Wilhelm Sebaldt

Karl Friedrich Wilhelm Sebaldt (* 2. September 1803 in Coburg; † 22. Mai 1872[1] in St. Wendel) war ein deutscher Regierungsassessor, Richter und Regierungspräsident.[2]

Leben und Wirken

Als Sohn von August Sebaldt geboren, einem sachsen-coburgischen Beamten, der ab 1816 als Mitglied einer Landescommission in St. Wendel bei der Regierung des Fürstentums Lichtenberg tätig war, nahm Wilhelm Sebaldt nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung und Beendigung eines Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg[3] im Jahre 1824 seine erste berufliche Tätigkeit als Advokat-Anwalt in St. Wendel auf. Am 28. Mai 1825 wurde er dort mittels Dekret zum Referendar und provisorischen Ergänzungsrichter bestellt.[4] 1832 erhielt er dann erst seine Anstellung als Regierungsassessor und wurde im Anschluss daran zum Richter ernannt.[5] Nachdem das Fürstentum Lichtenberg vom Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld per Staatsvertrag vom 31. Mai 1834 an Preußen veräußert worden war, trat Wilhelm Sebaldt im Jahr 1835 in den preußischen Staatsdienst ein.[5] Ab 1844 wurde Sebaldt dann als Regierungsrat sowie als Justitiar[4] in der Trierer Regierung eingesetzt, bevor er dort als Leiter die Abteilung des Innern übernahm. Im Revolutionsjahr 1848 sympathisierte er zunächst noch mit der revolutionären Bewegung, wurde dann aber für den Zeitraum vom 10. Mai bis zum 15. August 1848 als kommissarischer Oberbürgermeister und Landrat von Trier bestellt.[5]

1849 erhielt er dann gegen den Widerstand der Bevölkerung seine Ernennung zum Regierungspräsidenten. Nachdem es zu ersten Konflikten zwischen Militär und Bevölkerung gekommen war, suchte Sebaldt die revolutionären Bestrebungen im Volk durch die als Warnung zu verstehende Aufforderung, den sogenannten Lumpenerlaß, zu unterdrücken.[5] Nach Bernkastel, Wittlich und Bitburg ließ er im November 1849 Truppen gemeinsam mit Regierungskommissaren schicken, Presse, Vereine, Beamte und den Klerus ließ er überwachen. Nach der Entdeckung der römischen Villa von Nennig 1852 hatte er als Regierungspräsident einigen Anteil an deren Sicherung durch Übergang in staatlichen Besitz.[6] Als Sebaldt auf Willkür basierend versuchte, Einfluss auf Wahlen im Jahr 1855 zu nehmen, stieß er erstmals auf die Missbilligung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz Hans Hugo von Kleist-Retzow. Nachdem man ihm vorgeworfen hatte, gemeinsame Sache mit den Konstitutionellen zu machen anstatt die Kräfte der Konservativen zu bündeln, stellte man ihm Konstantin von Gaertner als Leiter der Abteilung des Innern zur Seite.[5] Wilhelm Sebaldt trat 1863 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand. Er verbrachte seine „alten Tage“ wiederum in St. Wendel, wo er „nach mehrwöchentlichen, schweren Leiden“ verschied und beigesetzt wurde.[7]

Familie

Wilhelm Sebaldt war seit 1825 mit der St. Wendeler Bürgertochter Anna Katharina, geb. Demuth verheiratet; aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor.[8]

Ehrungen

Literatur

  • Heinz Monz (Hrsg.), Heinz-Günther Böse (Autor): Sebaldt, Karl Friedrich Wilhelm, In: Trierer Biographisches Lexikon, WVT Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2000, ISBN 3-88476-400-4, S. 428.
  • Gaby Huch (Autorin): Zwischen Ehrenpforte und Inkognito: preußische Könige auf Reisen, Quellen zur Repräsentation der Monarchie zwischen 1797 und 1871, (2 Halbbände), ISBN 978-3-11-040915-4, Karl Friedrich Wilhelm Sebaldt, S. 548[11]
  • Karl Breuer (Verfasser): Ursachen und Verlauf der Revolution von 1848/49 im Moseltale und seinen Randgebieten, Dissertation 1921[12]

Einzelnachweise

  1. Kalender für den Preußischen Volks-Verein 1872. Hrsg. von Otto Goedsche. Jg. 10. 2. Aufl. Verlag Otto Goedsche, Berlin [1872], S. 271 (unter der Rubrik Preußens Todtenschau. Vom Juni 1871 bis 1872): Seebaldt, Reg.-Präs. a. D., † 22. Mai in St. Wendel, 68 J. (online bei Google Books).
  2. Manfred Jehle (Hrsg.): Die Juden und die jüdischen Gemeinden Preussens in amtlichen Enquêten des Vormärz: Enquête des Ministeriums des Innern und der Polizei über die Rechtsverhältnisse der Juden in den preußischen Provinzen 1842–1843 [...] (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. Band 82). Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-11-096688-6, S. 521 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Immatrikulation als 17-Jähriger am 27. Oktober 1820 in Heidelberg: Die Matrikel der Universität Heidelberg. 5. Teil: Von 1807–1846. Hrsg. von Gustav Toepke. Heidelberg 1904, S. 196 Nr. 168 (online bei Heidelberger historische Bestände – digital).
  4. a b Wilhelm Sebaldt (Hrsg.): Herzogl.-Sachsen-Coburg-Saalfeldisches Regierungs- und Intelligenzblatt: 1825. Ahl, 1825 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b c d e Heinz-Günther Böse (Autor): Sebaldt, Karl Friedrich Wilhelm, In: Heinz Monz (Hrsg.): Trierer Biographisches Lexikon, WVT Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2000, ISBN 3-88476-400-4, S. 428
  6. Jürgen Merten: Friedrich Wilhelm IV. und das römische Mosaik von Nennig an der Obermosel. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 42 (2010), S. 98–112, passim (online als PDF bei heiJOURNALS).
  7. Kölnische Zeitung. Nr. 142 vom 23. Mai 1872 (Erstes Blatt), S. (3) (online bei Zeitungsportal NRW); – Max Müller: Die Geschichte der Stadt St. Wendel von ihren Anfängen bis zum Weltkriege. Verlag St. Wendel, St. Wendel 1927, S. 345.
  8. Hans Klaus Schmitt: Die Brautwerbung um Demuths Kathchen. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 13 (1969/70), S. 148–150, mit S. 8 (Korrektur der falschen Bildunterschrift von S. 148) (online als PDF bei www.landkreis-st-wendel.de).
  9. Allgemeine Zeitung (München). Nr. 310 vom 6. November 1855, S. 4958 unter Personal-Nachrichten (online bei Google Books).
  10. Allgemeine Zeitung (München). Nr. 300 vom 27. Oktober 1861, S. 4898 unter Personal-Nachrichten (online bei Google Books).
  11. 373. Zirkularverfügung des Präsidenten der Regierung zu Trier, Karl Friedrich Wilhelm Sebaldt in der Google-Buchsuche
  12. Karl Breuer (Verfasser), Ursachen und Verlauf der Revolution von 1848/49 im Moseltale und seinen Randgebieten, Dissertation 1920