Dautersdorf

Dautersdorf
Gemeinde Thanstein
Koordinaten: 49° 23′ N, 12° 27′ OKoordinaten: 49° 22′ 41″ N, 12° 26′ 44″ O
Höhe: 540 m
Postleitzahl: 92554
Vorwahl: 09672
Dautersdorf (Bayern)
Dautersdorf (Bayern)
Lage von Dautersdorf in Bayern
Dautersdorf
Dautersdorf

Dautersdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Thanstein im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf in Bayern.

Geographische Lage

Das Kirchdorf Dautersdorf liegt ungefähr zwei Kilometer westlich von Thanstein auf einer schmalen Rodungsfläche, die sich im Bogen zunächst nach Westen, dann nach Süden bis zum Schwarzachtal hinzieht. Im Süden und Südosten von Dautersdorf befindet sich ein ausgedehntes Waldgebiet mit dem Rösselberg (576 m), dem Plattenschlag (615 m), dem Unteren und dem Oberen Eibenstein (566 m), dem Stockinger Berg (582 m) und dem Roten Berg (633 m). Im Norden und Nordwesten von Dautersdorf befindet sich ebenfalls ein großes Waldgebiet mit dem Alten Thannstein (635 m), dem Knock (667 m), der Platte (616 m) und dem Warnberg (568 m).

Geschichte

Anfänge bis 16. Jahrhundert

Dautersdorf (auch: Tautzeinsdorf, Tanzendorf, Thawtzersdorf, Thawtzesdorf, Tawcenstorf, Dautterstorf) wird 1285 und im Salbuch Ludwigs des Bayern von 1326 mit einem Hof, einem Lehen und dem Wald Wansaz als zum Amt Neunburg-Warberg gehörig aufgeführt.[1] 1337 wird bereits ein Pfarrer Georg in Dautersdorf genannt, der bei einem Verkauf als Zeuge auftritt.[2] 1350 wird Dautersdorf als Pfarrsitz genannt, d. h. zu dieser Zeit gehörte Thanstein zur Pfarrei Dautersdorf.[3] Während der Reformation wurde Pfarrsitz und Pfarrkirche von Dautersdorf nach Thanstein verlegt.[3] Bei der generellen Kirchenvisitation in der Oberpfalz 1582, die Kurfürst Ludwig IV. anordnete, wurde Dautersdorf von der Pfarrei Seebarn aus betreut, gehörte aber zur Pfarrei Thanstein.

17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Dautersdorf von Seebarn aus betreut, dann 1650 bis 1675 von Winklarn aus.[4]

Der Dreißigjährige Krieg verringerte die Bevölkerung und verschlechterte die wirtschaftlichen Verhältnisse. In Dautersdorf waren von 18 Anwesen nur noch 13 erhalten, die restlichen 5 waren öde und verbrannt.[5]

Im Steuerbuch wurden 1631 für Dautesdorf 3 Höfe, 2 Güter, 4 Gütel, 3 Söldengütel, 6 Häusel, 1 Inwohner (Hütmann), 45 Rinder, 9 Schweine und eine Ziege aufgeführt und 1661 3 Höfe, 2 Güter, 4 Gütel, 3 Söldengütel (eins davon ganz eingegangen), 6 Häusel (4 davon öd und eingefallen), 1 Inwohner (Hütmann), 51 Rinder, 6 Ziegen, 3 Bienenstöcke.[6]

1717 gab es in Dautersdorf 18 Häuser, darunter ein Hüthaus, 15 Höfe, 18 Feuerstätten und 17 Untertanen.[7]

1785 hatte Dautersdorf 20 Untertanen, darunter ein Wirt.[8]

Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Orte Bach, Berg, Dautersdorf, Großenzenried, Hebersdorf, Jedesbach, Kulz, Pillmersried, Tännesried, Thanstein und Zengeröd zur Hofmark Thanstein. Besitzer war die Familie Holnstein.[9]

19. Jahrhundert

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde staatlicherseits versucht die Verwaltungsstruktur zu vereinfachen und – gegen den zähen Widerstand der Besitzer – die Gerichtsbarkeit auf den Staat zu übertragen. Dieser Prozess verlief in mehreren Schritten. Durch Säkularisation und Mediatisierung wurden die zersplitterten territorialstaatlichen Gebilde und die differenzierte Struktur der gerichts- und grundherrlichen Zuordnungen beseitigt und versucht, die gutsherrlichen Rechte nach und nach zu reduzieren.[10] Es wurden Landgerichte älterer Ordnung gebildet.

