Zernitz-Lohm

Wappen Deutschlandkarte
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Zernitz-Lohm
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Zernitz-Lohm hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 53′ N, 12° 21′ OKoordinaten: 52° 53′ N, 12° 21′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Ostprignitz-Ruppin
Amt: Neustadt (Dosse)
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 37,31 km2
Einwohner: 915 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16845
Vorwahl: 033973
Kfz-Kennzeichen: OPR, KY, NP, WK
Gemeindeschlüssel: 12 0 68 501
Adresse der Amtsverwaltung: Bahnhofstraße 6
16845 Neustadt (Dosse)
Website: www.gemeinde-zernitz-lohm.de
Bürgermeisterin: Sigrid Schumacher (Bündnis 90/Die Grünen)
Lage der Gemeinde Zernitz-Lohm im Landkreis Ostprignitz-Ruppin
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Karte
Schloss Lohm II um 1881/83, Sammlung Alexander Duncker

Zernitz-Lohm ist eine Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie wird vom Amt Neustadt (Dosse) mit Sitz in der gleichnamigen Stadt verwaltet.

Geographie

Die Gemeinde liegt im äußersten Osten der Prignitz, etwa 7 km nordwestlich von Neustadt (Dosse).

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet untergliedert sich in die bewohnten Gemeindeteile Bahnhof Zernitz, Goldbeck, Koppenbrück, Lohm, Neuendorf und Zernitz sowie die Wohnplätze Kahlschlag, Krüllenkempe und Neu-Koppenbrück.[2]

Geschichte

Die Gemeinde entstand am 31. Dezember 1997 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Zernitz und Lohm.[3]

Zernitz wurde urkundlich erstmals 1324 als „Cernitz“ erwähnt und gehört zu den ältesten Orten in der Prignitz. Der Ortsname ist wendischen Ursprungs und geht auf „Cern“ zurück, was etwa mit „Schwarze“ zu übersetzen ist. Um 1490 war Zernitz ein Teil der im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin unter der Landesherrschaft der Grafen von Lindow-Ruppin.

Die erste urkundliche Erwähnung von Lohm als „tu Deme Luome“ erfolgte nur wenig später, im Jahr 1336. Der Ortsname von Lohm kommt wie bei vielen anderen Orten der Region aus dem Slawischen und bedeutet wahrscheinlich „Wind“ oder „Windbruch“. 1337[4] belehnte Markgraf Ludwig I. von Brandenburg die Brüder Heinrich und Jordan von Kröcher mit den Dörfern Lohm und Dreetz. Bis 1945 blieben die Kröchers ununterbrochen als Guts- und Patronatsherren mit der Geschichte von Lohm verbunden und bewohnten hier im Spätmittelalter zeitweise mehrere Rittersitze, von denen sich im Verlaufe des 18. Jahrhunderts die Anteile Lohm I und Lohm II mit jeweils einem Rittersitz dauerhaft etablierten und auf denen dann eigenständige Wohnhöfe mit entsprechenden Bauten entstanden. Kurzzeitig bestanden vier Rittergüter vor Ort.[5]

1737 errichtete der Besitzer von Lohm I, Georg Volrath von Kröcher (1678–1748), der mit Sophie Charlotte von Winterfeld verheiratet war, das noch heute erhaltene barocke Herrenhaus Lohm I am nördlichen Ende des Dorfes, einen rechteckigen, zweigeschossigen Putzbau mit Walmdach und beidseitigen Anbauten. Sein Vetter Caspar Joachim von Kröcher, der das Anteilgut Lohm II besaß, erbaute 1740 das etwas größere barocke Gutshaus Lohm II am südlichen Ortseingang. Auch dieses Herrenhaus ist erhalten, ein zweistöckiges Corps de Logis mit Mansarddach und zwei kleinen Kavaliershäusern. Die aus einem Raum des Herrenhauses Lohm II 1968 geborgene Leinwandtapete mit Rokoko-Malereien ist heute Bestandteil der Raumdekoration des Schlosses Friedrichsfelde in Berlin; im Herrenhaus Lohm II wurde jüngst eine Kopie angebracht.

Aus Lohm stammen auch die beiden Domherren zu Havelberg, Caspar Joachim von Kröcher[6] und Hans Ernst Wilhelm von Kröcher (* 1755; † 1798), Vater und Sohn. Sie begannen ihre standesgemäße Karriere auf dem Adelsinternat der Ritterakademie Brandenburg.

Die Familie von Kröcher konnte Lohm II nur bis 1924 halten und verkaufte es an die Deutsche Kultur- und Siedlungsgesellschaft in Berlin. Letzter Vertreter war der General Adolf von Kröcher (* 1846; † 1922).[7] Das Restgut Lohm II mit der geringen Größe von 175 ha[8] gelangte an den Potsdamer Polizeipräsidenten Wilhelm Graf von Wedel und nach dessen Tod 1941 käuflich an den Bauunternehmer Friedrich Kotzbau, der im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet wurde. Die letzte Besitzerin von Lohm I, Ella von Kröcher, geborene Freiin von Münchhausen (1875–1965),[9] wurde 1947 durch die Bodenreform enteignet und aus Lohm ausgewiesen. Das Herrenhaus Lohm I wurde nach 1945 mit Mietwohnungen und öffentlicher Nutzung (Kindergarten) belegt; 2016 wurde es an ein Architektenpaar verkauft, das eine Sanierung beabsichtigt.[10] Lohm II war nach 1945 bis 2002 Schule und wurde 2009 an ein Ehepaar verkauft, welches das Haus saniert hat, es für Veranstaltungen vermietet und in den Kavalierhäusern eine Pension betreibt.[11]

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs hielt ein Zug auf dem Bahnhof Zernitz, mit dem jüdische Frauen und Mädchen aus dem KZ Theresienstadt nach Hamburg gebracht werden sollten. Der Zug wurde von alliierten Tieffliegern beschossen, viele Frauen versuchten sich zu verstecken, wurden verwundet oder erschossen. Einige wurden von Einwohnern versorgt, bevor sie von SS-Mannschaften zusammengetrieben und wieder in die Waggons verfrachtet wurden. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Für die 48 Toten der Luftangriffe wurde 1945 Am Bahnhof eine Ehrengrabanlage mit zwei Gedenksteinen errichtet, von denen einer an die jüdischen Häftlinge und der zweite an den jüdischen Rechtsanwalt Theodor Steigerwald erinnert, der hier 1947 an den gesundheitlichen Schäden seiner erlittenen Verfolgung verstarb.

