Epistemische Gewalt

Epistemische Gewalt (engl.: epistemic violence) ist ein 1988 von der postkolonialen Theoretikerin Gayatri Spivak geprägter Begriff zur Beschreibung von Formen indirekter Gewalt, die im Zusammenhang mit der Produktion, der Verbreitung und der Anerkennung von Wissen ausgeübt wird: Die Verweigerung von epistemischer Handlungsfähigkeit für bestimmte Akteure, die Ausbeutung epistemischer Ressourcen und die gewaltsame Durchsetzung einer dominanten epistemischen Perspektive, die zu Unterordnung und Hierarchisierung führt.

Insbesondere in der post- und dekolonialen Theorie sowie der feministischen und indigenen Wissenskritik wird epistemische Gewalt mit Kolonialismus und der gewaltsamen Ausbreitung eines männlich dominierten Eurozentrismus als einzig legitime Wissensperspektive in Verbindung gebracht. Dekoloniale Theorien analysieren die Verflechtungen und interdependenten Zusammenhänge epistemischer Vorherrschaft mit anhaltenden kolonialen Machtstrukturen und arbeiten an einer epistemischen Rekonstitution marginalisierter Wissensbestände.

Begriff und Herkunft

Episteme (Einzahl, weiblich, [Episte'me], von griech. ἐπιστήμη [epistéme]) bedeutet „Erkenntnis“, „Wissen“ oder „Wissenschaft“ und grenzt sich in der antiken Nikomachischen Ethik von anderen Formen des Wissens, des Meinens (doxe) und des praktischen Könnens (techne) ab[1]. Michel Foucault theoretisiert episteme als „strategisches Dispositiv[2], das innerhalb eines historisch-spezifischen Macht/Wissenssystems die Möglichkeitsbedingungen von Wissen und Wahrheit definiert. Die als jeweils illegitim markierten Erkenntnismöglichkeiten bezeichnet er als „subjugated knowledges“:

“(...) a whole set of knowledges that have been disqualified as inadequate to their task or insufficiently elaborated: naive knowledges, located low down on the hierarchy, beneath the required level of cognition or scientificity.”

Michel Foucault: Power/Knowledge [1980][3]

Nach Foucault sind Wissen und Macht inhärent und untrennbar verknüpft, sodass „es keine Machtbeziehung gibt, ohne dass sich ein entsprechendes Wissensfeld konstituiert, und kein Wissen, das nicht gleichzeitig Machtbeziehungen voraussetzt und konstituiert“[4]. Wissen und Wissenschaft kann somit nicht jenseits von Machtordnungen produziert und verhandelt werden; nicht zuletzt auch, weil ein gegebenes Wissenssystem definiert, welche Aussagen als legitimes und wahrhaftiges Wissen geltend gemacht und welche epistemischen Perspektiven und Erkenntnismöglichkeiten disqualifiziert und exkludiert werden.

Als Teil eines weiten Gewaltverständnisses, das über direkte und physische Gewalt hinausgeht und auch strukturelle, psychologische, emotionale, symbolische und normative Gewaltdimensionen umfasst[5][6], beschreibt epistemische Gewalt demnach die Unterdrückung der epistemischen Handlungsfähigkeit Einzelner oder gesamter Wissens- und Sinnsysteme auf Basis hierarchisch organisierter epistemischer Grenzziehungen innerhalb einer gegebenen Machtordnung.

Epistemische Gewalt ist dabei kein einheitlich verwendeter oder umfassend theoretisierter Begriff[7]. Erstmals führte ihn die postkoloniale Theoretikerin Gayatri Spivak in ihrem Essay Can the Subaltern Speak? (1988) in den akademischen Diskurs ein, um den kolonial-patriarchalen Diskursraum aufzuzeigen, in dem indische Frauen und andere marginalisierte Gruppen systematisch zum Schweigen gebracht, objektifiziert und ihrer Selbstrepräsentation und epistemischen Handlungsmacht beraubt werden[8]. Ihre Konzeptualisierung ist dabei aber anschlussfähig an Begriffe wie den der epistemische Ungerechtigkeit der Philosophinnen Miranda Fricker und Kristie Dotson, sowie der eurozentrischen epistemischen Wissenshegemonie, die im Kontext post- und dekolonialer Theorien diskutiert wird.

Dimensionen und Ebenen epistemischer Gewalt

Claudia Brunner schlägt für eine Typologisierung epistemischer Gewalt eine unterteilte Betrachtung auf Mikro-, Meso- und Makroebene vor, die dabei als verschränkt und ko-konstitutiv zu lesen sind[9].

