Liste der Dienstgrade und Truppengattungen in der römischen Armee

Die Dienstgrade und Truppengattungen in der römischen Armee werden, soweit bekannt, aufgelistet. Der Zeitraum umfasst die Republik, die Kaiserzeit sowie die Spätantike.

Offiziere

In der späten Kaiserzeit kamen noch folgende höhere Offizierstitel hinzu:

  • Comes; ein regionaler Kommandeur; dem Dux übergeordnet
  • Dux; der Militärkommandeur einer Provinz
  • Magister militum; Oberbefehlshaber eines Verbandes der Comitatenses oder einer der Hofarmeen in der Spätantike. In diesem Sinne ranghöchster Offizier in der spätrömischen Armee (in Teilen der Fachliteratur auch als „General“ bezeichnet).

Rangniedere Offiziere und Unteroffiziere

Rangniedere Offiziere und Unteroffiziere werden als Principales bezeichnet. Zu ihnen gehören:

  • Actuarius; Unteroffizier in der Funktion eines Proviantmeisters für die Truppenversorgung verantwortlich. In der Spätantike waren die Actuarii nur noch reine Zivilbeamte.
  • Aquilifer; seit der Heeresreform des Marius der ranghöchste Feldzeichenträger der Legion, er trug den Legionsadler
  • Beneficiarius; eine Art Sekretär in der Legion
  • Biarchus; ein spätantiker Unteroffiziersrang der zwischen dem Circitor und dem Centenarius stand. Ein Verpflegungsunteroffizier der wohl gleichzeitig Führer eines Contuberniums war oder sein konnte.
  • Cornicularius; Er wurde als Ordonnanzoffizier eingesetzt und führte in dieser Funktion den Verwaltungsstab ranghöherer Offiziere.[1] Im Dienstgrad stand er unter einem Legionszenturio[2] und über dem Actuarius.[3]
  • Decanus; in späterer Nachfolge des Decurios als „Zehnschaftsführer“ für ein achtköpfiges Contubernium verantwortlich. Später wird aus dem Decanus ein niederer Beamtenrang.
  • Decarchus; während der Spätantike in der Nachfolge des Decanus als „caput contubernium“ für ein achtköpfiges Contubernium verantwortlich.[4]
  • Decurio; in der Frühzeit der Republik der Führer einer Gruppe von zehn Legionären (Infanterie) bzw. Reitern, (später: siehe Offiziere)
  • Imaginifer; in der Kaiserzeit der Träger eines Bildnisses des herrschenden Kaisers
  • Optio ad spem (ordinis)/Optio spei; ein ranghöherer Optio centuriae, der als Kandidat auf die nächste freie Stelle als Centurio wartete und diesen vertreten konnte. Es gab eine Vielzahl von Optio-Rängen wie den Optio scholae, die auch in Form von ad hoc optiones als Sonderaufgaben an einfache Soldaten vergeben werden konnten.[5]
  • Signifer; der Träger des Signums (ein Feldzeichen, das von einer Centurie verwendet wurde)
  • Tesserarius; der Leiter der Wachstube einer Centurie
  • Vexillarius; der Träger des Vexillums (ein Feldzeichen, das von verschiedenen Einheiten verwendet wurde)

Mannschaften

Zur Zeit der Republik wurden die römischen Bürger durch den Zensus in Einkommensklassen unterteilt. Da sich der Wehrpflichtige seine Waffen und Ausrüstung selbst beschaffen musste, bestimmte der Zensus auch die Zuordnung zum jeweiligen Truppenteil, die dann je nach Vermögen der Soldaten unterschiedlich gut ausgerüstet waren. Die Soldaten wurden daher folgendermaßen untergliedert:

  • Hastatus; ein Leichtbewaffneter, ausgerüstet mit einer Stoßlanze (siehe Hasta), später mit 2 Wurfspeeren, Schwert und Schild
  • Princeps; ein Schwerbewaffneter, ausgerüstet mit einer Stoßlanze (später mit 2 Wurfspeeren), Schwert, Körperpanzer und Schild
  • Triarius; ein Schwerbewaffneter, ausgerüstet mit Speer, Schwert, Körperpanzer und Schild

Durch die Heeresreform des Marius wurde die Bewaffnung der Legionäre vereinheitlicht, die vorgenannten Truppenteile unterschieden sich dann für lange Zeit nicht mehr in der Ausrüstung, sondern die Soldaten wurden ihnen mit zunehmender Erfahrung bzw. Dienstalter zugeordnet.

  • Veles; ein Leichtbewaffneter, ausgerüstet mit mehreren leichten Wurfspeeren und kleinem Schild

weitere Leichtbewaffnete:

  • Antesignanus; ausgerüstet mit leichten Wurfspeeren und kleinem Schild
  • Rorarius; ausgerüstet mit leichten Wurfspeeren und Schleuder

Bei der Kavallerie gab es als kleinste Einheit die Turma und als übergeordnete Einheit die Ala. In der Kaiserzeit gab es noch folgende speziell ausgerüstete Reiter:

  • Clibanarius; ein schwer gepanzerter Reiter
  • Contarius; ein Reiter, der mit einer 3–4 m langen Lanze bewaffnet war; möglicherweise ein Vorläufer des Kataphraktos
  • Eques sagittarius; ein berittener Bogenschütze
  • Kataphraktos; ein schwer gepanzerter Reiter
  • Dromedarii; auf Kamelen reitende Kavalleristen der Auxiliartruppen (Hilfstruppen)

Sonstige:

  • Evocatus; ein Veteran, der nach Ablauf seiner regulären Dienstzeit freiwillig in den Militärdienst zurückgekehrt ist
  • Explorator; ein Langstrecken-Kundschafter oder Fernaufklärer
  • Ferentarius; ein Leichtbewaffneter der Kaiserzeit
  • Speculator; eine Art Kundschafter oder Späher
  • Tiro; der Rekrut in der Ausbildung, bevor er als Miles in die Armee übernommen wird

Sonstige

Die Aeneatores waren für die Übermittlung von Befehlen zuständig. Zu ihnen gehören:

Die Immunes waren vom normalen Dienst und schweren Arbeiten befreit. Oft waren es Spezialisten wie etwa:

  • Actuarius; Proviantmeister, verantwortlich für die Truppenversorgung[3] Stammten die Actuarii während des Prinzipats aus den Reihen des Militärs, wurden sie in der Spätantike auch in den Kasernen zu reinen Zivilbeamten.[6]
  • Architectus; Baumeister
  • Ballistrarius; Geschützbedienung
  • Capsarius; Sanitäter
  • Fabrius; Schmied
  • Ferrarius; Eisenschmied
  • Gubernator; Steuermann
  • Lapidarius; Steinmetz
  • Librarius, Scriniarius; Schreiber
  • Medicus: Arzt
  • Mensor; Landvermesser
  • Naupegus; Schiffbauer
  • Sagittarius; Bogenschütze oder Pfeilmacher

Des Weiteren gab es noch folgende Soldaten oder Zivilisten mit speziellen Aufgaben:

  • Cacula; ein Offiziersbursche
  • Custos armorum; ein Schmied, der für die Ausbesserung und Produktion von Handwaffen zuständig war
  • Frumentarius; ursprünglich ein Soldat, der für die Beschaffung von Nahrungsmitteln zuständig war
  • Mulio; ein Maultiertreiber, der für das Maultier und das Zelt eines Contuberniums (Zeltgemeinschaft von acht Mann) zuständig war
  • Pabulator; ein Soldat, der für die Beschaffung von Futter für die Nutztiere zuständig war
  • Strator; ein Pferdeknecht

Gliederung

Zur Zeit der Republik war die Armee wie folgt gegliedert:

  • Legio; 4200 Mann römischer Bürger, aufgeteilt in 1200 Velites, 1200 Hastati, 1200 Principes und 600 Triarii. Dazu kamen noch 300 Reiter.
  • Manipel; bestehend aus zwei Centurien
  • Centurie; ursprünglich 100, später dann 80 Mann

Nach der Heeresreform des Marius und in der (frühen) Kaiserzeit war die Armee wie folgt gegliedert:

  • Legio; 5000–6000 Mann in zehn Kohorten. Dazu kamen noch 120 Reiter.
  • Kohorte; bestehend aus drei Manipeln
  • Manipel
  • Centurie

Darüber hinaus gab es eigenständige Reitereinheiten wie Ala quingenaria bzw. Ala milliaria (siehe Ala) sowie Auxiliartruppen.

Des Weiteren existierten in der Kaiserzeit als Gardeeinheiten:

Nach ihrer Auflösung im Jahr 312 wurden in der Spätantike folgende Gardetruppen gebildet:

In der späten Kaiserzeit veränderte sich die römische Armee grundlegend. Die Legionen wurden oft in mehrere kleinere Einheiten (Vexillationen) aufgeteilt und änderten dabei teilweise auch ihren Namen. Manche dieser Vexillationen wurden in den Truppenlisten (siehe Notitia dignitatum) oft als eigene Legionen geführt. Die neuen Einheiten wurden dabei grundsätzlich wie folgt unterschieden:

  • Comitatenses; eine vom Grenzheer losgelöste Armee aus Eliteeinheiten, wurde meist als mobile Eingreiftruppe eingesetzt
  • Limitanei; direkt an der Grenze stationierte Einheiten

Im Rahmen der Grenzsicherung gab es auch noch kleine, meist selbstständig operierende Hilfstruppen für Wach- und Aufklärungseinsätze (siehe Numerus).

