Gusch Etzion

Gusch Etzion
מועצה אזורית גוש עציון
Gebiet: Westjordanland
(Judäa und Samaria)
Gemeindeart: Regionalverwaltung
Regionalverwaltung: Gusch Etzion
Gegründet: 1980
Koordinaten: 31° 39′ N, 35° 7′ OKoordinaten: 31° 39′ 28″ N, 35° 7′ 15″ O
 
Einwohner: 25.802 (31. Jan. 2022[1])
 
Bürgermeister: Shlomo Ne’eman
Gusch Etzion (Palästinensische Autonomiegebiete)
Gusch Etzion (Palästinensische Autonomiegebiete)
Gusch Etzion

Gusch Etzion (hebräisch גּוּשׁ עֶצְיוֹן) (Etzion-Block) ist eine Gruppe israelischer Siedlungen im Westjordanland und eine Regionalverwaltung in Judäa und Samaria. Die Gebiete von Siedlungsblock und Regionalverwaltung sind nicht völlig identisch. Gusch Etzion liegt auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Hebron.

Geschichte

Erste Versuche, Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Gusch Etzion zu errichten, scheiterten 1917–1919 und 1935–1936. Die Siedlungen wurden während arabischer Krawalle angegriffen und mussten evakuiert werden. Ab 1943 entstanden erneut vier religiöse und säkulare Kibbuzim (Kfar Etzion, Maasuot Jitzchak, Ein Tzurim und Rewadim), die zusammen etwa 450 Männer, Frauen und Kinder zählten.[2]

Die vier Siedlungen, die auch unter dem gemeinsamen Namen Etzion-Block bekannt waren, sahen sich bald nach der Verabschiedung des UN-Teilungsplans für Palästina heftigen arabischen Angriffen ausgesetzt, da sie als Enklave in dem Teil Palästinas lagen, der einem künftigen arabischen Staat vorbehalten war. Bereits am 10. Dezember 1947 war ein Konvoi aus Bethlehem auf dem Weg zum Etzion-Block überfallen worden. Dabei wurden 10 Menschen getötet. Am 5. Januar 1948 wurden dann Kinder und Frauen mit britischer Unterstützung evakuiert, und Mitte Januar kam es zu einer ersten großen militärischen Auseinandersetzung:

„Schwere Niederlage der Aufrührer im Ezionblock. Von den Verteidigern drei gefallen, 14 verwundet. Im Ezionblock erlitten die arabischen ›Kampftruppen‹ die schwerste Niederlage seit Beginn der Unruhen. Es war ein Massenangriff, an dem an die 1000 Araber teilnahmen, die eigens zum ›heiligen Krieg‹ einberufen waren. Dessen Ziel war die Eroberung und Vernichtung der vier jüdischen Siedlungen in den Bergen von Hebron. 24 Stunden lang wiederholten sich die Angriffswellen der Araber. Die Sicherheitsorgane der Mandatsregierung erschienen erst nach Beendigung des Kampfes. Nach den Versuchen der vorhergehenden Tage, den Verkehr mit Jerusalem abzuschneiden, kam der Angriff den Verteidigern nicht unerwartet. In den früheren Unruhen war bekanntlich Kfar Ezion schon einmal geräumt worden, und die Araber hofften auch diesmal, das gleiche zu erreichen. Sie bezahlten mit über 100 Gefallenen und doppelt so viel Verwundeten das Mißlingen ihres Planes, und ließen eine Menge Waffen auf dem Kampfplatz zurück.[3]

Dieser Sieg hatte allerdings keine langfristige Bedeutung und wurde bereits am nächsten Tag durch weitere Opfer getrübt: „Eine Hilfsgruppe aus Jerusalem, fast ganz aus Studenten bestehend, […] wollte auf Umwegen Ezion erreichen, wurde aber verraten, angegriffen und bis auf den letzten Mann niedergemetzelt.“[4]