Entsprechend einer Verordnung von 1808 wurde das Landgericht Neunburg vorm Wald in 55 Steuerdistrikte unterteilt. Dabei bildete Thanstein mit den Ortschaften Dautersdorf, Hebersdorf, Holzaufseherhäusel, Jedesbach und Thanstein einen Steuerdistrikt. Dautersdorf hatte zu dieser Zeit 21 Häuser, 7 Weber und einen Wirt.[11]

1820 wurden Ruralgemeinden gebildet. Dabei entstand die Ruralgemeinde Dautersdorf, die aus der Ortschaft Dautersdorf mit 22 Familien und der Ortschaft Jedesbach mit 7 Familien bestand.[12]

Für die zunächst weiter bestehenden Patrimonialgerichte wurden im Organischen Edikt über die Patrimonialgerichtsbarkeit Vorschriften erlassen, die darauf zielten, nur noch größere und zusammenhängende Territorien zuzulassen. Daneben wurde jede Gelegenheit wahrgenommen, Patrimonialgerichte aufzulösen und die Gerichtsbarkeit an die Landgerichte einzuziehen.[13]

1809 bildete Thanstein mit insgesamt 185 Familien ein Patrimonialgericht, dessen Inhaber Max Graf von Holnstein war. Dazu gehörten die Ortschaften Thanstein mit 49 Familien, Großenzenried mit 22 Familien, Pillmersried mit 22 Familien, Dautersdorf mit 21 Familien, Kulz mit 17 Familien, Berg mit 10 Familien, Jedesbach mit 9 Familien, Zengeröd mit 9 Familien, Niedermurach mit 5 Familien, Bach mit 3 Familien, Untereppenried mit 3 Familien, Unteraschau mit 2 Familien, Voggendorf mit 2 Familien, Wagnern mit 2 Familien und Tännesried mit 9 Familien.[14]

In den folgenden Jahren versuchten Max Graf von Holnstein und sein Nachfolger Theodor Graf von Holstein das Patrimonialgericht noch auf weitere Ortschaften auszudehnen und führten zu diesem Zweck zähe Kämpfe mit dem Landgericht Neunburg, denen aber letzten Endes kein Erfolg beschieden war.[15] 1848 wurden schließlich die feudalen Privilegien abgeschafft und die Patrimonialgerichte aufgelöst. Die Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt ging damit endgültig und vollständig an den Staat über.[16]

20. Jahrhundert bis Gegenwart

Zum Stichtag 23. März 1913 (Osterfest) wurde Dautersdorf als Filialkirche der Pfarrei Thanstein mit 25 Häusern und 136 Einwohnern aufgeführt.[17] Dautersdorf war eine eigenständige Gemeinde mit den Orten Dautersdorf, Holzhaus, Jedesbach, Jedesbachermühle, Schleife und Vormurnthal,[18] die 1972 mit allen Gemeindeteilen in die Gemeinde Thanstein eingegliedert wurde.[19] Am 31. Dezember 1990 hatte Dautersdorf 84 Einwohner und war Filialkirche der Pfarrei Thanstein.[3]

Einwohnerentwicklung der ehemaligen Gemeinde Dautersdorf

Jahr Einwohner[20]
1840 224
1861 215
1867 230
1871 226
1890 242
1900 216
1910 217
Jahr Einwohner[20]
1919 190
1933 185
1939 161
1946 233
1950 213
1961[18] 173

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wallfahrtskapelle Schönbuchen

Literatur

  • Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 61, 72
  2. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 166
  3. a b c d e Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 721
  4. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 89, 90
  5. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 217
  6. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 261
  7. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 218
  8. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 220
  9. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 254
  10. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 376–383
  11. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 338, 348
  12. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 422
  13. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 376–383
  14. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 378
  15. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 407–409
  16. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 376–383
  17. Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 377 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 556 (Digitalisat).
  19. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 428
  20. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 114, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  21. a b http://www.vg-neunburg.de/seite/147602/geschichte.html
  22. Denkmalliste für Thanstein (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege vom 31. August 2017, Bodendenkmal D-3-6640-0010
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