Aphrodisias

Aphrodisias
UNESCO-Welterbe

Tetrapylon
Vertragsstaat(en): Turkei Türkei
Typ: Kultur
Kriterien: (ii)(iii)(iv)(vi)
Fläche: 0152,25 ha
Pufferzone: 1040,57 ha
Referenz-Nr.: 1519
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2017  (Sitzung 41)

Koordinaten: 37° 42′ 28″ N, 28° 43′ 19″ O

Reliefkarte: Türkei
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Aphrodisias
Aphrodite-Tempel
Bad
Agora
Theater
Stadion
Odeon

Aphrodisias (altgriechisch Ἀφροδισιάς) war eine antike Stadt in der Landschaft Karien im Südwesten der heutigen Türkei beim Dorf Geyre in der Provinz Aydın. Ihr Name leitet sich vom Aphrodite-Kult ab, der im zentralen Aphrodite-Tempel praktiziert wurde.

Geschichte

Die Ursprünge der Siedlung lassen sich zwar bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen, ihren Namen erhielt sie jedoch erst in hellenistischer Zeit, vermutlich im 3. Jahrhundert v. Chr. Frühere Namen waren Lelegonopolis, Megalopolis und Ninoe. Im Hellenismus ging Aphrodisias auch eine Verbindung (Sympolitie) mit dem benachbarten Plarasa ein. Dies geschah dadurch, dass man gemeinsame Münzen prägte. Bedeutung erlangte Aphrodisias aber erst im 1. Jahrhundert v. Chr. durch ein Nahverhältnis zu Rom: Während des Krieges gegen Mithridates VI. hielt Aphrodisias zu den Römern und schickte sogar Hilfstruppen, als der römische Feldherr Quintus Oppius um 88 v. Chr. belagert wurde. Aus Dankbarkeit wurde Oppius Patron und Fürsprecher der Stadt in Rom. Während der römischen Bürgerkriege nach dem Tod Gaius Iulius Caesars konnte die Stadt ein gutes Verhältnis zu den Machthabern bewahren, da sie sich langfristig für die richtige Seite entschied: Nachdem die Truppen des Quintus Labienus die Stadt 40 oder 39 gewaltsam erobert hatten, sicherten die drei Triumvirn Marcus Antonius, Octavian und Lepidus ihr nach ihrem Sieg aus Dankbarkeit in einem inschriftlich überlieferten Dekret 39 v. Chr. Freiheit (von der römischen Provinzverwaltung), Immunität von römischen Steuern und das Asylrecht zu und ließen dies durch einen Beschluss von Senat und Volk bestätigen. Die Privilegien wurden immer wieder bestätigt, zuletzt 243 n. Chr. durch Kaiser Gordian III. Weitere Inschriften geben Aufschlüsse über das Verhältnis von Aphrodisias zu Rom (Lit.: Reynolds).

Begünstigt durch die nahe gelegenen Steinbrüche, erblühte eine umfangreiche Marmor-Industrie und eine berühmte Bildhauer-Schule; Aphrodisias war aber auch bekannt für feine Textil-Produkte (Wolle und Baumwolle). Die Stadt wurde, beginnend in augusteischer Zeit, in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. wie viele kleinasiatische Städte mit zahlreichen öffentlichen Bauten versehen. Im späten 3. Jahrhundert wurde sie Hauptstadt der neu eingerichteten Provinz Caria.

Der Sieg des Christentums führte in der Spätantike zu einer Ächtung des Aphrodite-Kults. In spätantik-frühbyzantinischer Zeit wurde die Stadt in Stauropolis („Stadt des Kreuzes“) umbenannt, jedoch setzte sich der Name Caria durch, aus dem schließlich der türkische Name Geyre wurde. Zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert bewirkten Kriege und Erdbeben den weiteren Niedergang der Stadt. Seit dem 15. Jahrhundert wurde das Dorf Geyre wieder neu besiedelt.

Grabungsgeschichte

Erste Ausgrabungen fanden 1904–05 durch den französischen Eisenbahningenieur Paul Gaudin statt. Seit 1962 gräbt ein Team vom Institute of Fine Arts der New York University hier aus, zunächst unter der Leitung von Kenan Erim, seit 1991 unter R. R. R. Smith (University of Oxford).

Sehenswürdigkeiten

Sebasteion

Zahlreiche und gut erhaltene Ruinen machen Aphrodisias zu einer der bedeutendsten archäologischen Stätten des östlichen Mittelmeerraums aus griechisch-römischer Zeit.

Die Überreste des heute noch sichtbaren Aphrodite-Tempels gehen auf das 1. Jahrhundert v. Chr. zurück (wobei schon früher ein Aphrodite-Tempel bestand). Unter Augustus und Hadrian wurde der Tempel weiter aus- und umgebaut. Im 5. Jahrhundert wurde er in eine Kirche umgewandelt. Weitere Sehenswürdigkeiten von Aphrodisias sind das Tetrapylon, das Odeon bzw. der Bischofs-Palast, die Agora, das Theater, die Bäder des Hadrian, das Sebasteion (das auf einen Kaiserkult hinweist) und das Stadion.

Museum

Das örtliche Museum enthält eine reiche Sammlung antiker Statuen aus der Stadt. Besonders sehenswert sind die Reliefs des Sebasteions, des Aphroditetempels und die Reiterstatued des Troilos, dessen ursprünglicher Platz in der Marktbasilika war

Reliefs des Sebasteions (kleine Auswahl)

Literatur

  • Sheila Campbell: The mosaics of Aphrodisias in Caria. Pontifical Institute of Mediaeval Studies, Toronto 1991, ISBN 0-88844-367-6.
  • Nathalie De Chaisemartin: Les frises à guirlandes d’Aphrodisias de Carie. (L’Atelier du sculpteur, 4). Ausonius Éditions, Bordeaux 2024, ISBN 9782356135858.
  • Kenan T. Erim: Aphrodisias. City of Venus Aphrodite. Muller, Blond & White, London 1986, ISBN 0-584-11106-1.
  • Wolfram Letzner: Aphrodisias – Topographie und Siedlungsgeschichte einer karischen Stadt. In: Antike Welt. Band 42, Heft 4, 2011, Nr. 4, S. 38–48.
Münzen
  • David MacDonald: The coinage of Aphrodisias. Royal Numismatic Society, London 1992, ISBN 0-901405-30-2.
Inschriften
  • Joyce Reynolds: Aphrodisias and Rome. Documents from the Excavation of the Theatre at Aphrodisias conducted by Professor Kenan T. Erim, together with some related texts (= Journal of Roman Studies Monographs. Band 1). Society for the Promotion of Roman Studies, London 1982, ISBN 0-907764-00-2 (Digitalisat).
  • Charlotte Roueché: Aphrodisias in Late Antiquity. The Late Roman and Byzantine Inscriptions including Texts from the Excavations at Aphrodisias conducted by Kenan T. Erim (= Journal of Roman Studies Monographs. Band 5). Society for the Promotion of Roman Studies, London 1989, ISBN 0-907764-09-6; 2. Auflage 2004 (online).
  • Michael Crawford (Hrsg.): Diocletian’s edict of maximum prices at the Civil Basilica in Aphrodisias. (Aphrodisias, 13). Reichert Verlag, Wiesbaden 2023. – Rezension von Eleanor Dickey, Bryn Mawr Classical Review 2024.07.21
Commons: Aphrodisias – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien