Heristo
Heristo Holding GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1913 |
Sitz | Bad Rothenfelde, ![]() |
Leitung | Oliver H. W. Risken (Vorstandsvorsitzender)[1] |
Mitarbeiterzahl | 3.968 (2021)[2] |
Umsatz | 1,8 Mrd. Euro (2023)[3] |
Branche | Fleischverarbeitung, Feinkost, Heimtiernahrung, Groß- und Außenhandel |
Website | heristo.de |
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Die Heristo Holding GmbH (Eigenschreibweise: heristo holding gmbh) ist die Konzernobergesellschaft des Heristo-Konzerns mit Hauptsitz in Bad Rothenfelde. Der Heristo-Konzern produziert und vertreibt Lebensmittel und Heimtiernahrung. Er befindet sich vollständig im Besitz der Familie Risken.
Heristo ist ein Akronym aus Heinrich Stockmeyer, dem Namen des Unternehmensgründers.[4]
Geschichte
1913 bis 1979
Das Ursprungsunternehmen Westfälische Fleischwarenfabrik Stockmeyer entstand 1913 aus der von Heinrich Stockmeyer und seiner Ehefrau Karoline übernommenen kleinen Metzgerei mit angeschlossener Gaststätte der Familie Middelkamp in Versmold.[5][6] Heinrich Stockmeyer starb im Juni 1941, damals beschäftigte das Unternehmen 70 Mitarbeiter. Seine Ehefrau führte den Betrieb weiter.[5] 1946 übernahmen die Kinder Werner Stockmeyer und Liselotte Stockmeyer-Risken die Unternehmensleitung. 1950 waren 200 Mitarbeiter angestellt.[5]
In den 1960er Jahren entschlossen sich die Geschwister, nach US-amerikanischem Vorbild die Herstellung von SB-verpackter Wurst zu starten. Auf diesem neuen Gebiet übernahm das Unternehmen eine Vorreiterrolle und beschäftigte Ende der 1960er Jahre rund 800 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von 100 Millionen DM.[5] 1970 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.[7]
Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, verlegte das Unternehmen 1972 einen Teil der Produktion nach Füchtorf, rund zehn Kilometer westlich von Versmold.[8] Im Jahr darauf betrat das Unternehmen den Markt für Fertiggerichte: Es stieg in die Diedrich Buss GmbH in Ottersberg bei Bremen ein, die 1975 vollständig übernommen wurde.[9]
1979 bis 2005
Die Söhne von Liselotte Stockmeyer-Risken, Arno Risken und Heinrich W. Risken, übernahmen 1979 die Unternehmensleitung.[7] Sie expandierten und erschlossen neue Geschäftsfelder, vor allem durch Zukäufe. So wurde 1985 das Wuppertaler Unternehmen Füngers Feinkost übernommen.[10] Zwei Jahre später kauften sie einen Betrieb zur Herstellung von Haustierfutter in Hattem (Niederlande).[11] Im Bereich Feinkost kamen 1996 Crustimex Seafood[12] und Meerimex[13] zur Gruppe. Drei Jahre später folgte der Einstieg bei Appel Feinkost.[14] 2001 kam die Fleischwarenfabrik Waltner (Köln) hinzu[15] sowie der Einstieg bei der Fleischwarenfabrik Balcerzak i. Spolka in Polen.[16] 2002 folgte der Kauf von Richter & Greif.[17]
Ab 2003 war Heinrich W. Risken der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens.[5] Arno Risken zog sich im Februar 2003 aus der Unternehmensleitung zurück, nachdem Ermittlungen wegen eines Steuerdelikts gegen ihn begonnen hatten.[18] Anfang 2005 verkaufte Arno Risken seine Anteile an der Heristo AG und schied aus dem Unternehmen aus. Das Verfahren endete mit einer 14 monatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 1,2 Mio. Euro. Arno Risken starb Mitte Mai 2023.[19]
Seit 2005
Die Stockmeyer Verwaltungs AG ist 2005 in Heristo AG umbenannt worden.[18] 2005 übernahm die Gruppe die Mehrheit am Hamburger Fleisch- und Agrargroßhändler Peter Paulsen Import-Export.[20]
