Bildung

Wilhelm von Humboldt (1767–1835), Bildungsreformer

Bildung (von althochdeutsch bilidƍn ‚bilden', ‚sich bilden', ‚gestalten', ‚erschaffen', ‚versinnbildlichen', ‚nachahmen'; Abstraktum: bildunga ‚Vorstellung, Vorstellungskraft‘)[1] ist ein vielschichtiger, unterschiedlich definierter Begriff, den man im Kern als Maß fĂŒr die Übereinstimmung des persönlichen Wissens und Weltbildes eines Menschen mit der Wirklichkeit verstehen kann. Je höher die Bildung ist, desto grĂ¶ĂŸer wird die FĂ€higkeit, VerstĂ€ndnis fĂŒr ZusammenhĂ€nge zu entwickeln und wahre Erkenntnisse zu gewinnen. Der Ausdruck wird sowohl fĂŒr den Bildungsvorgang („sich bilden“, „gebildet werden“) wie auch fĂŒr den Bildungszustand („gebildet sein“) einer Person verwendet. Im Hinblick auf den innerhalb einer Bevölkerung gemeinhin erwartbaren Bildungsstand wird von Allgemeinbildung gesprochen.

Im weiteren Sinn bezeichnet Bildung die Entwicklung eines Menschen hinsichtlich seiner Persönlichkeit zu einem „Menschsein“, das weitgehend den geistigen, sozialen und kulturellen Merkmalen entspricht, die jeweils in der Gesellschaft als Ideal des voll entwickelten Menschen gelten können, wie zum Beispiel das humboldtsche Bildungsideal. Ein Merkmal von Bildung, das nahezu allen modernen Bildungstheorien entnehmbar ist, lĂ€sst sich umschreiben als das reflektierte VerhĂ€ltnis zu sich, zu anderen und zur Welt.

Im Gegensatz zur beruflichen oder zweckbestimmten Ausbildung bezieht sich Bildung auf eine grundsÀtzliche und grundlegende kulturelle Formung des Menschen. Vorausgesetzt, wenn auch selten angesprochen, sind hierbei elementare Kulturtechniken wie Auswendiglernen, Lesen, Schreiben, Rechnen. Solche Kulturtechniken werden stets in einem sozialen Kontext vermittelt, dem Bildungswesen im weitesten Sinne. Zum Bildungswesen gehören spezielle Institutionen wie beispielsweise Schulen und Hochschulen, aber auch alle anderen Lehr- und LernverhÀltnisse, etwa in Familie, Beruf oder aus eigener Initiative.

Der moderne, dynamische und ganzheitliche Bildungsbegriff steht fĂŒr den lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen zu der Persönlichkeit, die er sein kann, aber noch nicht ist. Diesem Prozess sind allerdings Grenzen gesetzt: durch persönliche Voraussetzungen – bezĂŒglich Intellekt, Motivation, KonzentrationsfĂ€higkeit, Grundfertigkeiten – sowie durch zeitliche, rĂ€umliche und soziale Bedingungen – SachzwĂ€nge, VerfĂŒgbarkeit von Lehrmitteln und Lehrern. Doch ist ein Bildungsprozess nicht an Bildungseinrichtungen gebunden, sondern auch autodidaktisch möglich.

Die theoretische BeschĂ€ftigung mit Bildung stellt – neben der BeschĂ€ftigung mit Fragen der Erziehung – das zentrale Thema modernen pĂ€dagogischen Nachdenkens dar.[2]

Begriffsbildung

Bildung ist ein sprachlich, kulturell und historisch bedingter Begriff mit sehr komplexer Bedeutung. Eine prĂ€zise oder besser noch einheitliche Definition des Bildungsbegriffs zu finden, erweist sich daher als Ă€ußerst schwierig. Je nach Ausrichtung und Interessenlage variieren die Ansichten darĂŒber, was unter „Bildung“ verstanden werden sollte, erheblich.

„‚Bildung‘ verweist auf Bild und damit zurĂŒck auf die bis in unser Jahrhundert aufgegriffene [
] Genesispassage (1. Buch Mose 1,26 f.), nach der Gott den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat. Gleichzeitig ist es diesem Geschöpf verboten, sich ein Bild Gottes zu machen.“

Der Begriff der Bildung wurde von dem mittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart in die Deutsche Sprache eingefĂŒhrt.[4][1] Bildung bedeutete fĂŒr Eckhart eine „Gottessache“, die durch „Erlernen von Gelassenheit“ als einem Sich-Überlassen möglich wird, „damit der Mensch Gott Ă€hnlich werde“.

Seit der neuzeitlichen AufklĂ€rung, der BegrĂŒndung der Anthropologie als Wissenschaft und Lehre vom Menschen, dem pĂ€dagogischen Jahrhundert setzt sich eine Neubestimmung des Bildungsbegriffs durch. Danach ist der Mensch nicht mehr (nur) Geschöpf Gottes, sondern Werk seiner selbst: Selbstbildung, Selbstpraxis. Zugleich hĂ€ngt der Prozess individueller Bildung von den Gelegenheiten ab, die eine Gesellschaft in materiellen (Bildungsökonomie), organisatorischen (Bildungssoziologie) und programmatischen (LehrplĂ€ne, Curricula) Hinsichten bietet, damit Bildung gelingen kann.

Wolfgang Klafki bezeichnet Bildung als „Erschlossensein einer dinglichen und geistigen Wirklichkeit fĂŒr einen Menschen – das ist der objektive oder materiale Aspekt; aber das heißt zugleich: Erschlossensein dieses Menschen fĂŒr diese seine Wirklichkeit – das ist der subjektive und der formale Aspekt zugleich im ‚funktionalen‘ wie im ‚methodischen‘ Sinne.“[5]

Nach Bernward Hoffmann wird Bildung als die Entfaltung und Entwicklung der geistig-seelischen Werte und Anlagen eines Menschen durch Formung und Erziehung verstanden:

„Der Begriff ist abgeleitet vom ‚Bild‘, einer Sache Gestalt und Wesen zu geben. Das Wort Bildung ist heruntergekommen zur Bezeichnung bloßen Formalwissens. Bildung ist dann nicht weit von Einbildung entfernt oder bezeichnet nur das, was gesellschaftliches NĂŒtzlichkeitsdenken der Herrschenden gerade fĂŒr wichtig erachtet.“[6]

Nach Daniel Goeudevert ist Bildung „ein aktiver, komplexer und nie abgeschlossener Prozess, in dessen glĂŒcklichem Verlauf eine selbstĂ€ndige und selbsttĂ€tige, problemlösungsfĂ€hige und lebenstĂŒchtige Persönlichkeit entstehen kann“. Bildung könne daher nicht auf Wissen reduziert werden; Wissen sei nicht das Ziel der Bildung, aber sehr wohl ein Hilfsmittel. DarĂŒber hinaus setze Bildung Urteilsvermögen, Reflexion und kritische Distanz gegenĂŒber dem Informationsangebot voraus. Dem gegenĂŒber stehe die Halbbildung, oder wenn es um Anpassung im Gegensatz zur reflexiven Distanz gehe, auch die Assimilation.

Eine alternative Definition findet sich bei Kössler:

„Bildung ist der Erwerb eines Systems moralisch erwĂŒnschter Einstellungen durch die Vermittlung und Aneignung von Wissen derart, dass Menschen im Bezugssystem ihrer geschichtlich-gesellschaftlichen Welt wĂ€hlend, wertend und stellungnehmend ihren Standort definieren, Persönlichkeitsprofil bekommen und Lebens- und Handlungsorientierung gewinnen. Man kann stattdessen auch sagen, Bildung bewirke IdentitĂ€t.“[7]

Um dem Theorie-Dilemma zu entgehen, einseitig die subjektive oder objektive Seite der Bildung zu erhöhen, kennzeichnet sie Tobias PrĂŒwer als einen offenen Prozess, der sich insbesondere als ein sprachlich vermitteltes Situieren im VerhĂ€ltnis von Ich, Welt und sozialer Mitwelt vollzieht. Er schlĂ€gt eine „postmoderne“ Variante vor:

„Skepsis und Kritik stellen wesentliche Merkmale der Bildung dar: Differenzieren und Unterscheiden legen die Grundlage fĂŒr selbstĂ€ndiges Ermessen und eine souverĂ€ne Urteilskraft, schĂ€rfen und relativieren das individuelle Weltbild. Bildung zielt auch auf das Offene und Mögliche, das innerhalb der Sachzwanglogik aus den Augen gerĂ€t. In der im Bildungsbegriff verankerten Anerkennung der verschiedenen und gleichrangigen Lebensformen liegt zudem ein radikal-demokratisches Element.“[8]

WĂ€hrend in unserem Alltagsdenken und -handeln der Bildungsbegriff stark mit Begriffen wie „Belehrung“ und „Wissensvermittlung“ verbunden ist, wurde er seit Wilhelm von Humboldt in der Theorie und der Programmatik erweitert. Nach Hartmut von Hentig komme „dem Wort Bildung seither das Moment der SelbstĂ€ndigkeit, also des Sich-Bildens der Persönlichkeit“ zu.[9] Humboldt selbst fĂŒhrte dazu aus:

„Es gibt schlechterdings gewisse Kenntnisse, die allgemein sein mĂŒssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnungen und des Charakters, die keinem fehlen darf. Jeder ist offenbar nur dann guter Handwerker, Kaufmann, Soldat und GeschĂ€ftsmann, wenn er an sich und ohne Hinsicht auf seinen besonderen Beruf ein guter, anstĂ€ndiger, seinem Stande nach aufgeklĂ€rter Mensch und BĂŒrger ist. Gibt ihm der Schulunterricht, was hierfĂŒr erforderlich ist, so erwirbt er die besondere FĂ€higkeit seines Berufs nachher so leicht und behĂ€lt immer die Freiheit, wie im Leben so oft geschieht, von einem zum anderen ĂŒberzugehen.“[10]

Das Wort Bildung selbst ist ein typisch deutsches Wort, es steht in spezifischer Beziehung zu „Erziehung“ und „Sozialisation“. Diese in der deutschen Sprache unterschiedlich belegten Begriffe sind im Englischen und im Französischen als education bzw. Ă©ducation zusammengefasst, wobei dem Aspekt der formation, der inneren Formbildung, besondere Bedeutung zukommt.

Der Begriff ist ferner abzugrenzen von Begriffen, mit denen er umgangssprachlich oft synonym verwendet wird: den Begriffen Wissen, IntellektualitĂ€t und Kultiviertheit. Der Begriff Bildung schließt allerdings (je nach Interpretation des Bildungsbegriffs in unterschiedlichem Maße) Facetten aller unterschiedenen begrifflichen Aspekte mit ein. Außerdem besteht eine gewisse NĂ€he zum Begriff Reife.

Die historische Entwicklung des Bildungsbegriffs

Der Begriff der Bildung erfuhr wÀhrend seiner Entwicklung mehrmals einen Bedeutungswandel.

