Jessica Tatti

Jessica Tatti im Plenarsaal des Deutschen Bundestages, 11. April 2019

Jessica Nadine Tatti (geboren am 22. April 1981 in Marbach am Neckar) ist eine deutsche Politikerin (BSW, zuvor Die Linke). Seit Oktober 2017 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages und seit Oktober 2024 Co-Vorsitzende des BSW Baden-Württemberg.

Leben

Jessica Tatti wurde am 22. April 1981 in Marbach am Neckar[1] als Kind sardischer Eltern geboren und wuchs im Landkreis Heilbronn auf.[2]

Sie studierte Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg und war nach ihrem Bachelor-Abschluss im entsprechenden Berufsfeld angestellt: 2010 zog sie nach Reutlingen und war dort zunächst in der städtischen Jugendarbeit tätig; vor ihrem Bundestagsmandat arbeitete sie zuletzt im Sozialdienst bei der Flüchtlingsbetreuung für den Esslinger Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt.

Jessica Tatti ist Mitglied der Gewerkschaft ver.di, des Deutschen Mieterbundes, des in Zusammenarbeit mit Pro Asyl für die Rechte von Flüchtlingen engagierten Flüchtlingsrates Baden-Württemberg und des spezifisch in Reutlingen aktiven Arbeiterbildung e. V. (dort im ehrenamtlichen Vorstand) und im Trägerverein des Kulturzentrums franz.K.[3]

Politik

2010 trat Tatti der Partei Die Linke bei. Im Jahr darauf wurde sie in den Reutlinger Kreisvorstand der Linken gewählt;[4] von 2013 bis 2018 gehörte sie auch dem erweiterten Vorstand des baden-württembergischen Landesverbands ihrer Partei an.[5]

Gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Thomas Ziegler war sie ab 2014 im Stadtrat von Reutlingen als eine von zwei Mandatsträgern der dortigen Linken Liste – einer auch für Nicht-Parteimitglieder offenen Wahlliste – vertreten. Mit einem Stimmenanteil der Linken Liste von 5,7 Prozent bei der Kommunalwahl 2014 in Reutlingen hatte die Liste den ab drei Stadträten vorgesehenen Fraktionsstatus im insgesamt 40 Mitglieder zählenden Stadtparlament verfehlt.[6] Als Gemeinderätin war Jessica Tatti unter anderem Mitglied des städtischen Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschusses sowie des Schulbeirats und in den Aufsichtsräten der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft, der GWG-Wohnungsgesellschaft Reutlingen mbH und der Stadthalle Reutlingen GmbH.[7]

Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 kandidierte Tatti erfolglos im Wahlkreis Reutlingen für die Linke mit einem Ergebnis von 3,4 Prozent.[8]

Im Oktober 2023, mit der Vorstellung des Vereins BSW – Für Vernunft und Gerechtigkeit, trat Tatti mit neun weiteren Bundestagsabgeordneten aus der Linkspartei aus. Im Januar 2024 wurde sie Mitglied der auf dem Verein aufgebauten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).[9]

Beim Gründungsparteitag des Landesverbandes Baden-Württemberg des BSW am 20. Oktober 2024 wurde Tatti zur Co-Landesvorsitzenden gewählt.[10]

Abgeordnetentätigkeit

Nachdem Tatti bei der Bundestagswahl 2017 als Wahlkreiskandidatin der Linken im Bundestagswahlkreis Reutlingen mit einem Vor-Ort-Ergebnis von 6,2 Prozent der Erst- und 6,1 Prozent der Zweitstimmen über den Platz 5 der Landesliste ihrer Partei ein Mandat im Bundestag erlangt hatte, rückte für sie im November 2017 im Gemeinderat Reutlingen Rüdiger Weckmann nach.[11]

