Karaoke
Karaoke (japanisch カラオケ) ist eine weltweit bekannte Freizeitbeschäftigung und ein Partyspiel aus Japan, bei der Mitspieler zum Instrumental-Playback bekannter Musikstücke live ins Mikrofon singen.
Geschichte
Der Ausdruck setzt sich zusammen aus dem Wort Kara (空, dt. „leer“) und Oke als Kurzwort für „Orchester“.[1] Erfunden wurde Karaoke von Shigeichi Negishi (1924–2024), der 1967 die Sparko Box entwickelte und vertrieb.[2] 1971 folgte Daisuke Inoue, der selbstgebaute Karaoke-Geräte an Bars in Kōbe vermietete. Da er das Konzept nicht patentierte und die Geräte sowie die Playback-Bänder als auch die CDs bald von Unternehmen der Unterhaltungsindustrie hergestellt wurden, verdiente Inoue praktisch nichts mit seiner Erfindung.
Seit Mitte der 1990er Jahre ist das Interesse an Karaoke auch in den deutschsprachigen Ländern stetig gewachsen. Einen weiteren Anstieg gibt es seit etwa Anfang 2000 durch Castingshows. Mittlerweile werden Karaoketitel auch im Internet zum Download angeboten, um auf diversen Medien (PlayStation 2, Xbox, DVD, Personal Computer etc.) abgespielt zu werden. Daneben finden sich in Zeiten des Social Networking auch Karaoke-Gemeinschaften im World Wide Web ein. Dort kann man die eigene Darbietung so lange „versteckt“ lassen, bis man mit der eigenen Performance zufrieden ist. Danach erfolgt dann i. d. R. die Bewertung durch andere Community-Mitglieder.
Seit 2004 kann man der beliebten Freizeitbeschäftigung in leicht abgewandelter Form auch auf Spielekonsolen mit Spielen wie SingStar (PlayStation), We Sing (Wii) und verschiedenen nachempfundenen Karaoke-Programmen nachgehen. Der Name wird auch für andere verwandte Unterhaltungsformen verwendet, z. B. Powerpoint-Karaoke, bei dem die Teilnehmer mehr oder weniger lustige Vorträge zu zufällig aus dem Internet ausgewählten Powerpoint-Präsentationen halten, die sie beim Auftritt zum ersten Mal sehen.
Technik
Die gespielte Musik ist ohne Singstimme aufgenommen, es werden spezielle Karaoke-CDs, meist im CD+G-Format, abgespielt. Diese enthalten neben den Instrumentalversionen der Musikstücke auch die Textinformationen. Beim Abspielen der CD hören Sänger und Zuschauer die Musik, der Sänger kann auf einem Bildschirm den Text ablesen und zur Musik singen. Meist wird zur Orientierung die gerade zu singende Textstelle farbig oder mit einer Animation markiert. Häufig läuft hinter dem Text statt des originalen Musikvideos ein von der entsprechenden Firma speziell gedrehtes Video oder eine Zufallsanimation, dadurch sparen sich die Hersteller die sonst nötige zusätzliche Lizenz. Die neuesten Generationen stellen so genannte All-In-One-Karaoke-Systeme (Magic Sing, Magic Mic, Magic Singalong) dar. Die Musikauswahl ist hier auf einem austauschbaren, nicht wiederbeschreibbaren Songchip im Mikrofon gespeichert, was den Aufwand an Geräten bei der Nutzung deutlich reduziert.
Eine weitere und preiswerte Möglichkeit ist die Wiedergabe von Karaoke-Musik durch die Soundkarte des Computers. Es gibt eine Vielzahl von Karaoke-Abspielprogrammen, die meist mit speziellen MIDI-Dateien arbeiten. Diese Dateien enthalten neben der Musikinformation auch die Texte und weisen typischerweise die Dateiendung .KAR (statt .MID) auf. Sowohl die Abspielprogramme als auch viele Musikdateien sind zum Teil auch kostenlos als Freeware erhältlich.
