Goldruten

Goldruten

Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Astereae
Gattung: Goldruten
Wissenschaftlicher Name
Solidago
L.

Die Goldruten (Solidago), auch Goldrauten genannt, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die etwa 100 Arten sind hauptsächlich in Nordamerika verbreitet. Die einzige in Mitteleuropa heimische Art ist die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea L.), die auch als Heilkraut gilt.[1][2][3]

Beschreibung

Illustration der Gewöhnlichen Goldrute (Solidago virgaurea)
Achänen mit Pappus von Solidago sempervirens
Samenstand der Gewöhnlichen Goldrute (Solidago virgaurea)

Vegetative Merkmale

Solidago-Arten sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 5 bis 100, selten bis 200 Zentimetern erreichen. Viele Arten bilden Rhizome als Überdauerungsorgane. Die Stängel sind meist aufrecht, seltener niederliegend. Manchmal sind sie verzweigt. Die Stängel sind meist glatt oder manchmal behaart (beispielsweise Solidago canadensis). Die wechselständigen, gestielten oder ungestielten Laubblätter sind einfach und glatt oder behaart. Die Blattränder sind oft gesägt.

Generative Merkmale

In ganz unterschiedlich aufgebauten, oft auch verzweigten Blütenständen stehen meist viele (zwei bis 1500) kleine körbchenförmige Teilblütenstände; sehr selten stehen die Blütenkörbchen einzeln. Die Blütenkörbchen sind glockenförmig bis zylindrisch und weisen Durchmesser von 1,7 bis 10 Millimetern auf. Der Körbchenboden ist von zehn bis 35 Hüllblättern in drei bis fünf Reihen umgeben. Im Blütenkörbchen stehen am Rand meist zwei bis 15 (selten fehlen sie oder es sind bis zu 24) Zungenblüten und im Zentrum meist zwei bis 35 (selten bis zu 60) Röhrenblüten. Die Zungenblüten, auch Strahlenblüten genannt, sind zygomorph, weiblich, fertil, meist ungehaart und meist gelb oder selten weiß. Die radiärsymmetrischen Röhrenblüten, auch Scheibenblüten genannt, sind gelb, zwittrig, fertil und fünfzähnig.

Die Achänen weisen meist acht bis zehn Rippen auf. Der Pappus besteht aus 25 bis 45 Borsten in zwei Reihen; manchmal sind die Borsten zusätzlich von 0,25 bis 0,5 Millimeter langen Schuppen umgeben.

Ökologie

Bei den Solidago-Arten handelt es sich um Hemikryptophyten. Vegetative Vermehrung erfolgt durch Rhizome.

Die Ausbreitung der Diasporen, es handelt sich um die Achänen, erfolgt durch den Wind.

Systematik und Verbreitung

Solidago bicolor
Blütenstände von Solidago caesia
Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
Blütenstand von Solidago rigida
Blütenkörbchen im Blütenstand von Solidago simplex
Blütenstände von Solidago velutina subsp. sparsiflora
Blütenkörbchen mit Blüten im Blütenstand von Solidago virgaurea subsp. minuta

Die Gattung Solidago wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Synonyme für Solidago L. sind: Actipsis Raf., Aster L. subg. Solidago (L.) Kuntze, Leioligo Rafinesque, Oligoneuron Small, Brachychaeta Torr. & A.Gray.[4]

Solidago-Arten sind hauptsächlich in Nordamerika verbreitet. Wenige Arten haben ihre Heimat in Südamerika (vier) und einige in Eurasien (sechs bis zehn).

Einige Arten wurden vor etwa 250 Jahren in Europa eingeführt (Neophyten). In Mitteleuropa gedeihen sie vor allem auf Wiesen und Weiden und entlang von Straßen und Bächen. In Mitteleuropa ist nur die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea L.) einheimisch. Verbreitet eingebürgert sind die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.) und die Riesen-Goldrute (Solidago gigantea Ait. var. serotina (Kuntze) Cronquist). Die Unterscheidung vieler Arten ist schwierig.

Zur Gattung Solidago gehören etwa 100 Arten:[4]

Nicht mehr zur Gattung gehört:

  • Ausgegliedert wurde die Gattung Chrysoma Nuttall mit der einzigen Art:
  • Ausgegliedert wurde die Gattung Euthamia (Nuttall) Cass. mit fünf Arten:
    • Euthamia caroliniana (L.) Greene ex Porter & Britton (Syn.: Erigeron carolinianus L., Euthamia galetorum Greene, Euthamia media Greene, Euthamia microcephala Greene, Euthamia microphylla Greene, Euthamia remota Greene, Euthamia tenuifolia (Pursh) Nuttall, Solidago lanceolata L. var. minor Michaux, Solidago moseleyi Fernald, Solidago tenuifolia Pursh, Solidago tenuifolia var. pycnocephala Fernald)
    • Grasblättrige Goldrute (Euthamia graminifolia (L.) Nuttall, Syn.: Chrysocoma graminifolia L., Euthamia fastigiata Bush, Euthamia floribunda Greene, Euthamia graminifolia var. major (Michaux) Moldenke, Euthamia graminifolia var. nuttallii (Greene) Sieren, Euthamia hirtipes (Fernald) Sieren, Solidago camporum var. tricostata Lunell, Solidago graminifolia (L.) Salisbury, Solidago hirtipes Fernald, Solidago lanceolata L.), Neophyt aus Nordamerika, der eine Wuchshöhe von 50 bis 80 Zentimetern erreicht.
    • Euthamia gymnospermoides Greene: Sie ist in Nordamerika weitverbreitet.[4]
    • Euthamia leptocephala (Torrey & A.Gray) Greene ex Porter & Britton: Sie ist in den USA verbreitet.[4]
    • Euthamia occidentalis Nuttall: Sie ist von Kanada über die USA bis Mexiko verbreitet.[4]
  • Ausgegliedert wurde die Gattung Petradoria Greene mit der einzigen Art:
    • Petradoria pumila (Nuttall) Greene: Die zwei Varietäten sind in den US-Bundesstaaten Colorado, Idaho, Wyoming, New Mexico, Arizona, Kalifornien, Nevada sowie Utah verbreitet.