Die AnfÀnge der Bildung

Erasmus von Rotterdam

Obwohl die Antike den Begriff Bildung noch nicht so verwendete, wie wir ihn kennen, waren die Ideen, die diesen Begriff prĂ€gen sollten, doch schon prĂ€sent. Im Griechischen ist der Begriff der (Enkyklios) Paideia dem Bildungsbegriff sehr verwandt. Erste Beispiele von Bildungstheorien sind um 500 v. Chr. der von Parmenides mit seiner „Auffahrt“ zur Göttin geschilderte Übergang vom bloßen Meinen zur Wahrheit sowie die von Heraklit formulierte Zugehörigkeit des Menschen zum „Logos“.[11]

HĂ€ufig war die (Weiter-)Bildung eines der Hauptmotive fĂŒr Reisen im römischen Reich, sei es im Zuge der Weiterbildung in Bibliotheken oder (Philosophen-)Schulen, im Zuge von Entdeckungsreisen oder in Form eines „Bildungstourismus“, um zentrale WirkungsstĂ€tten von Personen oder Handlungsorte wichtiger Ereignisse zu besichtigen und/oder nachzuerleben, beispielsweise das Orakel von Delphi oder die Schlacht bei den Thermopylen.[12]

Der deutsche Begriff entstand im Mittelalter,[13] wahrscheinlich als Begriffsschöpfung Meister Eckharts (13./14. Jahrhundert) im Rahmen der Imago-Dei-Lehre. Der Begriff ist somit theologischen Ursprungs. Bilden wird in der Tradition der jĂŒdisch-christlichen Imago-Dei-Lehre verstanden als gebildet zu werden durch die Gottheit, die Eckhart in der Linie des christlichen Neuplatonismus vom trinitarisch zu verstehenden Gott noch unterscheidet. Zwar ist das „Überbildetwerden“ durch die Gottheit dem Menschen unverfĂŒgbar, der Mensch kann aber die Voraussetzungen dafĂŒr schaffen. Daher Eckharts hĂ€ufige „Aufforderungen, Distanz zur kreatĂŒrlichen Wirklichkeit zu erlangen, nĂ€mlich ‚Abgeschiedenheit‘ zu realisieren, [...] ‚ledig‘ zu werden, die Bilder zu lassen, sich aller fremden Bilder zu entledigen [...], sich als Mensch zu ‚entbilden‘ usw., um bereit zu werden fĂŒr die (unverfĂŒgbare) Erfahrung der unio bzw. der ‚Gottesgeburt‘ im Seeleninnersten als ‚Einbildung‘ in Gott (als Gottheit bzw. deitas [...]) allein und als ‚Überbildung‘ des Menschen durch das schlechthinnige Eine“ oder die Gottheit.[14]

Einen „Bildungsschub“ gab es in Europa in der Renaissance, in der die Neugier der Menschen erwachte und mit Hilfe der von Johannes Gutenberg entwickelten Buchdruckkunst erstmals BildungsbĂŒcher eine weitere Verbreitung finden konnten. Einer der schreibfreudigsten „Bildner“ war zu dieser Zeit der Humanist Erasmus von Rotterdam, der ĂŒber 100 BildungsbĂŒcher schrieb und bereits frĂŒh erkannte: „Der Mensch wird nicht geboren, sondern erzogen!“ Mit seinen BĂŒchern wollte er seinen Zeitgenossen und der Nachwelt Bildung vermitteln und machte deutlich:

„Nichts ist naturgemĂ€ĂŸer als Tugend und Bildung â€“
ohne sie hört der Mensch auf, Mensch zu sein.“

Der Einzug des Begriffs „Bildung“ in die PĂ€dagogik

Immanuel Kant

Angesichts der Zerstörungen wĂ€hrend des DreißigjĂ€hrigen Krieges erhoffte sich Comenius eine friedliche Ordnung der Welt daraus, dass Menschen von Kindheit an zu menschlichem Verhalten angeleitet werden. So hielt der Begriff Bildung Einzug in die PĂ€dagogik. Das damals verwendete lateinische Wort eruditus („gebildet“, „aufgeklĂ€rt“) bedeutet etymologisch ‚ent-roht‘. Solchen Ausgang des Menschen aus seiner ursprĂŒnglichen Rohheit erwartete Comenius von Sorgfalt beim Denken und Sprechen:

«Nosse rerum differentias et posse unumquodque suo insignare nomine.»

„Den Unterschied der Dinge kennen und jedes mit seinem Namen bezeichnen können.“

– Ianua linguarum reserata – Eröffnete SprachenThĂŒr 1631

Das im 18. Jahrhundert entstandene neue Menschenbild eines aufgeklĂ€rten, in wissenschaftlichen Kategorien denkenden und handelnden Menschen formte auch den Begriff der Bildung um. Durch die Auseinandersetzung deutscher Autoren mit Shaftesbury wurde der Begriff sĂ€kularisiert. Die theologische Bedeutung wich einer Bedeutung, die sich der platonischen nĂ€herte. Der Mensch sollte sich nun nicht mehr zum Abbild Gottes entwickeln, sondern als Ziel galt die menschliche Vervollkommnung. Diese Idee findet sich unter anderem bei Pestalozzi (Abendstunde eines Einsiedlers), Herder (Ideen), Schiller und Goethe (Wilhelm Meister). Immanuel Kant prĂ€zisiert in seiner Schrift Über PĂ€dagogik die Aufgabe von Bildung, wenn er schreibt:

„Die PĂ€dagogik oder Erziehungslehre ist entweder physisch oder praktisch. [
] Die praktische oder moralische ist diejenige, durch die der Mensch soll gebildet werden, damit er wie ein frei handelndes Wesen leben könne. [
] Sie ist Erziehung zur Persönlichkeit, Erziehung eines frei handelnden Wesens, das sich selbst erhalten, und in der Gesellschaft ein Glied ausmachen, fĂŒr sich selbst aber einen innern Wert haben kann.“

– Immanuel Kant: AA IX, 455[15]

Waren die Bildungsziele vor der AufklĂ€rungsepoche noch durch einen Gott gegeben, so seien sie nun bestimmt durch die Notwendigkeit des Menschen, in einer Gesellschaft zu leben. Es gehe darum, die „Rohmasse“ Mensch so zu formen, dass er ein nĂŒtzliches Mitglied der Gesellschaft werden könne. In diesem Formungsprozess wĂŒrden vorhandene Anlagen entwickelt. Doch immer noch werden die Bildungsziele nicht durch das Individuum festgelegt, sondern sind Idealvorstellungen, die unabhĂ€ngig vom Einzelnen ewige Geltung beanspruchen (vgl. Ideenlehre) und von außen an das Individuum herangetragen werden.

Vor allem im Zuge der Weimarer Klassik tritt die Thematik der Bildungsreise wieder in den Vordergrund. Goethe beschreibt in seiner Italienischen Reise seine Motive, EindrĂŒcke und seine Weiterbildung, die er in Italien erfahren konnte. Das damalige Griechenland blieb den sich weiterbildenden Reisenden aufgrund der Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich verwehrt. Nichtsdestotrotz erfuhr die klassische und klassizistische Bildung sowie deren Rezeption einen neuen Aufschwung. Dies zeigen die zahlreichen Übersetzungen und Adaptionen antiker Autoren und Werke in der spĂ€ten AufklĂ€rung und im 19. Jahrhundert. Beispiele hierfĂŒr sind die Übersetzungen der Ilias und der Odyssee Homers ins Deutsche von Johann Heinrich Voss[16] oder die adaptiv-populĂ€re Anthologie der Sagen des klassischen Altertums von Gustav Schwab[17].

Die Wende zur SubjektivitÀt

Der deutsche Idealismus – insbesondere die subjektive Variante (Descartes, Malebranche, Fichte) im Unterschied zum objektiven Idealismus (Platon, Schelling, Hegel) – wendet den Bildungsbegriff zum Subjektiven. Bildung wird verstanden als Bildung des Geistes, der sich selber schafft. Dieser bei Johann Gottlieb Fichte (1726–1814) beschriebene Prozess lĂ€sst sich in der Formel fassen: „Das Ich als Werk meiner Selbst.“ Es ist Fichte, der seinen Bildungsbegriff auf den autopoietischen (gr. autos ‚selbst‘, poiein ‚schaffen‘, ‚hervorbringen‘) Zusammenhang von Empfinden, Anschauen und Denken begrĂŒndet. Ziel ist â€“ wie bereits in der AufklĂ€rung â€“ die Genese einer vollkommenen Persönlichkeit. Vollkommen ist eine Person, wenn eine Harmonie zwischen „Herz, Geist und Hand“ besteht.

„Ich bin eine besondere Bestimmung der bildenden Kraft, wie die Pflanze; eine besondere Bestimmung der eigentĂŒmlichen Bewegungskraft, wie das Tier; und ĂŒberdies noch eine Bestimmung der Denkkraft: und die Vereinigung dieser drei GrundkrĂ€fte zu Einer Kraft, zu Einer harmonischen Entwicklung, macht das unterscheidende Kennzeichen meiner Gattung aus; so wie es die Unterscheidung der Pflanzengattung ausmacht, lediglich Bestimmung der bildenden Kraft zu sein.“[18]

Die programmatische Wende

Wilhelm von Humboldt schließlich erhebt Bildung zum Programm. Das BedĂŒrfnis, sich zu bilden, sei im Inneren des Menschen angelegt und mĂŒsse nur geweckt werden. Jedem soll Bildung zugĂ€nglich gemacht werden. Humboldt erschafft ein mehrgliedriges Schulsystem, in dem jeder nach seinen FĂ€higkeiten und nach den Anforderungen, die die Gesellschaft an ihn stellt, gefördert wird. Allerdings geht es beim humboldtschen Bildungsideal nicht um empirisches Wissen, sondern immer noch um die Ausbildung/Vervollkommnung der Persönlichkeit und das Erlangen von IndividualitĂ€t. Dieses „Sich-Bilden“ wird nicht betrieben, um ein materielles Ziel zu erreichen, sondern um der eigenen Vervollkommnung willen.

BĂŒrgerliches Statussymbol und messbares Gut, das am praktischen Leben orientiert sein muss, wird Bildung erst mit der BĂŒrokratisierung in Form von GymnasiallehrplĂ€nen. Bildung genĂŒgt sich nicht mehr allein, sondern soll Nutzen und möglichst auch Gewinn bringen. Damit wird Bildung zum Statussymbol der Gesellschaft und zum sozialen Abgrenzungskriterium. Friedrich Paulsen schreibt 1903:

„Wenn ich mein SprachgefĂŒhl ganz gewissenhaft erforsche, so finde ich dieses: gebildet ist, wer nicht mit der Hand arbeitet, sich richtig anzuziehen und zu benehmen weiß, und von allen Dingen, von denen in der Gesellschaft die Rede ist, mitreden kann. Ein Zeichen von Bildung ist auch der Gebrauch von Fremdwörtern, das heißt der richtige: wer in der Bedeutung oder der Aussprache fehlgreift, der erweckt gegen seine Bildung ein ungĂŒnstiges Vorurteil. Dagegen ist die Bildung so gut wie bewiesen, wenn er fremde Sprachen kann [
]. Damit kommen wir dann auf das letzte und entscheidende Merkmal: gebildet ist, wer eine ‚höhere‘ Schule durchgemacht hat, mindestens bis Untersekunda [10. Klasse, Anmerkung des Verfassers], natĂŒrlich mit ‚Erfolg‘.“

– Paulsen: 1903

Zur Bewertung von Bildung schreibt er weiter:

„Und um ĂŒber den Erfolg, also ĂŒber den Besitz der Bildung keinen Zweifel bestehen zu lassen, besteht in Deutschland jetzt allgemein die Einrichtung, daß der SchĂŒler beim Abschluss der Untersekunda geprĂŒft und ihm ĂŒber die Bildung eine Bescheinigung ausgestellt wird. [
] Damit hĂ€tten wir denn auch einen von Staats wegen festgesetzten Maßstab der Bildung: es gehört dazu, was in den sechs ersten Jahreskursen der höheren Schulen gelernt wird; [
]“

– Paulsen: 1903

An der Geschichte des Bildungsbegriffs lĂ€sst sich verfolgen, dass dieser im Laufe der Zeit nicht eine, sondern mehrere Konnotationen erhalten hat, angefangen bei der religiösen Bedeutung ĂŒber die Persönlichkeitsentwicklung bis hin zur Ware Bildung. Im Deutschen Kaiserreich (1871–1918) findet die entscheidende Wende von humboldtschen Bildungsinhalten hin zu moderneren Lehrinhalten statt.[19]

An der Jahrtausendwende: Transformatorische und relationale Bildung

Die Diskussion um den Bildungsbegriff seit den 1960er Jahren verlĂ€uft recht komplex. Es „wird zu Recht von einer seit etwa seit circa 1960 bestehenden Krise des Bildungsbegriffes gesprochen. [
] Denn in der deutschen erziehungswissenschaftlichen und pĂ€dagogischen Diskussion [war] fraglich geworden, ob der Bildungsbegriff fĂŒr die PĂ€dagogik immer noch als maßgebliche Orientierungskategorie zur Bestimmung des zentralen Zieles sowie der Teilziele pĂ€dagogischen Denkens und Handelns geeignet sei, ob er in tragfĂ€higer Weise konzeptualisiert werden könne und inwieweit er gegebenenfalls tauge bzw. welchen Modifikationen er zu unterziehen sei.

So ist der tradierte, neuhumanistisch geprĂ€gte Bildungsbegriff etwa seit Anfang der 60er Jahre grundlegenden Anfragen ausgesetzt hinsichtlich seines Inhalts und seiner legitimatorischen Basis.“[20]

JĂŒrgen-Eckhart Pleines stellte um die Jahrtausendwende (2000) im Blick auf den Bildungsbegriff fest, es habe „wenig Sinn [
], von ihm [
] eine endgĂŒltige Befreiung oder eine Erlösung zu erwarten.“ Der Bildungsbegriff wurde „im Zuge des Problematisch-Werdens der ‚großen ErzĂ€hlungen‘ als legitimatorische Basis von Wissen sehr grundsĂ€tzlich in Frage gestellt [...] Insbesondere ist die dem klassischen Bildungsbegriff verpflichtete Bildungstheorie (außer von systemtheoretischer Seite [
]) durch Vertreter postmodernen Denkens großen Herausforderungen ausgesetzt u. a. hinsichtlich der Vorstellungen von allgemeiner und harmonischer Bildung und in Bezug auf das Vernunft- und SubjektverstĂ€ndnis“ (Meder (1987), Pongratz (1986), W. Fischer (1989), Schirlbauer (1990) und Ruhloff (1993), aber z. B. auch Meyer-Drawe (1991)).

Prinzipiell betrachtet „wurde fraglich, [
] ob unter den Voraussetzungen der (Post-)Moderne ĂŒberhaupt noch mit Sinn von ‚Bildung‘ gesprochen werden könne, wo doch die Bildungstheorie als pĂ€dagogische Variante jener LegitimationserzĂ€hlungen (i.e.: der ‚großen ErzĂ€hlungen‘) zur Legitimation des Wissens [
] erscheint“ (Koller (1999: 16)).

Dabei sei festzuhalten, dass „der Bildungsbegriff von den der veritablen Postmoderne verpflichteten Wissenschaftlern vielfach lediglich in seiner traditionellen und auch seiner im Anschluss daran modifizierten AusprĂ€gung abgelehnt [wird]. Weiter wurden verschiedene beachtete, wenngleich nicht allgemein akzeptierte [
] Versuche einer ‚postmodernen‘ Transformation und Neubestimmung des Bildungskonzeptes unternommen. Diese haben zu in sich unterschiedlichen ersten AnsĂ€tzen eines ‚postmodernen Bildungsbegriffes‘ und einer ‚postmodernen PĂ€dagogik‘ gefĂŒhrt[.]“ Zu nennen sind hier fĂŒr die 1990er Jahre u. a. Jörg Ruhloff, Norbert Meder, Johannes Fromme, Hans-Christoph Koller und Roland Reichenbach.

Der Bildungsgedanke bleibt gleichwohl umstritten und umkĂ€mpft. Pleines konstatiert zur Jahrtausendwende, dass der Bildungsgedanke „um sein Überleben und um seine Anerkennung kĂ€mpft“. Dem stehe gegenĂŒber „[d]ie Vereinnahmung des Bildungsbegriffes fĂŒr politische und nationalökonomische Zwecke auf bildungspolitischer und -institutioneller, wirtschaftlicher und öffentlicher Seite â€“ eine Vereinnahmung, die, solange nicht neu bestimmt wurde, was Bildung eigentlich sein kann, keineswegs verwunderlich ist“.

Trotz der Zweifel an seiner Operationalisierbarkeit und Empirieferne wurde der Bildungsbegriff beibehalten. So existiert „eine durchgehende Linie bildungstheoretischer Diskussion bis heute, die in der Hoffnung auf eine der Zusammenhanglosigkeit, Disparatheit und UnbegrĂŒndbarkeit pĂ€dagogischen Denkens und Handelns wehrenden Orientierungsfunktion des Bildungsbegriffes begrĂŒndet ist“; denn es zeigte sich, „dass der Bildungsbegriff als Kategorie fĂŒr pĂ€dagogisches Denken und Handeln unverzichtbar ist, [
] um die Aufgabe der PĂ€dagogik unverkĂŒrzt und angemessen zu fassen“. Auch von „(transzendental-)skeptischen“ Autoren wie W. Fischer und J. Ruhloff wird „der Bildungsbegriff fĂŒr nicht verzichtbar gehalten, insbesondere deswegen, weil er dem geltungsanalytischen Diskurs in systematischer Hinsicht innerhalb der Erziehungswissenschaft Raum gebe“.

Im Blick auf die fĂŒr das bildungstheoretische Denken beklagte Empirieferne ist eine wichtige Entwicklung hervorzuheben: Zwischen der traditionell philosophischen Bildungstheorie und der empirischen Bildungsforschung steht seit den 1980er Jahren die bildungstheoretisch orientierte Biographieforschung. Sie will ĂŒber die Kategorie der Biographie zwischen beiden Bereichen vermitteln. Ziel ist dabei, den Bildungsbegriff zu prĂ€zisieren und so die Bildungstheorie fĂŒr die Bildungsforschung und Bildungspraxis anschlussfĂ€hig zu machen. Dieser Forschungsdiskurs orientiert sich am transformatorischen Bildungsbegriff in der Tradition von Wilhelm von Humboldt und ist seit den 1990er Jahren durch die AnsĂ€tze von Winfried Marotzki und Hans-Christoph Koller geprĂ€gt. Als Basisdefinition gilt: Bildung ist ein Transformationsprozess der Figuren des Welt- und SelbstverhĂ€ltnisses einer Person aus Anlass von Krisenerfahrungen, welche die bestehenden Figuren in Frage stellen.[21] Koller fordert bis ins Jahr 2012 eine theoretische PrĂ€zisierung der Begriffe Transformationsprozess und Welt- und SelbstverhĂ€ltnis sowie eine genaue Bestimmung des Anlasses von Bildungsprozessen.[22]

Aus der Diagnose der Stagnation dieser Rekonstruktionsversuche des transformatorischen Bildungsbegriffs wird von Beate Richter[23] der Wechsel in der Methode vom interpretativen zum relationalen Paradigma vorgeschlagen und die sogenannte relationale Entwicklungslogik als methodische Basis einer PrĂ€zisierung eingefĂŒhrt. Mit der Übertragung der Ergebnisse der informellen Axiomatisierung (Methode der Theoretischen Strukturalisten Wolfgang StegmĂŒller, Wolfgang Balzer)[24] von Robert Kegans strukturaler Entwicklungstheorie[25] auf den transformatorischen Bildungsbegriff wird unter Verwendung weiterer Referenztheorien aus dem Bereich der relationalen Kommunikationstheorien die PrĂ€zisierung des Begriffs möglich. Bildung wird von Richter als „Prozess der Transformation der Regel der Bedeutungsbildung einer Person unter Konfrontation mit der Regel der Bedeutungsbildung nĂ€chsthöherer Ordnung definiert und als eine Struktur der ÜbergĂ€nge zwischen Kontext-Regeln beschrieben, die ein Beobachter der Person im Interaktionsprozess zuschreibt“ (Richter 2014: IX).

Heute

In heutigen gesellschaftlichen Debatten wird der Bildungsbegriff mit allen diesen Konnotationen zugleich oder in Teilen verwendet, je nachdem, in welchem Kontext die Äußerung steht. Mögliche Kontexte sind zum Beispiel: soziale Abgrenzung, wirtschaftliche Interessen oder politische Ziele. Verallgemeinernd kann eigentlich nur gesagt werden, dass die meisten Definitionen auf den MĂŒndigkeitsaspekt des Begriffs „Bildung“ hinweisen. Zu den Begriffen und Begriffsschöpfungen, die im gemeinten Kontext zur Sprache kommen, gehören Bildungssystem, Bildungsmisere, Allgemeinbildung, Bildungspolitik, bildungsferne Schichten u. a. m. Wie nicht zuletzt die Diskussion um die Pisa-Studie zeigt, werden heute auch die allgemeinbildenden Schulen mit immer grĂ¶ĂŸerer SelbstverstĂ€ndlichkeit unter dem Gesichtspunkt der „Optimierung von Lernprozessen im Hinblick auf deren Relevanz fĂŒr ökonomisch verwertbare Arbeit“ (Ribolits, 13) bewertet.