Zernitz und Lohm gehörten bis 1952 zum Kreis Ostprignitz im Land Brandenburg. 1952 wurden beide in den neu gebildeten Kreis Kyritz im DDR-Bezirk Potsdam eingegliedert. Seit 1993 liegen sie im brandenburgischen Kreis Ostprignitz-Ruppin.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1875 1910 1939 1946 1950 1971 1990 1995 1996 1997 2000 2005 2010 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Zernitz 0597 0663 0674 1.163 1.148 0890 0845 0823 0816
Lohm 272 205 304 565 579 390 297 264 257
Zernitz-Lohm 1.058 1.027 0977 0916 0873 870 864 870 894 911 897
  • Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[12][13][14] ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung von Zernitz-Lohm besteht aus zehn Gemeindevertretern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[15]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Wählergruppe Zernitzer Sportverein 60,3 % 6
Bündnis 90/Die Grünen 28,8 % 3
CDU 10,9 % 1

Bürgermeister

  • 1998–2014: Jörg Kusserow[16]
  • seit 2014: Sigrid Schumacher (Bündnis 90/Die Grünen)[17]

Schumacher wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 84,4 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[18] in ihrem Amt bestätigt.[19]

Wappen

Das Wappen wurde am 2. September 2013 genehmigt.

Blasonierung: „Geteilt von Rot und Silber über silbernem Wellenschildfuß mit acht Wellen, oben acht schräglinke silberne Eichenblätter, unten eine zweibogige rote Steinbrücke mit achtfenstrigem gemauertem Geländer.“[20]

Dorfkirche Zernitz

Sehenswürdigkeiten

In der Liste der Baudenkmale in Zernitz-Lohm stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.

Verkehr

Zernitz-Lohm liegt an den Landesstraßen L 14 von Kyritz nach Großderschau und L 141 von Breddin nach Neustadt (Dosse). 5 km östlich der Gemeinde verläuft die B 5, 10 km südöstlich die B 102. Die nächste Autobahn-Anschlussstelle ist Neuruppin an der A 24 Berlin–Hamburg und liegt etwa 30 km östlich von Zernitz-Lohm.

Von 1846 bis 1995 war der Bahnhof Zernitz an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg für den Personenverkehr in Betrieb.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Ina-Lyn Reif: Die zwei Herrenhäuser in Lohm. In: Schlösser und Gärten der Mark, Heft Nr. 127, Deutsche Gesellschaft, Berlin 2013.
Commons: Zernitz-Lohm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Zernitz-Lohm. (Memento des Originals vom 5. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg.
  3. Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997. StBA.
  4. Jubel-Fest der Familie v. Kröcher. In: Herold Verein Berlin. Redakteur Ad. M. Hildebrandt (Hrsg.): Neue Preußische Zeitung. XVIII Auflage. Juli/August 1887, Nr. 7/8. In Kommission bei Carl Heymanns Verlag, Berlin 1887, S. 88 (google.de).
  5. Karl Friedrich Klöden: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts der Herren von Kröcher. Zweiter Abschnitt, Stellentins Linie. Julius Sittenfeld, Berlin 1852, S. 133–134 (uni-duesseldorf.de).
  6. August Hennig von Kröcher: Geschichte des Geschlechts von Kröcher. In: Familien-Chronik. Sechszehnte bis einundzwanzigste Generation Auflage. Zweiter Theil. Funfzehntes bis Neunzehntes Jahrhundert. Vierte Abtheilung, Geschichte des Geschlechts von Kröcher vom Anfang des achtzehnten Jahrhunderts bis in die neueste Zeit. Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), Berlin 1864, S. 246–250 (uni-duesseldorf.de).
  7. Ernst Seyfert: Niekammer’s Güter-Adressbücher. VII. Provinz Brandenburg. 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe. Handbuch der Königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf grund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB Reihe von Paul Niekammer. Zweite, völlig umgearbeitete u. stark vermehrte Auflage. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Ost-Prignitz. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 10. Februar 1914, S. 94–95 (martin-opitz-bibliothek.de).
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer`Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch, Leipzig 1929, S. 74 (martin-opitz-bibliothek.de).
  9. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1975. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe des GHdA von 1951 bis 2015. Band XIII, Nr. 760. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1975, DNB 750440643, S. 339.
  10. Website Gemeinde Zernitz-Lohm
  11. Website Schloss Lohm
  12. Landkreis Ostprignitz-Ruppin. (PDF) Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005, S. 26–29
  13. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  14. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  15. Ergebnis der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 (Memento des Originals vom 18. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlergebnisse.brandenburg.de
  16. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Memento des Originals vom 13. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlen.brandenburg.de
  17. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 24. Juni 2014 (Memento des Originals vom 9. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlen.brandenburg.de
  18. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
  19. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 (Memento des Originals vom 8. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wahlen.brandenburg.de
  20. Wappenangaben. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg.