Zentralgefängnis von Orjol
Das Zentralgefängnis von Orjol ist ein Gefängnis in der zentralrussischen Stadt Orjol.
Geschichte
Es wurde im Jahr 1840 erbaut, zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt und war eines der größten Gefängnisse im zaristischen Russland.
In der Sowjetunion diente das Gefängnis der Geheimpolizei NKWD als Isolationsgefängnis für mindestens 5.000 politische Gefangene. Im Zweiten Weltkrieg ermordeten auf Josef Stalins Befehl vor dem Rückzug der Roten Armee Sondereinheiten des NKWD am 11. September 1941 im Medwedewer Wald bei Orjol 157 Gefangene, darunter Olga Kamenewa, die Witwe von Lew Kamenew und Schwester von Leo Trotzki, Marija Spiridonowa und Erich Birkenhauer.[1]
Eine Woche später wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt. Von Oktober 1941 bis Juni 1943 diente das Gefängnis als Konzentrationslager.
Nach der Rückeroberung durch die Rote Armee wurde das Gefängnis nach Kriegsende als Kriegsgefangenenlager genutzt. Die Bedingungen für die Gefangenen waren weiter unmenschlich. So wurde z. B. der dort internierte General der Panzertruppe Dietrich von Saucken aufgrund seiner Unnachgiebigkeit von Untersuchungsbeamten des sowjetischen Ministeriums für Staatssicherheit so schwer misshandelt, dass er später auf einen Rollstuhl angewiesen war.
Bekannte Gefangene
- Maria Spiridonowa
- Fritz Noether
- Warwara Jakowlewa
- Dietrich von Saucken (als sowjetischer Kriegsgefangener)
- Michael Kitzelmann (während der deutschen Besatzung)
- Christian Rakowski (1941)
- Olga Kamenewa (1941)
- Jan Kwapiński
- Felix Dserschinski (1915–16)
- B.P. Schadanowski (1912–14)
- Grigori Kotowski (1910)
- A.A. Litkens (1908–09)
- G.I. Matiaschwili (1915–16)
- Gawriil Mjasnikow (1914–1917)
- Olha Taratuta (1921)
Literatur
- Гернет, Михаил Николаевич, История царской тюрьмы, 3 изд., т. 15, М., 1960-63 г.
- Дворянов В. Н., В сибирской дальней стороне (Очерки истории царской каторги и ссылки, 60-е годы XVIII в. — 1917 г.), Минск, 1971 г.
- Максимов С. В., Сибирь и каторга, 2 изд., ч. 1-3, СПБ, 1891 г.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Hilger: "Tod Den Spionen!": Todesurteile sowjetischer Gerichte in der SBZ/DDR und in der Sowjetunion bis 1953, Ausgabe 51 von Berichte und Studien, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden, 2006, ISBN 3899712862, Seite 58-59Online
Koordinaten: 52° 58′ 45,5″ N, 36° 3′ 55,2″ O