Frau-Nauses

Frau-Nauses
Koordinaten: 49° 49′ N, 8° 58′ OKoordinaten: 49° 49′ 25″ N, 8° 57′ 45″ O
Höhe: 243 m ü. NHN
Einwohner: 64 (1970)
Eingemeindung: 1. Januar 1961
Eingemeindet nach: Wiebelsbach
Postleitzahl: 64823
Vorwahl: 06078
Karte
Lage von Frau-Nauses in Groß-Umstadt
Frau-Nauses und der Burzelberg (2021)
Frau-Nauses und das Rondell (2021)
Ortsbild von Frau-Nauses

Die ehemalige Gemeinde Frau-Nauses wurde 1961 in die Nachbargemeinde Wiebelsbach eingegliedert und ist mit dieser zusammen seit 1971 ein Stadtteil von Groß-Umstadt im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Ort besteht aus etwa zehn bebauten Grundstücken, darunter fünf Bauernhöfen. Mit zuletzt 64 gezählten Einwohnern ist Frau-Nauses der bei weitem kleinste Teil von Groß-Umstadt, wird jedoch nach wie vor als eigenständige Gemarkung geführt.

Geographische Lage

Frau-Nauses liegt 243 Meter hoch im Odenwald im Quellgebiet des Wiebelsbachs, hier auch Pferdsbach genannt, in einer engen Tallage. Der Ortsteil Frau-Nauses besteht aus der Gemarkung Frau Nauses.[1]

Geschichte

Ortsgeschichte

Steinbeilfunde unter anderem in einem Steinbruch bei Frau-Nauses und "Am Eichkopf" (Frau-Nauses) belegen eine Besiedlung in der Steinzeit vor etwa 7000 Jahren.

Eine erste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Nydern-Nauwesse datiert von 1359.[2] 1376 in einer Urkunde des Abt von Fulda als Nusseste bezeichnet.[2] Zu dieser Zeit waren hier die Gans von Otzberg begütert. Als Frauwennusaß wird der Name des Ortes 1454 dokumentiert. Der Namenszusatz „Frauwen-“ leitet sich von der Zugehörigkeit zum Frauenkloster Höchst ab.[3] Im Mittelalter unterstand es in der Rechtsprechung der Zent Höchst. Den großen und kleinen Zehnten erhielt das Kloster Höchst.[2] 1524 gehört der Ort mit der Veste Otzberg zur Kurpfalz. Das Oberamt Otzberg kam 1803 infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an Hessen-Darmstadt. Mit dem Tauschvertrag zwischen der Hessen-Darmstadt und dem Herren von Löwenstein-Wertheim vom 5. Februar 1805[4] kam es zum Amt Habitzheim, das 1806 durch die Rheinbundakte an das Großherzogtums Hessen fiel. Die Niedere Gerichtsbarkeit blieb bis 1822 bei den Herren Löwenstein-Wertheim.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über GGG:

»Frauennauses (L. Bez. Breuberg) kathol. und reform. Filialdorf; liegt 112 St. von Breuberg. und gehört dem Fürsten von Löwenstein–Wertheim–Rosenberg. Das Dorf zählt 9 Häuser und 62 Einw., unter diesen sind 56 Kath. 4 Reform. und 2 Lutheraner. Frauennauses gehörte zu dem ehemaligen Nonnenkloster Höchst. Im Jahr 1802 kam es von Pfalz an Hessen und 1805 durch Tausch an Löwenstein und 1806 unter Hess. Hoheit.«[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Frau-Nauses angehört(e):[2][4]

Da Frau-Nauses nicht mehr als einhundert Einwohner zählte, lag nach der Hessischen Gemeindeordnung vom 25. Februar 1952 die Verwaltung bei der Gemeindeversammlung und dem Bürgermeister. Die Gemeindeversammlung bestand aus den wahlberechtigten Bürgern und trat als wesentliches Element der Direkten Demokratie an die Stelle der Gemeindevertretung.

Einwohnerentwicklung

• 1633: 10 Einwohner[2]
• 1829: 62 Einwohner, 9 Häuser[5]
Frau-Nauses: Einwohnerzahlen von 1829 bis 1970
Jahr  Einwohner
1829
  
62
1834
  
64
1840
  
55
1846
  
46
1852
  
55
1858
  
61
1864
  
48
1871
  
84
1875
  
44
1885
  
49
1895
  
53
1905
  
59
1910
  
50
1925
  
45
1939
  
37
1946
  
62
1950
  
61
1956
  
65
1970
  
64
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

NSG "Sandsteinbrüche am Burzelberg bei Frau-Nauses" (2021)

Natur und Schutzgebiete In der Gemarkung von Frau-Nauses liegt das Naturschutzgebiet Sandsteinbrüche am Burzelberg bei Frau-Nauses.[7] In dem stillgelegten Steinbruchgelände brüten unter anderem Wanderfalke und Uhu. Das Schutzgebiet ist gleichzeitig eine Teilfläche des größeren Natura2000-Gebiets „Felswände des nördlichen Odenwaldes“ (EU-Vogelschutzgebiet 6119-402).[8]

Verkehr

Tunnelportal bei Frau-Nauses

Bei Frau-Nauses bündelt sich der gesamte Schienen- und Straßenverkehr vom hinteren Odenwald in das Rhein-Main-Gebiet. Die Bundesstraße 45 umgeht die Ortslage nördlich in Hanglage, weil sie hier mit einer langgezogenen Steigung zum Rondell den 290 Meter hohen Sattel des Höhenzuges überwinden muss, der das Odenwald-Vorland vom Mümlingtal trennt. Hier verschwindet auch die Odenwaldbahn mit einer in die Talsohle eingeschnittenen Rampe im Nordportal des nach diesem Ort benannten Frau-Nauses-Tunnel.

Commons: Frau-Nauses – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  4. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  5. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 31. Dezember 1961 zur Gemeinde Wiebelsbach.
  9. Am 31. Dezember 1971 mit Wiebelsbach als Ortsbezirk zur Stadt Groß-Umstadt.

Einzelnachweise

  1. Gemarkung Fau Nauses. In: GEOindex. Abgerufen im Dezember 2024.
  2. a b c d e f Frau-Nauses, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 1. September 2012.
  3. Frau Nauses. Die älteste Frau des Odenwalds? (Memento vom 7. Februar 2015 im Internet Archive) In: wiebelsbach.info. Abgerufen am 28. Juli 2017.
  4. a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 47 §§ 14–15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  7. Verordnung über das Naturschutzgebiet „Sandsteinbrüche am Burzelberg bei Frau-Nauses“ vom 14. Dezember 1994. (PDF) Staatsanzeiger für das Land Hessen, Ausgabe Nr. 1/1995, S. 39, Nr. 23, abgerufen am 26. Juli 2020.
  8. 6119-402 „Felswände des nördlichen Odenwaldes“. Natura2000-Verordnung. Regierungspräsidium Darmstadt, abgerufen am 26. Juli 2020.