Nutzung und Sonstiges

In der Phytotherapie wird die Droge der blühenden Pflanze der Gewöhnlichen Goldrute (Solidago virgaurea) als Aquaretikum zur (vorbeugenden) Behandlung von Harnsteinen und Nierengrieß, bei Reizblase sowie zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege eingesetzt.[7] Adjuvant wird die Droge bei rheumatischen Beschwerden genutzt. Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Saponine, Phenylglykoside, Gerbstoffe sowie ätherisches Öl. Als Leitsubstanzen gelten Leiocarposid und Virgaureosid. Solidaginis virgaurea herba hat diuretische, schwach spasmolytische, antiphlogistische, antibakterielle sowie antioxidative Wirkungen und hemmt die Glutathion-S-Transferase. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird auch das Kraut der Riesengoldrute (Solidaginis giganteae herba) eingesetzt, es ist jedoch klinisch weniger erforscht.[8]

Bei mittelalterlichen Texten wie der Physica von Hildegard von Bingen muss beachtet werden, dass damals mit Solidago der Beinwell gemeint war.[9]

Aus Stängeln und Blättern kann ein Farbstoff gewonnen werden, je nach Konzentration und Beize erhält man goldene bis braunrote Färbungen.[10]

In England werden Goldruten als Gartenpflanzen verwendet, seit den 1980er Jahren auch in den USA. In Deutschland und der Schweiz sind sie als Neophyten eher ungeliebt, da sie heimische Pflanzenarten zu verdrängen drohen.[11]

Die Goldrute ist die „Nationalblume“ der US-Bundesstaaten Nebraska (seit dem 4. April 1895) und Kentucky (seit dem 16. März 1926).[12][13]

In der Überlieferung des Christentums gilt die gelbblütige Goldrute wegen ihrer medizinischen Bedeutung als „Laurenzilorbeer“ in Erinnerung an den Heiligen Laurentius von Rom.[14]

Goldruten stehen im Verdacht, allergische Reaktionen wie Heuschnupfen auszulösen,[15] obwohl die Pollen der Goldruten schwer und klebrig sind und nicht weit fliegen können. Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Insekten.

Verschiedene Schmetterlings-Larven nutzen Goldruten als Futterpflanze.[16]

Quellen

  • John C. Semple, Rachel E. Cook: Solidago. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 20: Magnoliophyta: Asteridae, part 7: Asteraceae, part 2 (Astereae, Senecioneae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530564-7, S. 107 (englisch)., textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)

Einzelnachweise

  1. Siegrid Hirsch, Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten, Freya -Verlag, Linz, 19. Auflage, 2014, S. 271 f
  2. Maria Treben: Gesundheit aus der Apotheke Gottes, Ennsthaler Verlag, Steyr, 78. Auflage, 1997, S. 20 f
  3. Goldrute, Echte - Solidago virgaurea L.“, in: Caroline Rivolier, René Schweitzer u. a.: Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen (Übersetz. aus dem Französischen), Verlag Das Beste, Stuttgart, 1978 / 2. verbesserte Auflage 1980, S. 116
  4. a b c d e f g h i Solidago im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. April 2014.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd John C. Semple, Rachel E. Cook: Solidago Linnaaeus. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 20, New York und Oxford: – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  6. Datenblatt bei USDA.
  7. Kooperation Phytopharmaka: Goldrute.
  8. Heinz Schilcher: Leitfaden Phytotherapie. Urban & Fischer, München 2007. ISBN 978-3-437-55348-6. S. 113f.
  9. Altes Heilwissen erforscht bei der Universität Würzburg. (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  10. Norbert Welsch, Claus Chr. Liebmann: Farben: Natur, Technik, Kunst. Springer, 2012. ISBN 978-3-8274-2847-9. S. 163
  11. Landratsamt Starnberg: Merkblatt der Unteren Naturschutzbehörde zur Neophytenbekämpfung hier: Kanadische und Späte Goldrute (Solidago canadensis und gigantea)., August 2015.
  12. Goldenrod: Nebraska State Flower auf statesymbolsusa.org.
  13. Goldenrod: Kentucky State Flower auf statesymbolsusa.org.
  14. Günther Berger: Relazioni: Internationales Wien. Peter Lang, 2009. ISBN 978-3-631-56922-1. S. 29
  15. J. Dvorak: Allergie und Asthma: Vorbeugende Praxis. Springer, 2013. ISBN 978-3-0348-5885-4. S. 106
  16. Günter Ebert, Erwin Rennwald: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 9. Verlag Eugen Ulmer, 2003. ISBN 978-3-8001-3279-9. S. 177; 185; 247.
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Wiktionary: Goldrute – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen