Bundesratswahl 1954

Zur Bundesratswahl 1954 am 16. Dezember 1954 kam es wegen der Rücktritte der Bundesräte Karl Kobelt (FDP) und Rodolphe Rubattel (ebenfalls FDP) sowie des Todesfalls von Josef Escher (SKVP) im Amt. Dadurch wurde eine ausserordentliche Wahl durch die Vereinigte Bundesversammlung nötig. Die Kandidaturen der Freisinnigen waren stark umkämpft. Die FDP nominierte schliesslich Staatsrat Paul Chaudet aus der Waadt und Regierungsrat Alfred Schaller aus Basel. Die Tessiner mit ihrem Kandidaten Nationalrat Aleardo Pini waren unterlegen. Die SKVP nominierte Nationalrat Thomas Holenstein und den Tessiner Staatsrat Giuseppe Lepori. Die LPS trat mit Nationalrat Nicolas Jaquet an.[1]

Da die Mehrheit der Sozialdemokraten inoffiziell die beiden Kandidaten der SKVP wählten, verlor die FDP einen Bundesratssitz. Gewählt wurden Thomas Holenstein und Giuseppe Lepori von der SKVP sowie Paul Chaudet von der FDP.[2][3][4]

Detailergebnisse der Ersatzwahl für Josef Escher, SKVP

Thomas Holenstein

Wegen der breiten politischen Unterstützung wurde Thomas Holenstein (SKVP) bereits im 1. Wahlgang zum Bundesrat gewählt. Weitere Stimmen gingen an Staatsrat Giuseppe Lepori (SKVP) und an Nationalrat Aleardo Pini (FDP), beide aus dem Tessin. Holenstein war dann von 1955 bis 1959 Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements.

1. Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 234[5]
eingegangene Wahlzettel 234
leer/ungültig 19/0
gültig Total 215
absolutes Mehr 108
Thomas Holenstein 182
Giuseppe Lepori 10
Aleardo Pini 9
Verschiedene 14

Detailergebnisse der Ersatzwahl für Rodolphe Rubattel, FDP

Paul Chaudet (1958)

Wegen der breiten politischen Unterstützung wurde Paul Chaudet (FDP) bereits im 1. Wahlgang zum Bundesrat gewählt. In einer Kampfwahl setzte er sich gegen die Tessiner Aleardo Pini (FDP) und Giuseppe Lepori (SKVP) sowie den Basler Staatsrat Nicolas Jaquet (LPS) durch. Chaudet war dann von 1955 bis 1966 Vorsteher des Militärdepartements.


1. Wahlgang
ausgeteilte Wahlzettel 234
eingegangene Wahlzettel 234
leer/ungültig 15/0
gültig Total 219
absolutes Mehr 110
Paul Chaudet 135
Aleardo Pini 52
Giuseppe Lepori 12
Nicolas Jaquet 11
Verschiedene 9

Detailergebnisse der Ersatzwahl für Karl Kobelt, FDP

Giuseppe Lepori

Die letzte Wahl des Tages war heiss umstritten. Der offizielle freisinnige Kandidat Alfred Schaller aus Basel hatte sich innerhalb der FDP nur knapp durchgesetzt. Die Sozialdemokraten unterstützten die SKVP, weil sie auf deren Unterstützung bei zukünftigen Wahlen hofften. Der bei der FDP parteiintern knapp unterlegene Aleardo Pini wurde von vielen Abgeordneten aus dem Tessin unterstützt. Für die LPS trat wiederum Nicolas Jaquet an. Und der Aargauer Nationalrat Karl Renold (BGB) erhielt Stimmen aus den eigenen Reihen. Im 1. Wahlgang konnte keiner der Kandidaten eine Mehrheit erringen. Im 2. Wahlgang setzte sich Giuseppe Lepori durch und wurde neuer Bundesrat. Lepori war dann von 1955 bis 1959 Vorsteher des Post- und Eisenbahndepartements.

Anmerkung: laut den zitierten Tageszeitungen (Die Tat, Der Bund und NZZ) erhielt Jaquet im 1. Wahlgang 18 Stimmen; laut oben erwähntem PDF keine Stimme

Kandidaten 1. Wahlgang 2. Wahlgang
Ausgeteilte Wahlzettel 235 235
Eingegangene Wahlzettel 235 235
Ungültige Wahlzettel 0 0
Leere Wahlzettel 4 3
Gültige Wahlzettel 231 232
Absolutes Mehr 116 117
Giuseppe Lepori 112 128
Alfred Schaller 61 70
Aleardo Pini 24 14
Nicolas Jaquet 18 10
Karl Renold 15 10
Andere 1 0

Einzelnachweise

  1. Bundesratswahl von Stunde zu Stunde. In: Die Tat. 16. Dezember 1954, S. 3 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  2. Drei neue Bundesräte; Hinter den Kulissen der Bundesratsersatzwahlen. In: Die Tat. 17. Dezember 1954, S. 1 und 3 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  3. Wahltag in der Vereinigten Bundesversammlung. In: Neue Zürcher Zeitung. 16. Dezember 1954, S. 1 und 2 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  4. Die Bundesversammlung wählt drei neue Bundesräte. In: Der Bund. 17. Dezember 1954, S. 1 (e-newspaperarchives.ch [abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  5. Die Zahlen im gesamten Artikel folgen: Parlamentsdienste: Resultate der Wahlen des Bundesrats, der Bundeskanzler und des Generals. (PDF; 541 kB) S. 39, abgerufen am 9. Oktober 2022.