Die Paradoxie, die darin enthalten ist, ist, dass die Fokussierung des selbstorganisierten Lernens und der Handlungskompetenz (und insbesondere die Betonung des – so Matthias Heitmann – „entmĂŒndigenden Zwangs“ zum lebenslangen Lernen) zu einer Entwertung dessen fĂŒhrt, was man frĂŒher Bildung nannte, wobei dies von der PĂ€dagogik bisher kaum diskutiert wird. WĂ€hrend es angesichts des rasanten Wandels der technischen und sozialen Umwelt als selbstverstĂ€ndlich erscheint, sich fortlaufend neues Wissen (im Sinne von parzellierten Fakten) aneignen zu mĂŒssen, wird die traditionelle Wissensvermittlung im curricularen Kontext immer weniger als Ziel von Schulen und Hochschulen akzeptiert und ist auch kaum eine wirksame Motivation fĂŒr ein Lehramtsstudium. Das schlĂ€gt sich in den Curricula der Schulen und Hochschulen nieder.[26]

Aspekte des Bildungsbegriffes

Bildung ist im Gegensatz zu Ausbildung bzw. Berufsbildung nicht unmittelbar an ökonomische Zwecke gebunden. Zum Problem der Konkurrenz von Bildung und Ausbildung Ă€ußerte sich Johann Heinrich Pestalozzi folgendermaßen:

„Allgemeine Emporbildung der inneren KrĂ€fte der Menschennatur zu reiner Menschenweisheit ist allgemeiner Zweck der Bildung auch der niedrigsten Menschen. Übung, Anwendung und Gebrauch seiner Kraft und Weisheit in den besonderen Lagen und UmstĂ€nden der Menschheit ist Berufs- und Standesbildung. Diese muss immer dem allgemeinen Zweck der Menschenbildung untergeordnet sein. [
] Wer nicht Mensch ist, dem fehlt die Grundlage zur Bildung seiner nĂ€heren Bestimmung.“

Johann Gottfried von Herders Gedanken Àhneln denen von Pestalozzi:

„Menschen sind wir eher, als wir Professionisten werden! Von dem, was wir als Menschen wissen und als JĂŒnglinge gelernt haben, kommt unsere schönste Bildung und Brauchbarkeit fĂŒr uns selbst her, noch ohne zu Ă€ngstliche RĂŒcksicht, was der Staat aus uns machen wolle. Ist das Messer gewetzt, so kann man allerlei damit schneiden.“

Da allgemeine Schulpflicht (Deutschland) besteht, werden Bildungsprozesse wenigstens zunĂ€chst nicht freiwillig initiiert. Weil in unserer Gesellschaft Wissen verlangt wird, besteht lebenslang ein Ă€ußerer Druck, möglichst viele Informationen aufzunehmen. Wissen und Lernen allein ergeben jedoch noch keine Bildung. Friedrich Paulsen Ă€ußert sich im enzyklopĂ€dischen Handbuch der PĂ€dagogik von 1903 zu diesem Thema folgendermaßen:

„Nicht die Masse dessen, was [man] weiß oder gelernt hat macht die Bildung aus, sondern die Kraft und EigentĂŒmlichkeit, womit [man] es sich angeeignet hat und zur Auffassung und Beurteilung des ihm Vorliegenden zu verwenden versteht. [
] Nicht der Stoff entscheidet ĂŒber die Bildung, sondern die Form.“

Bildungsdreieck der Elementarkompetenzen

Elementare Aspekte der Bildung sind symbolisch als gleichseitiges Dreieck darstellbar, wobei jede Seite gleichberechtigt ist. Die drei Seiten stehen dabei symbolhaft fĂŒr Wissen, Denken und KommunikationsfĂ€higkeit. Wissen umfasst dabei die Wissensinhalte (deklaratives Wissen), das Denken hingegen die unterschiedlichen Strategien des Erkenntnisgewinns wie Problemlösen, Beschreiben, ErklĂ€ren, Interpretieren usw. Unter KommunikationsfĂ€higkeit kann in diesem Zusammenhang die FĂ€higkeit eines Menschen verstanden werden, seine Gedanken, Ideen, Thesen usw. anderen transparent zu machen und umgekehrt sich in die Gedankenwelt anderer aktiv hineinzuversetzen.

Wilhelm von Humboldt hingegen beschreibt einen Aspekt des Bildungsbegriffes als die „VerknĂŒpfung von Ich und Welt“.[27] Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen KrĂ€ften, wĂ€hrend Welt die Gesamtheit aller außerhalb des Menschen liegenden GegenstĂ€nde bezeichnet. Es besteht eine konstante Wechselwirkung zwischen dem Einfluss des Menschen auf die Welt und dem Einfluss der Welt auf den Menschen. Laut Humboldt sind die KrĂ€fte beziehungsweise FĂ€higkeiten des Menschen von Natur aus gegeben und werden erst durch individuelles Lernen entfaltet.[28] Diese KrĂ€fte definiert Humboldt nicht nur als Wissen, sondern auch als geistiges und emotionales Denken und Lernen:

„Bildung ist eine ‚durchgĂ€ngige Wechselwirkung des theoretischen Verstandes und des praktischen Willens‘.“[28]

Humboldt sieht die Aufgabe der Bildung darin, die beiden GegenstĂ€nde Mensch und Welt einander Ă€hnlicher zu machen, und nicht im Transport reinen Lernstoffes.[28] Der Mensch sollte in der Schule fĂŒr das Leben lernen und nicht auf einen spezifischen Beruf vorbereitet werden. Wilhelm von Humboldt wollte Schule allen zugĂ€nglich machen und jeder sollte die Möglichkeit haben, auf Wissen gleich zugreifen zu können. Er spricht sich fĂŒr Bildung fĂŒr alle aus.[29]

FrĂŒhe Bildung

Zunehmende Bedeutung, auch mit RĂŒckwirkungen auf die Diskussion ĂŒber schulische Bildung, gewinnt die frĂŒhe Bildung von Kindern in den ersten Lebensjahren. WĂ€hrend man noch in den 1950er und 60er Jahren vom „dummen ersten Jahr“ sprach und damit die BildungsunfĂ€higkeit kleiner Kinder beschreiben wollte, ist heute allgemeiner Kenntnisstand, dass Bildung spĂ€testens mit der Geburt beginnt und dann in höchstem Tempo die wesentlichen Voraussetzungen aller spĂ€teren Bildungsprozesse gelegt werden. Wichtige Impulse hat dieser Prozess durch die Hirnforschung erfahren.

Bildung und soziale Ungleichheit

„Schule ist eine Institution, die Lebenschancen verteilt.“[30]

Die Bildungsanstrengung ist das Ergebnis der EinflĂŒsse der Umwelt und der individuellen Entscheidung.[31] Im Allgemeinen korrelieren in fast allen Gesellschaften sozialer Status der Eltern und formale Bildung der Kinder positiv miteinander. Das bedeutet, dass niedrige BildungsabschlĂŒsse (oder das Fehlen derselben) vor allem in den unteren Bevölkerungsschichten anzutreffen sind. Durch Erwerb von Bildung ist sozialer Aufstieg möglich.

Mit „Bildung“ und dem Ausbau des Bildungssystems war in der Vergangenheit hĂ€ufig die Hoffnung verbunden, soziale Ungleichheiten abzubauen. Dass es sich bei der ersehnten „Chancengleichheit“ um eine Illusion handelt, haben die französischen Soziologen Pierre Bourdieu und Jean-Claude Passeron schon in den 1960er Jahren gezeigt. Dabei gibt es nationale Unterschiede. Im internationalen Vergleich bestimmt in Deutschland die soziale Herkunft in besonders hohem Maß den Bildungserfolg. Diverse Schulleistungs-Studien (LAU-Studie, IGLU-Studie, PISA-Studie) haben belegt, dass Kinder ungebildeter Eltern selbst dann hĂ€ufig eine geringere Schulformempfehlung bekommen als Kinder von Eltern mit höherer Bildung, wenn die kognitive, die Lese- und Mathematikkompetenz gleich ist. Das Bildungswesen kann unter solchen Voraussetzungen dazu dienen, soziale Ungleichheit zu reproduzieren und zu legitimieren, da das „Versagen“ im Bildungssystem hĂ€ufig als individuelle UnfĂ€higkeit interpretiert und erlebt wird. In Deutschland sind gegenwĂ€rtig in besonderer Weise Kinder und Jugendliche aus Einwandererfamilien von Bildungsbenachteiligung betroffen. Darauf reagiert eine Fachdiskussion zu der Frage, was Erfordernisse einer angemessenen Bildungspolitik und Bildungspraxis in der Einwanderungsgesellschaft sind. Eine Studie der UniversitĂ€t Augsburg von 2007 weist zudem auf einen deutlichen Unterschied zwischen Land- und Stadtkindern hin. So wechseln in Schwaben (Bayern) auf dem Land nur 22 Prozent der MĂ€dchen von der Grundschule auf das Gymnasium. In der Stadt dagegen gehen 44 Prozent der MĂ€dchen auf die Oberschule – trotz gleicher Noten.[32]

Einen Zusammenhang zwischen den landwirtschaftlichen Strukturen im 19. Jahrhundert, verschiedenen Bildungsniveaus und wirtschaftlichen Ungleichheiten haben Jörg Baten und Ralph Hippe (2017)[33] fĂŒr Europa gefunden. Sie argumentieren, dass die GrĂ¶ĂŸe der Betriebe ausschlaggebend war, welche wiederum von der Bodenbeschaffenheit beeinflusst wurde. In den kleineren Betrieben legten die Bauern grĂ¶ĂŸeren Wert darauf, dass ihre Kinder gebildet waren, da sie spĂ€ter den Hof ĂŒbernehmen wĂŒrden. Dies war u. a. typisch fĂŒr Nord- und Nordwesteuropa um 1900. Waren Boden und Klima jedoch gĂŒnstig fĂŒr große Weizenfelder und somit Großgrundbesitz, entwickelten sich hĂ€ufig politische Eliten. Diese wiederum verhinderten den Zugang zu Bildung fĂŒr lĂ€ndliche Arbeitnehmer. Die daraus resultierenden Bildungsunterschiede wirkten sich wiederum auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung aus.

Siehe auch: Bildungsparadox, soziale Reproduktion, Kritische Bildungstheorie, Arbeiterkinder, Bildungsgeographie, Bildungsbenachteiligung und DSW-Sozialerhebung

Bildungsziele

Bildungsziele der praktischen Bildung können gemĂ€ĂŸ Hans Lenk[34] unter anderem sein:

  • KreativitĂ€t
  • FlexibilitĂ€t
  • Selbsterkenntnis
  • Selbstwertbewusstsein
  • FĂŒhrungsfĂ€higkeit
  • Sachlichkeit
  • Zielstrebigkeit
  • interdisziplinĂ€re Offenheit
  • generalistisches Interesse
  • Fortschrittsorientierung
  • Zivilcourage
  • Grundwertorientierung

Wissenschaftler wie Wolfgang Klafki oder Benjamin Jörissen beschÀftigen sich mit theoretischen AnsÀtzen, um den Bildungsbegriff im Allgemeinen und Bildungsziele zu definieren.

