Verzauberter April (Film)

Film
Titel Verzauberter April
Originaltitel Enchanted April
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch, Italienisch, Deutsch
Erscheinungsjahr 1991
LĂ€nge 101 Minuten
Stab
Regie Mike Newell
Drehbuch Peter Barnes
Produktion Ann Scott
Musik Richard Rodney Bennett
Kamera Rex Maidment
Schnitt Dick Allen
Besetzung

Verzauberter April (Originaltitel Enchanted April) ist eine britische Tragikomödie von 1991 unter der Regie von Mike Newell. Peter Barnes’ Drehbuch beruht auf einer Novelle von Elizabeth von Arnim aus dem Jahr 1922. Die Hauptrollen sind besetzt mit Miranda Richardson, Josie Lawrence, Polly Walker und Joan Plowright, die vier Frauen spielen, die sich im Monat April auf einer abgelegenen italienischen Insel in ein Schloss einmieten, um ihr bisheriges Leben Revue passieren zu lassen und darĂŒber nachzudenken, wie es weitergehen soll. Das Filmplakat pries den Film mit den Worten an: „Stellen Sie sich vor, Sie sind im Paradies und tun das, wovon Sie schon immer trĂ€umten.“[1]

Der Film erhielt drei Oscarnominierungen, wurde mit zwei Golden Globes ausgezeichnet und fĂŒr einen weiteren nominiert.[2]

Handlung

Lottie Wilkins, die in den 1920er-Jahren in London lebende Frau eines langweiligen und selbstzufriedenen Anwalts, entdeckt in der Times folgende Anzeige: „FĂŒr diejenigen, die Glyzinien und Sonnenschein schĂ€tzen. Kleines mittelalterliches italienisches Schloss am Ufer des Mittelmeers, möbliert zu vermieten fĂŒr den Monat April.“ Lottie fĂŒhlt sich von der Offerte sofort angesprochen. Um sich diesen Urlaub jedoch leisten zu können, braucht sie die Hilfe weiterer Frauen. Ihre Nachbarin Rose Arbuthnot, ebenso wie Lottie gefangen in einer eher lieblosen Ehe, lĂ€sst sich schnell ĂŒberreden mitzukommen. Zwei weitere Frauen finden Lottie und Rose, indem sie eine Anzeige schalten, auf die sich nur wenige Frauen melden. Zwei scheinen geeignet zu sein: Einmal Mrs. Fisher, eine schon Ă€ltere, aber sehr beeindruckende Grande Dame, die in ihrer viktorianischen Jugend mit bedeutenden Menschen zusammenkam, spĂ€ter aber immer spröder und griesgrĂ€miger wurde. Die andere ist Lady Caroline, eine strahlende Schönheit mit dunklen Augen, die einer der reichsten Familien Londons entspringt, des gesellschaftlichen Trubels und der unaufhörlichen Aufmerksamkeit der MĂ€nner aber ĂŒberdrĂŒssig ist.

Lottie fĂŒhlt sich von ihrem Ehemann, der ziemlich geizig ist, unterdrĂŒckt. Rose ist mit einem Romanautor verheiratet, der ein Doppelleben fĂŒhrt, da er seine eher schwĂŒlstigen Liebesromane unter einem Pseudonym schreibt und niemand wissen soll, dass er dahintersteckt. GegenĂŒber Lottie gibt sie irgendwann zu, dass sie ihren Mann verabscheue. Lady Caroline hingegen ist gelangweilt von den geldgierigen MĂ€nnern in ihrem Umkreis und Mrs. Fisher lebt in einer Welt von BĂŒchern, die von MĂ€nnern geschrieben wurden, die sie teils persönlich kannte.

Die vier sehr unterschiedlichen Frauen brauchen einige Tage, um sich aneinander zu gewöhnen, wobei ihnen ihr traumhaft gelegenes Domizil eine große Hilfe ist. Nachdem sie sich jedoch langsam öffnen und einander nĂ€herkommen, sind die GesprĂ€che, die sie miteinander fĂŒhren, ĂŒberraschend offen und wertvoll in vielerlei Hinsicht.

