Ala I Ulpia Contariorum

Das Militärdiplom vom 2. Juli 133 n. Chr. (CIL 16, 76)

Die Ala I Ulpia Contariorum [milliaria] [civium Romanorum] [Antoniniana] [Gordiana] (deutsch 1. Ala die Ulpische der Contarii [1000 Mann] [der römischen Bürger] [die Antoninianische] [die Gordianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In einigen Inschriften[1] wird sie als Ala Contariorum bezeichnet.

Namensbestandteile

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Ulpia: die Ulpische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Kaiser Trajan, dessen vollständiger Name Marcus Ulpius Traianus lautet.
  • Contariorum: der Contarii. Ein Contarius war mit einer langen Stosslanze, dem Contus, bewaffnet.
  • milliaria: 1000 Mann. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 112 bis 161 und in einigen Inschriften[2] vor. In den Militärdiplomen und Inschriften wird bis auf eine Ausnahme statt milliaria das Zeichen verwendet.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 137/139 und in drei Inschriften[3] vor.[A 1]
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) oder auf Elagabal (218–222) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[4] vor.
  • Gordiana: die Gordianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Gordian III. (238–244) bezieht. Der Zusatz kommt in der Entlassungsurkunde[5] von 240 vor.

Die Einheit war eine Ala milliaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 720 Mann, bestehend aus 24 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Ala war in den Provinzen Pannonia superior und Dacia superior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[6] für die Jahre 112 bis 161 n. Chr. aufgeführt.[7][8]

Die Einheit wurde entweder durch Trajan (98–117) neu aufgestellt oder eine bereits zuvor bestehende Einheit wurde von ihm durch den Namenszusatz Ulpia geehrt.[7][9][A 2] Der erste Nachweis der Einheit in Pannonia superior beruht auf einem Diplom, das auf 112 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia superior) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 126 bis 161 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Durch mehrere Diplome ist die Einheit im Jahr 121 in der Provinz Dacia superior nachgewiesen.[10][11][A 1] In den Diplomen wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia superior) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Sie wurde vermutlich zu Anfang der Regierungszeit von Hadrian (117–138) nach Dacia superior verlegt, um dort am Kampf gegen die Jazygen teilzunehmen.[11] Spätestens ab 126 war sie wieder in Pannonia superior.

Aus den beiden Diplomen von 150 und 151 geht hervor, dass die Ala (bzw. eine Vexillation derselben) vorübergehend von Pannonia superior nach Mauretania Caesariensis verlegt worden war, um an der Niederschlagung eines Aufstands teilzunehmen;[12][13] dort wurden auch Inschriften[14] der Einheit gefunden.

Die Einheit war bis in die ersten Jahrzehnte des 3. Jhd. in Arrabona stationiert.[12] Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einer Inschrift,[15] die auf den 21. April 252 datiert ist und die in Apameia in der Provinz Syria gefunden wurden.

Standorte

Standorte der Ala in Pannonia und Syria waren:

Inschriften[18] wurden noch an weiteren Orten in Pannonia gefunden.

Angehörige der Ala

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[7]

Kommandeure

Sonstige

Siehe auch

Commons: Ala I Ulpia Contariorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Anmerkungen

  1. a b Laut Werner Eck, Andreas Pangerl sind diese Diplome der einzige bekannte Fall, dass das römische Bürgerrecht sowohl an die Soldaten selbst als auch an ihre Eltern, Brüder und Schwestern verliehen wurde. Das Bürgerrecht wurde dabei vermutlich an alle Soldaten der Ala I Ulpia Contariorum verliehen, die zu einem gewissen Zeitpunkt der Einheit angehört hatten; dies betraf dann bei der ungefähr drei Jahre später erfolgten Übergabe der Diplome sowohl weiterhin aktive Soldaten (ante emerita stipendia) als auch inzwischen bereits ausgeschiedene Veteranen (ex gregale). Der besondere Verdienst, der der auslösende Grund für diese außergewöhnliche Verleihung des Bürgerrechts war, dürfte dabei im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Kaiser Hadrians im Donauraum stehen.
  2. Die im Jahr 112 entlassenen Soldaten waren mindestens 25 Jahre zuvor rekrutiert worden. Laut John Spaul sind zwei Alternativen denkbar: entweder wurde die Ala I Ulpia Contariorum durch Trajan neu aufgestellt und diese Soldaten waren aus anderen Einheiten als Kern der neuen Einheit übernommen worden, oder aber die Einheit existierte bereits unter den flavischen Kaisern und sie erhielt von Trajan die Ehrenbezeichnung Ulpia aus einem besonderen Anlass, z. B. bei ihrer Erweiterung von einer Ala quingenaria zu einer Ala milliaria.
  3. Die Zuordnung zu der Einheit wird vermutet, ist aber nicht gesichert.

Einzelnachweise

  1. Inschriften (AE 1956, 124, AE 1993, 1590, AE 2008, 1087, CIL 3, 4183, CIL 3, 4369, CIL 3, 4378, CIL 3, 11081, CIL 3, 13441, CIL 6, 1449, CIL 8, 9291).
  2. Inschriften mit milliaria (AE 1908, 45, AE 1908, 46, AE 1987, 796, CIL 3, 4359, CIL 3, 4362, CIL 5, 5266).
  3. Inschriften mit civium Romanorum (AE 1908, 45, CIL 3, 4359, CIL 3, 4362).
  4. Inschrift mit Antoniniana (CIL 3, 11081).
  5. a b Entlassungsurkunde von 240 (RMM 00074).
  6. Militärdiplome der Jahre 112 (RMD 4, 223), 121 (RMD 1, 19, RMD 5, 357, ZPE-165-213, ZPE-166-284, ZPE-175-256), 126 (RMD 4, 236), 133 (CIL 16, 76), 134 (RMD 4, 250), 137/139 (CarnuntumJb-2018-107,1), 139 (ZPE-172-271), 146 (CIL 16, 178), 148 (CIL 16, 96), 149/161 (AE 1992, 1409), 150 (RMD 4, 273), 151 (RMM 00032), 154 (CIL 16, 104), 154/161 (RMD 3, 174), 155/156 (RMD 5, 416), 156/160 (RMM 00042), 159 (AE 2004, 1905, RMD 5, 422) und 161 (RMD 3, 176, RMD 5, 430, RMD 5, 431).
  7. a b c John E. H. Spaul, Ala², S. 97–100.
  8. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 162 Tabelle 6 (PDF).
  9. Karl Strobel: Anmerkungen zur Truppengeschichte des Donauraumes in der Hohen Kaiserzeit IV: Zur Truppenliste des oberpannonischen Militärdiploms CIL XVI 64 von 116 n. Chr. mit einem Anhang zur Geschichte der Ala I Ulpia contariorum milliaria c. R. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 70 (1987), S. 259–270, hier S. 268–270 (Online).
  10. Werner Eck, Andreas Pangerl: Nochmals: „Vater, Mutter, Schwestern, Brüder“. In: ZPE, Band 165 (2008), S. 213–218, hier S. 215–217 (Online).
  11. a b Werner Eck, Andreas Pangerl: "Vater, Mutter, Schwestern, Brüder...": 3. Akt In: ZPE, Band 166 (2008), S. 276–284, hier S. 278, 281–283 (Online).
  12. a b Barbara Pferdehirt: Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2004, ISBN 3-88467-086-7 Band 1, S. 107–108, 191.
  13. Werner Eck, Andreas Pangerl, Paul Holder: Eine Konstitution aus dem Jahr 152 oder 153 für niedermösische und britannische Truppen, abgeordnet nach Mauretania Tingitana In: ZPE, Band 199 (2016), S. 187–201, hier S. 191, 194 (Online).
  14. Inschriften aus Africa (CIL 8, 9291, CIL 8, 21620).
  15. Inschrift (AE 1987, 955).
  16. Inschriften aus Apameia (AE 1987, 955, AE 1993, 1589, AE 1993, 1590, AE 1993, 1591, AE 1993, 1592, AE 1993, 1593, AE 1993, 1596).
  17. Inschriften aus Arrabona (AE 1908, 45, AE 1908, 46, CIL 3, 4359, CIL 3, 4360, CIL 3, 4361, CIL 3, 4362, CIL 3, 4369, CIL 3, 4370, CIL 3, 4378, CIL 3, 4379).
  18. Inschriften aus Brigetio (AE 2008, 1087, CIL 3, 4278) und aus Savaria (CIL 3, 4183).