Im 19. Deutschen Bundestag war Tatti Schriftführerin und ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und im am 25. April 2018 eingesetzten[12] Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen. Darüber hinaus gehörte sie der Parlamentariergruppe Westafrika an,[13] dessen stellvertretende Vorsitzende sie war, und wurde Mitglied in der am 27. September 2018 gegründeten Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale.[14]

Innerhalb der Linksfraktion während der 19. Legislaturperiode gehörte Tatti neben Bernd Riexinger, Heike Hänsel, Gökay Akbulut, Tobias Pflüger und Michel Brandt zur sechsköpfigen baden-württembergischen Landesgruppe der Linken im Bundestag[15] und war fachpolitische Sprecherin zum Thema Arbeit 4.0.[16] Ihre inhaltlichen Schwerpunkte lagen in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik.

Bei der Bundestagswahl 2021 kandidierte Tatti auf Platz 3 der Landesliste und errang erneut ein Mandat.[17]

Im 20. Deutschen Bundestag ist sie Ordentliches Mitglied im Ältestenrat und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.[1]

Seit deren Anerkennung am 2. Februar 2024 gehört sie der Gruppe BSW an und ist deren Parlamentarische Geschäftsführerin.[1]

Commons: Jessica Tatti – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Jessica Tatti. In: bundestag.de, abgerufen am 31. Oktober 2024
  2. Arbeit Wohnen Integration. In: Schwäbisches Tagblatt, 24. August 2017.
  3. laut Angaben auf der Abgeordnetenvorstellung des deutschen Bundestags (abgerufen am 23. August 2018)
  4. Vorstellung des Reutlinger Kreisvorstands der Linken auf die-linke-reutlingen.de (abgerufen am 26. August 2018)
  5. Vorstellung des Landesvorstands der Linken in Baden-Württemberg (Memento vom 23. August 2018 im Internet Archive) auf die-linke-bw.de (abgerufen am 27. April 2019)
  6. Zwei sind eine(r) zu wenig; Artikeleinleitung zum Thema Fraktionsstatus der Linken Liste Reutlingen (Reutlinger General-Anzeiger vom 15. Juli 2016, abgerufen am 23. August 2018)
  7. Gemeinderatsvorstellung von Jessica Tatti (Memento vom 20. August 2018 im Internet Archive). In: Stadtverwaltung Reutlingen, abgerufen am 23. August 2018.
  8. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Ergebnis der Landtagswahl 2016 mit Vergleichsangaben gegenüber 2011 im Wahlkreis 60 Reutlingen (abgerufen am 23. August 2018)
  9. Spaltung der Linkspartei vollzogen: Wagenknecht und Co. treten aus. In: taz. 23. Oktober 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  10. BSW gründet neuen Landesverband in Baden-Württemberg. In: SWR Aktuell. SWR, 20. Oktober 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  11. Wechsel bei den Stadträten der Linken Liste – Rüdiger Weckmann übernimmt im Reutlinger Gemeinderat. Meldung auf der Homepage von Jessica Tatti (abgerufen am 23. August 2018)
  12. offizielle Darstellung der Einsetzung des Ausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen auf bundestag.de (abgerufen am 26. August 2018)
  13. Vorstellung der Parlamentariergruppe Westafrika auf bundestag.de (abgerufen am 13. September 2018)
  14. Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ (Memento vom 31. Oktober 2020 im Internet Archive), Netzauftritt des Deutschen Bundestags, abgerufen am 26. Januar 2019.
  15. Die Südwest-LINKE im Bundestag; Vorstellung der baden-württembergischen Landesgruppe der Linken im 19. deutschen Bundestag mit Kurzporträts der einzelnen entsprechenden Abgeordneten (auf die-linke-bw.de, abgerufen am 27. August 2018)
  16. aufgeführt in der fachpolitischen Sprecher/innenliste der Linksfraktion im Deutschen Bundestag (abgerufen am 25. August 2018)
  17. Gewählte in Landeslisten der Parteien in Baden-Württemberg – Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 20. November 2021.