Fingerstrauch

Fingerstrauch

Fingerstrauch (Potentilla fruticosa)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Potentilla
Art: Fingerstrauch
Wissenschaftlicher Name
Potentilla fruticosa
L.

Der Fingerstrauch (Potentilla fruticosa L, Syn.: Dasiphora fruticosa (L.) Rydb.), auch Strauch-Fingerkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Potentilla. Bei manchen Autoren wird sie aber auch in die Gattung Dasiphora gestellt.

Beschreibung

Illustration (Kelch und Nebenkelch sind gesondert dargestellt)
Radiärsymmetrische, fünfzählige Blüte im Detail
Reife Früchte

Vegetative Merkmale

Der Fingerstrauch ist ein aufrechter Strauch, der Wuchshöhen von 20 bis 100 Zentimetern erreicht. Die Rinde ist braunrot und blättert in langen Fetzen ab.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in einen kurzen Blattstiel und eine Blattspreite gegliedert. Die derbe Blattspreite ist drei- bis fünfteilig gefiedert. Die Fiederblättchen sind sitzend, länglich-lanzettlich, am Grund keilförmig verschmälert, an der Spitze stumpf und ganzrandig. Die Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite ist etwas heller und reichlich behaart.

Generative Merkmale

Die Blüten befinden sich einzeln oder zu wenigen endständig an den beblätterten Zweigen. Der Blütenstiel ist behaart.

Im nördlichen Europa und in nördlichen Teilen Asiens ist der Fingerstrauch diözisch; dagegen haben die Vorkommen der Art in anderen Gebieten, so auch im südlichen Europa, in der Regel zwittrige Blüten.[1][2]

Die Blüten sind radiärsymmetrisch. Der Blütenboden ist kegelförmig ausgebildet. Es ist ein zusätzlicher, schmal-lanzettlicher Außenkelch vorhanden. Die Kelchblätter sind bei einer Länge von 8 Millimetern breit-eiförmig. Die Kronblätter sind bis zu 12 Millimeter lang, rundlich, breiter als lang und am Grund plötzlich zusammengezogen. Die Oberseite ist goldgelb, die Unterseite mattgelb gefärbt. Es sind ungefähr 25 Staubblätter vorhanden.

Die zahlreichen Nüsschen sind meistens behaart.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14, 28 oder 42.[3]

Habitus in Russland

Vorkommen

Das weite, disjunkte Verbreitungsgebiet des Fingerstrauchs erstreckt sich von Spanien, Frankreich (Pyrenäen und Seealpen), Italien, Großbritannien, Irland, Schweden, Bulgarien, Estland, Lettland, Russland bis zum Kaukasusraum, Kasachstan, China, Japan, Sibirien bis zur Mongolei und umfasst auch Kanada und die Vereinigten Staaten.[4][5][6] Dieses große zirkumpolare Gesamtareal bildet jedoch kein durchgängiges Verbreitungsgebiet. Aus der Lücke der natürlichen Verbreitung in Mitteleuropa sind nur wenige auf Verwilderung aus Anpflanzungen zurückgehende Vorkommen bekannt, beispielsweise aus Deutschland,[7][8][9][10][11][12] Österreich,[13] der Schweiz[14] und Frankreich.[15][16]

Die Vorkommen in den französischen Pyrenäen und Seealpen liegen in 800–2200 m Höhe in subalpinen und alpinen Niedermooren sowie an Bachufern, selten auch in mesophilen Rasen und auf Felsen.[17] In China gedeiht der Fingerstrauch an Felsen in Wäldern, an Waldrändern und in Gebüschen, auf Gebirgswiesen und auf grasigen Berghängen in Höhenlagen von 400 bis 5000 Metern.[18]

Systematik

Je nach Autor werden von Dasiphora fruticosa mehrere Unterarten und Varietäten unterscheiden, z. B. die Unterarten:[4]

  • Dasiphora fruticosa (L.) Rydb. subsp. fruticosa: Sie kommt in Großbritannien, Irland, Estland, Lettland und Schweden vor, außerdem in Indien, Pakistan, Nepal und Bhutan und in den gemäßigten Gebieten Asiens.
  • Dasiphora fruticosa (L.) Rydb. subsp. floribunda (Pursh) Kartesz: Sie kommt in Südeuropa, in Asien, in Kanada und in den Vereinigten Staaten vor.

Nutzung

Der Fingerstrauch wird häufig als Zierpflanze in Gärten und Parkanlagen genutzt und ist stellenweise verwildert. Es gibt zahlreiche Kulturformen.

Literatur

  • Gunter Steinbach (Hrsg.): Strauchgehölze (Steinbachs Naturführer). Mosaik Verlag GmbH, München 1996, ISBN 3-576-10560-3.

Einzelnachweise

  1. Jens Klackenberg: The holarctic complex Potentilla fruticosa (Rosaceae). In: Nordic Journal of Botany. Band 3, Nr. 2, 1983, S. 181–191, doi:10.1111/j.1756-1051.1983.tb01061.x.
  2. T. T. Elkington und S. R. J. Woodell: Potentilla fruticosa L. (Dasiphora fruticosa (L.) Rydb.). In: Journal of Ecology. Band 51, Nr. 3, 1963, S. 769–781, JSTOR:2257763.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 536.
  4. a b Dasiphora im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. April 2017.
  5. Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Flora der Gehölze. Bestimmung, Eigenschaften und Verwendung. 2. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8001-4832-5, S. 464: „Verbreitung: Europa: Spanien, Frankreich, Italien, Balkanhalbinsel, Britische Inseln, Schweden, Russland; Kaukasus, Himalaya, N-Asien, Japan, Alaska, Kanada, USA: Nordosten, Nordost-Zentral, nördl. Präriestaaten, Rocky Mts., Südwesten, Nordwesten, Kaifornien; Grönland.“
  6. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald (Bearb.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage. Oberösterreichische Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 485: „Heimat: reliktär disjunkt in Irland, England, Schweden, Baltikum, in den SW-Alpen und in SO- und S-europäischen Gebirgen, sonst im Ural, in Asien und Nordamerika.“
  7. Hier mindestens seit dem frühen 20. Jahrhundert. – Franz Niedenzu (Hrsg.): August Garcke’s illustrierte Flora von Deutschland. 22. Auflage. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin 1922, S. 433 (archive.org): „hin und wieder in Anlagen angepflanzt und selten verwildert.“
  8. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 536: „selten verwildert.“
  9. Netzwerk Phytodiversität Deutschlands e. V. (NetPhyD), Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg 2013, ISBN 978-3-7843-5319-7 (Die Art wurde nicht erfasst. Das bedeutet zumindest keine einheimischen Vorkommen.).
  10. Thüringen: Hans-Joachim Zündorf, Karl-Friedrich Günther, Heiko Korsch, Werner Westhus: Flora von Thüringen. Die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen Thüringens. Weissdorn-Verlag, Jena 2006, ISBN 3-936055-09-2, S. 579 (zweizeilige Notiz im Anhang „Unbeständige oder verwilderte Arten“).
  11. Baden-Württemberg: Oskar Sebald: Potentilla. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3314-8, S. 110–152, hier S. 112: „Die Art kann gelegentlich verwildern. (...) Sichere Beobachtungen über eine Selbstaussaat scheinen jedoch aus Baden-Württemberg noch nicht vorzuliegen.“Potentilla fruticosa L. In: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs: Aktuelle Verbreitung. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart; (nur 33 Beobachtungen aus 24 Quadranten, ohne Status-Differenzierung).
  12. Bayern: Dasiphora fruticosa (L.) Rydb. – Strauch-Fingerkraut. In: Botanischer Informationsknoten Bayern: Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns. SNSB IT Center, Botanische Staatssammlung München; (nur „synanthrop, kultiviert, unbeständig“ und gelegentlich „angesalbt“ (Datenstand: 02.07.2020)).
  13. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald (Bearb.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage. Oberösterreichische Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 485: „Häufig kultiviert, Zierstrauch, selten verwildernd.“
  14. Potentilla fruticosa L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. August 2020. (In der Karte bezeichnen Quadrate Vorkommen mit Status „eingeführt/verwildert/subspontan“; die meisten Beobachtungen stammen aus der Zeit nach 2006. Allgemein: „Status: (...) kultivierter Neophyt“.)
  15. Abgesehen von den Pyrenäen und den Seealpen gibt es im Großteil des Landes nur seltene Verwilderungen. – Jean-Marc Tison, Bruno de Foucault, Société botanique de France: Flora Gallica. Flore de France. 1. Auflage, 2. Druck (mit zahlreichen Korrekturen). Biotope Éditions, Mèze 2014, ISBN 978-2-36662-012-2, S. 983 (französisch): « R [= rare] Alpes-Maritimes, Pyrénées; 800–2200 m ; ailleurs cultivé et rarement échappé. »
  16. David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora alpina. Ein Atlas sämtlicher 4500 Gefäßpflanzen der Alpen. Band 1. Haupt-Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2004, ISBN 3-258-06600-0, S. 762 (Die schematische Karte der natürlichen Verbreitung zeigt Vorkommen in den Pyrenäen, im Département Alpes-Maritimes, in der italienischen Provinz Cuneo und auf dem Balkan, keine in den übrigen Regionen der Alpen.).
  17. Jean-Marc Tison, Bruno de Foucault, Société botanique de France: Flora Gallica. Flore de France. 1. Auflage, 2. Druck (mit zahlreichen Korrekturen). Biotope Éditions, Mèze 2014, ISBN 978-2-36662-012-2, S. 983 (französisch): « 800–2200 m (...) bas-marais subalpins et alpins, bords des ruisseaux, rarement pelouses mésophiles et rocailles. »
  18. Li Chaoluan (Li Chao-luang), Hiroshi Ikeda, Hideaki Ohba: Potentilla fruticosa Linnaeus, S. 292 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 9: Rosaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-91-7.
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