Tag des Sieges

Leuchtschrift zum 9. Mai vor dem Weißen Haus, dem Regierungssitz in Moskau (2009)
Sankt-Georgs-Band – Symbol für den Tag des Sieges und russisches Nationalbewusstsein

Der Tag des Sieges ist ein gesetzlicher Feiertag am 9. Mai in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Guernsey, Jersey, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Russland (russisch День Победы, wiss. Transliteration Den' Pobedy), Serbien und Belarus sowie am 8. Mai in Frankreich (Fête de la Victoire), Tschechien und der Slowakei. Die Ukraine gedenkt am 8. Mai der Kriegsopfer.[1] 1965 wurde dieser Feiertag in der Sowjetunion eingeführt,[2] um an den Tag des Sieges über NS-Deutschland im Zweiten Weltkrieg und damit das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zu erinnern.

Daneben steht der 8. Mai 1945 als VE-Day (Victory in Europe Day) oder Tag der Befreiung für das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Der Datumsunterschied ist durch Zeitzonen bedingt.[3]

Geschichte

Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl für die deutsche Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation. Die Wehrmacht beendete demzufolge die Kampfhandlungen gegenüber den Alliierten an allen Fronten. In Kraft trat die Kapitulation am 8. Mai. Schon vorher hatten Teile der Wehrmacht kapituliert. Allerdings verlangte der sowjetische Diktator Stalin, dass die Kapitulation in Berlin wiederholt wurde.

Die deutschen Oberbefehlshaber von Heer und Kriegsmarine, Keitel und von Friedeburg, sowie Stumpff für die Luftwaffe, unterzeichneten in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 im sowjetischen Hauptquartier Berlin-Karlshorst (Pionierschule I der Wehrmacht, heute Museum Berlin-Karlshorst) die ratifizierende Urkunde der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht. Am 9. Mai um 00:16 Uhr Ortszeit (deutsche Sommerzeit; 01:16 Uhr Moskauer Zeit) wurde die letzte Unterschrift unter das Dokument gesetzt. Daher finden bis heute in Russland und in den anderen Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) die Feierlichkeiten zum Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ am 9. Mai statt.

Durch einen Erlass vom 8. Mai 1945 wurde der 9. Mai in der Sowjetunion zunächst als „Tag der nationalen Feier – Siegesfeiertag“ zum arbeitsfreien Tag erklärt. Die erste Siegesparade auf dem Roten Platz wurde am 24. Juni 1945 abgehalten. Auch der Tag des Sieges über Japan, der 3. September, wurde ein Nationalfeiertag. Bereits am 7. Mai 1947 wurde mitgeteilt, dass der 3. September als Arbeitstag zu gelten habe. Am 23. Dezember 1947 wurde auch der 9. Mai von Stalin zum normalen Arbeitstag degradiert.[4] Zu seinem Geburtstag im Dezember 1948 wurden gar viele Kriegsversehrte in Anstalten verbracht, womit in den Städten die Kriegsfolgen nicht mehr täglich vor Augen geführt wurden.[5]

Bis 1965, als die Moskauer Siegesparade von 1945 erstmals wieder aufgenommen wurde, blieb der Tag ein stiller Gedenktag. In der UdSSR waren der 1. Mai und der 7. November, also die ideologischen Symbole des Sozialismus und der Revolution mit ihren gewaltigen Demonstrationen und Paraden wichtiger als der Siegestag.[4] Die Slawistin Nina Tumarkin analysierte den Wandel des Tages zu Breschnews Zeiten als Notwendigkeit für das politische System, dies aufgrund der schleichenden Entwertung des Lenin-Kults: Ein Kult des „Großen Vaterländischen Krieges“ sollte die Oktoberrevolution als Legitimationsmythos des Einparteistaats ersetzen.[5][6] Landesweit wurden Denkmäler errichtet und die Erinnerungskultur sakralisiert.[7][6]

1975 wurde auf Beschluss des ZK der SED nach sowjetischem Vorbild der Tag des Sieges auch in der DDR als arbeitsfreier Feiertag begangen. Auf diese Weise wurde des runden Jubiläums (30. Jahrestag) der bedingungslosen Kapitulation gedacht, obwohl der Tag der Befreiung bereits seit 1967 als arbeitsfreier Feiertag abgeschafft war.