  • Die Mikroebene beschreibt konkrete Erfahrungen epistemischer Gewalt, in denen „eine Person in ihrer Eigenschaft als Wissender verletzt wird“[10]. Durch eine „Entwertung, Überschreibung und Auslöschung bestimmter Erfahrungs- und Erkenntnispositionen“[11] etwa aufgrund rassistischer oder sexistischer Zuschreibungen, werden Stimmen, Positionen und Wissensbestände marginalisiert, ignoriert oder außer Kraft gesetzt. Gleichzeitig umfasst die Mikroebene das für epistemisch Handlungsfähige „zur Normalität gewordene Privileg, epistemische Gewalt ausüben zu können“[12], ohne dass dies als Gewalt erkannt oder problematisiert wird.
  • Die Mesoebene fragt nach Prozessen der Klassifizierung und Hierarchisierung von intelligiblem und relevantem Wissen sowie der Monopolisierung und Universalisierung von euro- und androzentrischen Wissensperspektiven[13]. Damit verknüpft ist in der akademischen Praxis auch die bis heute asymmetrische globale Machtstruktur im Bereich der Wissensproduktion und intellektuellen Arbeitsteilung[14].
  • Die Makroebene betrachtet schließlich die globale Machtordnung aus der Perspektive der „Kolonialität der Macht“ (Quijano 2000), die bestehende ökonomische, politische, intersubjektive und epistemische Machtmuster als Folge des Kolonialismus denkt[15]. Im Kern dieser globalen Matrix steht der Kapitalismus als universell durchgesetztes Ausbeutungsmodell, der (National-)Staat als universelles Kontrollmodell von öffentlicher Autorität sowie der Eurozentrismus als einzig legitime Form von Rationalität und Wissensproduktion[16].

Epistemische Gewalt auf der Mikroebene

Epistemische Ungerechtigkeit, wie sie von der britischen Philosophin Miranda Fricker (2007) und der afro-amerikanischen Philosophin Kristie Dotson (2011) konzeptualisiert wurde, beschreibt Praktiken des Unrechts, die einer Person in ihrer Kapazität als Wissenssubjekt widerfahren[17]. Negative soziale Verortungen, beispielsweise durch rassistische und/oder sexistische Vorurteile, führen dabei zu einer Missachtung der epistemischen Fähigkeiten einer Person, als Wissende oder Rezipientin von Wissen operieren zu können[18]. Als testimoniale Ungerechtigkeit (testimonial injustice) bezeichnet Fricker dabei die Leugnung der Glaubwürdigkeit einer Person als Quelle legitimen Wissens und damit den systematischen Ausschluss von einer „community of knowers“[19]. Beispiele hierfür können etwa eine „Ökonomie der Glaubwürdigkeit“ in der Begegnung eines Weißen Polizisten mit einer Person of Color sein[20] oder das sogenannte Mansplaining, indem Männer von einer Überlegenheitsposition gegenüber den Wissensbeständen von Frauen ausgehen. Mit hermeneutischer Ungerechtigkeit beschreibt Fricker die Exklusion bestimmter Erfahrungen aus kollektiv geteilten epistemischen Ressourcen und das daraus entstehende Deutungs- und Wahrnehmungsdefizit, diese als Unrecht erkennen und benennen zu können[21]. Als Beispiel führt sie die Erfahrung sexueller Belästigung in einer Gesellschaft an, in der der Begriff noch nicht als gemeinsame Deutungsressource existiert und damit sowohl die Artikulation als auch ein Verständnis erschwert[22].

Kristie Dotson vertiefte Frickers Konzept um die Begriffe des testimonial quietings und testimonial smotherings, die Brunner mit exogenem und endogenem Verstummen übersetzt[23]. Exogenes Verstummen beschreibt Praktiken des aktiven Nicht-Wissen-Wollens, indem einem Gegenüber epistemische Handlungsfähigkeit abgesprochen und so ein reziproker Dialog verhindert wird[24]. Endogenes Verstummen kann als Sprachlosigkeit begriffen werden, die aus andauernder epistemischer Ungleichbehandlung resultiert und das Unverständnis, die Missachtung oder die Ignoranz des Gegenübers antizipiert[25].

All jene Praktiken des Silencing und systematischen Außerkraftsetzens von Erfahrung und Wissen anhand rassistisch-vergeschlechtlichter epistemischer Grenzziehungen verlegen die Wissens- und Sinnbestände marginalisierter Akteure in den Bereich des „Nichthörbaren, Nichtverstehbaren, der Nichtanerkennbarkeit und damit der Unlebbarkeit“[26]. Für Betroffene kann die beständige Erfahrung von illegitimem Wissen und Realitätserleben zu einem massiven Vertrauensverlust in das eigene Weltverständnis und die epistemische Schöpfungsmacht führen und die Integrität einer Person langfristig schädigen[27]. Der Höhepunkt epistemischer Gewalt findet sich laut José Medina im „epistemischen Tod“, “when subjects are not simply mistreated as intelligible communicators, but prevented from developing and exercising a voice, that is, prevented from participating in meaning-making and meaning-sharing practices”[28].