Von August 2007 bis Juni 2011 war die Unternehmensgruppe Mehrheitseigner des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo.[21] Sie war von 2008[22] bis 2011 ebenfalls Hauptsponsor und Mehrheitsbeteiligter bei der Damen-Handball-Bundesligamannschaft ProVital Blomberg-Lippe.[23]
Füngers Feinkost wurde Mitte 2010 an Wernsing verkauft.[24] Im Jahr 2014 wurde Youcook erworben, ein Düsseldorfer Start-up-Unternehmen im Convenience-Bereich.[25] 2017 übernahm das thailändische Unternehmen Charoen Pokphand Food Public Company die Mehrheitsbeteiligung an Peter Paulsen.[26] 2019 entschied sich die Gruppe zur Errichtung einer Fertigungsanlage für Heimtierfutter in Terre Haute im US-Bundesstaat Indiana.[27]
2021 übernahm Oliver Risken den Vorstandsvorsitz der Heristo AG, sein Vater Heinrich W. Risken wechselte in den Aufsichtsrat und übernahm dort den Vorsitz.[28][29] Im selben Jahr erwarb Heristo den E-Bike- und Fahrradhersteller Möve Bike[30][31] und veräußerte ihn dann 2023.[32] Von Appel Fischfeinkost trennte sich die Gruppe Ende 2022.[33]
Der Geschäftsbereich Petcare kündigte 2023 eine deutsch-chinesische Forschungs- und Entwicklungsinitiative in China als Baustein seiner Internationalisierung an.[34] Im November 2024 kündigte Heristo die Übernahme des Snack-Herstellers Mar-Ko Fleischwaren an.[35] 2024 fand außerdem die erste Veranstaltung des von Heristo initiierten „Zukunftsdialogs Mittelstand“ statt; Gäste waren Sigmar Gabriel und Norbert Winkeljohann, Markus Lanz moderierte.[36]
Kartell
Ein Tochterunternehmen von Heristo, die Westfälische Fleischwarenfabrik Stockmeyer GmbH, war am sogenannten „Wurstkartell“ beteiligt,[37] das von 1982 bis 2011 bestand und vom Bundeskartellamt 2014 mit einer Gesamtgeldbuße von 338,5 Mio. Euro belegt wurde.[38]
Mit einer Gesamtlaufzeit von fast 30 Jahren gehört das Wurstkartell zu den langlebigsten Kartellen. Mit einer Gesamtgeldbuße von 338,5 Mio. Euro ist es das Kartell mit der höchsten Geldbuße im Lebensmittelbereich.
Struktur
Die Konzernobergesellschaft der Gruppe ist die Heristo Holding GmbH mit Sitz in Bad Rothenfelde. Sie stellt den Konzernabschluss auf. Im Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2021 wurden 40 Unternehmen berücksichtigt. Hinzu kamen vier nicht konsolidierte verbundene Unternehmen und vier Beteiligungen.[1] Die Heristo AG ist eine Zwischenholding.
Kerngeschäft und Nebengeschäfte
Die Gruppe hat ihr Kerngeschäft in vier Feldern organisiert:
- In der Stockmeyer Gruppe fasst Heristo die Aktivitäten der Wurstherstellung zusammen.
- Im Geschäftsfeld Buss kümmert sich Buss in Ottersberg um die Herstellung von ungekühlten und gekühlten Fertiggerichten; Youcook stellt Convenience Food her, das im Supermarkt erhältlich ist.
- Die saturn petcare group produziert und vertreibt Heimtiernahrung. Die Erzeugnisse kommen aus den Bereichen Nassnahrung, Trockennahrung, Snacks und Backwaren. Über den Fachhandel, Züchter und Tierärzte wird die Premiummarke animonda petcare vertrieben.
- Im Geschäftsfeld conSup convenient supplies organisiert heristo zum einen den Export und Import eigener Fertigprodukte. Auch gruppenfremde Produzenten sind Kunden in diesem Geschäftsfeld für Groß- und Außenhandel. Das Geschäftsfeld steht zum anderen für den Import von Fleisch aus Südamerika, Irland, Neuseeland und weiteren Ländern.