Klafki (2007, S. 19–25) spricht von „Bildung als BefĂ€higung zu vernĂŒnftiger Selbstbestimmung“ sowie von „Bildung als Subjektentwicklung im Medium objektiv-allgemeiner Inhaltlichkeit“. Die Begriffe „Selbstbestimmung, Freiheit, Emanzipation, Autonomie, MĂŒndigkeit, Vernunft, SelbsttĂ€tigkeit“ bezeichnet Klafki (2007, S. 19) als Beschreibung fĂŒr das erste Moment von Bildung. Durch Bildung soll sich das Individuum emanzipieren von Vorgaben durch andere, frei denken und eigene moralische Entscheidungen treffen können. Nach dieser Sicht können die oben genannten Begriffe als Ziele von Bildung gesehen werden. Nach Klafki ist Bildung nichts Individuelles oder Subjektives. Das Individuum erreicht die Ziele nur durch Auseinandersetzung mit Inhalten. Diese Inhalte sind durch die menschliche Kultur vorgegeben. Klafki (2017, S. 21) versteht darunter „zivilisatorische Errungenschaften der BedĂŒrfnisbefriedigung, Erkenntnisse ĂŒber die Natur und die menschliches, politische Verfassungen und Aktionen, sittliche Ordnungen, Normsysteme und sittliches Handeln, soziale Lebensformen, Ă€sthetische Produkte bzw. Kunstwerke, Sinndeutungen der menschlichen Existenz in Philosophien, Religion, Weltanschauungen“.

Jörissen und Marotzki (2009, S. 21–26) beschreiben vier aufeinander aufbauende Ebenen. Die erste Ebene bezeichnen sie als „Lernen 1“ und beschreiben sie als die einfachste Form von Lernen, dem reizinduzierten Lernen. Die vierte Ebene ist die komplexeste Ebene und wird „Bildung 2“ genannt. Das Erreichen dieser Ebene kann als Bildungsziel definiert werden. Auf dieser Ebene ist das Individuum in der Lage, sich selbst bei der Konstruktion seiner Welt zu beobachten. Es schafft eigene Schemata und kann diese hinterfragen. Es lernt andere Ansichten nicht nur anzuerkennen oder zuzulassen, sondern alle Erfahrungsmodi bewusst zu sehen und aktiv zu nutzen. Sich auf dieser Ebene zu bewegen, ist dauerhaft nicht möglich. Im Alltag wĂŒrde sich der Mensch in jeder Situation alle Handlungsmöglichkeiten aus allen denkbaren Perspektiven vor Augen fĂŒhren. Wenn diese Ebene allerdings einmal erreicht wurde, ist es möglich, sie immer wieder zu betreten.

Bildungsziele besitzen keine einheitliche Definition. Neben den allgemeinen Bildungszielen, auf denen in Deutschland bundesweite Bildungsstandards basieren, gibt es auch konkrete Bildungs- und Erziehungsziele in Gestaltung der einzelnen LĂ€nder (B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014, S. 25). So sollte z. B. nach einem bayrischen Gutachten des Aktionsrats Bildung (2015) erwĂ€hnt sein, dass Bildung als mehrdimensional betrachtet werden sollte. Damit mĂŒssen dementsprechend auch Bildungsziele mehrdimensional betrachtet werden. In der Bildung sollten die Bildungsziele und -kompetenzen, wie Wilhelm von Humboldt sie beschreibt, demzufolge verstĂ€rkt mit einbezogen werden: Bildungsziele sollen nicht auf die Aufnahme von fachlicher Kompetenz beschrĂ€nkt sein, sondern auch nichtfachliche, ĂŒbergeordnete Kompetenzen einschließen, wie z. B. erfolgreiche BewĂ€ltigung von komplexen Situationen, in denen auch soziale oder emotionale Kompetenzen eine Rolle spielen (Blossfeld, 2015, S. 19 ff.). Diese Thesen sind landesweit in den Schulgesetzen und LehrplĂ€nen verankert (Blossfeld, 2015, S. 81).

Bildungswesen und -ziele in Deutschland

Im Allgemeinen wird das Bildungswesen in Deutschland durch die föderative Staatsstruktur bestimmt: Den LĂ€ndern obliegt, soweit nicht vom Grundgesetz anders befugt, die Gesetzgebung im Bereich des Bildungswesens. In abweichenden FĂ€llen ist zumeist der Bund fĂŒr die Gesetzgebung zustĂ€ndig (B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014, S. 11 ff., S. 25 ff.). Bildungs- und Erziehungsziele zĂ€hlen zu den inneren Schulangelegenheiten und werden durch die Schulgesetze geregelt. Eine Konkretisierung wird schließlich durch die LehrplĂ€ne des Kultusministeriums des Landes durchgefĂŒhrt (B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014, S. 25).

Die Konferenz der Kultusminister der LĂ€nder in der Bundesrepublik Deutschland (Kultusministerkonferenz â€“ KMK) ist eine stĂ€ndige Zusammenarbeit der zustĂ€ndigen Minister bzw. Senatoren der LĂ€nder fĂŒr Bildung und Erziehung, Hochschulen und Forschung sowie kulturelle Angelegenheiten. Sie legen neben den allgemeinen Bildungszielen auch Bildungsstandards fest. Die KMK hat grundlegende BeschlĂŒsse wie das „Hamburger Abkommen“ (1964) vereinbart, mit dem grundlegende Strukturen des Bildungswesens (Schulpflicht, Schularten etc.) festgelegt wurden. Das Hamburger Abkommen bildet die Basis fĂŒr die Erarbeitung lĂ€nderĂŒbergreifender BeschlĂŒsse zu Weiterentwicklung des Schulwesens (B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014, S. 44). Der „Konstanzer Beschluss“ (1997) wiederum sorgt fĂŒr die QualitĂ€tssicherung und QualitĂ€tsentwicklung im Bildungswesen. In der KMK werden zudem qualitative Standards fĂŒr das Bildungswesen erarbeitet, so z. B. die Standards fĂŒr den mittleren Schulabschluss, den Primarbereich und fĂŒr HauptschulabschlĂŒsse (2003 und 2004) sowie fĂŒr die allgemeine Hochschulreife (2012), die landesweit gelten (B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014, S. 44 ff.; Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Juni 2005a).

Standards sind im Bereich der Bildung als normative Vorgaben zur Steuerung des Bildungssystems zu verstehen. Sie bestimmen, welche Kompetenzen und wesentlichen Inhalte SchĂŒler bis zu definierten JahrgĂ€ngen erwerben sollen (Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Juni 2005a, S. 10).

Bildungsstandards wurden bis dato fĂŒr die FĂ€cher Deutsch, Mathematik und die erste/fortgefĂŒhrte Fremdsprache (sowohl Englisch als auch Französisch) und die naturwissenschaftlichen FĂ€cher verfasst (Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Juni 2005a; BeschlĂŒsse der Kultusministerkonferenz, Juni 2005b; B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014). Der Aufbau von Bildungsstandards, festgehalten in den jeweiligen fachspezifischen Curricula, ist fĂŒr alle FĂ€cher gleich: Er beinhaltet zunĂ€chst den Beitrag des Faches zur Bildung, dann die Beschreibung und Definition der jeweiligen Kompetenzbereiche und schließt endlich mit Beispielaufgaben ab, die die verschiedenen Anforderungsbereiche veranschaulichen (Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Juni 2005a, S. 15).

Laut KMK fördern Bildungsstandards

  • die Unterrichtsplanung im Hinblick auf definierte Leistungserwartungen,
  • die diagnostische Kompetenz der Lehrer,
  • den Umgang mit HeterogenitĂ€t,
  • die Evaluation von Unterricht durch interne und externe Verfahren und
  • die Arbeit mit den LehrplĂ€nen.

(Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Juni 2005a, S. 14)

Weiterentwicklung von Bildungszielen in Deutschland

Aufgrund des Wandels von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft rĂŒcken auch Weiterbildungen immer weiter in Fokus des Bildungswesens. So wurde z. B. die „Strategie fĂŒr lebenslanges Lernen“ 2004 beschlossen und 2006 haben Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung (BMFB) und das KMK den deutschen Qualifikationsrahmen fĂŒr lebenslanges Lernen angedacht. So heißt es: „Ziel der Strategie ist es darzustellen, wie das Lernen aller BĂŒrgerinnen und BĂŒrger in allen Lebensphasen und Lebensbereichen, an verschiedenen Lernorten und in vielfĂ€ltigen Lernformen angeregt und unterstĂŒtzt werden kann“ (B. Lohmar und T. Eckhardt, 2014, S. 26 ff., S. 45 ff.). Zudem rĂŒckt im Zuge der „digitalen Revolution“ auch die Überarbeitung vieler Bildungsziele in den Vordergrund. Die Lernumgebung sowie die Lehr- und Lernformen mĂŒssen neu betrachtet werden. 2016 wurde daher eine Strategie zur digitalen Bildung veröffentlicht (Strategie der Kultusministerkonferenz, 2016).

Der pÀdagogisch begleitete Bildungsprozess (Klafki)

Das von Wolfgang Klafki entwickelte Konzept der kategorialen Bildung basiert auf „dem Gedanken des wechselseitigen Aufeinanderbezogenseins von Welt und Individuum“.[35] Er unterteilt den Begriff der Bildung in zwei Hauptgruppen, die materiale und die formale Bildung. In beiden Gruppen unterscheidet Klafki noch jeweils zwei weitere Grundformen: innerhalb der materialen Bildung den bildungstheoretischen Objektivismus und die Bildungstheorie des Klassischen, und als Varianten der formalen Bildung die funktionelle und die methodische Bildung.

Mit dem Begriff Bildungstheoretischer Objektivismus ist gemeint, dass es Bildungsziele gibt, die so wichtig sind, dass alle SchĂŒler sie lernen mĂŒssen. Das impliziert auch die Auseinandersetzung mit dem Begriff des Allgemeinen, das als „uns alle Angehendes“ verstanden werden soll.

Klafkis Bildungstheorie des Klassischen versteht Bildung als Vorgang bzw. als Ergebnis eines Vorgangs, in dem sich der junge Mensch in der Begegnung mit dem Klassischen das geistige Leben, die Sinngebungen, Werte und Leitbilder seines Kulturkreises zu eigen macht und in diesen idealen Gestalten seine eigene geistige Existenz erst gewinnt.[36] Welche Bildungsinhalte als „klassisch“ gelten könnten, könne nie ein fĂŒr alle Mal festgeschrieben werden, sondern sei abhĂ€ngig von historisch-kritischer Aneignung und einem fortdauernden Prozess der Herausbildung ĂŒberzeugender Leitbilder.