Als die Zeit im April sich langsam dem Ende nĂ€hert, treffen auch die MĂ€nner von Rose und Lottie ein, zudem schaut der Vermieter des Anwesens, George Briggs, vorbei. In der neu gefundenen Harmonie sind auch mit den MĂ€nnern GesprĂ€che möglich, die zuvor so nicht möglich gewesen wĂ€ren und außerhalb der Vorstellungskraft der Frauen lagen. Die neu gewonnene Lebensfreude in einer traumhaften Umgebung hat ihre Wirkung nicht verfehlt.

Produktion

Drehorte

Gedreht wurde unter anderem im Castello Brown (ehemals Castello di San Giorgio) in Portofino in Ligurien in Italien, sowie in der Stadt Portofino, zudem in London in England. Das Castello diente der Autorin Elizabeth von Arnim seinerzeit als Inspiration fĂŒr ihre Geschichte.[3] Produziert wurde der Film von BBC Films, Miramax und Greenpoint Films.

Veröffentlichung, Erfolg

Premiere hatte der fĂŒr die BBC erstellte Film am 6. November 1991 im Vereinigten Königreich auf dem BFI London Film Festival, am 5. April 1992 war er erstmals im britischen Fernsehen zu sehen. In den Vereinigten Staaten wurde er am 24. April 1992 auf dem USA Film Festival vorgestellt, am 31. Juli kam er in Los Angeles und in New York City in die Kinos. In Kanada war er im September 1992 einer der BeitrĂ€ge auf dem Cinefest Sudbury International Film Festival. In Schweden und in Australien wurde der Film im Dezember 1992 veröffentlicht. 1993 erfolgte eine Veröffentlichung in folgenden LĂ€ndern: Argentinien, Frankreich, SĂŒdkorea, Spanien, Japan, DĂ€nemark, in den Niederlanden und in China, dort auf dem Internationalen Filmfestival Shanghai. In Deutschland startete Verzauberter April am 8. April 1993 in den Kinos.

In Finnland und Portugal war der Film 1994 und in Ungarn 1995 erstmals zu sehen. Veröffentlicht wurde die Tragikomödie zudem in Brasilien, Bulgarien, Griechenland, Israel, Italien, auf den Philippinen, in Polen, RumÀnien, Serbien, in der Sowjetunion und in Taiwan.

Der Film wurde von Ascot Elite Home Entertainment am 19. November 2013 mit einer deutschen Tonspur auf DVD und Blu-ray herausgegeben.[1]

Am Eröffnungswochenende in den USA und in Kanada spielte die Tragikomödie 73.041 Dollar ein, der Bruttoertrag in den USA und Kanada lag bei 13.200.170 Dollar, was gleichzeitig als weltweiter Bruttoertrag ausgewiesen wird.[4][5]

Rezeption

Kritik

Der Kritiker James Berardinelli gab dem Film vier Sterne, war voll des Lobes und fĂŒhrte unter anderem aus, der Film strahle einen warmen, entspannten Zauber aus, der GefĂŒhle hervorrufe und garantiert die Stimmung verbessere. Es gebe keine versteckte Agenda, Zweck des Films sei es, ein gewisses Maß an leichter Unterhaltung zu bieten. Die wenigen MĂ€ngel, die er habe, seien so geringfĂŒgig, dass sie den Platz, sie zu beschreiben, nicht wert seien. Filmveteran Mike Newell webe mit seinem Film ein magisches Netz, das das Publikum fĂŒr den gesamten Zeitraum fessele, in dem der Kinosaal verdunkelt sei. Die schauspielerische Leistung sei ein Superlativ. Miranda Richardson könne mit ihrem Gesichtsausdruck mehr ausdrĂŒcken, als viele Schauspielerinnen dies mit Körper und Stimme könnten. Joan Plowright, die Witwe von Laurence Olivier, sei urkomisch in ihrer Rolle als pompöse Frau. Auch der Rest der Besetzung, zu der Josie Lawrence, Polly Walker, Jim Broadbent und Michael Kitchen gehören, sei ebenso gut. Verzauberter April sei in seinem Genre herausragend, ein ĂŒberragender WohlfĂŒhlfilm, der sein Publikum nicht manipuliere, unterschĂ€tze oder anderweitig tĂ€usche.[6]

In der Washington Post befasste sich der Kritiker Desson Howe mit dem Film und zeigte sich Ă€hnlich begeistert wie schon Berardinelli. Er sprach von einem entzĂŒckenden Film, einem subtilen und bewegenden Drama. Als unwissender Engel im Film sei Lawrence eine absolute Freude. Richardson, im Film treffend als enttĂ€uschte Madonna beschrieben, sei so gelassen wie eine Rose, Walker eine perfekte, selbstbesessene Schönheit mit einer Empfindsamkeit, die sie nicht nutze. Plowright, eine Theatervirtuosin, setze ihren Gehstock und ihren vernichtenden Blick mit amĂŒsanter Wirkung ein.[7]

Der Kritiker Hal Hinson hingegen war in der Washington Post völlig anderer Meinung. FĂŒr ihn war der Film trocken und langweilig wie ein Cracker. Der Film wirke wie eine Adaption von Thelma & Louise und Wisteria and Sunshine statt Kugeln und LeichensĂ€cken. Von der Handlung her biete er aber eher City Slickers fĂŒr Möchtegern-Anpasser. Alle vier Frauen seien schal und matt. Die Filmhandlung sei banal. Als Lottie und Rose seien sowohl Lawrence als auch Richardson unerbittlich altbacken.[8]

Auch der Autor Jamie S. Reich konnte dem Film selbst nicht viel abgewinnen, wenn er auch die Leistungen der Hauptdarstellerinnen lobte. So sei Polly Walker so verfĂŒhrerisch, wie es ihre Rolle verlange, und schaffe es, unwiderstehlich attraktiv zu sein, und Miranda Richardsons Darstellung sei subtil und nuanciert. Sie schaffe es, dem Material viel mehr abzutrotzen, als das Drehbuch hergebe, und sage mit ihrem Gesicht mehr, als jeder eher langweilige Dialog von Barnes es je könnte. Sie sei der Grund fĂŒr ihn gewesen, bis zum Abspann des Films durchzuhalten.[9]

Derek Winnert hingegen sah den Film deutlich positiver und meinte, er sei eine bezaubernde Version der sentimentalen Geschichte nach Elizabeth von Arnims Roman. Winnert sprach von stilvoller Schauspielerei, die die AtmosphĂ€re der Zwanziger und die eleganten Aufnahmen des Kameramanns unterstĂŒtzten. Zum Drehbuch von Peter Barnes bemerkte er, es sei brauchbar, wenn auch nicht gerade in der E.M.-Forster-Klasse, aber ansonsten sei der Film sehr schön.[10]

Margarita Landazuri schrieb bei Turner Classic Movies (TCM), die Kritiken seien so strahlend gewesen wie ein Portofino-Morgen. Auch wenn es einige griesgrĂ€mige Kritiker gegeben habe, die ein wenig ĂŒber die Substanzlosigkeit von Enchanted April geschimpft hĂ€tten, wie beispielsweise David Denby im New York Magazine, der gemĂ€kelt habe, dass es anscheinend keine bösen Menschen gebe, sondern nur Menschen, die mit schlechtem Wetter leben mĂŒssten, weshalb die meisten Menschen dem Bann des Films erlegen seien. Jami Bernard von der New York Post habe hingegen fĂŒr den Film die Worte gefunden „charmant, entwaffend und durch und durch bezaubernd“. Laut Davin Ansen von Newsweek stelle der Film eine Hommage fĂŒr Newells faszinierende Filmarbeit dar und fĂŒr den köstlichen Witz, den die hervorragende Besetzung biete. Die romantische Idylle sei stark und habe einen eigenen Zauber.[3]