Jenseits dieses Kerngeschäfts ist die Gruppe auch im Mobilitätsbereich tätig: Die HTM Gruppe ist ein Luftfahrtunternehmen mit Schwerpunkt Hubschrauberbetrieb.[39]
Stiftungen
1995 gründete heristo die Heinrich-Stockmeyer-Stiftung, deren Zweck „Förderung und Unterstützung jeglicher Art von wissenschaftlicher Lebensmittelforschung im Interesse sicherer Nahrungsmittel und die Förderung des Verbraucherschutzes in den Bereichen Lebensmittel und Ernährung“ ist.[40][41] Sie vergibt beispielsweise Wissenschaftspreise.[42][43]
Die 2011 gegründete Heinrich W. Risken-Stiftung fördert Kultur, Kunst, Heimatpflege, Heimatkunde und Naturschutz sowie Artenschutz.[44]
Kritik
Heristo wurde wiederholt von Foodwatch für irreführende Werbepraktiken kritisiert: Die als gesunder Kindersnack beworbenen Produkte der Marke Ferdi Fuchs seien aufgrund des Salzgehalts nicht auf die Ernährungsbedürfnisse von Kindern abgestimmt.[45][46] Das Unternehmen wies die Kritik zurück.[47]
Ehrungen
Das Ursprungsunternehmen Stockmeyer wurde im Jahr 2011 zum zweiten Mal mit dem Bundesehrenpreis vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgezeichnet.[48]
Im Jahr 2015 erhielt das Unternehmen für die Unterstützung der „lichtsicht Projektions-Biennale“ den Deutschen Kulturförderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.[49]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Impressum. In: heristo.de. Abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2021 der heristo holding gmbh, Bad Rothenfelde. In: Bundesanzeiger, 9. Februar 2023. Abgerufen im Bundesanzeiger am 13. Februar 2025.
- ↑ Die Top 100 der Fleischwirtschaft - Eine Branche in Bewegung. In: fleischwirtschaft.de. 27. November 2024, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Die Stockmeyer-Gruppe heißt jetzt heristo. In: afz - allgemeine fleischer zeitung. Nr. 4, 26. Januar 2005, S. 2: „Der neue Name leitet sich vom Unternehmensgründer Heinrich Stockmeyer ab“
- ↑ a b c d e Vom Kleinbetrieb zum Konzern. In: Westfalen-Blatt, 28. September 2013.
- ↑ Wurstträgerbrunnen. In: versmold-kulturhistorisch.de. Stadt Versmold, abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ a b Jörg Müller: Serie: „Hidden Champions“ – Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht. Teil 35: Heristo – Appel und Ei. In: going public, Nr. 8–9, 2009, S. 22 f.
- ↑ Foto: Lieber: Seit 100 Jahren geht es um die Wurst. In: wn.de. 28. September 2013, abgerufen am 3. Juni 2017.
- ↑ Buss. In: wer-zu-wem.de. wer-zu-wem GmbH, abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Füngers verlagert die Produktion. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 4, 23. Januar 1998.
- ↑ Joachim Schalinski: Knapp 1 Milliarde Euro Gruppen-Umsatz. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 22, 2. Juni 2006.
- ↑ Crustimex stärkt Stockmeyers Feinkostaktivitäten. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 46, 17. November 1995.
- ↑ Stockmeyer auf Fischzug. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 42, 18. Oktober 1996.
- ↑ Stockmeyer steigt bei Appel Feinkost ein. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 51, 18. Dezember 1998.
- ↑ Stockmeyer-Gruppe übernimmt Waltner. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 9, 2. März 2001.
- ↑ Stockmeyer beteiligt sich an polnischer Wurstfabrik. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 3, 19. Januar 2001.
- ↑ Stockmeyer stärkt Fisch-Sparte mit Richter & Greif. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 39, 27. September 2002.
- ↑ a b Stockmeyer: Mit neuer Aktionärsstruktur. In: lz-net.de (Lebensmittel Zeitung), 27. Januar 2005.
- ↑ Versmolder Unternehmer Arno Risken gestorben: Skandal veränderte sein Leben. In: Haller Kreisblatt. 23. Mai 2023, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Hamburger Fleischhändler verkauft. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 19. März 2005, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2021; abgerufen am 20. März 2023.
