Grubmühl (Gauting)

Grubmühl ist eine Einöde an der Würm in der Nähe von Gauting im Landkreis Starnberg.

Geschichte

Blick auf Grubmühl von Osten
Grubmühle (2008)
Kolk im Grubmühler Feld

Die Gegend um die Grubmühle hat eine Besiedlungsgeschichte, die bis in die Hallstattzeit zurückweist, wie die dort gefundenen Hügelgräber, wo bereits ein Bronzekessel geborgen wurde, beweisen. Aus dem Mittelalter sind außerdem noch einige Hochäcker erhalten. Der Ort wurde als grueb im Jahr 1399 das erste Mal urkundlich erwähnt, als Konrad von Preysing den Ort verkaufte. Der Ortsname bezeichnet eine Mühle, die an einem Feld liegt, das „Grube“ hieß.[1]

1517 wurde das Kloster Polling als Eigentümer erwähnt, bevor die Mühle dann als Zubehör von Schloss Fußberg 1420 von Rudolf der Jüngere und Konrad von Preysing an die Patrizierfamilien Part und Pütrich ging. Im 16. Jahrhundert gehörte die Mühle dann ebenso wie die Hofmark Königswiesen Katharina Weiler, Ehefrau von Kaspar Weiler.

Alte Stiche und Katasterblätter zeigen, dass der Würmverlauf bis ins 19. Jahrhundert hinein ein ganz anderes Erscheinungsbild mit zahlreichen Nebenarmen, Inseln und Verbreiterungen besaß. Einige trockene Kolke bei Grubmühl zeugen nach wie vor davon.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1861 1871 1900 1925 1950 1961 1970 1987
Einwohnerzahl 5 13 unbewohnt 61 77 57 61 30
Quelle [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]


Mühle

Die ursprünglichen Gebäude wurden aufgrund von Baufälligkeit abgerissen. Am 18. Juli 1807 erteilten die Behörden die Genehmigung für einen Mühlenneubau.[1]

Sägemühle

Damals gehörte die Mühle zu Königswiesen und somit dem Kreisforstreferenten und Regierungsrat Christian Graf von Yrsch.[10] Im Jahr 1842 bestand das Anwesen aus einem Wohnhaus mit Mühlgebäuden, einer Gerbmühle, Pferdeställen, einem Branntweinbrennhaus, einer Sägmühle, einer Stampfmühle, einem Viehstall, einem Getreidekasten sowie einer Wagenremise. Außerdem besaß der Müller 55 Tagwerke Acker, 13 Tagwerke Wiesen und 80 Tagwerke Wald. Im Jahr 1877 wurde eine Kunstmühle eingerichtet, die bald auch Strom erzeugte.[1] 1878 brannte die Mühle nieder.

Goldschlägerei

Im Jahr 1883 kaufte Kommerzienrat Leo Haenle den Komplex und wandelte die Mühle in ein Bronze-Stampfwerk um. Die Landwirtschaft wurde eingestellt. In den Jahren 1887, 1896 und 1912 wurden jeweils neuere Turbinen eingebaut. Für die industriell fordernde Arbeit wurden Goldschläger aus Franken angestellt, was der Fabrik im Ort den Namen „Goldschlägerei“ gab. Aus Kupferstengeln wurden dünne Metallbänder für Schmuck und Verpackungen hergestellt.[11] Auch waren die Schläge der Hämmer so laut, dass sie je nach Wind bis in die Nachbarorte gehört werden konnten. Die Lärmemissionen wurden aufgrund der entstehenden Steuereinnahmen geduldet.[12] Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Werk von den Blattmetallwerken München erworben.[13] Im Jahr 1940 wurde das Hammerwerk nach München verlegt und bis zur Stilllegung 1976 auf das Walzen von Metallbändern umgestellt.[11]

Heute

In dem Ortsteil befinden sich einige Gewerbe, wie etwas das Fitnessstudio Life Gym.[14]

Einwohner

Entwicklung der Einwohnerzahlen von Grubmühl:

Jahr Häuser Einwohner
1825 1 12
1880 1 12
1904 2 0
1925 4 61
Commons: Grubmühl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Ludwig Berchtold: Stockdorf. Geschichte und G'schichtn des Ortes an der Würm. Buchendorfer Verlag, München 1997, ISBN 978-3-927984-66-0, S. 43.
  2. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 205, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  3. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 214, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  4. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 277 (Digitalisat).
  5. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 288 (Digitalisat).
  6. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 279 (Digitalisat).
  7. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 206 (Digitalisat).
  8. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 53 (Digitalisat).
  9. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 142 (Digitalisat).
  10. BayHStA, Adelsmatrikel Grafen Z1.
  11. a b Karl Mayr: Gauting und Stockdorf. 1870–1978. Deutscher Kunstverlag, München 1985, ISBN 3-422-00784-9, S. 268.
  12. Ludwig Berchtold: Stockdorf. Geschichte und G'schichtn des Ortes an der Würm. S. 43, 50.
  13. Metallpapier-, Bronzefarben-, Buntmetallwerke, vorm. Leo Haenle, Ernst Scholl, Lindner & Voit ... In: albert-gieseler.de. Albert Gieseler, 2009, abgerufen am 16. März 2022.
  14. Astrid Becker: Unendlich lange fünf Minuten. In: sueddeutsche.de. SZ, 10. April 2015, abgerufen am 18. Februar 2022.

Koordinaten: 48° 4′ 58″ N, 11° 23′ 48″ O