Die Kritiker von Kino.de lobten seinerzeit: „Exzellent fotografiertes Drama von Mike Newell (
), das in seiner Stimmung an die Werke James Ivorys erinnert. Insbesondere Miranda Richardson und Joan Plowright, die fĂŒr ihre Leistungen mit dem ‚Golden Globe 1993‘ ausgezeichnet wurden, machen diese sanfte, unspektakulĂ€re Emanzipations-Geschichte zu einem Geheimtip fĂŒr das diesjĂ€hrige ‚Oscar‘-Rennen.“[11]

Auch die Redaktion des Filmdienstes sah den Film positiv. Dort hieß es: „Romantischer Film, der Abstand vom Alltag, NaturnĂ€he und Muße als Weg zu sich selbst beschreibt. Nuancenreich, mit hintergrĂŒndigem Humor inszeniert und ausgezeichnet gespielt. – Ab 14.“[12]

Auszeichnungen (Auswahl)

Cleveland International Film Festival 1992

  • Auszeichnung fĂŒr Mike Newell in der Kategorie „Bester Film“

Academy Awards, USA 1993

Golden Globes, USA 1993

  • Auszeichnung mit dem Golden Globe fĂŒr Miranda Richardson in der Kategorie „Beste Schauspielerin“
  • Auszeichnung mit dem Golden Globe fĂŒr Joan Plowright in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“
  • Nominierung fĂŒr den Golden Globe in der Kategorie „Bester Film“

Internationales Filmfestival Shanghai 1993

  • Nominierung fĂŒr den Golden Goblet fĂŒr Mike Newell in der Kategorie „Bester Film“

USC Scripter Award 1993

  • Nominierung fĂŒr den USC Scripter Award fĂŒr Peter Barnes (Drehbuch) und Elizabeth von Arnim (Autorin der Vorlage)

Writers Guild of America, USA 1993

  • Nominierung fĂŒr den WGA Award (Drehbuch) fĂŒr Peter Barnes in der Kategorie „Bestes Drehbuch basierend auf einer Vorlage“

Weitere Version

Der Stoff, der mehrfach fĂŒr die BĂŒhne aufbereitet wurde, wurde bereits 1935 fĂŒr die Leinwand adaptiert. Harry Beaumont fĂŒhrte in dieser Version Regie, Ann Harding war als Lottie Wilkins besetzt, Katharine Alexander als Rose Arbuthnot, Jane Baxter als Lady Caroline Dester und Jessie Ralph als Mrs. Fisher.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Verzauberter April Abb. DVD-HĂŒlle Ascot Elite
  2. ↑ The 65th Academy Awards | 1993 oscars.org (englisch)
  3. ↑ a b Margarita Landazuri: Enchanted April tcm.com (englisch). Abgerufen am 4. Februar 2022.
  4. ↑ Verzauberter April Box Office in der IMDb (englisch)
  5. ↑ Enchanted April DVD Review dvdizzy.com (englisch)
  6. ↑ James Berardinelli: Enchanted April (United Kingdom, 1992) reelviews.net (englisch). Abgerufen am 4. Februar 2022.
  7. ↑ Desson Howe: Enchanted April In: Washington Post, 7. August 1992 (englisch). Abgerufen am 4. Februar 2022.
  8. ↑ Hal Hinson: Enchanted April In: The Washington Post, 7. August 1992 (englisch). Abgerufen am 4. Februar 2022.
  9. ↑ Enchanted April – Filmstruck criterionconfessions.com (englisch). Abgerufen am 4. Februar 2022.
  10. ↑ Derek Winnert Enchanted April Classic Movie Review 9081 (englisch). Abgerufen am 4. Februar 2022.
  11. ↑ Verzauberter April kino.de. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  12. ↑ Verzauberter April. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 4. Februar 2022.