Karaoke-Computerspiele und -Software
Formen
Karaoke-Bars
In Asien ist es durchaus üblich, sich spezielle Karaokekabinen anzumieten. Diese Kabinen bieten, je nach Dimension, Platz für unterschiedlich große Gesellschaften. Im Gegensatz zu öffentlichen Veranstaltungen bietet diese diskrete Option auch Schutz vor ungebetenen oder fremden Gästen. Es gibt eine Gesangsanlage, einen komfortablen Auswahlcomputer mit Playlist und Zimmerservice. Auch viele Hotelzimmer und kleinere Kneipen haben eigene Karaoke-Anlagen mit manchmal über 100.000 Titeln verfügbar. In Städten wie Taipeh gibt es eigene Häuser für K-TV mit Etagen voller Kabinen. K-TVs sind, wie Massagesalons und Teehäuser, in manchen Ländern auch Stätten der teilweise illegalen Prostitution.[3]
Karaoke in Südkorea
Die südkoreanische Bezeichnung für Karaoke ist Norae (kor. 노래, „Lied“), die Karaoke-Bars werden Noraebang (노래방, „Lied-Raum“) genannt.[4] Üblicherweise gibt es dort eine Reihe von getrennten, schallisolierten Räumen für kleine bis mittlere Gruppen.
Meist gibt es zwei Mikrofone, einen Katalog, der die verfügbaren Musikstücke auflistet, eine Fernsteuerung für die Liedauswahl, einen Projektor und eine Leinwand, auf der der Text und hinterlegte Bilder angezeigt werden. Neben koreanischen Liedern sind meist auch viele Lieder in englischer Sprache, zuweilen auch in anderen Sprachen verfügbar.
Es gibt hingegen auch Karaoke-Bars, bei denen vor allen, auch fremden Leuten, gesungen wird. Oberhalb der Eingangstür befindet sich der japanische Schriftzug „Karaoke“.
Rudelsingen
In Deutschland hat sich eine besondere Form der Karaoke entwickelt, das Rudelsingen.[5] Die Bezeichnung rührt daher, dass nicht nur die Sänger auf der Bühne singen, sondern das gesamte Publikum. Die Liedtexte werden auf eine Leinwand projiziert.
Nach dem gleichen Prinzip wie Rudelsingen funktioniert auch das Public Singing,[6] das von Johannes Brand in Analogie zum Public Viewing entwickelt wurde. (Siehe auch Singalong.)
Karaoke im Film
- Traumpaare
- Die Hochzeit meines besten Freundes
- Lost in Translation (kurze Sequenzen in einer japanischen Karaoke-Bar)
- (500) Days of Summer
- High School Musical (kurze Szene am Anfang der Neujahrsparty (Song: Start Of Something New))
- P.S. Ich liebe Dich
- Hör mal wer da Hämmert, Karaoke-Chaos, Staffel 5 Folge 9; Folge 109
- Die Simpsons: Episode Die 24-Stunden-Frist in Staffel 2
Literatur
- Sabine Wienker-Piepho: Nun singen sie wieder. Karaoke in Deutschland. In: Carola Lipp (Hrsg.): Festschrift für Rolf Wilhelm Brednich.Campus, Frankfurt 1995, S. 219–229.
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Haschke, Gothild Thomas: Kleines Lexikon deutscher Wörter japanischer Herkunft von Aikido bis Zen. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56813-8, Stichwort Karaoke.
- ↑ https://www.spiegel.de/kultur/musik/karaoke-erfinder-shigeichi-negishi-gestorben-mit-100-jahren-a-0a91f29e-cc1e-4eb1-9301-25a27a140ba5
- ↑ Felix Lee: Prostitution in China – Die Stadt der Konkubinen. In: taz vom 11. August 2008
- ↑ Karaoke in Korea ( vom 19. November 2016 im Internet Archive)
- ↑ Aus Freude am Gesang: Über 500 Münsteraner beim Rudelsingen von David Rauterberg. In: Westfälische Nachrichten. 14. Februar 2014, abgerufen am 18. November 2016.
- ↑ Mein-Krefeld: „Sing mal!“ mit Johannes Brand. Abgerufen am 14. Juli 2017.
Weblinks
- Artikel über Daisuke Inoue, den Erfinder von Karaoke (Time Asia, englisch)
- Karaoke-Erfinder. Ei dit it mei wäääihhhhh!!!, Artikel über Daisuke Inoue bei einestages
- Artikel über Online-Karaoke-Plattformen ( vom 18. Februar 2013 im Internet Archive) (netzeitung.de, deutsch)
- Karaoke-Internetseite – Auswertung mittels Mikrofon (Flash-Software)
- ARD-Radiofeature „Take me home“ über deutsche Karaokesänger und ihre Motivationen
- Kurzdoku „Wenn Finnen singen“ über die finnische Leidenschaft für Karaoke
- Urban Karaoke – Der neue Trend aus Los Angeles
- Brandeins: Mr. Karaoke - Daisuke Inoue hat das Playback-Singen für alle erfunden.
- Rolling Stone: Darum bekam der Vater des Karaoke keinen Cent für seine Erfindung