Diese „epistemischen Schweigezonen“[29] (epistemic silences) sind dabei als Folgen hegemonialer Diskurse zu verstehen, die bestimmte Perspektiven und Erfahrungen normalisieren, hierarchisieren und in ihrer Validität definieren. Praxen des Gehörtwerdens, der Sichtbarkeit und epistemischen Anerkennung werden so ebenso bestimmend strukturiert wie Möglichkeitsräume für 'legitime' Kritik[30]. Die auf diese Weise wirksam werdende epistemische Gewalt beschreibt Courtney T. Goto folgendermaßen:

“What is so violent about epistemic violence is that by replacing the way others represent themselves, we dictate whether and how someone is to be seen or not seen at all, what is real and unreal. In effect, we say to the other, ›You are to be seen only in terms of how I see you. Otherwise you are not seen. Otherwise you do not exist.‹ This is violence.”

Courtney T. Goto: Experiencing Oppression [2017][31]

Epistemische Gewalt auf der Mesoebene

Was als intelligibles und relevantes Wissen gilt und wer als kompetenter Sprechender in kollektiven Wissens- und Deutungsprozessen partizipieren darf, wird maßgeblich von dominanten Diskurssystemen bestimmt und perpetuiert gleichzeitig bestehende Machtkonstellationen. Die Mesoebene epistemischer Gewalt fragt demnach nach den Machtstrukturen, die einem hegemonialen Wissenssystem zugrunde liegen, und den Wissensbeständen, die es legitimieren[32]. Der systematische Ausschluss subalterner Perspektiven aus dem Wissenskanon und die gleichzeitige Zentralisierung und Universalisierung euro- und androzentrischen Wissens steht dabei aus Sicht post- und dekolonialer Theorien in direktem Zusammenhang mit dem europäischen Kolonialismus und seinen anhaltenden Folgen[33].

Epistemologischer Rassismus

Mit der gewaltsamen Eroberung, Ausbeutung und Unterdrückung der Welt im Zuge des europäischen Imperialismus wurden die kolonisierten Bevölkerungen nicht nur ihrer materiellen Ressourcen enteignet, sondern auch ihrer Vorstellungen über die Welt, ihrer kognitiven Perspektiven, „Muster der Sinnstiftung, ihr symbolisches Universum und ihre Formen des Ausdrucks […], kurz der Kultur“[34]. Der portugiesische Soziologe Boaventura de Sousa Santos prägte hierfür den Begriff des Epistemizids, der „Ermordung von Wissen“[35] im Auslöschen von Wissensträgern, zwanghafter christlicher Konversion, Vernichtung von Sprachen durch Linguizide und der systematischen Kolonisierung und Desozialisierung in europäischen Kirchen und Schulen[36]. Die auf diese Weise angestrebte „Kontrolle des mentalen Universums der Kolonisierten“ beschreibt der kenianische Kulturwissenschaftler Ngũgĩ wa Thiong’o als wichtigstes koloniales Eroberungsfeld, da ökonomische und politische Kontrolle ohne mentale Kontrolle niemals vollständig oder effizient sein könne:

“But it's most important area of domination was the mental universe of the colonised, the control, through culture, of how people perceived themselves and their relationship to the world. Economic and political control can never be complete or effective without mental control. To control a people's culture is to control their tools of self-definition in relationship to others.”

Ngũgĩ wa Thiong’o: Decolonising the Mind [1981][37]

Die zwanghafte Selbstentfremdung in der Zerstörung und systematischen Abwertung des eigenen intellektuellen und kulturellen Erbes und die Zentralisierung Europas im Wissensuniversum der Kolonisierten, führte zu einer zunehmenden Selbstdefinition im „Zerrspiegel“[38] eurozentrischer Wissensperspektiven sowie der Internalisierung einer zugeschriebenen intrinsischen Unterlegenheit[39]. Die mentale Kolonisierung sicherte auf diese Weise die Reproduktion beherrschbarer kolonialer Subjekte und globalisierte den Westen als umfassendes externes und internes Machtmodell: “The West is now everywhere, within the West and outside; in structures and in minds”[40]. Sebastian Garbe fasst diese Dimension epistemischer Gewalt so zusammen:

„Die epistemische Gewalt des Eurozentrismus besteht also in der gewaltsamen Durchsetzung einer für die kolonisierten Bevölkerungen fremden, das heißt europäischen kognitiven, kulturellen und epistemischen Perspektive: Die Gewalt, die Welt nicht mit eigenen Augen erkennen zu können.“

Sebastian Garbe: Deskolonisierung des Wissens [2013][41]