Nach 1985 kamen historische Fakten zutage, welche beispielsweise die zuvor zelebrierte „Rettung der Freiheit Europas“ und andere Narrative in Frage stellten. Vor allem Stalindenkmäler wurden gestürzt. Nachdem auch die jeweilige Militärparade am 7. November abgeschafft worden war, gab es von 1991 bis 1995 auch in Russland keinerlei Paraden mehr. Im Jahr 1995 wurde erstmals wieder eine Parade abgehalten, jedoch ohne die Demonstration von Militärtechnik. Dabei blieb es bis ins Jahr 2008.[8]

In den siebziger und achtziger Jahren sei der 9. Mai noch «mit Tränen in den Augen» und sehr individuell begangen worden, so der Publizist und Hochschuldozent Sergei Medwedew. Unter Putin habe er sich „zum Taktgeber für die schleichende Militarisierung der Gesellschaft und zum Dreh- und Angelpunkt einer Ersatzideologie“ entwickelt, welche auch der Legitimierung Putins diene. «Moschem powtorit» – «Wir können (es) wiederholen» – schrieben manche Russen auf ihre Autos; der Kult und die Heroisierung der Vergangenheit sage viel aus über Gegenwart und den (fehlenden) Zukunftsglauben im heutigen Russland, schrieb die NZZ.[9]

Boris Schumatsky nannte es einen „propagandistischen Missbrauch des Krieges“ und in Putins Russland gehe dieser sogar noch weiter als in der Sowjetunion. Der «Grosse Vaterländische Krieg» rechtfertigte das Regime des Kremls und nun den Krieg gegen die Ukraine. Auf die «öffentliche Diffamierung von Tagen der Kriegsehre» steht seit 2014 eine Strafe von bis zu einem Jahr Lagerhaft.[10] Mit dem allmählichen Verschwinden der Veteranen werde mit dem 9. Mai und in der Schule der jungen Generation Krieg nicht als Schmerz, sondern als Grund, stolz zu sein, vermittelt.[11] Die von Präsident Putin überraschend im Januar 2020 angestoßene Verfassungsänderung beinhaltet einen Abschnitt, welcher die „Verteidigung der Wahrheit über den Krieg“ zum Thema hat; das Vertreten einer Abweichung vom offiziellen Geschichtsbild wird damit zu einem Verstoß gegen das Grundgesetz. Bei der Absage der Parade 2020 sprach Putin von einem „heiligen Datum“.[12]

Aufgrund der weltweiten COVID-19-Pandemie wurden alle Militärparaden zum 75. Jahrestages abgesagt, bis auf die in der belarussischen Hauptstadt Minsk, die regulär stattfand.[13] Russland holte die Parade aufgrund politischer Dringlichkeit am 24. Juni nach.[14]

Belarus

In der belarussischen Hauptstadt Minsk wurde der 75. Jahrestag mit der traditionellen Militärparade mit mehreren tausend Soldaten und Zuschauern gefeiert, ohne die in vielen Staaten praktizierten Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus wie Mundschutz oder Abstandhalten einzuhalten, was von der Weltgesundheitsorganisation sowie von Putin kritisiert wurde.[15] Sie war die einzige Militärparade an diesem Tag weltweit.[13] „Der Feiertag ist uns heilig“, sagte Präsident Aljaksandr Lukaschenka in seiner Ansprache.[13]

Deutsche Demokratische Republik

Zum 30. Jahrestag des Kriegsendes im Jahr 1975 wurde einmalig der 9. Mai vom Zentralkomitee der SED zum arbeitsfreien Feiertag erklärt, ansonsten wurde wie in der Bundesrepublik Deutschland am 8. Mai mit dem Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus[16] dem Tag der Befreiung gedacht, der 1950 auf Beschluss der Volkskammer als Feiertag eingeführt wurde und besonders die Bedeutung der Roten Armee am Kriegsende in Deutschland hervorgehoben, während der Beitrag der westlichen Alliierten dazu weniger Beachtung fand. 1967 wurde im Zuge der Einführung der Fünf-Tage-Woche der Tag zusammen mit anderen Feiertagen wieder zum Werktag. 1985 wurde zum 40. Jahrestag noch einmal der 8. Mai als echter Feiertag begangen; vgl. Feiertage in der DDR.