Die funktionale Bildungstheorie als eine Grundform der formalen Bildung stellt nicht die Aufnahme und Aneignung von Inhalten in den Vordergrund, sondern die Formung, Entwicklung, Reifung von körperlichen, seelischen und geistigen KrĂ€ften und Verhaltensweisen, die fĂŒr die SchĂŒler wichtig sind, kurz: der Entfaltung ihrer humanen FĂ€higkeitsdimensionen.

Die zweite Grundform formaler Bildung nennt Klafki nach Lemensick methodische Bildung. Bildung bedeutet hier Gewinnung und Beherrschung der Denkweisen, GefĂŒhlskategorie, WertmaßstĂ€be, kurz: der Methode.[37]

Aus Klafkis Sicht zielt Bildung auf die Vermittlung und den Erwerb von drei grundlegenden Zielen:

Bildung solle in allen Grunddimensionen menschlicher FĂ€higkeiten vonstattengehen, das bedeutet ĂŒber kognitive Funktionen hinaus:

  • handwerklich-technische Bildung,
  • Ausbildung zwischenmenschlicher Beziehungsmöglichkeiten,
  • Ă€sthetische Wahrnehmungs-, Gestaltungs- und UrteilsfĂ€higkeit,
  • ethische und politische HandlungsfĂ€higkeit.

Im Bildungsprozess seien spezifische Einstellungen und FĂ€higkeiten zu vermitteln und zu erwerben:

  • Kritikbereitschaft und -fĂ€higkeit, einschl. FĂ€higkeit zur Selbstkritik,
  • Argumentationsbereitschaft und -fĂ€higkeit,
  • Empathie,
  • FĂ€higkeit zu vernetztem Denken.

Bildungsvergleiche international

Abgesehen davon, dass verschiedene Kulturen unterschiedliche Bildungsideale verkörpern, gibt es weitgehende Einigkeit darĂŒber, dass bestimmte Basiskompetenzen zur Allgemeinbildung gehören, z. B. Lesen, Schreiben, TextverstĂ€ndnis, grundlegende Kenntnisse der Mathematik, Geographie und Naturwissenschaften etc. Diese Kenntnisse werden in internationalen Vergleichsstudien lĂ€nderĂŒbergreifend verglichen, z. B. den PISA-, IGLU- oder TIMSS-Studien.[38][39] Allerdings geben diese Studien keinen GesamtĂŒberblick ĂŒber den Bildungsstand in diesen LĂ€ndern, sondern bilden vor allem deren aktuelles Schulsystem ab. Die aktuellen PISA-Ergebnisse lassen z. B. keine SchlĂŒsse zum Bildungsstand Erwachsener zu, die die Schule schon vor Jahren oder Jahrzehnten verlassen haben. Der Bildungsstand Erwachsener lĂ€sst sich bis zu einem gewissen Grad an den jeweiligen AbschlĂŒssen innerhalb einer Bevölkerung ablesen, z. B. in Studien der OECD.[40] Allerdings sind AbschlĂŒsse nur bedingt vergleichbar, auch wenn es zunehmend Bestrebungen gibt, akademische Grade zu standardisieren und damit vergleichbar zu machen (z. B. mit dem Bologna-Prozess der EuropĂ€ischen Union).

Bildungsstagnation in hochentwickelten LĂ€ndern

Analysen des National Center for Education Statistics in den USA und der Brookings Institution zeigen, dass etwa seit 2011/14 die Leistungen in Mathematik, die sich jahrzehntelang positiv entwickelt hatten, stagnieren oder gar zurĂŒckgehen. Das gilt auch fĂŒr die LesefĂ€higkeit. Am stĂ€rksten ließen die Leistungen von afroamerikanischen Jungen in den GroßstĂ€dten nach, wĂ€hrend die Leistungen an der Spitze noch anstiegen. Das wird auch auf die Weltfinanzkrise zurĂŒckgefĂŒhrt, obwohl die Investitionen in die Bildung in den USA zunahmen.[41]

In England stagnieren in der gleichen Zeit die Leistungen von 14- bis 19-JĂ€hrigen SekundarstufenschĂŒlern. Hier wĂŒrden insbesondere mittlere und lernschwache SchĂŒler von den besseren abgehĂ€ngt, was auch auf die konservativen Schulreformen zurĂŒckzufĂŒhren sei, durch die die angebliche Inflation höherer AbschlĂŒsse in der Periode von New Labour gestoppt werden sollten.[42]

Auch andere entwickelte LÀnder weisen Àhnliche Trends auf. So sei in kaum einem Land das Leistungsniveau in den letzten Jahren so stark abgefallen wie in Finnland, das 15 Jahre zuvor noch Spitzenwerte erreichte.[43]

Emmanuel Todd sieht einen Zusammenhang zwischen der Bildungsstagnation in den hochentwickelten westlichen Nationen mit der demographischen Überalterung, der Auflösung der paternalistischen Stammfamilie, wodurch die Akkumulation und Weitergabe von kulturellem Kapital behindert werde, und einem zunehmend radikalen Individualismus. Die „Dritte Bildungsrevolution“ (gemeint ist der Ausbau der Hochschulen nach der EinfĂŒhrung der Schulpflicht und dem Ausbau des Sekundarschulwesens) sei trotz steigender Zahl von Hochschulabsolventen qualitativ abgebrochen, die Ungleichheit kehre verstĂ€rkt in den Bildungsbereich zurĂŒck und gehe einher mit dem steilen Anstieg der Einkommen des reichsten 1 % der Amerikaner bei gleichzeitiger Stagnation der mittleren Einkommen seit den 1990er Jahren. Das Aufstiegsversprechen funktioniere daher nicht mehr.[44]

Bildungskonzepte anderer Kulturen

Die vier SchÀtze des Gelehrtenzimmers umfassen alles, was ein Intellektueller in der chinesischen Kaiserzeit benötigte: Pinsel, Tusche, Reibstein und Papier

Der in diesem Artikel bis hierhin vorgestellte Bildungsbegriff ist im 18. Jahrhundert in Europa entstanden. Bildungstraditionen existieren jedoch nicht nur in der westlichen Welt, sondern auch in vielen anderen Kulturen und sind oftmals erheblich Àlter als die Humboldtschen Ideen.

China

Die chinesische Bildungstradition entstand im 6. Jahrhundert v. Chr. mit dem Konfuzianismus, einer Philosophie, die in China nicht zufĂ€llig „Schule der Gelehrten“ heißt. Konfuzius und seine SchĂŒler bemĂŒhten sich in dieser Zeit um eine Erneuerung der gesellschaftlichen und religiösen Werte und um eine grundlegende Verbesserung des Menschen, die zu einer Vervollkommnung der gesellschaftlichen Ordnung fĂŒhren sollte. Den SchlĂŒssel zur Verbesserung des Menschen sahen sie in der ErfĂŒllung bestimmter sozialer Pflichten (LoyalitĂ€t, Ehrung der Eltern, Schicklichkeit) und im Studium. Im Gefolge der konfuzianischen Bestrebungen um eine Meritokratie wurde unter der Sui-Dynastie im Jahre 606 n. Chr. die chinesische BeamtenprĂŒfung eingefĂŒhrt, ein Wettbewerbssystem, das Angehörigen der gebildeten StĂ€nde einen Aufstieg in gesellschaftliche Positionen ermöglichte, die bis dahin meist per Geburt eingenommen wurden. Das PrĂŒfungssystem fĂŒhrte zur Entstehung einer sozialen Schicht von Gelehrten-BĂŒrokraten (棫性怫, shĂŹ dĂ fĆ«; vgl. Mandarin), die in Kalligrafie und im konfuzianischen Schrifttum geschult waren und die bis zum Untergang der Qing-Dynastie (1912) in der Politik Chinas großen Einfluss besaßen. Zu den Gebieten, auf denen chinesische Gelehrte (文äșș, wĂ©nrĂ©n) traditionell bewandert waren, zĂ€hlen auch die chinesische Literatur, das Spielen von Musikinstrumenten, das Go- oder Schachspiel, das Malen mit Wasserfarben und die Teekunst. Nach der GrĂŒndung der Volksrepublik China und besonders in der Zeit der Kulturrevolution versuchte die chinesische FĂŒhrung unter Mao Zedong eine Zerschlagung sĂ€mtlicher Bildungstraditionen der Kaiserzeit durchzusetzen; so gab es in der VR China von 1966 bis 1978 z. B. keinen normalen UniversitĂ€tsbetrieb. Die außerordentliche hohe Bewertung von Bildung ist fĂŒr große Teile der chinesischen Bevölkerung jedoch bis auf den heutigen Tag charakteristisch geblieben.[45]

Da diese Bildungstradition sich unabhĂ€ngig von der europĂ€ischen Geistesgeschichte entwickelt hat und in einer Zeit entstanden ist, in der das deutsche Wort „Bildung“ noch nicht einmal existierte, bestehen zwischen dem traditionellen chinesischen und dem modernen westlichen Bildungsbegriff neben manchen Gemeinsamkeiten auch signifikante Unterschiede. Besonders fern liegt der kollektivistischen Tradition Chinas die Humboldtsche Idee, dass der Mensch durch Bildung IndividualitĂ€t entfalten solle. Ähnlich wie das Humboldtsche zielt auch das konfuzianische Bildungsideal auf eine Verbesserung des Menschen, aber nicht mit der Absicht, aufgeklĂ€rte WeltbĂŒrger hervorzubringen, sondern um das Gemeinwesen in Harmonie zu bringen.

Islam

Im Islam gilt der Prophet Mohammed als der erste Lehrer und geistige Erzieher der GlĂ€ubigen.[46] Grundlegend fĂŒr diese Vorstellung ist der Koranvers: „Gott hat den GlĂ€ubigen Gnade erwiesen, da er unter ihnen einen Gesandten von den ihren auftreten ließ, der ihnen seine Verse vortrĂ€gt, der sie lĂ€utert und der sie lehrt die Weisheit und das Buch. Sie waren ja zuvor in klarem Irrtum!“ (Sure 3:164). Der ismailitische Philosoph Nāsir-i Chusrau betrachtete Mohammed aufgrund dieses Verses sogar als den „Lehrer der Menschheit“ schlechthin.[47]

Traditionelle islamische Bildung ist auf der elementaren Stufe vor allem auf das Auswendiglernen des Korans ausgerichtet. DafĂŒr gibt es spezielle Koranschulen. Der dortige Unterricht beginnt mit dem Erlernen kurzer Korantexte (z. B. al-Fātiha) fĂŒr den Gebrauch beim Gebet und behandelt dann die Rituale fĂŒr Gebet und Waschung selbst. Im weiteren Verlauf der Ausbildung werden die Namen fĂŒr die Buchstaben und Zeichen der arabischen Schrift und das Buchstabieren arabischer Korantexte erlernt, und es wird das flĂŒssige Rezitieren und Schreiben des arabischen Korantextes geĂŒbt.[48] Höhere Bildung wird in der Madrasa vermittelt. Sie besteht aus dem Erwerb weiteren Wissens ĂŒber die religiösen Pflichten und der Aneignung von Kenntnissen ĂŒber die Glaubenslehre (TauhÄ«d), ĂŒber Ethik und Moral, die arabische Grammatik, Fiqh, Hadith, Prophetenbiographie, Koranexegese und Rechnen.[49]

In Nigeria hat in den letzten Jahrzehnten die Bedeutung islamischer Bildung stark zugenommen. Nach der 1976 erfolgten EinfĂŒhrung der Allgemeinen Grundschulbildung (Universal Primary Education – UPE), die vor allem auf die Vermittlung westlicher Bildung ausgerichtet war, erlebte das private islamische Schulwesen einen enormen Ausbau.[50] Mit der Organisation Boko Haram („Westliche Bildung ist verboten“) besteht seit 2004 eine islamistische Terrorgruppe, die sich den Kampf gegen westliche Bildung auf die Fahnen geschrieben hat.