Die „erfolgreiche Verwandlung Westeuropas zum Zentrum des globalen Weltsystems“[42] begründete und legitimierte sich in einer ontologischen und epistemischen Differenzproduktion, die dem nicht-westlich/männlichen Anderen ein gleichwertiges Menschsein und Wissen absprach. Durch die Erfindung von 'Rassen' wurden Unterschiede zwischen Menschen sowie eine westliche Überlegenheit in biologischer Logik verankert und somit naturalisiert: “Racism, as we sense it today, was the result of two conceptual inventions of imperial knowledge: that certain bodies were inferior to others, and that inferior bodies carried inferior intelligence”[43]. Diese rassisch und vergeschlechtlicht begründete epistemische Grenzziehung rechtfertigte die Missachtung und Auslöschung indigenen/weiblichen/subalternen Wissens ebenso wie imperiale Erziehungs- und Zivilisierungspraktiken. Durch die Konstruktion des Kolonisierten als gegensätzlichen Anderen, der außerhalb von Rationalität, Zivilisiertheit und Moralität steht, erscheint die Implementierung europäischer Werte, Normen, Strukturen und Wissensbestände als gerechte „Normalisierung“[44] und Hilfestellung in Richtung Fortschritt und Modernisierung. Die Pluralität und gleichberechtigte Koexistenz menschlicher Wissens- und Seinsformen wurde durch ein evolutionistisches Ordnungssystem eliminiert, das die Entwicklung von der Tradition in die Moderne, Barbarei zu Zivilisation, Mythologie/Magie zu Wissenschaft etc. beschreibt[45]. Während die westlich-moderne Wissenschaft dabei als einzig valide Form der Wissensproduktion zurückbleibt, werden andere Welterfahrungen und Wissensformen für nichtexistent, irrelevant und ungültig erklärt: Alles, was von ihr nicht anerkannt wird, erscheint als „Form des Unwissens oder des Mangels an Kultur“[46].

Epistemologische Hegemonie der Wissenschaft

Wissenschaft wird häufig als gewaltfrei, entkörpert und außerhalb jeglicher sozial-historischer Verortungen konzipiert[47]: Sie produziert ein universelles, objektives und neutrales Wissen, das unabhängig vom forschenden Subjekt erkannt werden kann. Diese Annahme ist tief in die epistemologischen Fundamente westlich-moderner Wissenschaft eingeschrieben[48]. Die unbedingte Situiertheit von Wissen, wie sie die feministische Wissenschaftshistorikerin Donna Haraway herausgearbeitet hat, wird dabei durch das Herausschreiben des Subjekts aus dem Wissensproduktionsprozess verschleiert:

“By delinking ethnic/racial/gender/sexual epistemic location from the subject that speaks, Western philosophy and sciences are able to produce a myth about a Truthful universal knowledge that covers up, that is, conceals who is speaking as well as the geo-political and body-political epistemic location in the structures of colonial power/knowledge from which the subject speaks.”

Ramón Grosfoguel: Decolonizing Post-Colonial Studies [2011][49]

Der kolumbianische Philosoph Santiago Castro-Gómez beschreibt die Illusion dieser objektiven Perspektive auch als „Hybris des Nullpunkts“ (hybris del punto cero)[50]: Ein Standpunkt, der sich selbst als außerhalb eines bestimmten Standpunktes darstellt. Dieser „god-trick of seeing everything from nowhere“[51] kann dabei als säkularisierte Form des vormals christlichen Wissensmonopols verstanden werden, indem sich das aufgeklärte Wissenssubjekt die Attribute des christlichen Gottes aneignet:

“René Descartes, the founder of Modern Western Philosophy, inaugurates a new moment in the history of Western thought. He replaces God, as the foundation of knowledge in the Theo-politics of knowledge of the European Middle Ages, with (Western) Man as the foundation of knowledge in European Modern times. All the attributes of God are now extrapolated to (Western) Man. Universal Truth beyond time and space privileges access to the laws of the Universe, and the capacity to produce scientific knowledge and theory is now placed in the mind of Western Man. The Cartesian 'Cogito ergo sum' ('I think, therefore I am') is the foundation of modern Western sciences. By producing a dualism between mind and body and between mind and nature, Descartes was able to claim non-situated, universal, Godeyed view knowledge.”