Bundesrepublik Deutschland

Seit 2008 organisiert die Berliner VVN-BdA gemeinsam mit verschiedenen antifaschistischen Gruppen am 9. Mai Volksfeste in Berlin-Treptow in der Nähe des Sowjetischen Ehrenmals. Am Ehrenmal werden Kränze niedergelegt und Besucher besteigen den Sockel der Statue, um dort Blumen zum Gedenken an die Gefallenen zu hinterlassen.

Es gibt Führungen zum Ehrenmal und ein deutsch-russisches Kulturprogramm mit verschiedenen Musikdarbietungen. 2010 reisten Besucher aus Russland via Tagesausflug an, und im russischen Fernsehen wurde live via Satellit von der Feier berichtet. In deutschen Medien fand das Ereignis jedoch kaum Erwähnung.[17]

Russische Föderation

Veteranen feiern im Gorki-Park
T-14 Armata Kampfpanzer am Tag des Sieges, 2016

Vom ersten Tag seiner Regierungszeit an brachte Wladimir Putin sowjetische Symbole zurück. Neu war, dass ein Präsident über die Opfer seiner eigenen Familie sprach. Der Tag des Sieges sollte ein Symbol der Einheit werden, speziell nach der für Putin beängstigenden Orangen Revolution in der Ukraine.[18] Beginnend mit dem 60. Jahrestag im Jahre 2005 wurden die Feierlichkeiten wieder aufgenommen, wobei die sowjetische Symbolik des roten Sterns zunehmend durch die Farben der russische Fahne und des Sankt-Georgs-Band ersetzt wurden. Das Tragen des schwarz-orangen Bandes hat sich als Zeichen der Anteilnahme an dem Ereignis in Russland weithin verbreitet. Auch die Tradition der Militärparade wurde, wenn auch vorerst in kleinerem Umfang als zu Sowjetzeiten, wieder aufgenommen. Sie verlief von der nördlichen Ringstraße sowie Twerskaja-Straße kommend, trifft am Majakowskaja-Platz zusammen und führt die Twerskaja hinunter zum Roten Platz. Am 9. Mai 2008 fuhren dort zum ersten Mal seit dem Zerfall der Sowjetunion wieder Panzer, Kampfflugzeuge und Interkontinentalraketen vom Typ Topol-M auf.[19] Nach der Parade gehen die Feierlichkeiten im Gorki-Park weiter, der auch ganzjährig als Freizeit- und Vergnügungszentrum genutzt wird. Veteranengruppen der verschiedenen Frontabschnitte des Krieges treffen dort zusammen, werden bewirtet, stehen für Gespräche zur Verfügung und feiern. Auf zwei Bühnen wird zudem ein Live-Musik-Programm präsentiert. Mit dem Frühlingseinzug ist der Park mit Blumen reichlich geschmückt, und mit verschiedenen Kirmes-Angeboten hat sich das Fest auch zum Anziehungspunkt für junge Familien entwickelt.

Die Siegesparade wurde mehr und mehr zu einem Propagandainstrument. Der Sieg von 1945 sollte die Aggressionspolitik nach 2014 rechtfertigen, so Kommentare im Jahr 2019; einer verwendete das Wort Sieges-Wahn, respektive Sieges-Raserei aus einem Meme im Internet, welches im Original «победобесие» („pobedobessije“) aus einer Kombination von pobeda (dt. Sieg) und bessije (von bessy, dt. böse Geister) besteht. Die Regierung versuche schon seit 2014 mit allen Mitteln und mit Militarismus und Waffenkult, im Bewusstsein der Russen den Großen Vaterländischen Krieg mit dem Krieg in der Ukraine und in Syrien gleichzusetzen. Dazu gehöre insbesondere das Versprechen, «es» zu „wiederholen“.[20] Die Menschen würden aufhören zu verstehen, dass der Siegeskult und der Kriegskult zwei verschiedene Dinge sind. Krieg werde zu einem Spektakel, das sich kaum vom Sport unterscheiden ließe.[4] 2022 schrieb ein anderer russischer Kommentar, dass der sowjetische Triumph über Nazideutschland „zum sakralen Legitimationskern des Putin-Regimes“ geworden sei.[6][21]

