Esther (Händel)

Esther (HWV 50) ist das erste englischsprachige Oratorium von Georg Friedrich Händel.

Entstehung

Die erste Fassung des Oratoriums schrieb Händel in einer Zeit, als er für den Earl of Carnarvon (ab 1719 Duke of Chandos) auf dessen Landsitz Cannons arbeitete. Sie besteht zu mehr als der Hälfte aus Übernahmen aus älteren Werken, unter anderem aus Händels Brockes-Passion.

Die Uraufführung ist nicht sicher dokumentiert, wird aber allgemein für das Jahr 1718 angenommen, da in diesem Jahr ein Kopist Händels eine Partiturabschrift anfertigte. Dafür spricht auch, dass die verwendeten Instrumente weitgehend mit den Musikerlisten für Cannons in der fraglichen Zeit übereinstimmt. Das Werk mit dem Titel Haman and Mordecai war zu diesem Zeitpunkt in sechs Szenen organisiert und wurde offenbar noch als Masque bezeichnet. Daraus zieht Winton Dean den Schluss, dass es szenisch aufgeführt worden sei; belegt ist dies jedoch nicht.

Nach der Aufführung in Cannons geriet Esther für lange Zeit in Vergessenheit. Am 23. Februar 1732 wurde es dann privat zu Händels Geburtstag in der Crown & Anchor Tavern (Strand) aufgeführt, unter der Leitung von Bernard Gates, dem Leiter des Kinderchors der Chapel Royal und Freund Händels. Die Aufführung wurde zweimal privat wiederholt.

Für den 20. April wurde dann plötzlich eine öffentliche Aufführung der Esther als „Oratorio or sacred Drama“ in den York Buildings angekündigt. Es ist nicht bekannt, wer hinter diesem Ereignis steckte, aber Händel reagierte umgehend darauf. Er überarbeitete das Werk um viele neue Nummern, die er größtenteils aus seinen Anthems und italienischen Opern übernahm. Diese zweite Fassung wurde schon am 2. Mai 1732 am King’s Theatre am Haymarket aufgeführt. Die Ankündigung enthielt den Hinweis „There will be no Action on the Stage, but the House will be fitted up in a decent Manner, for the Audience“.

Libretto

In den verschiedenen überlieferten Textdrucken wird als Autor zumeist John Arbuthnot, aber auch Alexander Pope genannt. Beide Dichter waren mit dem Earl eng verbunden. Das Libretto basiert locker auf der gleichnamigen Tragödie von Jean Racine (1689), die ihre Figuren aus dem Buch Ester zieht.

Personen

Bei der ersten öffentlichen Aufführung 1732 wurde die Besetzung von folgenden Sängern gesungen:

Literatur

  • Winton Dean: Handel's Dramatic Oratorios and Masques. Clarendon, Oxford 1989, ISBN 0-19-816184-0, (Originalausgabe: Oxford University Press, Oxford 1959), (englisch).
  • Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Ein Kompendium. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2.
  • Albert Scheibler, Julia Evdokimova: Georg Friedrich Händel. Oratorien-Führer. Edition Köln, Lohmar 1993, ISBN 3-928010-04-2.