Ramón Grosfoguel: Decolonizing Postcolonial Studies [2011][52]

Die epistemische Hegemonie der Wissenschaft begründet sich demnach in dem Postulat objektiven, gottähnlichen Wissens von universeller Gültigkeit. Nicht-europäische epistemische Produktionsformen und Wissensarten werden als lokal, partikular und jenseits von wahrhaftigem Wissen gedacht: Als „Überzeugungen, Meinungen, Intuitionen und subjektives Verstehen“, denen eine legitime Kopräsenz verweigert wird[53]. Diese „Verschwendung an Welterfahrung“[54] konstituiert eine Vorstellung von Wissen im Singular: “the idea of ‘knowledge’ rather than ‘knowledges’”.[55] Das „Verschlucken“, Herabsetzen und Delegitimieren nicht-europäischer/nicht-wissenschaftlicher Wissensbestände und die gleichzeitige Unsichtbarmachung dieses Prozesses im Postulat neutraler Wissenschaft beschreibt eine weitere Dimension epistemischer Gewalt.

Asymmetrische Verteilung intellektueller Arbeit

Wie auch auf wirtschaftlicher Ebene strukturiert sich die globale Ökonomie des Wissens in ein euro-amerikanisches Zentrum und eine dependente Peripherie: Weil sich die intellektuelle und akademische Macht in Europa und Amerika konzentriert[56], liegt in den dortigen Universitäten, Forschungszentren und Publikationshäusern die Definitionsmacht darüber, “which histories, knowledges and intellectual contributions are considered valuable and worthy of further critical attention and dissemination”[57]. Forschende aus dem Globalen Süden dagegen “usually accept without question the necessity of stepping up, of progressing […] from the margins to the heart of knowledge”[58] im Verfolgen akademischer Karrieren in Bildungseinrichtungen des Globalen Nordens: Europa und die Vereinigten Staaten bilden das 'Internationale' und 'Zentrale' der akademischen Landschaft, während der Rest der Welt 'lokal' und marginal verortet wird[59]. Der beninische Philosoph Paulin J. Hountondji sieht die wissenschaftliche Abhängigkeit des Südens in einem parallelen Prozess zu dem der kolonialen ökonomischen Extraversion (Samir Amin 1968), der Rohmaterial aus den kolonisierten Gebieten in die Zentren brachte, um sie dort gemäß ihrer Bedürfnisse zu verarbeiten, zu konsumieren oder zu re-exportieren. Im selben Maß fungierten die Kolonien auch im Bereich der Wissensproduktion als Datenbanken für intellektuelles Material:

“In the overall process of the production of knowledge, colonies functioned as immense data banks, as storehouses of bare facts and information that were exported to the ruling country, just as they used to serve as storehouses of raw materials that were exported to the same ruling country.”

Paulin J. Hountondji: Scientific Dependance in Africa Today [1990][60]

Die einseitige Ausrichtung auf die ökonomischen und intellektuellen Bedürfnisse der Kolonialmächte und die Nutzung von Kolonialregionen als Rohstoffexporteure an ein weiterverarbeitendes Zentrum, führten zu Peripherisierung und Abhängigkeit: Wirtschaftliche und geistige Produkte des Globalen Südens werden von den Ländern des Nordens kontrolliert und verwaltet. Diese grundlegend dependente Position führte zudem zu einem wirtschaftlichen „growth without development“ sowie der Produktion von „knowledge without invention“[61]: “Scientific activity remains basically extraverted, alienated, dependent on an international division of labor that tends to make scientific invention a monopoly of the North, while confining Southern countries to the importing and application of these inventions”[62]. Die asymmetrische intellektuelle Arbeits- und Ressourcenverteilung sowie die anhaltende Marginalisierung von Wissen des Globalen Südens statt eines gleichberechtigten Polylogs, markiert eine weitere Dimension struktureller epistemischer Gewalt.

Epistemische Gewalt auf der Makroebene

Die anhaltenden Machtmuster, die die Welt seit dem Beginn des europäischen Kolonialismus strukturieren, bezeichnet der peruanische Soziologe Aníbal Quijano als „Kolonialität der Macht“[63]. Sie konstituiert die „dunkle Seite der Moderne“[64]: Die 'Zivilisierung' und Modernisierung der Welt durch die Zerstörung anderer Zivilisationen und die Auslöschung und Dämonisierung nicht-europäischer Lebens- und Wissensarten im Namen der Vernunft und des Fortschritts[65]. Das Konzept der Kolonialität verweist dabei auf die Kontinuität kolonialer Strukturen und eurozentrischer Hegemonien auch nach dem Ende des historischen Kolonialismus und der politischen Dekolonisation: “It is maintainted alive in books, in the criteria for academic performance, in cultural patterns, in common sense, in the self-image of peoples, in aspirations of self, and in so many other aspects of our modern experience. In a way, as modern subjects we breath coloniality all the time and everyday”[66].