- ↑ Erik Eggers, Michael Wulzinger: Luftschloss in Lemgo. In: Der Spiegel, 10. September 2012.
- ↑ Ticker. In: Allgemeine Fleischer-Zeitung, 23. Januar 2008.
- ↑ Frank Härterich: Wechselspiele in Ostwestfalen. In: Neue Württembergische Zeitung, 3. November 2012.
- ↑ Wernsing kauft Füngers Feinkost. In: Nordwest-Zeitung, 7. Juli 2010.
- ↑ Heristo AG investiert in neue Sparte. In: Westfalen-Blatt, 17. Dezember 2014.
- ↑ Steffen Preißler: Lebensmittelhändler aus Hamburg an Thailänder verkauft. In: Hamburger Abendblatt. 6. Oktober 2017, abgerufen am 24. April 2021.
- ↑ Jennifer Semple: German-based pet food co-manufacturer opening US plant. In: petfoodprocessing.net. 1. Dezember 2019, abgerufen am 24. März 2023 (englisch).
- ↑ heristo aktiengesellschaft: Handelsregister-Bekanntmachungen, 13. Juli 2021.
- ↑ Dirk Lenders, Delphine Sachsenröder: Heristo profitiert von Eigenmarken. In: Lebensmittel Zeitung. 15. März 2024, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Michael Schwager: Vom Essen zu Rädern. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 26. Mai 2021, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Claudia Bachmann: Mühlhäuser Fahrradhersteller zieht um. In: Thüringer Allgemeine. 5. März 2022, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Martin Ciupek: Möve baut in Deutschland Fahrradrahmen aus Titan. In: VDI nachrichten. 6. Juni 2024, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Cuxhaven: Heristo verkauft Appel Feinkost. In: Fischmagazin. 25. Oktober 2022, abgerufen am 28. Februar 2024.
- ↑ Saturn Petcare expandiert nach China. In: petonline.de. 5. Juli 2023, abgerufen am 24. Januar 2025.
- ↑ Julia Krone: Stockmeyer Gruppe kauft Snack-Hersteller Mar-Ko. In: Lebensmittel Praxis. 14. November 2024, abgerufen am 24. Januar 2025.
- ↑ Nina Kallmeier: Markus Lanz diskutiert mit Sigmar Gabriel und Norbert Winkeljohann in Osnabrück. In: Neue Osnabrücker Zeitung (online). 18. Dezember 2024, abgerufen am 27. Januar 2025.
- ↑ Millionenstrafe gegen Wurstkartell. In: Westfälische Nachrichten. 15. Juli 2014, abgerufen am 10. August 2023.
- ↑ Bundeskartellamt: Fallbericht Wurstkartell. In: bundeskartellamt.de. 1. September 2017, abgerufen am 10. August 2023.
- ↑ HTM Helicopters unterstützt Marinefliegergeschwader 5. In: bundeswehr-journal. 20. August 2021, abgerufen am 10. August 2023.
- ↑ Joachim Schalinski: Bereit für den Paradigmenwechsel. In: Lebensmittel Zeitung, Nr. 21, 24. Mai 2013.
- ↑ Heinrich-Stockmeyer-Stiftung. Abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Mehr Sicherheit bei Lebensmitteln. In: Neue Westfälische, 15. April 2013.
- ↑ Kartoffeln als Verpackung. In: Schwäbische Zeitung, 29. April 2021.
- ↑ Profil der Stiftung in der Datenbank von Dun & Bradstreet, Stand: 3. März 2023.
- ↑ Lebensmittelwächter kritisieren Hersteller von Kinderwurst. In: spiegel.de. 18. Februar 2011, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Irreführende Produktwerbung - Wo Gesundheit nur draufsteht. In: spiegel.de. 12. April 2017, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Industrie zeigt Foodwatch die Zähne. In: lebensmittelzeitung.net. 19. Mai 2011, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ DLG Bundesehrenpreis für Stockmeyer. In: Die Fleischerei. 4. Dezember 2012, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ Stefan Lüddemann: Kulturförderpreis der Wirtschaft für heristo. In: Neue Osnabrücker Zeitung (online). 23. November 2015, abgerufen am 21. März 2023.
Koordinaten: 52° 6′ 51,1″ N, 8° 9′ 6,3″ O