Judentum

Im Judentum liegt der Schwerpunkt der Bildung auf dem Studium von Thora, Talmud und rabbinischen Kommentaren. Siehe dazu Cheder und Jeschiwa.[51]

Siehe auch

Portal: Bildung â€“ Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bildung

Fragen zur Bildung

Literatur

EinfĂŒhrungen

Lexikonartikel

Vertiefende LektĂŒre

Die chronologische Anordnung verdeutlicht Schwerpunktsetzungen einzelner Jahrzehnte.
1960 –

1970 –

  • Heinz-Joachim Heydorn: Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft. 1970. (Band 3 Heydorn-Studienausgabe 2004: ISBN 3-88178-333-4)
  • Pierre Bourdieu, Jean-Claude Passeron: Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs. Klett, Stuttgart 1971, ISBN 3-12-921120-9.
  • Erich E. Geissler: Allgemeinbildung in einer freien Gesellschaft. Deutscher PĂ€dagogik- und Hochschul-Verlag, DĂŒsseldorf 1977.

1980 –

  • Winfried Böhm, Martin Lindauer (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sĂ€ttigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= 3. Symposium der UniversitĂ€t WĂŒrzburg.) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1.
  • GĂŒnther Buck: Hermeneutik und Bildung. Elemente einer verstehenden Bildungslehre. Wilhelm Fink Verlag, MĂŒnchen 1981, ISBN 3-7705-1913-2.
  • Otto Hansmann, Winfried Marotzki (Hrsg.): Diskurs Bildungstheorie. Rekonstruktion der Bildungstheorie unter Bedingungen der gegenwĂ€rtigen Gesellschaft. 2 BĂ€nde, Band I: Systematische Markierungen. Band II: Problemgeschichtliche Orientierungen. Deutscher Studien Verlag, Weinheim, 1986 (Band I) und 1989 (Band II).
  • Henning Kössler: Bildung und IdentitĂ€t. In: H. Kössler (Hrsg.): IdentitĂ€t. FĂŒnf VortrĂ€ge. Erlangen 1989 (Erlanger Forschungen, Reihe B; Band 20), ISBN 3-922135-59-5, S. 51–65.
  • JĂŒrgen-Eckardt Pleines: Hegels Theorie der Bildung. 2 BĂ€nde, Band I: Materialien zu ihrer Interpretation. Band II: Kommentare. Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1983 (Band I), 1986 (Band II).

1990 –

  • Wolfgang Klafki: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Beltz, Weinheim 1991, ISBN 3-407-34056-7.
  • Erich Ribolits: Die Arbeit hoch? BerufspĂ€dagogische Streitschrift wider die Totalverzweckung des Menschen im Post-Fordismus. Profil, MĂŒnchen/Wien 1995, ISBN 3-89019-362-5.
  • Georg Bollenbeck: Bildung und Kultur. Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996 (= suhrkamp taschenbuch. Band 2570), ISBN 3-518-39070-8.
  • Wolfgang Klafki: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. ZeitgemĂ€ĂŸe und kritisch-konstruktive Didaktik. Beltz, Weinheim/Basel 1996, ISBN 3-407-34056-7.

2000 –

2010 -

  • Martina Schmidhuber (Hrsg.): Formen der Bildung. Einblicke und Perspektiven. (Theorie der Unbildung. Die IrrtĂŒmer der Wissensgesellschaft), Lang, Wien u. a. 2010, ISBN 978-3-631-59333-2.
  • Roland Mugerauer: Kompetenzen als Bildung? Tectum, Marburg 2012, ISBN 978-3-8288-2865-0.
  • Thomas Rucker: KomplexitĂ€t der Bildung. Beobachtungen zur Grundstruktur bildungstheoretischen Denkens in der (SpĂ€t-)Moderne. Klinkhardt 2012, ISBN 978-3-7815-1974-9.
  • Hartmut von Hentig: Die Schule neu denken. Eine Übung in pĂ€dagogischer Vernunft. 6. Auflage. Beltz, Weinheim 2012.
  • Otto Hansmann: Die Bildung des Menschen und des Menschengeschlechtes. Eine herausfordernde Synopse vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Logos Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-8325-3819-4.
  • Helmut Peukert: Bildung in gesellschaftlicher Transformation. Herausgegeben von Ottmar John und Norbert Mette. Schöningh, Paderborn/MĂŒnchen/Wien/ZĂŒrich 2015, ISBN 978-3-506-78106-2.
  • Manuel Clemens: Ästhetische Einsamkeit. Bildung außerhalb des Kanons. in: Romanische Studien 1/2015, online romanischestudien.de
  • Manuel Clemens: Das Labyrinth der Ă€sthetischen Einsamkeit. Eine kleine Theorie der Bildung. WĂŒrzburg 2015, ISBN 978-3-8260-5765-6.
  • Zellerhoff, Rita: Vielfalt der sprachlichen Bildung. Handlungsorientierte und erfahrungsoffene Wege zur Sprachkultur. Peter Lang Edition, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-631-62983-3 (Print); ISBN 978-3-653-03789-0 (E-Book)
  • Zenkert, Georg (Hrsg.): Bildungskonzepte und Bildungsorganisation. Zur Dramaturgie der Wissensgesellschaft. Heidelberg 2017, ISBN 978-3-86809-122-9.
  • Christian Fron: Bildung und Reisen in der römischen Kaiserzeit: Pepaideumenoi und MobilitĂ€t zwischen dem 1. und 4. Jh. n.Chr. Berlin 2021, ISBN 978-3-11-069871-8.

Zum Bildungskanon Allgemeinbildung

  • Bertelsmann Lexikon Institut: Das aktuelle Buch der Allgemeinbildung. Wissen Media Verlag, GĂŒtersloh/MĂŒnchen 2003, ISBN 3-89996-485-3. (Der Band enthĂ€lt eine CD-Beilage mit Testfragen.)
  • Bodo Harenberg (Idee u. Hrsg.): Harenberg Kursbuch Bildung – Das erste interaktive Lexikon. Harenberg Verlag, Dortmund 2003, ISBN 3-611-01154-1.
  • Barbara Holle, Stephanie Köber, Stefanie Thuir (Redaktionelle Ltg.): Allgemeinbildung – Das große Standardwerk mit dem Wissen unserer Zeit. Sonderausgabe mit 5000 Fragen & Antworten. Weltbild, Augsburg 2011, ISBN 978-3-8289-4191-5.
  • Meyers Lexikonredaktion (Hrsg.): Meyers Memo – Das Wissen der Welt nach Sachgebieten. Meyers Lexikonverlag Mannheim/Wien/ZĂŒrich, © Deutsche Ausgabe: Bibliographisches Institut & F.A.Brockhaus AG, Mannheim 1991, ISBN 3-411-07311-X.
  • Matthias Vogt: DuMonts Handbuch Allgemeinbildung. Reihe monte, Verlag DuMont-Monte, Köln 2002, ISBN 3-8320-8655-2.
  • Detlef Wienecke-Janz (Redaktionelle Ltg.): Der Brockhaus Bildung 21 – Wissen fĂŒr das 21. Jahrhundert. wissenmedia, GĂŒtersloh 2011, ISBN 978-3-577-09056-8.

Zum Bildungskanon Naturwissenschaften

Zum Bildungskanon Geisteswissenschaften

Bildungsziele

  • BeschlĂŒsse der Kultusministerkonferenz: Bildungsstandards im Fach Biologie fĂŒr den Mittleren Schulabschluss. PDF, zuletzt geprĂŒft Juni 2017.
  • Hans-Peter Blossfeld: Bildung. Mehr als Fachlichkeit: Gutachten. PDF, zuletzt geprĂŒft Juni 2017.
  • Benjamin Jörissen und Winfried Marotzki: Medienbildung – eine EinfĂŒhrung. Theorie – Methoden – Analysen. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-8252-3189-7.
  • Wolfgang Klafki: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. ZeitgemĂ€ĂŸe Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. 6. Auflage. Beltz, Weinheim und Basel 2007, ISBN 3-407-32085-X.
  • B. Lohmar und T. Eckhardt: Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland 2013/2014: Darstellung der Kompetenzen, Strukturen und bildungspolitischen Entwicklungen fĂŒr den Informationsaustausch in Europa. PDF, zuletzt geprĂŒft Juni 2017.
  • Strategie der Kultusministerkonferenz: Bildung in der digitalen Welt. PDF, zuletzt geprĂŒft Juni 2017.
  • Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz: Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz. PDF, zuletzt geprĂŒft Juni 2017.

Chinesische Bildung

  • Hans Steininger: Das fernöstliche BildungsverstĂ€ndnis und sein Verfall in der Neuzeit. In: Winfried Böhm, Martin Lindauer (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sĂ€ttigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= Drittes Symposium der UniversitĂ€t WĂŒrzburg.) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 107–128.