Das kolonial/moderne Weltsystem bildete sich der dekolonialen Theorie zufolge aus multiplen und intersektional verschränkten eurozentrischen Hierarchien, die alle Dimensionen der sozialen Existenz erfassen und klassifizieren. Die Erfindung der Rasse wirkt hierbei als zentrales Organisationsprinzip: Die Etablierung neuer sozialer Identitäten in der Idee unterlegener und überlegener Rassen legitimiert und naturalisiert ökonomische Ausbeutung und Unterdrückung ebenso wie politische Disziplinierung und die Privilegierung europäisch-christlich-patriarchaler Vorstellungen über Geschlecht, Sexualität, Spiritualität, Natur, Sprache und Erkenntnis. Die Vielzahl eurozentrischer Hierarchien, die im Zuge des Kolonialismus exportiert, gewaltsam durchgesetzt und globalisiert wurden, können dabei nicht getrennt gedacht werden, sondern bilden eine einander konstituierende Totalität und sind integraler Bestandteil des hegemonialen „modern/kolonialen kapitalistisch/patriarchalen Weltsystems“[67].

Ebenen der „kolonialen Matrix der Macht“

Die „koloniale Matrix der Macht“ umfasst jene vielfältigen Machtstrukturen, die im Zuge der westlich-imperialen Herrschaft global vernetzt und installiert wurden[68]. Ihre materiellen und ideologisch/kognitiven, sozialen, ökonomischen und epistemischen Dimensionen bedingen einander und bringen sich gegenseitig neu hervor[69]: Gemeinsam bilden sie ein allumfassendes und totales soziales System, das mit „wechselnder Rhetorik“[70] bis heute globale Machtverhältnisse strukturiert. Als zentrale Ebenen können unterschieden werden:

  • Kolonialität der Macht: Die sozial-ökonomische Dimension umfasst die Produktion rassifizierter sozialer Hierarchien im historischen Kolonialismus, die die asymmetrische Organisation von Arbeit, Ressourcenzugängen und Kapitalkontrolle innerhalb des kolonialen Systems regulierte und damit den konzentrierten Zustrom an Macht und Kapital nach Europa sicherte[71]. Die Erschließung global vernetzter Handelswege und die Ausbeutung von lokaler Arbeitskraft und Ressourcen im Kontext der kolonialen Expansion und Sklaverei ermöglichten die Entstehung und Ausdehnung des Kapitalismus als hegemoniales globales Wirtschaftsmodell[72], das bis heute asymmetrische Machtbeziehungen zwischen einem euro-amerikanischen Zentrum und einer außer-europäischen Peripherie prägt. Die Etablierung der modern/kapitalistischen Weltsystems ging dabei einher mit der Zerstörung und Einverleibung anderer existierender Formen der sozialen Organisation, des Wirtschaftens und Arbeitens.[73]
  • Kolonialität des Wissens: Die Kolonialität des Wissens beschreibt die Hegemonie des Eurozentrismus als Wissensperspektive, die sich wiederum durch rassistische Begründungsmuster als einzig valide epistemische Perspektive legitimiert und naturalisiert[74]. Globale Dominanz erlangte der Eurozentrismus durch die Unterdrückung, Aneignung und Auslöschung anderer Kultur- und Wissensformen sowie der mentalen Kolonisierung der unterdrückten Bevölkerungen. Einher mit der epistemologischen Hierarchisierung geht auch eine Privilegierung westlich-christlicher Kosmologien, europäischer Sprachen, Bildungs- und Erziehungsweisen, der Unterdrückung nicht-europäischer/weiblicher Geschichte und der globalen Hegemonie westlicher Kunst/Ästhetik und Medienproduktion.[75]
  • Kolonialität des Seins: Diese Dimension verweist auf die ontologische Gewalt des Kolonialismus in der Durchsetzung einer hegemonialen Vorstellung davon, was Menschsein bedeutet. Durch die Kolonialität von Macht und Wissen werden Menschen jenseits einer rassifizierten „ontologischen Differenz“ unsichtbar gemacht und dehumanisiert[76], während sie vom eurozentrischen Blick gleichzeitig definiert, objektifiziert und fetischisiert werden können[77]. Neben rassifizierten Hierarchien produziert der christlich-patriarchale Eurozentrismus auch eine global durchgesetzte Geschlechterhierarchie, die eine männliche Überlegenheit, Heteronormativität und binäre Geschlechterrollen privilegiert und naturalisiert[78] und sich dabei mit rassifizierten Zuschreibungen intersektional verschränkt.