Entlohnung

Die jährliche Entlohnung der Soldaten (in Denarii) wird wie folgt angegeben:[7]

Rang 13 v. Chr. 83 n. Chr. 197 n. Chr. 212 n. Chr. 235 n. Chr.
Soldat in einer Hilfstruppeneinheit 187,5 250 500 750 1.500
Soldat in einer Legion 225 300 600 900 1.800
Reiter in einer Cohors equitata 225 300 600 900 1.800
Reiter in einer Ala 262,5 350 700 1.050 2.100
Reiter in einer Legion 262,5 350 700 1.050 2.100
Centurio in einer Hilfstruppeneinheit 937,5 1.250 2.500 3.750 7.500
Decurio in einer Cohors equitata 1.125 1.500 3.000 4.500 9.000
Decurio in einer Ala 1.312,5 1.750 3.500 5.250 10.500
Centurio in einer Legion 3.375 4.500 9.000 13.500 27.000
Primi Ordines 6.750 9.000 18.000 27.000 54.000
Primus Pilus 13.500 18.000 36.000 54.000 108.000

Die Angabe des Soldes bezieht sich im Falle der Mannschaften auf einen einfachen Soldaten (Miles gregarius) sowie einen Immunis. Die Principales erhielten dagegen einen höheren Sold: ein sesquiplicarius erhielt den 1,5-fachen, ein duplicarius den doppelten Sold.

Verantwortlich für die Auszahlung des Soldes und die Verwaltung der Konten war der Cornicularius oder Librarius der Einheit. Vom auszuzahlenden Sold wurde ein bestimmter Betrag für verschiedene Aufwendungen abgezogen, außerdem musste der Soldat einen Teil seines Soldes als Ersparnis in der Kasse der Einheit zurücklegen (in deposito).[7] Die Höhe dieser Abzüge wird auf 40 bis 80 Prozent geschätzt. Wie der Sold genau ausgezahlt wurde (ob in Edelmetall, Bronzegeld oder gemischt) ist umstritten. Zusätzlich zum regulären Sold erhielten die Soldaten gelegentlich Donativa; diese wurden vermutlich in Gold bezahlt. Durch eine Inschrift[8] ist belegt, dass ein Offizier in Gold bezahlt wurde.[9]

Der jährliche Sold wurde den Soldaten in drei Auszahlungen, am 1. Januar, am 1. Mai und am 1. September ausgehändigt. Neben dem Sold gab es auch noch weitere Geldzahlungen für gesonderte Ausgaben; so ist ein Fall aus dem Jahr 179 n. Chr. bekannt, in dem Reiter der Ala Veterana Gallica ein jährliches Heugeld von 25 Denarii erhielten.[10]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Yann Le Bohec: Die römische Armee: von Augustus zu Konstantin d. Gr. Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06300-5, S. 51.
  2. CIL 13, 06598.
  3. a b Konrad Stauner: Der „Cornicularius“ in den Büros der comitalen und ducalen Kommandeure in der „Notitia dignitatum“. In: Tyche. Beiträge zur Alten Geschichte, Papyrologie und Epigraphik. Band 25, 2010; hier: S. 138.
  4. Flavius Vegetius Renatus II 8, 13
  5. Martin Mosser: Die Steindenkmäler der Legio XV Apollinaris. Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie, Wien 2003, ISBN 3-902086-09-2, S. 69.
  6. Irene-Maria Cervenka-Ehrenstrasser: Lexikon der lateinischen Lehnwörter in den griechischsprachigen dokumentarischen Texten Ägyptens mit Berücksichtigung koptischer Quellen. Faszikel 1, (= Mitteilungen aus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek 27) Hollinek, Wien 1996. S. 65.
  7. a b David Benjamin Cuff: The auxilia in Roman Britain and the Two Germanies from Augustus to Caracalla: Family, Religion and „Romanization“. (PDF 3,1 MB, S. 126–128 (116–118)) University of Toronto Department of Classics, 2010, abgerufen am 26. Oktober 2016 (englisch).
  8. Inschrift(CIL 13, 3162).
  9. Rahel Otte: Fundmünzen aus dem Bonner Legionslager - Die Ausgrabungen 2013 und 2014, In: Bonner Jahrbücher 216, 2016, S. 31–55, hier S. 43–48 (Online).
  10. Michael Alexander Speidel: Roman Army Pay Scales. Sonderdruck aus: M. A. Speidel, Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit, Stuttgart 2009, S. 349–380, hier S. 349, 356 (Online).