. Januar 1967 Eingliederung von Clanzschwitz und Liebschütz in Gaunitz
  • 1. April 1967 Eingliederung von Schöna in Sörnewitz
  • 1. Januar 1969 Eingliederung von Olganitz in Sörnewitz
  • 1. April 1969 Eingliederung von Leckwitz in Laas
  • 1. Januar 1973 Eingliederung von Grauschwitz in Ablaß
  • 1. Januar 1973 Eingliederung von Casabra in Naundorf
  • 1. Januar 1973 Eingliederung von Lonnewitz in Oschatz
  • 1. Juli 1973 Eingliederung von Treptitz in Cavertitz
  • 1. Juli 1973 Eingliederung von Nebitzschen in Glossen
  • 1. Juli 1973 Eingliederung von Gröppendorf in Mahlis
  • 1. Juli 1973 Eingliederung von Schönnewitz und Zaußwitz in Borna
  • 1. Juli 1973 Eingliederung von Schweta in Niedergoseln
  • 1. Juli 1973 Eingliederung von Zävertitz in Sornzig
  • 1. August 1973 Eingliederung von Bortewitz in Börln
  • 1. August 1973 Eingliederung von Leuben in Limbach
  • 21. September 1973 Eingliederung von Querbitzsch in Ablaß
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Lampersdorf in Collm
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Raitzen und Reppen in Hof
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Calbitz und Malkwitz in Luppa
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Merkwitz, Schmorkau und Thalheim in Oschatz
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Ochsensaal in Schmannewitz
  • 1. Januar 1974 Eingliederung von Baderitz in Sornzig

Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis in Landkreis Oschatz umbenannt.[4] Anlässlich der Wiedervereinigung wurde der Kreis durch das Ländereinführungsgesetz dem wiedergegründeten Land Sachsen zugesprochen. Bis zur ersten Kreisgebietsreform in Sachsen wurde die äußere Struktur beibehalten. Bei dieser Kreisgebietsreform ging der Kreis am 1. August 1994 im Landkreis Torgau-Oschatz auf.[3]

Einwohnerentwicklung

Kreis Oschatz[5]
Jahr 1960 1971 1981 1989
Einwohner 57.064 55.342 52.457 51.045

Wirtschaft

Im Agrarkreis Oschatz gab es Industrie nur in der Kreisstadt und in Mügeln. Die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Oschatz entstandene Industrie stellte Waagen, Kinderbekleidung, Hausschuhe, Filzwaren, Öfen und Gasgeräte, Baustoffe und Zucker her. Der VEB Glasseidenwerk produzierte weitgehend aus den heimischen Rohstoffen Kaolin, Lehm und Quarzsand. Dieses einzige Werk seiner Art in der DDR entstand 1959. Südwestlich von Mügeln wurde bei Kemlitz die größte Kaolinlagerstätte der DDR abgebaut. Der VEB Keramik- und Ziegelwerke in Mügeln stellte Ofenkacheln und Ziegel her. Außerdem wurden in Mügeln Chemieprodukte, Maschinen und Künstlerfarben erzeugt. Die Landwirtschaft produziert auf den sandigen Böden im Raum Dahlen vorwiegend Kartoffeln, Roggen und Feldfutterpflanzen. Im Lößgebiet der Oschatzer Pflege und des Mügelner Ländchens werden Weizen und Zuckerrüben angebaut. Südwestlich von Mügeln hatte der Obstanbau seit 1950 erheblich zugenommen. Von Bedeutung war auch die Forstwirtschaft. Etwa ein Fünftel des Kreisgebietes wurde von den Forsten Reudnitz, Wermsdorf und Hubertusburg eingenommen.[1]

Bedeutende Betriebe im Kreis waren unter anderen:

  • VEB Waagenfabrik Oschatz
  • VEB Elektrobau Oschatz
  • VEB Kinderbekleidungswerk Oschatz
  • VEB Kunststein und Betonwerk Oschatz
  • VEB Löwenbrauerei Dahlen
  • VEB Maschinenfabrik Mügeln
  • VEB Chemiewerk Mügeln

Verkehr

Durch die Haupteisenbahnstrecke Leipzig–Oschatz–Dresden und die parallel dazu verlaufende F 6 war der Landkreis Oschatz an das überregionale Verkehrsnetz angeschlossen. Am Südrand des Kreises führt die Autobahn A 14 Leipzig–Dresden entlang.[1]

Bevölkerungsdaten der Städte und Gemeinden

Bevölkerungsübersicht aller 30 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Sachsen kamen.[6]

AGS Gemeinde Einwohner Fläche (ha)
03.10.1990 31.12.1990
14043010 Ablaß 1.025 1.018 1.163
14043030 Börln 984 968 1.573
14043040 Borna 1.578 1.566 1.790
14043060 Bucha 405 398 653
14043090 Cavertitz 635 634 1.101
14043100 Collm 507 510 809
14043110 Dahlen, Stadt 3.305 3.291 1.874
14043120 Ganzig 389 388 900
14043130 Gaunitz 551 546 1.333
14043140 Glossen 538 535 834
14043170 Großböhla 546 555 960
14043180 Hof 1.370 1.361 1.636
14043190 Hohenwussen 415 405 810
14043200 Kemmlitz 230 226 217
14043210 Laas 980 978 1.800
14043230 Lampertswalde 631 635 897
14043260 Limbach 391 385 648
14043270 Liptitz 398 403 539
14043290 Luppa 2.198 2.177 3.244
14043300 Mahlis 743 736 836
14043330 Mügeln, Stadt 4.622 4.586 920
14043340 Naundorf 1.108 1.097 1.243
14043360 Niedergoseln (ab 1992 Schweta) 1.025 1.020 1.386
14043390 Oschatz, Stadt 19.001 18.909 4.881
14043430 Schirmenitz 509 506 1.383
14043440 Schmannewitz 770 773 2.760
14043480 Sörnewitz 671 655 2.637
14043490 Sornzig 1.200 1.199 975
14043520 Wellerswalde 569 563 1.019
14043530 Wermsdorf 3.015 3.010 5.017
14043000 Landkreis Oschatz 50.309 50.033 45.837

Kfz-Kennzeichen

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit dem Buchstabenpaar SW begannen, zugewiesen.[7] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war ST 00-01 bis ST 07-60.[8]

Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen OZ. Es wurde bis zum 31. Juli 1994 ausgegeben. Aufgrund der Kennzeichenliberalisierung ist es seit dem 9. November 2012 im Landkreis Nordsachsen erhältlich.

Einzelnachweise

  1. a b c versch. (Hrsg.): Diercke Lexikon Deutschland - Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost), S. 202. Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7.
  2. Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der DDRvom 23. Juli 1952
  3. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. Durch Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990, im Gesetzblatt der DDR 1990, Band I, S. 255, Online (PDF).
  5. Statistische Jahrbücher der Deutschen Demokratischen Republik. In: DigiZeitschriften. Abgerufen am 6. Oktober 2009.
  6. Regionalregister Sachsen
  7. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 303.
  8. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 528.