65. Jahrestag

9. Mai 2010 auf dem Roten Platz
Soldaten eines US-amerikanischen Regiments, 9. Mai 2010

Am 9. Mai 2010 wurde der 65. Jahrestag des Sieges in Moskau gefeiert. Dabei nahmen erstmals auch Streitkräfte aus Frankreich, Polen, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten an der Parade auf dem Roten Platz teil. Ehemalige Republiken der Sowjetunion waren ebenfalls durch Truppen vertreten: Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Tadschikistan, Turkmenistan und die Ukraine.

Auf Seiten der russischen Streitkräfte marschierten 10.500 Soldaten auf, teilweise in historischen Uniformen. Es war damit die größte Parade in Moskau seit 1945. In 71 weiteren russischen Städten fanden ebenfalls Paraden statt, insgesamt waren etwa 100.000 Soldaten daran beteiligt.[22]

Die Parade wurde weiterhin von einer Anzahl hochstehender internationaler Würdenträger und Politiker besucht, darunter die Staatsoberhäupter Bronisław Komorowski aus Polen und Hu Jintao aus China. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel war erneut ein deutscher Regierungschef anwesend, sie verfolgte die Parade neben Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin sitzend.

Der erste Besuch eines Bundeskanzlers zur Siegesparade auf dem Roten Platz hatte im Jahr 2005 durch Gerhard Schröder stattgefunden.[23]

An militärischem Gerät wurden 159 verschiedene Kampffahrzeuge und 127 Luftfahrzeuge präsentiert. Unter den Kampfpanzern wurden auch historische Modelle wie der T-34 und SU-85 gezeigt, die eigens zu diesem Zweck restauriert worden waren. Zudem fuhr die erstmals 2008 gezeigte mobile nukleare Interkontinentalrakete Topol-M vor, die als ein Symbol für Russlands Großmachtanspruch gilt. In der Luft trugen Hubschrauber im Formationsflug zuerst die Banner der Russischen Föderation und der beteiligten Einheiten, gefolgt von einer Gruppe aus 65 Kampfhubschraubern. Im Tiefflug folgten eine Reihe aktuell im Einsatz befindlicher Flugzeuge, darunter der reaktivierte Langstreckenbomber Tu-95, das große Transportflugzeug Antonow An-124, der Überschall-Bomber Tu-160 sowie eine Reihe moderner Kampfflugzeuge, etwa die MiG-35.[24]

70. Jahrestag

Im Jahr 2015 wurde die Parade zur größten Militärparade in der Geschichte Russlands. Allerdings waren im Gegensatz zur Parade 2010 keine ehemaligen Alliierten anwesend, da durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim im März 2014 das Verhältnis Russlands zum Westen sowie nach der im westlichen politischen Umfeld vorherrschenden Rhetorik die europäische Friedensordnung zerrüttet war.[25][26] Die Russische Zeitung Wedomosti schrieb dazu, die Weltsicht der russischen Bürger sei auf den Kopf gestellt worden: „Die Propaganda instrumentalisiert den Sieg der Roten Armee über Hitler, um den heutigen Krieg in der Ukraine zu rechtfertigen.“[27]

Von 68 eingeladenen Staatsoberhäuptern waren 27 angereist, darunter der chinesische Staatschef Xi Jinping und der indische Premierminister Narendra Modi. Deutschland und die Schweiz wurden jeweils durch ihre Botschafter vertreten. Tschechiens Präsident Miloš Zeman und der slowakische Ministerpräsident Robert Fico zogen sich während der Parade zurück, sodass der zypriotische Staatspräsident das einzige Staatsoberhaupt eines EU-Staates war, das während der Parade anwesend war. Gar nicht anwesend waren die Premierminister Ungarns und Griechenlands, die in den Monaten zuvor als Russland zugetan wahrgenommen worden waren. Als die deutsche Bundeskanzlerin Merkel einen Tag später in Moskau einen Kranz niederlegte, sprach sie von den Millionen Opfern, die Russland in einem Krieg zu erbringen hatte, den die Deutschen angezettelt hatten, zugleich von der Annexion der Krim als einer „verbrecherischen Verletzung der Nachkriegsordnung“.[28]