Race und Gender, Sexualität, Spiritualität und Epistemologie sind damit untrennbar verwoben und integraler Bestandteil der Organisationslogik des modern/kolonialen Weltsystems. Eine radikale Transformation und Veränderung eines Aspektes ist somit nur über die Transformation und Veränderung aller anderen Aspekte möglich: “To transform this world-system it is crucial to destroy the historical-structural heterogeneous totality called the ‘colonial matrix of power’ of the world-system with its multiple forms of power hierarchies”[79]. Auch eine Überwindung epistemischer Gewalt im Kontext dekolonialer Praxis kann daher nur unter Berücksichtigung der konstitutiven Verschränkung mit anderen modern/kolonialen Machtstrukturen erfolgen; eine politische oder soziale dekoloniale Praxis wiederum muss für ihren Erfolg auch eine epistemische Befreiung mitdenken. Mit den Worten des portugiesischen Soziologen de Sousa Santos:

„Es wird keine globale soziale Gerechtigkeit ohne eine globale kognitive Gerechtigkeit geben.“

Boaventura de Sousa Santos: Epistemologien des Südens [2018][80]

Epistemische Befreiung

Epistemische Freiheit bildet für viele dekoloniale Theoretiker die Grundlage für eine erfolgreiche politische, ökonomische und soziale Dekolonialität: „Colonialism is first of all a matter of consciousness and needs to be defeated ultimately in the minds of men“[81]. Die Herausbildung eines kritischen dekolonialen Bewusstseins und Denkens jenseits von eurozentrischen Mustern steht dabei aber vor einem Paradoxon: Da es kein Außerhalb der kolonialen Matrix gibt, kann nicht jenseits von ihr gedacht werden. Der argentinische Literaturwissenschaftler Walter Mignolo prägte hierfür den Begriff des Border Thinking, also eines Denkens an den „Rändern“ der Matrix:

“By border thinking, we mean a specific epistemic response from the exteriority of Western modernity, a response from the outside created from the perspective of the inside (...). This means that while we are all in the colonial matrix, not everyone belongs to its memories, feelings, and ways of sensing. Many of us have been 'trapped' in the colonial matrix but do not 'belong' to it.”

Tlostanova/Mignolo: Learning to Unlearn [2012][82]

Das Streben nach epistemischer Freiheit geht dabei einher mit epistemischer Gerechtigkeit: Die Dezentralisierung und Ent-Essentialisierung eurozentrischen Wissens in der Anerkennung vielfältiger und gleichberechtigter Wissens- und Sinnsysteme. Sie beansprucht das Recht, die Welt eigenständig zu denken und zu interpretieren und gründet in der Überzeugung, „that all human beings are not only born into a knowledge system but are legitimate knowers and producers of legitimate knowledge“[83].

(De)-Zentralisierung von Wissen

Legitimes Wissen und Vernunft wurde gemäß eurozentrischer Narrative in Euro-Amerika und männlich-weißen Subjekten verortet. Eine Dekolonisierung des Wissens bedeutet eine Befreiung von jenen monopolistischen Besitzansprüchen und eine Verschiebung der „Geographie des Wissens“[84] hin zu ehemals missachteten und marginalisierten Orten der Wissensproduktion: In die Peripherie, zu Arbeitern, Frauen, Homosexuellen, rassifizierten Subjekten, in die Subalterne[85]. Indem Wissen als ortsspezifisch begriffen wird, also als an Körper und deren geopolitische und historisch-soziale Verortung gebunden, verliert es den Mythos einer objektiven Universalität und muss sich seine „Gültigkeit und Legitimität in konkreten Kontexten stets neu erwerben“[86]. Damit wird das männliche Europa als geohistorischer Knotenpunkt des Denkens dezentriert und die anhaltend wirkmächtigen euro- und androzentrischen Hierarchien als Teil eines spezifisch kolonial/patriarchalen Wissensregimes verstanden und ent-essentialisiert. Die als unzulässig markierten Wissens- und Sinnsysteme des Globalen Südens und der Subalterne können so wiederhergestellt, als legitime Orte von Wissensproduktion erkannt und „deprovinzialisiert“[87], also von den Rändern der globalen Wissensökonomie in eine neue polyzentrische Wissensordnung überführt werden, die sie als gleichberechtigte Wissenspartner anerkennt. Tlostanova und Mignolo nutzten hierfür den Begriff der „Pluriversalität“ oder „coexistence of universals“[88]; Sousa Santos beschreibt es als Transformation der „Monokultur“ von Wissen in die pluralistischen Epistemologien einer nachhaltigen „Ökologie der Wissensformen“[89].

Dekolonisierung des Wissens

Michel Foucault arbeitete heraus, dass Wissen stets innerhalb einer bestimmten Machtordnung und in Abhängigkeit ihrer Bedürfnisse produziert wird: Für eine Dekolonisierung des Wissens ist demnach entscheidend, das Denken selbst auf seine kolonialen Ursprünge und Annahmen hin zu untersuchen[90]. Wallerstein weist darauf hin, dass es im Kontext wissenschaftlicher Arbeit Konsens sei, 'Wahrheiten' zu überdenken, wenn sich ihre zugrundeliegenden Prämissen und Theorien als falsch herausstellten. Er fordert deshalb „to unthink nineteenth-century social science“ und ihre anhaltend wirksamen Wissensbestände und Rhetoriken[91]. Dieses bewusste Verlernen von Wissen beschreiben Tlostanova und Mignolo als notwendigen Schritt hin zu einer epistemischen Dekolonisierung:

“To forget what we have been taught, to break free from the thinking programs imposed on us by education, culture, and social environment, always marked by the Western imperial reason.”

Tlostanova, Mignolo: Learning to Unlearn [2012][92]

Jener „epistemische Ungehorsam“[93], der die hegemoniale Bedeutung westlich-männlicher Konzeptualisierung von Welt infrage stellt und euro-/androzentrische Wissensbestände verlernen will, steht dabei in einem wechselseitigen Verhältnis mit subalterner/dekolonialer Theoriebildung. Während post- und dekoloniale sowie feministische Theoretiker die „Bedingungen der Konstitution von Wahrheit und Wissen“[94] und die Verflechtungen innerhalb der modern/kolonialen Matrix analysieren, widersetzt sich das kritische border thinking dabei auch okzidentalen Wahrheitsansprüchen und seinen epistemischen Regeln von Wissenskonstitution.

Das Streben nach epistemischer Freiheit ist zugleich ein Streben nach sozialer, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Freiheit und Gerechtigkeit: Die Erschaffung einer gemeinsamen und gleichberechtigten Welt, in der alle Wissensperspektiven, Seinsweisen, Geschichten, Erinnerungen und Erfahrungen einen Platz haben[95]. “As the Zapatistas say, 'luchar por un mundo donde otros mundos sean posibles”[96] – der Kampf um eine Welt, in der andere Welten möglich sind.

Einzelnachweise

  1. Roland Müller: Aristoteles. Die Grundhaltungen der Seele. In: Müller Science. 1976, abgerufen am 1. April 2022.
  2. Michel Foucault: Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Merve, Berlin 1978, S. 124.
  3. "Power/Knowledge. Selected Interviews and Other Writings 1972–1977. Pantheon, New York 1980, S. 82"
  4. Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. 9. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt 2008, S. 39.
  5. Claudia Brunner: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. transcript, Bielefeld 2020, S. 147.
  6. Epistemische Gewalt – FKF_Kollektiv. Abgerufen am 25. August 2022 (deutsch).
  7. Claudia Brunner: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. transcript, Bielefeld 2020, S. 9.
  8. Gayatri Chakravorty Spivak: Can the Subaltern Speak? Postkolonialität und subalterne Artikulation. Turia & Kant, Wien 2008, S. 101.
  9. Claudia Brunner: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. transcript, Bielefeld 2020, S. 275.
  10. Barrett Emerick: The Violence of Silencing. In: Jennifer Kling (Hrsg.): Pacifism, Politics, and Feminism. Intersections and Innovations. Brill Rodopi, Leiden; Boston 2019, S. 5.
  11. Claudia Brunner: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. transcript, Bielefeld 2020, S. 278.
  12. Claudia Brunner: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. transcript, Bielefeld 2020, S. 279.
  13. Claudia Brunner: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. transcript, Bielefeld 2020, S. 285.
  14. Sabelo Ndlovu-Gatsheni: The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century: Towards Epistemic Freedom. In: Strategic Review for Southern Africa. Band 40, Nr. 1, 2020, S. 21.
  15. Nelson Maldonado-Torres: On the Coloniality of Being. In: Cultural Studies. Band 21, Nr. 2-3, 2007, S. 243.
  16. César Germaná: Eine Epistemologie der anderen Art. Der Beitrag von Aníbal Quijano in der Neustrukturierung der Sozialwissenschaften in Lateinamerika. In: Pablo Quintero, Sebastian Garbe (Hrsg.): Kolonialität der Macht. De/Koloniale Konflikte: Zwischen Theorie und Praxis. Unrast, Münster 2013, S. 80.
  17. Miranda Fricker: Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing. Oxford University Press, Oxford 2007, S. 44.
  18. Kristie Dotson: Epistemic Violence. Tracking Practices of Silencing. In: Hypatia. Band 26, Nr. 2, 2011, S. 242 f.
  19. Miranda Fricker: Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing. Oxford University Press, Oxford 2007, S. 28.
  20. Miranda Fricker: Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing. Oxford University Press, Oxford 2007, S. 4.
  21. Miranda Fricker: Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing. Oxford University Press, Oxford 2007, S. 153.
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  30. Sabine Hark: Schweigen die Sirenen? Epistemische Gewalt und feministische Herausforderungen. In: Steffi Hobuß, Nicola Tams (Hrsg.): Lassen und Tun. Kulturphilosophische Debatten zum Verhältnis von Gabe und kulturellen Praktiken. transcript, Bielefeld 2014, S. 103.
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