Im Mai 1948 kam es zur letzten militärischen Auseinandersetzung um den Etzion-Block und dabei bei Kfar Etzion zu einem von zwei von palästinensisch-arabischer Seite während des Palästinakriegs verübten Massakern[5]: Am 13. Mai 1948 ergaben sich nach halbjähriger Belagerung und weiteren erbitterten Gefechten die letzten Verteidiger von Kfar Etzion. Über 100 Kämpferinnen und Kämpfer wurden nach ihrer Gefangennahme von Soldaten der Arabischen Legion und Angehörigen lokaler Milizen ermordet, drei wurden von arabischen Offizieren gerettet, ein weiterer konnte nach Maasuot Jitzchak fliehen.[6] Die anderen Siedlungen ergaben sich am nächsten Tag. Die Einwohner wurden gefangen genommen und die Häuser geplündert und verbrannt.

1949 würdigte David Ben-Gurion die jüdischen Kämpfer der Schlacht um den Etzion-Block, die vor allem dem Schutz von Jerusalem diente, mit den Worten:

„Vier Positionen im Herzen des feindlichen Territoriums hinderten sie daran, sich den Stadttoren zu nähern. Viele, zu viele für uns sind dort gefallen. Wenn es ein jüdisches Jerusalem gibt, dann geht der größte Dank der israelischen Geschichte und des ganzen Volkes an die Verteidiger von Gush Etzion.[7]

Dieses Ereignis teilt die Geschichte in zwei Zeiträume.

Nach dem Sechstagekrieg von 1967 wurde das Gebiet durch Israelis neu besiedelt. Die erste Siedlung, das neu erbaute Kfar Etzion, entstand bereits im September 1967. Viele der Rückkehrer in die Siedlung Kfar Etzion waren Kinder von Bewohnern der ursprünglichen Siedlungen.

In dem vom israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert 2006 vorgestellten Konvergenz-Plan gehört der Siedlungsblock Gusch Etzion zu einer der drei großen Siedlungsareale jenseits der Grünen Linie im Westjordanland, die Israel für sich beansprucht.

Siedlungsblock

Allon Schewut im Jahr 2009
Bat Ajin im Jahr 2006
Beitar Illit im Jahr 1998

Der Siedlungsblock Gusch Etzion umfasst folgende Siedlungen:

Name Hebräisch Gründung Einwohner (2008) Einwohner (2014) Typ
Allon Schewut אלון שבות 1970 3.400 3.141 Gemeinschaftssiedlung
Bat Ajin בת עין 1989 900 1.196 Gemeinschaftssiedlung
Beitar Illit ביתר עילית 1985 38.800 46.874 Stadtverwaltung
Efrata אפרתה 1983 8.300 8.131 Gemeindeverwaltung
Elazar אלעזר 1975 1.706 2.535 Gemeinschaftssiedlung
Gva’ot גְּבָעוֹת 1984 75 ? Gemeinschaftssiedlung
Har Gilo הר גילה 1968 570 1.438 Gemeinschaftssiedlung
Karmei Tzur כרמי צור 1984 700 1.011 Gemeinschaftssiedlung
Kfar Etzion כפר עציון 1967 820 1.060 Kibbuz
Migdal Oz מגדל עוז 1977 440 447 Kibbuz
Neve Daniel נווה דניאל 1982 1.883 2.174 Gemeinschaftssiedlung
Rosch Tzurim ראש צורים 1969 560 910 Kibbuz

Regionalverwaltung

Kfar Eldad
Neve Daniel
Nokdim
Tekoa

Die Regionalverwaltung Gusch Etzion (hebräisch מועצה אזורית גוש עציון, Mo'atza Azorit Gush Etzion) ist für alle Siedlungen des Siedlungsblocks, mit Ausnahme der eigenständigen kommunalen Verwaltungen Beitar Illit und Efrata zuständig. Darüber hinaus gehören ihr weitere Siedlungen in dem Judäischen Bergland an: Ibei Hanachal, Kedar, Kfar Eldad, Maale Amos, Maale Rehav'am, Metzad, Nokdim, Pnei Kedem und Tekoa.

Geschichte

1980 wurde die Regionalverwaltung gegründet.

Gliederung

Die Regionalverwaltung ist zuständig für:

Einwohner

Die Einwohnerzahl beträgt 25.802 (Stand: Januar 2022).

Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für die Regionalverwaltung folgende Einwohnerzahlen an:[8]

Name Gründung 1983 1995 2008 Bemerkung
Allon Schewut 1970 1.200 1.870 3.298
Bat Ajin 1989 365 950
Elazar 1975 133 417 1.706
Efrata 1980 207
Gva’ot 1984 Zu Allon Schewut
Har Gilo 1968 201 380 479
Ibei HaNachal 1999 Außenposten, zu Maale Amos
Karmei Tzur 1984 294 757
Kedar 1984 220 852
Kfar Eldad 1994 Zu Nokdim
Kfar Etzion 1967 415 556 476
Maale Amos 1981 209 352 348
Maale Rechavam 2007 - Außenposten zu Kfar Eldad
Metzad 1983 292 253
Migdal Oz 1977 208 269 347
Neve Daniel 1982 69 655 1.883
Nokdim 1982 34 348 886
Pnei Kedem 2000 - - - Außenposten zu Metzad
Rosch Tzurim 1969 235 269 550
Sde Boaz 2002 Außenposten zu Neve Daniel
Tekoa 1977 188 813 1.635
Tzur Schalem 2001 Außenposten zu Karmei Tzur
Gesamt 3.099 7.100 14.420

Bürgermeister

  • Sheila Gal
  • Shaul Goldstein (bis Dezember 2011)
  • Davidi Perl (2012–2017)
  • Shlomo Ne’eman (seit 2017)

Museen

Die Geschichte von Gusch Etzion einschließlich der schweren Kämpfe im Krieg von 1948 mit der Folge der Zerstörung der Ortschaften ist sehr anschaulich im Zentralmuseum[9] in Kfar Etzion neben der originalen, letzten Stellung der verteidigenden Kibbuzbewohner dargestellt – einschließlich einer audiovisuellen Darbietung.

Veröffentlichungen

  • Dror Greenblum: The Making of a Myth: The Story of Kfar Etzion in Religious Zionism 1948–1967, in: Israel Studies, Jg. 21 (2016), Heft 1, S. 132–156.
  • Jonas Breng: Ziemlich beste Feinde, in: Stern Nr. 10, 2. März 2017, S. 60–65.

Siehe auch

Commons: Gusch Etzion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. POPULATION IN LOCALITIES WITH 2,000 RESIDENTS OR MORE/REGIONAL COUNCILS - PRELIMINARY ESTIMATES FOR THE END OF January 2022. In: אוכלוסייה2020 (Excel--Datei). Central Bureau of Statistics, The State of Israel, Januar 2022, abgerufen am 11. März 2022 (englisch, hebräisch).
  2. Gush Etzion, Land der neun Leben
  3. Zeitgenössische Zeitungsberichte, zitiert nach: Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua. Sein Lebensweg aus Briefen und Tagebüchern, Bleicher, Gerlingen, 1996, ISBN 978-3-88350-730-9, S. 313. Einer der drei jüdischen Gefallenen war Erich Jehoshua Marx, der Sohn von Leopold Marx.
  4. Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua, S. 313, und ausführlicher: Etzion Bloc (Gush Etzion) (Memento des Originals vom 12. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jewishvirtuallibrary.org
  5. Benny Morris: 1948: A History of the First Arab-Israeli War. Yale University Press 2008, Seite 405
  6. Benny Morris: 1948: A History of the First Arab-Israeli War. Yale University Press 2008, Seite 170
  7. Zitiert nach der Homepage des The Gush Etzion Visitor Center (Memento des Originals vom 25. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eng.shimur.org. „Four positions at the heart of enemy territory prevented them from approaching the city gates. Many, too many for us fell there. If there exists a Jewish Jerusalem, than the foremost thanks of Israeli history and the entire People go to the defenders of Gush Etzion.“
  8. Israelisches Zentralbüro für Statistik
  9. Hier findet man genauere Informationen zum Museum (Memento des Originals vom 25. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eng.shimur.orgund auch hier.