Aktion Unsterbliches Regiment in Moskau, 9. Mai 2015
Ehrenkranz zur Feier am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow

Im Anschluss an die Siegesparade fand ebenfalls auf der Tverskaya die Aktion Unsterbliches Regiment statt, bei der etwa 500.000 Nachfahren von Kriegsveteranen jeweils ein Bild ihres Vorfahren trugen. Dazu gehörte auch Wladimir Putin, dessen Vater Kriegsteilnehmer war. Die Aktion fand darüber hinaus auch in anderen russischen Städten und mehreren Ländern statt. Trotzdem beklagen Kritiker, dass die Erinnerung immer mehr verloren ginge, dafür umso mehr „Kriegskitsch“ konsumiert werden könne.[29]

75. Jahrestag

Das gesamte Jahr 2020 war von Präsident Putin als Jahr des Gedenkens und des Ruhmes ausgerufen worden. Die Militarisierung der Gesellschaft hatte sich zum Dreh- und Angelpunkt einer „Ersatzideologie“ entwickelt, welche auch der Legitimierung Putins diene, so die NZZ.[30] Nach langem Zögern war Mitte April die Parade am 9. Mai wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt worden, dies auf die öffentliche Bitte von Veteranenverbänden an die Adresse von Präsident Putin hin. Dass sich der Kreml bei heiklen Entscheiden öffentlich bitten lässt, ist ein in der Russischen Föderation geübtes Vorgehen. Bis zur Absage war die Parade in Putins Ansprachen nie auch nur erwähnt worden.[12]

Es wurde eine Luftparade durch die Russischen Luftstreitkräfte über elf russische Städte – trotz fehlender Truppenaufmärsche am Boden – anberaumt.[31]

Die große Militärparade fand dann am 24. Juni statt, das war einen Tag vor der Abstimmung über die Verfassungsänderung, mit welcher Wladimir Putin bis 2036 im Amt bleiben könnte.

77. Jahrestag

In der Ansprache Präsident Putins war „viel Altbekanntes“ zum Krieg in der Ukraine zu hören: Die „Nato und der Westen“ wären die Schuldigen, weil sie die Zusammengehörigkeit der Ukraine und Russlands nicht anerkennen wollten.[32] Wladimir Putin bezeichnete den Einsatz der russischen Streitkräfte in der Ukraine als Präventivschlag und verglich ihn mit dem Zweiten Weltkrieg, mit den Worten: „Wie 1945 wird der Sieg unser sein“.[33]

Siehe auch

Commons: Tag des Sieges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. United Nations: Time of Remembrance and Reconciliation for Those Who Lost Their Lives during the Second World War. Abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
  2. Victory day | Russia Beyond The Headlines. 12. Februar 2014, archiviert vom Original am 12. Februar 2014; abgerufen am 20. Mai 2024.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rbth.co.uk
  3. Kapitulationserklärung: Das Papier, das den Krieg beendete. In: Der Spiegel. 8. Mai 2005, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  4. a b c Александр Рубцов: Со слезами на глазах. Люди перестают понимать, что культ Победы и культ войны — разные вещи. 9. Mai 2019, abgerufen am 9. Mai 2024 (russisch).
  5. a b Sonja Margolina: Am 9. Mai herrscht in Russland wieder der ewige Sieg – zumindest auf dem Bildschirm. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Mai 2018, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  6. a b c Sergei Medwedew: Pervertierter russischer 9. Mai - Todeskult statt Opferdenken. In: Neue Zürcher Zeitung. 6. Mai 2022, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  7. Nina Tumarkin: “History Matters: Politics of the Past in Putin’s Russia”ab Minute 9, Camden Conference 2015
  8. Jan Plamper in: Jan C. Behrends, Nikolaus Katzer, Thomas Lindenberger (Hrsg.): 100 Jahre Roter Oktober: zur Weltgeschichte der Russischen Revolution, Ch. Links Verlag, 2017, ISBN 978-3-86153-940-7, S. 279.
  9. Markus Ackeret: Russland und der Zweite Weltkrieg: Der Sieg steht im Zentrum. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Mai 2020, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  10. Boris Schumatsky: Die kleinen Diebe des grossen Sieges. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Mai 2014, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  11. Ekaterina Makhotina: Russlands 9. Mai: Der Krieg der Toten und der Krieg der Lebenden. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. Mai 2019, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  12. a b Markus Ackeret: Coronavirus in Russland: Putin verschiebt Militärparade. In: Neue Zürcher Zeitung. 16. April 2020, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  13. a b c ORF at/Agenturen red: Trotz CoV-Krise: Minsk hält weltweit einzige Militärparade ab. 9. Mai 2020, abgerufen am 9. Mai 2020.
  14. mdr.de: Militärparade in Moskau: Pomp für Putin | MDR.DE. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  15. Militärparade in Belarus: Dicht gedrängt und ohne Mundschutz. In: tagesschau.de. Abgerufen am 9. Mai 2020.
  16. Bundeszentrale für politische Bildung: Hintergrund aktuell: 8. Mai 1945
  17. Impressionen. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  18. Nina Tumarkin: “History Matters: Politics of the Past in Putin’s Russia” ab Minute 18:25, Camden Conference 2015
  19. Panzer in Moskau. n-tv NACHRICHTEN, abgerufen am 9. Mai 2024.
  20. Девятое мая как первое. Когда закончится «победобесие»? Abgerufen am 9. Mai 2024 (russisch).
  21. Russlands «Tag des Sieges»: Warum das Nazi-Narrativ für Putin Fluch und Segen zugleich ist. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  22. Russia prepares spectacular Red Square parade. 28. April 2010, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
  23. 60 Jahre Kriegsende: Eine unkriegerische Parade. 8. Mai 2005, abgerufen am 9. Mai 2024.
  24. - YouTube. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  25. Befreiung als Verpflichtung, NZZ, 9. Mai 2015; Hanns W. Maull: Über kluge Machtpolitik (Memento des Originals vom 14. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swp-berlin.org, Stiftung Wissenschaft und Politik, 14. November 2014; „Putins Machtspiele haben zudem die Grundfesten der gesamteuropäischen Ordnung zerrüttet“; Jan C. Behrends: Russland betreibt wieder sowjetische Aussenpolitik, NZZ, 14. August 2014. Die Annexion der Krim bedeute die Rückkehr Russlands zur Breschnew-Doktrin, schreibt der Historiker Jan C. Behrends. Putin verfolge eine Außenpolitik alt-sowjetischer Schule, die militärische Gewalt als zentrales Instrument begreift; Jeffrey D. Sachs: Putins gefährlicher Kurs. In: NZZ. 9. Mai 2014; „Nachkriegsordnung aus den Angeln gehoben“; Europas Alptraum-Nachbar. In: The Spectator. 8. März 2014; „brings to an end the Pax Americana and the post-Cold War world that began in 1989“; Putin hat für lange Zeit alles Vertrauen zerstört, Die Welt vom 13. Mai 2014; Was würde Willy Brandt tun?, Die Zeit, 28. November 2014; Putins Annexion der Krim wirft gleich vier europäische Abkommen über den Haufen – die KSZE-Schlussakte von 1975, die Charta von Paris 1990, das Budapester Memorandum 1994 und die NATO-Russland-Grundakte 1997. Putin hat in einem Tarnkappenkrieg europäische Grenzen verschoben. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die Sowjetunion 1975 in Helsinki erreichen wollte – die Anerkennung und Verlässlichkeit von Grenzen. Hier ist der entscheidende Unterschied zwischen Breschnew und Putin: Der eine wollte die Nachkriegsordnung zementiert wissen, der andere will sie umgraben. Breschnew wollte den Status quo, Putin möchte Revision. Deshalb war Brandts Ostpolitik mit Breschnew möglich, mit Putin steht alles dahin. Mr Putin has driven a tank over the existing world order. In: The Economist; Merkel kritisiert Russland mit deutlichen Worten. In: SRF. 1. September 2014; „Mit diesem Vorgehen verletze Russland die Grundfesten der europäischen Nachkriegsordnung, so Merkel. Ein solcher Bruch des Völkerrechts dürfe nicht ohne Folgen bleiben“; Krim-Annexion: Bundesregierung weist Putins Tempelberg-Vergleich zurück. In: Der Spiegel. 5. Dezember 2014; Während der russische Außenminister Sergei Lawrow andeutete, man müsse sich Gedanken machen, ob die europäischen Strukturen noch angemessen seien, betonte Steinmeier, Deutschland werde an den Grundsätzen der vor knapp 40 Jahren verabschiedeten Helsinki-Schlussakte festhalten. Die Prinzipien der territorialen Integrität und der Selbstbestimmung seien weder überkommen noch verhandelbar. Didier Burkhalter, OSZE-Vorsitzender: Eröffnung der parlamentarischen Versammlung der OSZE. 5. Oktober 2014; „Die Verletzungen der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Ukraine sowie die illegale Annexion der Krim durch Russland wirken sich weit über die Ukraine hinaus aus. Sie stellen das Fundament der europäischen Sicherheit in Frage, die in der Charta von Paris gestützt auf die Schlussakte von Helsinki definiert wird.“; Rede von Bundeskanzlerin Merkel im Wortlaut, Die Zeit, 17. November 2014; „Dennoch müssen wir erleben, dass es auch in Europa immer noch Kräfte gibt, die sich dem gegenseitigen Respekt und einer Konfliktlösung mit demokratischen und rechtsstaatlichen Mitteln verweigern, die auf das angebliche Recht des Stärkeren setzen und die Stärke des Rechts missachten. Genau das ist mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland zu Beginn dieses Jahres geschehen. (…) Das stellt nach den Schrecken zweier Weltkriege und dem Ende des Kalten Krieges die europäische Friedensordnung insgesamt infrage. Das findet seine Fortsetzung in der russischen Einflussnahme zur Destabilisierung der Ostukraine in Donezk und Lugansk.“;
  26. Moskauer Muskelspiele zum Jahrestag (Memento vom 12. Mai 2015 im Internet Archive), tagesschau.de, 9. Mai 2015
  27. Wedomosti zitiert von Christian Lininger in: Aus dem Gleichgewicht: Droht ein neuer Kalter Krieg?, Peter Fritz Verlag – Styriabooks, 2015, ISBN 978-3-99040-382-2, Abschnitt „Der Traum von imperialer Grösse“
  28. Christian Neef: Russland: Angela Merkel bei Weltkriegsgedenken in Moskau. In: Der Spiegel. 10. Mai 2015, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  29. Wie die Russen am „Siegeskult“ verdienen. In: handelsblatt.com. 8. Mai 2015, abgerufen am 10. Mai 2015: „Viele in Russland beklagen heute, dass die Kultur des Erinnerns Jahrzehnte nach dem Krieg immer mehr verloren gehe. Bisweilen nimmt das Feiern skurrile Auswüchse an: Medien berichten über Konditoreiwettbewerbe mit essbaren Figuren der Opfer des Faschismus, über Reklameaktionen mit der Symbolik des Kriegsgedenkens oder gar über Striptease-Abende zum 9. Mai, dem wichtigsten Feiertag des Landes. Russische Medien sind derzeit voll mit solchen Geschichten.“
  30. Markus Ackeret: Russland und der Zweite Weltkrieg: Der Sieg steht im Zentrum. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Mai 2020, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. Mai 2024]).
  31. Президент РФ анонсировал авиапарад в России на 9 мая. 28. April 2020, abgerufen am 9. Mai 2024 (russisch).
  32. Rede am "Tag des Sieges": Putin überrascht vor allem mit dem, was er nicht sagt. 9. Mai 2022, abgerufen am 9. Mai 2024.
  33.  Kassian Stroh: Militärparade in Moskau: Putin vermeidet weitere Eskalation. sueddeutsche.de, 9. Mai 2022, abgerufen am 9. Mai 2022.