Islamische Bildung

  • Stefan Reichmuth: Islamische Bildung und soziale Integration in Ilorin (Nigeria) seit ca. 1800. Lit-Verlag, MĂŒnster 1998.
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Externe Links

Einzelnachweise

  1. ↑ a b SchĂŒtzeichel, Rudolf: Althochdeutsches Wörterbuch. 7., durchgesehene und verb. Auflage. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026881-2, S. 50.
  2. ↑ Winfried Böhm: Theorie der Bildung. In: Winfried Böhm, Martin Lindauer (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sĂ€ttigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= Drittes Symposium der UniversitĂ€t WĂŒrzburg.) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 25–48; hier insbesondere S. 25.
  3. ↑ KĂ€te Meyer-Drawe: Zum metaphorischen Gehalt von „Bildung“ und „Erziehung“. In: Zeitschrift fĂŒr PĂ€dagogik. Band 45, Nr. 2, ISSN 0044-3247, S. 161–175, hier: 162, urn:nbn:de:0111-opus-59442.
  4. ↑ Meister-Eckhart-Brief 2005 des ThĂŒringer Kultusministeriums (Memento vom 5. MĂ€rz 2016 im Internet Archive). Auf der Seite ThĂŒringer Bildungssymposium.
  5. ↑ Wolfgang Klafki: Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Weinheim/Basel 1975, S. 45.
  6. ↑ Bernward Hoffmann: MedienpĂ€dagogik. Eine EinfĂŒhrung in Theorie und Praxis. Schöningh, Paderborn u. a. 2003, ISBN 3-506-99522-7, S. 127.
  7. ↑ Henning Kössler: Bildung und IdentitĂ€t. In: Henning Kössler (Hrsg.): IdentitĂ€t. FĂŒnf VortrĂ€ge. Erlangen 1989, S. 56.
  8. ↑ Tobias PrĂŒwer: Humboldt reloaded. Kritische Bildungstheorie heute. Wissenschaftliche BeitrĂ€ge aus dem Tectum Verlag, Band 12, Marburg 2009, S. 11.
  9. ↑ Hartmut von Hentig: Bildung. Ein Essay. Beltz, 2004, ISBN 3-407-22158-4, S. 4 (eingeschrĂ€nkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  10. ↑ Zitiert nach: Peter Berglar: Wilhelm von Humboldt. Rowohlt, Reinbek 1970, ISBN 3-499-50161-9, S. 87. Aus: Wilhelm von Humboldt: Rechenschaftsbericht an den König. (1809), In: A. Flitner, K. Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt. Werke in fĂŒnf BĂ€nden. Darmstadt/Stuttgart 1960–1981, Band IV, S. 218.
  11. ↑ Theodor Ballauff: Zur Geschichte der abendlĂ€ndischen Bildung. In: Winfried Böhm, Martin Lindauer (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sĂ€ttigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= Drittes Symposium der UniversitĂ€t WĂŒrzburg.) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 49–70; hier: S. 49 f. und 56 f.
  12. ↑ Vgl. Christian Fron: Bildung und Reisen in der römischen Kaiserzeit: Pepaideumenoi und MobilitĂ€t zwischen dem 1. und 4. Jh. n.Chr. Berlin 2021, ISBN 978-3-11-069871-8, passim.
  13. ↑ Vgl. auch Rudolf Limmer: BildungszustĂ€nde und Bildungsideen des 13. Jahrhunderts. MĂŒnchen 1970.
  14. ↑ Roland Mugerauer: Wider das Vergessen des sokratischen Nichtwissens. Der Bildungsbeitrag Platons und seine Marginalisierung bei Plotin, Augustin, Eckhart und Luther sowie im reformatorischen Schulwesen – eine historisch-systematische Untersuchung zur Grundlegung eines sokratisch-skeptischen Bildungskonzeptes (Habilitationsschrift in 2 Bd). 1. Auflage. Band 2. Tectum, Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9343-6, S. 232 f.
  15. ↑ Kant, Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900ff, AA IX, 455 (Memento vom 25. Februar 2019 im Internet Archive)
  16. ↑ Vgl. Homer. Ilias und Odyssee. Altgriechisch und Deutsch, ĂŒbersetzt von Johann Heinrich Voß, Neu-Isenburg 2008 (Zweitausendeins), ISBN 978-3-86150-865-6.
  17. ↑ Vgl. Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums, Köln 2011, ISBN 978-3-86647-687-5.
  18. ↑ Joh. Gottl. Fichte: Die Bestimmung des Menschen (1800). Mit Geleitwort von Eduard Spranger, Hamburg: Felix Meiner Verlag 1962, S. 16.
  19. ↑ Dazu grundlegend: Martina G. LĂŒke: Zwischen Tradition und Aufbruch. Deutschunterricht und Lesebuch im Deutschen Kaiserreich. Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56408-0.
  20. ↑ Roland Mugerauer: Wider das Vergessen des sokratischen Nichtwissens. Der Bildungsbeitrag Platons und seine Marginalisierung bei Plotin, Augustin, Eckhart und Luther sowie im reformatorischen Schulwesen – eine historisch-systematische Untersuchung zur Grundlegung eines sokratisch-skeptischen Bildungskonzeptes (Habilitationsschrift in 2 Bd). 1. Auflage. Band 1. Tectum, Marburg 2007, ISBN 978-3-8288-9343-6, S. 21 (Folgende Zitate ebenda: 22–27. Einzelbelege ebenda: 377–380 (Anmerkungen)).
  21. ↑ Hans-Christoph Koller: Anders werden. Zur Erforschung transformatorischer Bildungsprozesse. In: Ingrid Miethe, Hans-RĂŒdiger MĂŒller (Hrsg.): Qualitative Bildungsforschung und Bildungstheorie. Opladen/Berlin/Toronto 2012, S. 20 ff.
  22. ↑ Hans-Christoph Koller: Anders werden. Zur Erforschung transformatorischer Bildungsprozesse. In: Ingrid Miethe, Hans-RĂŒdiger MĂŒller (Hrsg.): Qualitative Bildungsforschung und Bildungstheorie. Opladen/Berlin/Toronto 2012, S. 19–33.
  23. ↑ Beate Richter: Bildung relational denken. Eine strukturtheoretische PrĂ€zisierung des transformatorischen Bildungsbegriffs anhand von Robert Kegans Entwicklungstheorie. Dissertation an der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin 2014, Online: http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/richter-beate-2013-12-03/PDF/richter.pdf
  24. ↑ Wolfgang StegmĂŒller: Ein kombinierter Zugang zum VerstĂ€ndnis der Theoriendynamik. Wie sich historische Interpretationen des Theorienwandels durch BenĂŒtzung mengentheoretischer Strukturen prĂ€zisieren lassen. In: Neue Wege der Wissenschaftsphilosophie. Berlin/Heidelberg/New York 1980, S. 136–174, in: Ders.: Neue Wege der Wissenschaftsphilosophie. Berlin / Heidelberg / New York 1980.
    Wolfgang Balzer: Empirische Theorien: Modelle – Strukturen – Beispiele. Braunschweig/Wiesbaden 1982.
    Wolfgang Balzer: Die Wissenschaft und ihre Methoden. GrundsĂ€tze der Wissenschaftstheorie. Freiburg/MĂŒnchen 1997.
  25. ↑ Robert Kegan: The Evolving Self. Problem and Process in Human Development. Cambridge (Mass.)/London 1982 (E-Book). Robert Kegan: Entwicklungsstufen des Selbst. Fortschritte und Krisen im menschlichen Leben. MĂŒnchen 1986. Robert Kegan: In Over Our Heads. The Mental Demands of Modern Life. Cambridge (Mass.)/London 1994.
  26. ↑ Matthias Heitmann: Zeitgeisterjagd. Jena 2015, S. 54 ff.
  27. ↑ Wilhelm von Humboldt, GrundzĂŒge seines BildungsverstĂ€ndnisses nach dem Textfragment „Theorie der Bildung des Menschen“. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 28. Mai 2016; abgerufen am 2. Juli 2017.
  28. ↑ a b c Tennenbaum, Rosa: Bildung zur schönen Menschlichkeit, Wilhelm von Humboldts Bildungsideal. Abgerufen am 2. Juli 2017.
  29. ↑ Heinz-Elmar Tenorth: Bildung – zwischen Ideal und Wirklichkeit. 9. September 2013, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  30. ↑ Helmut Schelsky: Auf der Suche nach der Wirklichkeit. DĂŒsseldorf 1965, S. 137 ff.
  31. ↑ Beschreibung der Bildungsanstrengung aus Bildungsausgaben im Rechenmodell (Memento vom 18. August 2009 im Internet Archive)
  32. ↑ Max HĂ€gler: Bayrische LandmĂ€del immer noch Bildungsverlierer. In: taz. die tageszeitung, 5. September 2007, S. 18.
  33. ↑ Jörg Baten, Ralph Hippe: Geography, land inequality and regional numeracy in Europe in historical perspective. In: Journal of Economic Growth. Band 23, Nr. 1, 2018, S. 79–109.
  34. ↑ Hans Lenk: Bildungswerte im informations- und systemtechnologischen Zeitalter. In: Winfried Böhm, Martin Lindauer (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sĂ€ttigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 183–22, hier: S. 204.
  35. ↑ studium kompakt – PĂ€dagogik: SchulpĂ€dagogik kompakt: PrĂŒfungswissen auf den Punkt gebracht. (Arnold, PĂ€tzold)
  36. ↑ W. Klafki: Kategoriale Bildung. Zur bildungstheoretischen Deutung der modernen Didaktik. In: W. Klafki (Hrsg.): Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Beltz, Weinheim 1963 (10. Auflage 1975), S. 30; Vgl. Klafki 1996, S. 20 ff.
  37. ↑ Joachim Ebert: Kategoriale Bildung: zur Interpretation der Bildungstheorie Wolfgang Klafkis. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-89228-066-5.
  38. ↑ BMBF-Internetredaktion: Internationale Vergleichsstudien – BMBF. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 25. Februar 2021; abgerufen am 14. Februar 2021.
  39. ↑ ▷ Ergebnisse der Bildungsstudien PISA, IGLU und TIMSS. Abgerufen am 14. Februar 2021 (deutsch).
  40. ↑ Education attainment – Adult education level – OECD Data. Abgerufen am 14. Februar 2021 (englisch).
  41. ↑ Charles Fain Lehman: American Education’s Great Stagnation: Despite higher spending, achievement has flatlined auf freebeacon.com, 19. Dezember 2019
  42. ↑ Lynne Rogers, Ken Spours: The great stagnation of upper secondary education in England: A historical and system perspective in Britisch Educational Research Journal, 12. Mai 2020
  43. ↑ Charles Fain Lehman: American Education’s Great Stagnation: Despite higher spending, achievement has flatlined auf freebeacon.com, 19. Dezember 2019
  44. ↑ Emmanuel Todd: Traurige Moderne. MĂŒnchen 2018, S. 50 f., 190 ff., 290 ff., 308.
  45. ↑ Vgl. Die Mutter des Erfolgs#Der chinesische Erziehungsstil
  46. ↑ Vgl. Jens Scheiner: „Ich aber wurde als Lehrer entsandt!“ Der Prophet Muhammad als spiritus rector der Muslime. In: Tobias Georges (Hrsg.): Bedeutende Lehrerfiguren von Platon bis Hasan al-Banna. Mohr Siebeck, TĂŒbingen 2015, S. 235–268.
  47. ↑ Vgl. Between reason and revelation: twin wisdoms reconciled; an annotated English translation of NāáčŁir-i Khusraw's Kitāb-i JāmiÊż al-កikmatayn. Transl. from the Persian by Eric Ormsby. Tauris, London 2012, S. 186.
  48. ↑ Vgl. Reichmuth: Islamische Bildung. 1998, S. 105.
  49. ↑ Vgl. Reichmuth: Islamische Bildung. 1998, S. 114–142.
  50. ↑ Vgl. Stefan Reichmuth: Islamic Learning and its Interaction with 'Western Education' in Ilorin, Nigeria. In: Louis Brenner (Hrsg.): Muslim Identity and Social Change in Sub-Saharan Africa. Hurst&Company, London 1993, S. 179–197 (hier S. 179).
  51. ↑ Christian Röther: JĂŒdische Bildung: Bete und lerne