Sumerische Königsliste
Die sumerische Königsliste (abgekürzt auch SKL) ist ein antikes sumerisches Werk, das sumerische und akkadische Herrscher aus der Zeit vom Ende des vierten bis zum Beginn des zweiten Jahrtausends v. Chr. mit Namen, Herrschaftsort und Dauer der jeweiligen Regentschaft enthält. Vermutlich diente sie dazu, die Hoheitsansprüche verschiedener Königreiche und Stadtstaaten im südlichen Mesopotamien zu untermauern. Niedergeschrieben ist sie in sumerischer Sprache auf dem Weld-Blundell-Prisma, einer Keilschrift-Tontafel. Die Abfassung der sumerischen Königsliste wird frühestens in die Regierungszeit des Utuḫengal (Ende des dritten Jahrtausends v. Chr.), spätestens in die Isin-Epoche (Anfang des zweiten Jahrtausends v. Chr.) datiert.[1]
Die Liste enthält auch einen möglichen Bezug zur Sintflut.
„The Flood swept over [the land]. After the Flood had swept over [the land] and kingship had descended from heaven [for a second time], Kish became the seat of Kingship...“
Die beschriebenen Herrscher
Die Königsliste ist eines der wichtigsten Zeugnisse zur sumerischen Geschichte und Chronologie. Problematisch ist jedoch, dass alle dargestellten Dynastien in einer chronologischen Abfolge gezeigt wurden, auch wenn die Dynastien – die sich meist nur auf Stadtstaaten oder lockere Oberhoheiten beschränkten – zum Teil gleichzeitig regierten. Ebenfalls problematisch ist das Fehlen einiger wichtiger Dynastien, wie etwa der 2. Dynastie von Lagasch mit einem so bedeutenden Herrscher wie Gudea.
Die Königslisten wurden auch während der Herrschaft der Babylonier und Assyrer fortgeführt und reichen bis in die Zeit der Arsakiden im 2. Jahrhundert v. Chr.
Die Tontafel
Überliefert liegt die sumerische Königsliste in Form des so genannten Weld-Blundell-Prismas vor. Dabei handelt es sich um einen Tonquader, dessen vier in Keilschrift beschriebene Seiten jeweils 20 cm hoch und 9 cm breit sind. Der Quader ist mittig-vertikal durchbohrt, so dass er mit einer entsprechenden Aufhängung rotiert werden konnte. Geschaffen wurde das Weld-Blundell-Prisma etwa um 1800 v. Chr. in der babylonischen Stadt Larsa am Euphrat. Es nennt die Namen der Könige, ihren Herrschaftsort und die jeweilige Dauer der Regentschaft.
Im Jahr 1922 fand die Weld Blundell Expedition die „Sumerische Königsliste“ (Weld-Blundell Prisma), die sich heute im Ashmolean Museum, Oxford, England befindet.[3]
Siehe auch
- Das Reich der Sumerer,
Sumerische Könige (Stadtstaaten):
- Liste der Könige von Kisch (1.–4. Dynastie) (um 2800 v. Chr. bis um 2380 v. Chr.)
- Liste der Könige von Uruk (1.–6. Dynastie) (um 2770 v. Chr. bis 1802 v. Chr.)
- Liste der Könige von Ur (1.–3. Dynastie) (um 2600 v. Chr. bis 2004 v. Chr.)
- Liste der Könige von Lagasch (1.–2. Dynastie) (um 2550 v. Chr. bis 2110 v. Chr.)
- Liste der Könige von Umma (um 2500 v. Chr. bis 2347 v. Chr.)
- Liste der Könige von Mari (um 2350 v. Chr. bis 1759 v. Chr.)
- Liste der Könige von Larsa (um 2025 v. Chr. bis um 1737 v. Chr.)
- Liste der Könige von Ešnunna (um 2025 v. Chr. bis um 1735 v. Chr.)
- Liste der Könige von Isin (1. Dynastie) (2017 v. Chr. bis 1794 v. Chr.)
Literatur
- Dietz-Otto Edzard: Königslisten und Chroniken. A. Sumerisch. In: Dietz-Otto Edzard u. a. (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 6: Klagegesang – Libanon. de Gruyter, Berlin 1980–1983, ISBN 3-11-010051-7, S. 77–86.
- Samuel Noah Kramer: The Sumerians. Their History, Culture and Character. University of Chicago Press, Chicago IL 1963, Appendix E gives a translation of the Sumerian King List.
- Jörg Kaula: „Nachdem das Königtum vom Himmel herabgekommen war …“. Untersuchungen zur Sumerischen Königsliste. Cuneiform Digital Library Initiative, 2016. (cdli.mpiwg-berlin.mpg.de)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dietz-Otto Edzard: Königslisten und Chroniken. A. Sumerisch. In: Dietz-Otto Edzard u. a. (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 6: Klagegesang – Libanon. de Gruyter, Berlin 1980–1983, ISBN 3-11-010051-7, S. 77–86, hier S. 80.
- ↑ Ashmolean Museum Oxford: Sumerian king list.
- ↑ Weld-Blundell Prisma. Ashmolean Museum, abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch).